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Katharina von Kürthen Der kleine Marcello Dezember

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Erzählen Sie uns doch, wann und wo Sie Marcello Diaz kennengelernt haben?

Oh mein Gott ja. Das war was. An dem Abend, als ich Marcello das erste Mal sehen sollte, war mir wirklich schlecht vor Aufregung. David war schon vor Stunden in die Galerie gefahren und ich war ehrlich froh, als die Tür endlich ins Schloss fiel und ich alleine war.

Obwohl, „alleine“ nun wirklich nicht der passende Ausdruck für meine Situation war. Schließlich hörte ich immer noch meine beiden Söhne Georg und Fritz, die schon lange im Bett verschwunden seinen sollten. Und dann noch diese dumme Trine von Babysitterin, die unsere Kinder einfach nicht unter Kontrolle zu bekommen schien.

Normalerweise interessierte mich so etwas damals wirklich nicht. Ehrlich! Es war mir egal. Was sollte es. Gott ja. Sie machte ihren Job, so gut es ging, wurde bezahlt und Ende der Geschichte. Hauptsache ich kam pünktlich zu meinem Termin.

Aber an diesem Abend war eben nichts „normalerweise“.

Endlich sollte ich Marcello Diaz treffen. Mein Idol, mein Vorbild, meine Hoffnung.

Wie waren Sie an herangetreten? Ich meine, Marcello Diaz war damals schon ein Superstar, den man ja nicht so einfach treffen konnte.

Ja, das stimmt. Aber ich hatte ihm damals trotzdem mein Konzept für ein Theaterstück geschickt. Mit der Bitte es zu lesen und mir die Chance auf eine Regieassistenz zu geben.

Ich dumme Kuh.

Ich war tatsächlich im kindlichen Glauben, dass es ihn so sehr begeistern würde, dass er sich umgehend bei mir meldet.

Ich wartete ich täglich auf die Post und ging, nachdem sie schon lange durch war, noch mehrmals zum Briefkasten, in der Hoffnung seinen Brief übersehen zu haben.

Aber der Briefkasten blieb leer. Er schrieb nicht zurück. Vorerst zumindest.

Das hört sich ja süß an.

Das hört sich nicht süß an, sondern echt dämlich. „Süß“ .... !!!?

Okay ich gebe zu, es ähnelt mehr dem Verhalten eines Teenagers als dem einer erwachsenen Frau. Aber was macht man nicht alles, wenn einem die Situation, in der man steckt, schon lange nicht mehr reicht.

Ja, ich wollte mehr!

Ist das eine Schande? Nein. Sicherlich nicht.

Man hatte mich früher, bevor ich David kennenlernte, als überaus begabt und sehr ehrgeizig gesehen. Und nun hing ich seit acht Jahren in der Warteschleife Mutter und Ehefrau. Das war auf Dauer für mich einfach unerträglich. Um ehrlich zu sein, ich war eigentlich immer sehr selbswusst. Ich bin einfach so erzogen worden. Aber als dann gar keine Resonanz von Marcello Diaz zurückkam, da knickte ich dann doch wirklich ein. Eine fürchterliche Zeit.

Wie verhielt sich Ihr Mann damals?

David hielt meine monatelang anhaltende und extrem grauenhafte Dünnhäutigkeit sehr souverän und gelassen aus. Eben so wie meine absolute Negativeinstellung zum Sex.

Ja, schauen Sie nicht so. Was weiß ich, wie das zusammenhängt?

Aber je mehr ich das Gefühl hatte, dass mich beruflich keiner wollte, umso mehr fühlte ich mich komplett unsexi, unerotisch und unbegehrenswert.

Eine Hausfrau eben. Anfang dreißig. Deren Hauptaufgabe es seit acht Jahren war, den Kindern die Windeln zu wechseln oder ihnen den Hinter abzuwischen. Ihnen Essen in Form von Brust oder Brei in wechselnder Reihenfolge und ganz nach Bedarf zu servieren.

Dann gingen sie in den Kindergarten und in die Schule und gönnten mir einen gewissen Freiraum. Und den versuchte ich, so gut es ging zu nutzen.

