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2. Altern und Schrumpfen

Der Rückblick auf ein knappes Jahrzehnt genügt, um zu erkennen: In Einbeck ist der Bevölkerungsschwund keine Zukunftsmusik – Einbeck steckt mittendrin. Lebten Ende 2011 noch mehr als 32.000 Menschen im heutigen Stadtgebiet, so waren es Ende 2019 nur noch knapp 30.700 Personen3. Ein Rückgang um 1.300 Einwohner – das mag überschaubar klingen. Aber zweierlei ist zu bedenken. Erstens: Das Jahresende 2019 ist nicht der Schlusspunkt, sondern nur eine Momentaufnahme. Zweitens: Über längere Zeiträume summieren sich moderat wirkende Rückgänge zu hohen Verlusten.

Ein wichtiger Wendepunkt für die demografische Entwicklung ist das Jahr 1972 – seitdem sterben deutschlandweit jedes Jahr mehr Menschen als geboren werden. Damals lebten im heutigen Einbecker Stadtgebiet noch gut 40.000 Personen. Der Bevölkerungsrückgang von fast einem Viertel binnen 50 Jahren zeigt, wie massiv der demografische Wandel auf lange Sicht wirken kann.

Wo aber ist das Problem, wenn an einem Ort weniger Menschen leben? Ein Beispiel sind die Kosten der Infrastruktur, etwa der kommunalen Straßen, die von weniger Bürgern zu tragen sind. „Wir haben schon heute einen hohen Aufwand für Instandhaltung und Erneuerung. Bei sinkenden Einwohnerzahlen steigen die Ausgaben pro Kopf nochmals erheblich“, sagte Einbecks Bürgermeisterin Sabine Michalek (CDU) bereits 2018. Besonders gravierend ist dieser Effekt in dünn besiedelten Kommunen. Zum Vergleich: Mit 231 Quadratkilometern ist das Einbecker Stadtgebiet größer als das der Landeshauptstadt Hannover (204 Quadratkilometer), wo mehr als eine halbe Million Menschen leben.

Es geht jedoch nicht nur um die Gesamtzahl der Einwohner – ebenso wichtig ist die Altersstruktur. Denn: Wo weniger Kinder geboren werden, droht Schulen die Schließung. Wo weniger Erwerbsfähige leben, kämpfen Firmen mit Fachkräftemangel. Wo es mehr Senioren gibt, steigt der Bedarf an Pflegeleistungen.

Ein Vergleich der Jahre 2011 und 2019 zeigt, dass Einbeck nicht nur schrumpft, sondern auch altert. In diesem Zeitraum sank die Zahl der Minderjährigen um 9 Prozent und die Zahl der Erwerbsfähigen um 6 Prozent. Dagegen stieg die Zahl der Senioren um 3 Prozent. Verantwortlich dafür war der kräftige Zuwachs bei Hochbetagten ab 80 Jahren.

Einbecks Einwohner

20112019Veränderung in %
Minderjährige (0 - 18 Jahre)5.0304.568-9
Erwerbsfähige (18 - 65 Jahre)19.14718.050-6
Senioren (65 Jahre +)7.8448.071+3
Gesamt32.02130.689-4

Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen

Grundlegende Ursache dieses Wandels ist das Geburtendefizit. Durchschnittlich sterben in Einbeck pro Jahr rund 200 Menschen mehr als geboren werden. Anders als in vielen Großstädten wird der Bevölkerungsverlust jedoch nicht durch Zuwanderung ausgeglichen.

Die Statistik zeigt: Zwischen 2000 und 2019 hat Einbeck pro Jahr durchschnittlich 66 Einwohner durch Wanderungsbewegungen verloren - 1.374 Wegzügen standen im Durchschnitt 1.308 Zuzüge gegenüber. Nur in 6 von 20 Jahren fiel der Gesamteffekt von Zuzügen und Wegzügen positiv aus. Selbst die größte Netto-Zuwanderung von 195 Personen im Jahr 2015 (in der Zeit der großen Flüchtlingsbewegungen) genügte nicht, um die Einwohnerzahl steigen zu lassen. Immerhin: Seitdem konnte Einbeck in vier von fünf Jahren einen Wanderungsgewinn verbuchen.

Soweit die Vergangenheit - wie sieht die künftige demografische Entwicklung aus? Für Einbeck liegen derzeit Berechnungen des Statistischen Landesamts und der N-Bank vor4. Sie unterscheiden sich im Prognosezeitraum und in der erwarteten Wucht des Wandels. Die Tendenz jedoch ist klar - das Altern und Schrumpfen setzt sich fort.

Das Landesamt für Statistik geht von einem Einwohnerrückgang von fünf Prozent bis 2028 aus. Mit einem spürbaren Wachstum rechnen die Statistiker nur bei den Senioren. Deutliche Rückgänge erwarten sie dagegen bei den Erwerbsfähigen. Die Zahl der jungen Einbecker bis 15 Jahre bleibt nach diesen Berechnungen vorerst stabil.

Die N-Bank erwartet für die kommenden 20 Jahre einen Einwohnerverlust von rund 6.000 Personen. Laut dieser Prognose schrumpfen bis 2040 alle Altersgruppen mit Ausnahme der Menschen ab 75 Jahren.

Einbecks künftige Einwohner

Landesamt für Statistik (Prognosejahr: 2028)N-Bank (Prognosejahr: 2040)Ist-Wert (31.12.2019)
Minderjährige3.799 (0 - 15 J.)3.705(0 - 17 J.)3.793(0 - 15 J.)4.302(0 - 17 J.)
Erwerbsfähige14.298 (25 - 65 J.)11.203(18 - 59 J.)16.030(25 - 65 J.)15.106(18 - 59 J.)
Senioren8.804 (65 Jahre +)9.747(60 Jahre +)8.071(65 Jahre +)10.460(60 Jahre +)
Gesamt29.29224.65530.689

Quellen: Bevölkerungsvorausberechnung 2019 und Bevölkerungsdaten des Landesamts für Statistik; Bevölkerungsprognose der N-Bank 2017 - 2040

Die Gegenüberstellung zeigt: Eine Trendwende hin zu steigenden Einwohnerzahlen ist extrem unwahrscheinlich. Das bedeutet nicht, dass sich die Stadt nicht um eine günstigere Bevölkerungsentwicklung bemühen sollte. Mindestens ebenso wichtig ist es aber, den laufenden Prozess des Alterns und Schrumpfens sinnvoll zu gestalten.

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