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David von Kürthen Aussitzen wie die Kanzlerin Dezember
ОглавлениеWas haben Angela Merkel und ich gemein?
Keine Ahnung?!
Das dachte ich mir. Das dachte ich mir.
Augenscheinlich nichts! (lacht) Ich bin ein Mann, sportlich, niveauvoll, schlank und 1,85 groß. Ich habe eine Frisur, die die Bezeichnung „Frisur“ verdient, und trage Kleidung, die mir passt.
Also rein oberflächlich betrachtet, gibt es da nichts mit dem man uns vergleichen können.
Aha?!
Meine Güte, was sind Sie denn für ein Pinsel?! Ich dachte, Sie sind Journalist?! Da muss man doch hinter die Kulissen der äußeren Fassade schauen. Haben Sie das nicht auf ihrer Journalistenschule so gelernt? Würden Sie sich nur ein Mal die Mühe machen, dann würden Sie erkennen, dass es ganz offensichtlich größere Übereinstimmungen zwischen ihr und mir gibt. Und das sind weit aus mehr als mir lieb sind.
Aha?! Wohin gehend jetzt genau?
Dahingehend, dass ich, genau wie die deutsche Kanzlerin, Probleme die auf mich zukommen, schlicht und einfach ignoriere. Ein Verhalten, das die Kanzlerin und ich, bis zur Perfektion beherrschen.
Naturgemäß brechen die Probleme dann aber doch irgendwann über uns herein und das mit aller Konsequenz.
Aber auch das nötigt mich persönlich, ehrlich gesagt, nicht sonderlich zum Handeln. Ich verhalte mich in der Regel weiterhin so, als seien die Probleme nicht existent und sitze sie einfach aus.
So als wäre ich beim Altkanzler Kohl und Frau Merkel gleichermaßen in die Lehre gegangen.
Gott sei Dank enden hier alle Ähnlichkeiten. Politisch, menschlich und hoffentlich auch sexuell. Wenn Sie verstehen was ich meine.
Ja, ich weiß nicht. Vielleicht.
Wann haben Sie denn erfahren, dass Ihre Frau die Assistenz bei Marcello Diaz übernommen hat?
Ach Mann. Sie haben kein Talent zur Philosophie. Zu schade.
Ich hörte kurz vor Weihnachten davon.
Ich hatte zur Vernissage geladen. Das war letztlich nichts Außergewöhnliches und keinerlei Vorzeichen deuteten darauf hin, dass nach diesem Tag nichts mehr so sein würde wie vorher. Wie beinahe bei jeder der Veranstaltungen dieser Art hatte ich schon weit im Vorfeld mehrere Bilder der Künstler an diverse Sammler oder Fans verkauft. In diesem Falle waren es Bilder von der Böhm, der alten Kuh!
(Farina Böhm ist seit Jahren als frei Künstlerin weltweit sehr erfolgreich und arbeitet als Kuratorin auf Ibiza Anm. der Red.)
Donnerwetter, da hatten Sie ja eine illustre Künstlerschar um sich geschart. Weshalb war Sie denn eine „alte Kuh“?
Ach, das würde jetzt zu weit führen. Sie ist und war einfach grauenhaft. Eitel, extrovertiert und immer angetrunken. Furchtbar.
Aber was soll es. Ich machte gute Geschäfte mit ihr uns hatte, wie gesagt, schon eine Menge Bilder von ihr im Vorfeld verkauft. Und das zu Preisen, die ich persönlich als unanständig und unsachlich erachtete. Aber die wurden, so kurz vor Weihnachten, mit einer Leichtigkeit bezahlt, als gäbe es keine Wirtschaftskrise und keine Angst vor Morgen.
Das ist doch gut für Sie, oder? War das nur vor Weihnachten so oder hatten Sie eine gut gehende Galerie?
Ach doch ..., sie lief das ganze Jahr über recht gut. Vor allem aber vor Weihnachten und auf Kunstmessen. Da drehten alle völlig durch.
Um ehrlich zu sein liebe ich Kunstmessen. Waren Sie da regelmäßig?
Ich musste mich dort notgedrungen regelmäßig blicken lassen. Obwohl ich sie hasste. Eine weltweit angelegte Selbstbeweihräucherung, bei denen immer wieder die gleichen Galeristen auf ähnlich gleiche Sammler trafen.
Ich habe oft genug Aussteller auf den Messen gesehen, die mit ein und denselben Bildern jedes Jahr aufs Neue erschienen und sie wie Sauerbier anpriesen. Und das, obwohl die Schinken schon so viel Patina angesetzt hatten, dass es mir persönlich beinahe peinlich war.