Aber letztlich blieb ich die Mutter von ... und die Frau von .....

Nichts mehr. Und das nervte mich.

Es deprimierte mich so sehr, dass mir die Lust auf Sex gänzlich vergangen war. Der mit David und der mit mir selber. Meine Unlust war so zu sagen auf dem Höhepunkt. Ha, ha! Achtung Witz!

Aber Sie waren doch schon damals recht privilegiert?!

Ja natürlich. Und es war völlig dämlich rum zu jammern, dass ich nichts „Eigenes“ hatte. Dabei hatte ich so viel Eigenes, wie ich haben wollte. Ich hatte eine eigene Familie, eigene Kinder und einen eigenen Mann. Ein eigenes Haus, ein eigener Garten und ein eigenes Auto.

Und das hatte ich mir verdammt noch mal immer genau so gewünscht. Dachte ich jedenfalls.

Mann, Mann, Mann! Ich nervte mich selber und hoffte inständig, dass diese Phase irgendwann verging und ich wieder die sein konnte, die ich eigentlich gerne gewesen wäre.

Aber wer wäre ich denn gerne gewesen? Ich machte mir doch nur etwas vor. Und das so lange, bis ich depressiv und unglücklich wurde.

Noch mal zurück zu Marcello Diaz. Wie lernten Sie ihn denn jetzt kennen.

Bitte? Ach so. Na Sie springen ja munter hin und her.

Also, an diesem Abend ging alles schief. Die Kinder spürten irgendwie meine Nervosität.

„Mama dürfen wir fernsehen?“ Fritz hatte schon seinen Schlafanzug an und den Teddy im Arm. Wenigstens etwas.

„Bist du verrückt? Weißt du, wie viel Uhr es ist?“

„Er kann doch keine Uhr lesen. Du bist unlogisch, Mama!“ verteidigte ihn Georg, den ich schon schlafend im Bett wähnte.

„NICOLE!!!“ Dieses unfähige, unförmige Ding machte mich wahnsinnig.

„Bin auf dem Klo!!“ rief sie.

Na Mahlzeit. Ich brachte die Kinder also selber ins Bett und verzog mich wieder in mein Schlafzimmer um mich für den „Auftritt“ bei Marcello Diaz herauszuputzen.

Er hatte mir dann doch noch geschrieben. Beziehungsweise Frau Sievers. Seine rechte Hand. Sie bat mich zu einem Gespräch.

Diaz wäre wohl für ein paar Stunden in unserem Theater und wolle mich „auf einen Sprung“ in der Kantine treffen. Über den genauen Grund und warum er sich in unserem Stadttheater aufhielt, ließ sie mich im Dunkeln.

Also, ich wienerte weiter, wie ein Schulmädchen an mir herum. Schließlich war es das erste Lebenszeichen meines neuen Lebens und eine riesige Chance mich zu endlich behaupten und nicht endgültig im Familienglück zu ersticken.

Dann dachte ich wieder: Jetzt übertreib mal nicht so. Ich bin glücklich mit meinen drei Männern. Ja, natürlich wäre es schön, wenn es mit Diaz klappt.

Ja, ja, ja!

Aber wenn es schief läuft, geht das Leben auch weiter. Also! Wahrscheinlich will er nur mal gucken, das ist alles.

Aber warum will er mich dann überhaupt treffen, wenn er eigentlich gar nichts von mir will? Dann sollte er mich erst gar nicht kontaktieren. Erst macht er mich verrückt und dann gibt er mir keinen Job. Der kann mich mal.

Sie verstehen, was ich meine.

Meine Gedanken drehten sich im Kreis.

Warum konnte ich nicht wenigstens ein bisschen von David haben. Bei ihm schien immer alles so einfach, als gäbe es keine Anspannung, keine Sorgen. Es fühlte sich immer so an, wie bei einem Sommerspaziergang. Luftig und leicht.

Und dann stand wieder Fritz in der Tür.

