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1. Einleitung

Der demografische Wandel verändert Deutschland ebenso schleichend wie fundamental. Seit Jahrzehnten altert die Bevölkerung infolge des Geburtendefizits – in Zukunft wird sie voraussichtlich auch schrumpfen. Daten des Statistischen Bundesamts1 zeigen das erwartete Ausmaß des Wandels:

• Bis 2035 sinkt die Zahl der Erwerbsfähigen um 4-6 Millionen.

• Die Zahl der Senioren (ab 67 Jahre) nimmt bis 2039 um 5 - 6 Millionen zu.

• Die Gesamtbevölkerung von heute 83 Millionen wächst zunächst noch leicht, geht aber spätestens ab 2040 zurück. Im Jahr 2060 wird sie voraussichtlich zwischen 74 und 83 Millionen Einwohnern liegen.

Bei ihrer Vorausberechnung gehen die Statistiker keineswegs von pessimistischen Horrorszenarien aus. Sie unterstellen eine relativ stabile Geburtenrate zwischen 1,4 und 1,7 Kindern je Frau – heute sind es 1,5. Sie rechnen bis 2060 mit einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung bei Frauen um drei bis sechs Jahre und bei Männern um vier bis acht Jahre. Außerdem gehen sie von einer durchschnittlichen Nettozuwanderung von 147.000 bis 311.000 Menschen pro Jahr aus. Zum Vergleich: Der langfristige Durchschnitt der Jahre 1955 bis 2018 liegt bei 221.000 Menschen. Kein Schwarzmalen also, sondern die Fortschreibung bestehender Trends in gewissen Schwankungsbreiten.

Die Folgen des Wandels sind vielerorts schon deutlich zu spüren. Denn: Die demografische Entwicklung verläuft sehr ungleich. Während Großstädte wie Berlin wachsen, müssen andere Regionen bereits mit deutlichen Bevölkerungsverlusten umgehen.

Das vorliegende Buch beschreibt am Beispiel der südniedersächsischen Kleinstadt Einbeck, wie der demografische Wandel eine alternde und schrumpfende Kommune verändert, wie Politiker, Unternehmer und Bürger mit den Auswirkungen umgehen und sie gestalten. Es geht aber nicht nur um Einbeck. Deutschlandweit leben viele Menschen in Gemeinden von vergleichbarer Struktur.

In ihrem „Wegweiser Kommune“ hat die Bertelsmann-Stiftung mehr als 3.000 Orte in Demografietypen eingeteilt. Gemeinsam mit knapp 250 anderen Gemeinden zählt Einbeck zum „stark schrumpfenden und alternden“ Typ. Bundesweit sind rund 2,6 Millionen Menschen in diesen Orten zu Hause. Es handelt sich überwiegend um kleinere und mittlere Kommunen, die zu einem großen Teil in Ostdeutschland sowie in strukturschwachen Gegenden Westdeutschlands liegen.

Typisch für diese Gemeinden sind laut Bertelsmann-Stiftung ausgeprägte demografische Probleme. Oft findet sich auch ein unterdurchschnittliches Einkommensniveau, ein überdurchschnittlicher Bezug von Hartz IV und eine geringe kommunale Finanzkraft. Einbeck passt ins Bild: Die Stadt durchläuft einen schmerzhaften Konsolidierungsprozess, zu dem das Land Niedersachsen mit einer Entschuldungshilfe beiträgt. Bestandteil eines sogenannten Zukunftsvertrags, der spätestens im Oktober 2021 ausläuft, ist beispielsweise eine Deckelung der freiwilligen Leistungen, die die Stadt aus ihrem Haushalt bezahlen darf. Der Anteil der Empfänger von Arbeitslosengeld II liegt über dem Landesdurchschnitt2.

Kommunen des stark schrumpfenden und alternden Typs sitzen gewissermaßen in einem Boot mit Einbeck. Sie können dort gute Ideen entdecken - aber auch Handlungsweisen, die sie besser nicht kopieren sollten. Grundlage des Buchs sind Interviews mit mehr als 30 Akteuren, die seit 2018 im Blog demografischerwandel.blogspot.com erschienen sind.

Altes Einbeck

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