Ach, das ist mir gar nicht aufgefallen. Ich habe immer wieder neue Kunstwerke gesehen.
Ach Gott ja. Sie scheinen mir ein schöner Banause zu sein. Dann sind Sie aber sehr oberflächlich darüber gegangen.
Sei es drum. Für mich war es so und so immer wieder ein Angang mich dort zu positionieren. Sie müssen sich das so vorstellen. Das waren Veranstaltungen, die sich tagelang quälend dahin zogen und deren Zähigkeit jedes einzelne Ihrer Gliedmaße malträtiere. All das fühlte sich an, wie ein erstickter Schrei, der im Hals steckenbleibt und keinen Ausweg findet. Furchtbar.
Keine schöne Vorstellung.
Tagelang irren die Besucher bis zur körperlichen Erschöpfung durch die Messehallen. Sie begutachten tausende von Bildern, von hunderten Künstlern und können sich letztlich doch nicht entscheiden. Und warum? Weil sie von Kunst keine Ahnung haben. Sondern nur Geld anlegen wollen.
Am letzten Tag aber verlieren sie dann kollektiv die Nerven, kaufen mit pochendem Herzen und getrieben von der Angst letztlich doch leer auszugehen, irgendein Bild oder eine Skulptur, zu beinahe jedem Preis. Und das mit dem abschätzenden, leicht arroganten Blick eines Kenners, der nur so lange gewartet hatte, um dann im richtigen Moment zuzuschlagen.
Ein entsetzlich blödes Spiel, bei dem die Galeristen in der Regel gewinnen.
Kommen wir noch einmal auf den Tag, an dem Sie von der Assistenz erfuhren.
Ach ja, genau. Das war, wie gesagt eine dieser grauenhaften Vernissage, die völlig überflüssig waren.
Allein der Gedanke an dieses blöde Herumgeschleiche der Besucher machte mich depressiv. Mann war das grauenhaft. Sie huldigten andachtsvoll den Bildern und Skulpturen der Künstlerin und fraßen nebenbei mein Buffet leer. Dabei trugen sie das Wappen des Lions- oder Rotarier - Clubs am Revers der stolz geschwellten Brust. Wie ein Orden der königlichen Garde.
Das alles hätte mich wirklich nicht gestört. Ich bin ein sehr toleranter Mensch, der auch dieser Spezies noch etwas abgewinnen konnte.
Aber sie lamentierten nur herum und kauften nichts. Und das machte mich sauer. Wenn Sie verstehe was ich meine.
Ach ich hasste es, unter diesen Menschen zu sein.
Katharina machte sich darüber immer lustig.
„Ich weiß, dass du das nicht gerne hörst, Schatz, aber es kann natürlich an deinem Alter liegen. Ich habe da einen ganz interessanten Artikel gelesen, dass ältere Leute mehr und mehr die Lust auf menschliche Kontakte verlieren, bis sie letztlich einsam und von niemandem beachtet, nach Wochen tot in ihrer Wohnung aufgefunden werden.“
Ich liebte ihren Humor.
Aber tatsächlich bemerkte ich mit fortschreitendem Alter, dass ich immer weniger Menschen um mich herum ertrug. Dabei war ich ja nicht einmal 50 Jahre alt und fragte mich bisweilen, wohin das führen sollte. Vor allem deshalb, weil ich ja ausschließlich während des Umgangs mit Menschen mein Geld verdiente.
War das denn schon immer so?
Ach was! Nein, nein. Mein Verlangen nach „Freunden“, die mich umgaben, hatte noch einigen Jahren vorher beinahe „facebookeske“ Züge an sich.
Aber irgendwann war ich es leid und ich hätte wirklich auf jede einzelne Party, auf jedes Abendessen und auf jedes „nette, ungezwungene Beieinandersein“, das Katharina für uns arrangierte, gut und gerne verzichten können.
„Jetzt mach nicht so ein Gesicht,“ sagte sie dann immer, "du vereinsamst mir noch. Außerdem hast du doch die perfekte Ausrede und bringst die Kinder nach Hause, wenn es dir nicht mehr passt.“ Sagte sie immer. Aber das nutzte alles nichts.
Wissen Sie, Katharina feierte gerne und beherrschte die Kunst des Smalltalks so sehr, dass ich immer davon ausging, dass sie ihre Gesprächspartner, mit denen sie nächtelang quatschen konnte, tatsächlich schon viele Jahre kannte. Aber die meisten von ihnen hatte sie gerade erst kennen gelernt. Ein Phänomen.