„Mama?!“

„Nicole?! Die Sitzung ist definitiv beendet. Bring die Kinder ins Bett. Jetzt!“

Fritz heulte und Nicole kam mit hochrotem Kopf und der Gala in der Hand aus der Toilette. Mein Gott, welch ein Anblick. Aber immerhin, sie verschwand mit Fritz im Kinderzimmer und ich schloss hinter mir die Tür. Noch 45 Minuten. Der Countdown lief. „Wo war der Lippenstift?“

Sehr schön! Und dann trafen Sie ihn.

Ja, in unserem im Theater. Wahnsinn. Ich hatte mich so was von rausgeputzt. Das Kleid und die Schuhe waren wie geschaffen für diesen Abend. Es war nur ärgerlich, dass ich - aus Kostengründen - auf die perfekte Handtasche verzichtet hatte.

Man sollte nie am falschen Ende sparen. Diese Weisheit wurde mir heute Abend auf den Stufen zum Theater wieder einmal schmerzlich bewusst gemacht.

.

Ich hatte auf die Begleitung sämtlicher Freundinnen ersten und zweiten Grades verzichtet und war alleine zum Theater gefahren. Ich hatte Senior Diaz in meinem Leben noch nie live gesehen. Aber ich hatte sämtliche Zeitungsausschnitte, jeden Zipfel auf dem irgendetwas über ihn stand nicht nur gelesen, sondern fein säuberlich ausgeschnitten und pedantisch katalogisiert.

Und das nicht nur in meiner Studienzeit, sondern noch viele Jahre danach, immer auf der Suche nach seinen Ideen, seinen Visionen und Intuitionen.

Sogar Georg, der noch während der Studienzeit auf die Welt kam, wollte ich Marcello nennen. Aber David zeigte mir damals nur lächelnd einen Vogel.

Zwei Jahre später versuchte ich es erst gar nicht mehr. Nun hieß er Fritz und ich war froh darum.

Und dann wurde es wirklich lustig. (Sie lacht wieder laut und mitreißend)

„Hallo Senhora von Kürthen“, seine Stimme war warm und tief und hatte diese leise, erotische Heiserkeit.

Ich drehte mich um - und schaute, zu meinem völligen Entsetzen, in die stahlgrauen Augen einer Mittfünfzigerin.

Ihr Äußeres war streng, mit so einer leichten Note zum Verhärmten, wenn Sie wissen, was ich meine. Ihre schwarzen Haare waren straff nach hinten zu einem dünnen Zopf gekämmt.

Sie war bestimmt einmal eine Schönheit, so wie eine Tangotänzerin gewesen. Mit anmutigen, hohen Wangenknochen und einer weißen, auffallend straffen Haut. Dennoch war ein gewisser Verwelkungsprozess nicht zu übersehen.

Das Auffälligste an ihr waren jedoch ihre Augen, diese stahlgrauen, kühlen Augen, die etwas genervt, immer wieder nach unten deuteten. Zum Totlachen. Ich war einfach zu lahm, um es sofort zu begreifen. Doch dann blickte ich endlich auch nach unten. Danke!

Und da stand er. Zwischen ihr und mir. Keine 1,60 groß, Halbglatze und Zehntagebart. Marcello Diaz. Ich lach mich kaputt, was für eine absurde Situation.

Ich musste unfassbar blöd ausgesehen haben.

Ich fasse es nicht. Wie peinlich. Das fing ja gut an.

Aber Marcello nahm meine eiskalten Hände in die Seinen, die warm und weich waren und sich anfühlten, als sei man zu Hause angekommen. Dann lachte er.

Oh ja. Sein Lachen war ansteckend, seine Zähne weiß leuchtend und sein Teint Milchkaffee braun. Wäre er 30 cm größer gewesen und hätte er mehr Haare auf dem Kopf gehabt, ich währe sicherlich in Ohnmacht gefallen. So aber hielt ich mich tapfer und dankte Gott für seine Nachlässigkeit.

Wunderbar. Wie ging es weiter?

Ach wissen Sie, als wir uns setzten, waren die inneren und äußeren Größenverhältnisse wieder hergestellt.

Ich lauschte den, nicht immer nachvollziehbaren Gedanken, die aus ihm heraussprudelten wie aus einem Gebirgsbach, klar, kühl und unaufhörlich.