Ich dagegen empfand mich, neben ihr, wie ein nasser Sack Zement und fühlte mich schon nach kürzester Zeit deplatziert.
Mit den Kindern hatte ich allerdings die Gewissheit, dass ich jederzeit gehen konnte. Das war der Garant meiner Begleitung.
Wie meinen Sie das?
Sie werden lachen. Ich hatte mit unserem ältesten Sohn Georg ein Zeichen vereinbart, das ich ihm dann gab, wenn ich die Menschen nicht mehr ertrug. Diese intellektuellen Hochstapler, die permanent hochgeistigen Sondermüll von sich gaben, dessen Entsorgung bei Nacht in meinen Träumen, stattfand.
Dadurch entstand bisweilen eine Platznot in meinem Bett, die mich immer häufiger zu latenter Bettflucht zwang.
In diesen Situationen gab ich ihm das ausgemachte Zeichen. Er kam dann und sagt, dass er Bauchweh hätte und nach Hause wolle. Das zwang mich natürlich zum sofortigen Aufbruch.
Zur Belohnung fuhren wir von dort aus direkt zu McDonald.
Ob dieses Verhalten pädagogisch richtig einzustufen war, wird die Zukunft zeigen und entzieht sich heute meiner Kenntnis.
Okay. Aber jetzt erzählen Sie bitte, wie Sie von der Assistenz Ihrer Frau erfuhren.
Ach ja stimmt. Das wollten Sie ja erfahren. Sie müssen mich immer mal wieder erinnern, was Sie wissen wollen. Ich bin zuweilen sehr unkonzentriert.
Das Buffet war weitestgehend leer gegessen. Ein paar müde Salatblätter lagen, bleischwer mit Majonäse ertränkt, herum und wunderten sich nicht, dass sie niemand mehr verzehren wollte.
Die obligatorischen Bierdosenpaletten waren fast leer. Genauso wie die Galerie. Nur ein paar gut gebaute Männer mit viel zu engen Hosen und dünnen, langen Krawatten, umgarnten noch die Künstlerin. Die fühlte sich natürlich sichtlich geschmeichelt und kippte sich die Reste ihres Champagners, den ich extra für sie gekauft hatte, hinter die Binde.
Die Herren selber blieben vorerst lieber bei alkoholfreiem Bier und „Fassbrause“. Immer in der Hoffnung, ihre teuren Quarto-Droschken in Richtung Atelier oder Hotel zu lenken. Denn nichts war an solchen Abenden begehrenswerter, als die Hauptperson zu begatten. Oh mein Gott, dabei hatte die Böhm den Zenit ihrer Schönheit schon vor etlichen Jahren überschritten.
Und in diese trostlose Endzeitstimmung platzte Katharina herein.
Mir ist bis heute unklar, ob ihre Ausstrahlung wirklich so frisch und positiv war, wie sie mir in diesem Moment erschien. Vielleicht war es auch nur diese unsäglich abgestandene Langeweile, die mich empfänglich machte für ihre emotionale Frische. Es fühlte sich an, als wenn ein kühler Luftzug in einer heißen Hochsommernacht durch die Galerie wehte. Er kühlte die Seele, berührte und erregte mich und ließ mich atmen.
Doch trotz dieser Heiterkeit, die sie umwehte und mich an einen herrlichen Schwips nach einem eisgekühlten Weißwein erinnerte, trotz der Leichtigkeit die ich so gern mit ihr geteilt hätte, wurde mir schlagartig und schmerzlich klar, dass ihre enorme Lebensenergie nichts mit mir zu tun hatte. Ich war mir sicher, dass der Auslöser bei anderen, mir unbekannten Menschen zu suchen war.
Wieder singt von Kürthen. Dieses Mal einen sehr treffenden Song von Bruno Mars.
When I was your Men
It all just sounds like oh
Too young, too dumb to realize
That I should have bought you flowers
And held your hand
Should have gave you all my hours
When I had the chance
Take you to every party
Because all you wanted to do was dance
Now my baby's dancing
But she's dancing with another man
Und was sagte Ihre Frau?
„Schatz, du glaubst nicht, wen ich heute im Theater getroffen habe?!
Halte dich fest: Marcello Diaz!!!!“
Und dann umarmte sie mich unerwartet. Sie küsste mich ohne Unterlass, immer wieder aufs Neue. Wie von Sinnen. Stürmisch und leidenschaftlich. Ich sage Ihnen, das war eine wirklich skurrile Situation. Und die trostlosen Kunstjünger von Gegenüber äugten schon neidvoll herüber.
Ich bemühte ich mich, ehrlich, euphorisch in ihre Begeisterung einzustimmen. Wobei mir gänzlich unklar blieb, was an der Tatsache Marcello Diaz im Theater zu treffen so überraschend war. Vor allem dann, wenn man sich, wie Katharina, an diesem Abend mit Marcello Diaz im Theater verabredet hatte?
Aber bitte! Ich wollte nicht so sein. Und außerdem schien es mir unpassend, den Vorgang des Küssens und Umarmens zu unterbrechen. Schließlich geschah dies viel zu selten, als das ich mir dieses Vergnügen mit einer unnützen Frage hätte verderben wollen.
Für die Unterbrechung sorgte dann die Böhm.
„Nein, ich werde verrückt“, röhrte die rauchige Stimme der angetrunkenen Böhm zu uns herüber. „Marcello Diaz? DER Marcello Diaz?“
Sie stürzte windschief, quer durch die Galerie auf Katharina zu, rammte mit ihrem dicken Hintern die ein oder andere, von ihr selber hergestellte Skulptur und stand, mit wirrem Blick aber unbeschadet vor uns.
Katharina unterlies schlagartig ihr Küssen und Umarmen.
Schade.
Beide Frauen beteuerten sich nun gegenseitig ihre uneingeschränkte Hochachtung vor der Leistung des Menschen, Regisseurs und der Theaterinstitution Marcello Diaz.
Die Ausrufe der Glückseligkeit über diesen Ausnahmeregisseuren uferten dermaßen aus, dass ich mich eines Fremdschämens nicht erwehren konnte. Klar, nun erntete ich eher bemitleidende Blicke der Kunstjünger.
Aber immerhin. Jetzt gingen sie, unaufgefordert und ohne die Künstlerin.
„Und jetzt halten Sie sich fest“, hörte ich meine Frau sagen, „er hat mir eine persönliche Assistenz angeboten!“
„Das ist ja großartig!! Inszeniert er denn hier, bei uns am Theater?“ Frau Böhm nahm mir die Worte aus dem Mund.
„Nein, wo denken Sie hin? Diaz würde NIE hier bei uns inszenieren. Nein. Er hat mich eingeladen, zu sich zu kommen und in seinem Theater zu arbeiten. Ist das nicht wahnsinnig. Ich werde komplett verrückt, wenn ich mir das nur vorstelle!“
Und um ehrlich zu sein, das wurde ich auch!
„Und was haben Sie ihm gesagt?“ fragte Frau Böhm eindimensional.
Katharina stutzte. Dann schaute sie die Böhm an, als hätte sie völlig den Verstand verloren:
„Na zugesagt habe ich! Was denken sie denn?!“
„Sie sind ja großartig!“ donnerte Frau Böhm heraus und herzte meine Frau, als hätte sie selber gerade zugesagt, die Assistentin von Marcello Diaz zu werden.
Und jetzt sind wir wieder ganz nah bei Frau Merkel und der Gabe kommende Probleme auszublenden.
Anstatt, wie vom Blitz getroffen zu reagieren, berechtigte Zweifel am Verstand meiner Frau zu hegen, mit ihr darüber zu diskutieren, wie sie sich unsere nahe und mittelfristige Zukunft vorstellen würde, schwieg ich, als sei nichts geschehen?
Ich fragte nicht einmal, wo das Theater des Marcello Diaz denn sei und auch nicht, wie lange so eine Assistenz denn in der Regel ging?
Ich hätte ihr auch sagen können, dass es mich zutiefst verletzte, dass sie solch schwerwiegenden Entscheidungen traf, ohne mich vorher einzuweihen. Ich hätte gehofft, dass sie mich ins Vertrauen zieht und mit mir darüber spricht. All das wäre eine natürliche, logische Reaktion gewesen.
Letztlich hätte ich auch noch unsere Kinder mit in die Waagschale werfen können, wenn es bei dieser Entscheidung schon nicht um mich ging.
Stattdessen tätschelte ich, blöd lächelnd, ihren Hintern. Sichtlich stolz darauf mit einer solch selbstbewussten und starken Frau liiert zu sein.
Was geschah dann?