Ab und an hielt ich inne um mich zu vergewissern, ob ich tatsächlich mit Marcello Diaz und Frau Sievert hier saß.

Doch dann musste ich mich wieder konzentrieren, um dem Gespräch auch nur ansatzweise folgen zu können. Und das war wirklich nicht immer leicht.

Seine Sätze, die seinen katastrophalen Deutschkenntnissen zum Opfer fielen wurden von ihr wie von einer Dolmetscherin übersetzt und sinngemäß vervollständigt.

Betrachtete man das Gespräch als lebendes Puzzle, ergab es manchmal sogar einen Sinn. Meistens kam ich mir jedoch unendlich dämlich vor und hatte oft das Gefühl nicht immer zu verstehen, worum es überhaupt ging. Ein Wirrwarr aus seinen rasenden Gedanken und ihren ergänzenden Einwürfen. Eine höchst anstrengende, intellektuelle Herausforderung. Vor allem für eine Hausfrau, wie mich, mit eingerostetem Hirn.

Aber mein Prinzip der klugen Sprüche, bei absoluter Ahnungslosigkeit schien wieder einmal aufgegangen zu sein. Denn nach zwei Stunden und einer Flasche Rotwein fragte mich Diaz übergangslos, wann ich bei ihm die Assistenz beginnen möchte. Meine Gedanken zu seinem Stück hätten ihn inspiriert und ...

.... Eine Kapelle mit 15 Bläsern und einer großen Pauke, gekleidet mit rot, blauen Phantasieuniformen lief durch die Theaterkantine. Einige leicht bekleidete Mädchen mit bunten Puscheln in den Händen hüpften zu der etwas schrägen Musik wild umher und warfen, wie von Sinnen, ihre Beine in die Lüfte. Der stolze Dirigent ließ seinen silbernen, in sich gedrehten Kapellstab durch die Luft schwirren und lachte mit seinen weißen, aber falschen Zähnen .......

Was war das jetzt?

Was ich sagen will. Ich hatte ihn inspiriert. ICH! IHN!

„Katharina“, sagte er, „wenn du genau so genial bist wie dein Konzept, hast du eine große Kariere vor dir.“ Sagte er. „Ich habe im Internet alles über dich gelesen. Sehen wir uns Anfang Januar? Ich freue mich“

Als er mich zum Abschied umarmte und leicht küsste (ich war sitzen geblieben) war ich letztlich doch der Ohnmacht nahe.

Frau Sievert lächelte überheblich, milde und sagte: „Kindchen ...!?« Dann schritt sie stolz und aufrecht, drei Schritte hinter ihm, mit seiner alten Ledertasche in der Hand aus der Kantine.

Wahnsinn. Da bekomme ich echte Gänsehaut.

Oh mein Gott, was war denn das? War ich jetzt völlig durchgedreht? Ich konnte das echt nicht glauben. Hatte ich im Ernst eine Regieassistenz ergattert? Hatte ich zugesagt, sie anzutreten? Bei Marcello Diaz? Bei .....

Nein! Ich schrie nicht vor Glück! Ich stand auf und strich mein Kleid glatt. Dann verließ ich das Theater. Stolz und aufrecht, wie die Sievers. Irgendwie muss das ansteckend sein.

Und wie haben Sie es Ihrem Mann beigebracht?

Hören Sie auf. Was für eine Tortur. Im Taxi, auf dem Weg zu David war mir schlecht vor Aufregung. Hatte ich wirklich zugesagt, in knapp drei Wochen bei Marcello zu assistieren? War ich verrückt geworden? War ich völlig betrunken oder hatte er mich mit seinen Worten und Gedanken völlig eingelullt.

„Wir sind da“, sagte der Taxifahrer.

„Dann fahren sie halt noch einmal zurück. Ich habe noch nicht zu Ende gedacht,“ sagte ich gereizt und versank wieder in meine Gedankenwelt.