Da ich glücklicherweise noch aufräumen musste, verabschiedete sich Katharina nach einer Weile von mir. Frau Böhm, die es sich nicht nehmen lassen wollte, meine Frau noch ein Stück zu begleiten, schwanke hinter ihr her. Zum vögeln gab es ja nun nichts mehr. Die Herren waren ja gegangen.
Ich begann die Galerie aufzuräumen, Gläser in die Küche zu tragen und Bierdosen zu entsorgen. Die Verletzungen, die mir gerade brutal zugefügt wurden und Sorgen, die mich umtrieben, glitten rein äußerlich an mir ab, wie ein Tropfen Fett an einer heißen Teflonpfanne.
Ich setzte dem inneren Chaos eine äußere Ordnung entgegensetzen. Dabei sprach ich ununterbrochen mit Katharina.
Kennen Sie das? Nein?
All das, was ich ihr nicht sagen konnte oder wollte, flossen nun in unsere imaginäre Diskussion ein. Es wurde erörtert und abgehakt, für gut und für schlecht befunden, bis am Ende der Berg von Sorgen und Vorwürfen zu schrumpfen begann. Letztlich wurde er immer kleiner, bis nichts mehr übrig blieb. Außer dem Gefühl, dass alles schon „irgendwie in Ordnung“ wäre und alles ja schon immer gut gegangen sei.
Zu Hause unter der Dusche war ich endlich stolz, müde und geil. Katharinas Frische, diese ungewöhnliche Energie, die urplötzlich von ihr ausging, überstrahlte alle restlichen, negativen Gedanken.
Nicht, dass sie zuvor ohne Energie gewesen wäre. Aber diese Neue war eine völlig andere.
Es war nicht die einer Mutter, die unsere Kinder von A nach B transportierte. Nicht der Stolz beim Babyschwimmen, wenn die Kleinen sich über Wasser halten konnten, oder wenn sie unerwartet das erste Mal Mama sagten.
Nein, nein, Es war dieser pure Egoismus, diese rücksichtslose Energie, die mich so in Aufruhr versetzte. Dieses erbarmungslose Vorgehen, ohne Rücksicht auf Verluste.
Als ich unser Schlafzimmer betrat, lag Katharina im Bett und schrieb, wie so oft, irgendjemandem auf ihrem Smartphone eine SMS oder Mail.
Ich verspürte keine Lust wie sonst rücksichtsvoll zu warten bis sie fertig war sondern sagte nur:
„Bestell´ schöne Grüße von mir ...“
Dann schob ich übergangslos ihr Nachthemd behutsam aber bestimmt in die Höhe.
Ihr Körper war makellos, perfekt und wie immer ein wenig kühl. Wie so oft fragte ich mich in diesem Moment, warum wir uns so wenig Zeit dafür nahmen, miteinander zu schlafen.
Sie lachte leise und legte das Handy zur Seite.
Ich verzichtete zum ersten Mal auf das Vorspiel. Ich umarmte sie recht robust, küsste sie voller verlangen und drang sofort, erregt und überhastet in sie ein.
Scheinbar war ihr mein Vorgehen zu ungewohnt und unvorbereitet. Denn sie schaute mich überrascht und irritiert an, was mich aber nicht kümmerte. Ich wollte nicht freundlich sein. Ich wollte nicht der „Frauenversteher“ sein, der ich sonst immer war.
Ich gab mächtig Gas! Oh Mann. Das tat ich.
Bitte verzeihen Sie mir den Ausdruck, er ist mir selbst zuwider, aber ich vögelte meine Frau, egoistisch und völlig eigennützig.
Ich achtete nicht darauf, was in ihr vorging, ob sie meinem Tempo folgen konnte oder wollte. Mir war es egal, ob sie wirklich bei mir war und ob sie letztlich einen Orgasmus bekam.
Ich ließ mich nur von ihrem Stöhnen und meiner Geilheit leiten, fühlte mich stark und überlegen und kam nach einer Weile, als ich Lust dazu hatte ohne Rücksicht auf sie.
Mir lief ein wohliger Schauer über den schweißnassen Rücken.
Ich drehte mich abrupt zur Seite, lag neben ihr hörte ihren schweren Atem und fühlte mich großartig.
Endlich hatte ich die Genugtuung, wenigstens ein Stück von meiner Größe wieder erlangt zu haben, die mir heute Abend so schmerzlich verloren gegangen war.
Ich dachte nur:
Wunderbar!
Gute Nacht!
Puh. Okay also ...
... Nein, das reicht für heute. Gehen Sie jetzt.
Okay, also dann bis bald