Aber der arme Kerl hätte noch hundertmal hin und her fahren können. Es hätte nichts genutzt. Ich musste es David beichten. Ich musste es ihm sagen. Ich musste es herausschmettern. Ich war so stolz und glücklich. Ich wollte diesen Triumph nicht schmälern. Ich wollte ihn haben. Ich wollte ihn behalten. Er gehörte mir.

„24,80“, sagte der Taxifahrer nüchtern.

Mein Plan war klar: Ich wollte David erst zu Hause alles erzählen. Hierfür würde ich meinen Notfallwein aufmachen, den David so sehr liebte. Dann würde ich ihm das Gespräch mit Marcello in solch schillernden Farben erzählen, ihm so sehr davon vorschwärmen, was er alles Tolles über mich gesagt hatte und dass er mir eine Assistenz angeboten hätte. Und dann hoffte ich einfach mal darauf, dass David möglicherweise selber auf die Idee kam, dass ich die Assistenz unbedingt antreten solle.

Und dann würde ich sagen: „Ach Schatz, ich weiß nicht?! Meinst du, du schaffst das alles? Das ist wirklich nicht ohne, mit den Kindern und deiner Arbeit ...

So ungefähr eben. Den Rest würde ich improvisieren.

Ich fand meinen Plan genial, wenn möglicherweise auch ein wenig plump. Ach ja, was soll´s?!

Mit etwas schlotternden Knien stieg ich aus dem Taxi.

Ihr Mann hatte zu der Zeit gerade eine Vernissage, oder?

Ja tatsächlich. Woher wissen Sie das?

Er hat es mir erzählt.

Aber dann kennen Sie die Geschichte ja schon.

Ja aber nur seine Version.

Wollen Sie uns jetzt gegeneinander ausspielen, oder was soll das?

Nein gar nicht. Ich finde nur, dass jeder ein Recht darauf hat, sich zu äußern.

Na egal.

Als ich die Galerie betrat, wusste ich sofort, warum ich David so sehr liebte.

Er stand inmitten dieser wundervollen Bilder, in seinem schwarzen Anzug und dem frisch gestärkten weißen Hemd, das ich ihm gekauft hatte.

Er füllte mit seiner Würde und Präsenz diese große, weiße Fabrikhalle so sehr aus, dass mir das Blut durch die Adern pumpte, als hätte ich den Weg vom Theater in die Galerie in einem Dauerlauf absolviert.

Ich wusste, dass er diese Vernissagen hasste, diese öffentlichen Auftritte vor Menschen, die er in einer ebensolchen Intensität verachtete, wie sie ihn hofierten. Manchmal dachte ich, es wäre für ihn wahrscheinlich besser gewesen, wenn er selber Künstler geworden wäre. Ein Maler oder Bildhauer. Er hatte einen so genialen Blick für das Wesentliche in einem Kunstwerk.

Als mich David sah, lächelte er warm und erwischte mich kalt.

„Schatz, du glaubst nicht, wen ich heute im Theater getroffen habe. Marcello Diaz!“ Sagte ich.

Ehrlich, wie doof kann man sein? Ich war mit Marcello Diaz verabredet. Ich war deswegen wochenlang unausstehlich gewesen. Und dann sage ich „du wirst es nicht glauben“ oh mein Gott.

Ich schaute ihn aus den Augenwinkeln heraus an. Hatte er etwas gemerkt?

Ich umarmte ihn einfach und küsste ihn, um meine Blödheit zu vertuschen. Aber David blieb ganz locker.

Ach ich umarmte ihn einfach noch einmal und dann noch einmal und küsste ihn immer wieder. Sicher ist sicher.

Glücklicherweise mischte sich diese saublöde Künstlerin ein. Wie hieß sie noch gleich? Ach ich habe es vergessen.

Aber sie rettete mich und so kam ich erst einmal ungeschoren aus der Situation heraus.

Ich war völlig perplex, dass diese Unperson - ich komme einfach nicht auf den Namen - Marcello Diaz kannte und dass sie ihn scheinbar ebenso genial fand wie ich.

Was für ein Zufall!

Also erzähle ich ihr von unserem Treffen und ließ mich von ihrer Begeisterung noch einmal anstecken. Und dann, in all der Euphorie rutschte es mir einfach so heraus:

„Ich beginne eine Assistenz!“

Oh nein! Ich hatte für einen kurzen Augenblick alle Vorsichtsmaßnahmen vergessen, die ich mir auferlegt hatte, ließ mich von Frau Böhm mitreißen und war stolz und glücklich.

Ach ja Böhm hieß sie!

Ich schaute schuldbewusst David an. Hätte er mich zur Sau gemacht, ich hätte ihn verstanden. Hätte er sich geweigert mich zu unterstützen, ich hätte es mir vielleicht noch mal überlegt. Aber er strahlte und tätschelte meinen Hintern.

Und da war es wieder. Dieses Gefühl von dieser Leichtigkeit eines Sommerspaziergangs, das David umspielte. Nichts schien schwer zu sein. Alles war leicht und lässig. Und wenn ich in seine Augen sah, dann war mir klar, dass mir nichts passieren konnte. Sogar dann nicht, wenn ich ohne meine Kinder und ohne David 400 km von zu Hause eine Assistenz annahm.

Und auf einmal hatte ich wieder Lust auf Sex.

Leider musste David noch die Galerie aufräumen. So teilte ich mir das Taxi mit der Böhm und versprach David auf ihn zu warten.

Die Kinder schliefen, die unförmige Babysitterin wurde völlig überteuert ausgelöst und ging.

Später kam David und duschte.

Herrlich.

Ich wollte ihn verführen. Ich nutze die Zeit, bevor David kam, für ein paar hysterische SMS.

Mich durchfuhren extreme Gefühle von Erregung, Glück, Stolz und Vorfreude auf mein neues Leben. Wem sollte ich zu erst schreiben. Wer sollte es die Erste sein?

Doch dann nahm mir David die Entscheidung ohne lange zu zögern ab.

„Schreib ruhig noch weiter“, sagte er lächelnd und zog mich sanft an sich heran, schob mein Nachthemd hoch und begann mich übergangslos zu liebkosen.

Eigentlich war David oft sehr verspielt beim Sex. Er machte mich manchmal verrückt, wenn er mit mir spielte, mich zärtlich streichelte, dann kurz innehielt, als wolle er das Gefühl einwirken lassen, dann wieder ganz langsam mit seinen sanften Händen meinen Körper berührte, mich streichelte, liebte, und unaufhörlich forderte.

Und je mehr er dieses Spiel spielte, desto größer wurde mein Verlangen nach seinen Händen. Dann hatte ich das Gefühl, dass in jeder seiner kleinen Pausen leichte Bläschen in mir aufstiegen, die sanft zerplatzen. Rein und sprudelnd wie aus einer klaren Quelle. Glucksend, dann lauter, immer heftiger. Ich versuchte, mich festzuhalten. Ich wollte den Sog, der mich immer tiefer zog, unbedingt aufhalten. Wollte diesen schneller werdenden Strudel meiner aufsteigenden Lust in jeder Pore meines Körpers spüren.

Doch dann, irgendwann ließ ich einfach los. Ließ mich vom Überfluss der Gefühle mitreißen. Ich wollte ihn spüren, wollte, dass er in mir war, ganz tief in mir. Vereint im gleichen Atem und im mitreißenden Rhythmus unserer Liebe.

Und wenn ich kurz vor dem Orgasmus spürte, dass wir gemeinsam kamen, schrie ich vor Glück und Lust und Liebe zu diesem herrlichen Mann.

Wow, das war ...

... In dieser Nacht war aber alles berauschend anders, wild und irritierend. Wir stiegen in einen ICE, der unvermittelt losraste, ohne Vorwarnung und ohne auch nur ein einziges Mal anzuhalten.

Ich war lustvoll schockiert über diese unglaubliche Energie, die mich völlig umhaute und mich viel zu früh kommen ließ.

Und als ich völlig aufgewühlt neben ihm lag und nach Luft schnappte, war mir egal, warum dieses Mal alles anders war.

Ich war nur noch glücklich.

Wow, Frau von Kürthen. Das war jetzt aber sehr offen. Ich danke Ihnen dafür.

Am Ende des Tages ...

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