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Einleitung Populismus leicht gemacht. Erfolgreich lernen von den großen Diktatoren der Geschichte

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Es ist wieder in, Diktator zu sein! Zumindest müsste man fast zu dem Schluss kommen, wenn man sich heute in Europa und der Welt umschaut. Wie sonst wollen Sie sich die zahlreichen „demokratiepolitischen Neuerungen“ von Leuten wie Viktor Orbán in Ungarn oder Recep Tayyip Erdoğan in der Türkei erklären? Der Drang zur absoluten Macht ist in gewissen Teilen der Welt nicht mehr zu übersehen, und das ist gleichermaßen bedrohlich wie unspektakulär. Bedrohlich ist es für einige, weil … nun, weil gestandene Demokraten die westliche Welt lieber so lassen würden, wie sie ist. Aber zu denen zählen Sie, der Sie dieses Buch in Händen halten, doch hoffentlich nicht, also kümmern Sie sich mal nicht darum. Unspektakulär ist das Ganze, weil diese Entwicklung in der Geschichte beim besten Willen nichts Neues ist. Die „Populisten“ von heute finden in der Vergangenheit einen reichen Fundus an Vorbildern. Das 20. Jahrhundert wimmelte nur so vor Autokraten, Alleinherrschern und solchen, die es gerne gewesen wären, und selbst die Einflussreichsten von ihnen fingen irgendwann als ganz kleine Populisten an – genau wie ihre Schüler heute. Sie und Ihre Kollegen haben also Grund zu jubeln! Und abgesehen davon: Wenn das letzte Jahrhundert ein so großes Zeitalter der Diktatoren war, warum sollte diese Ära nun plötzlich vorbei sein? Offensichtlich funktionieren die alten Taktiken doch noch, und was ein Herr Orbán kann, das können Sie schon lange! Sie müssen nur wissen, wie Sie dorthin kommen, wo Sie sich so sehnlich hin wünschen. Sie haben sich daher richtig entschieden, dieses Buch zur Hand zu nehmen und endlich an Ihrer Gewaltherrschaft zu werkeln. Denn Sie und die anderen Diktatorenschüler von heute sollen schließlich nicht dieselben Fehler begehen müssen wie Ihre Vorbilder aus der Geschichte. Dieses Handbuch wird Ihnen die dreizehn Schritte aufzeigen, wie Sie genau das vermeiden. Diese Schritte werden jeweils mit Beispielen aus den Leben der europäischen Diktatoren der Vergangenheit illustriert, von den großen Namen wie Adolf Hitler und Josef Stalin bis hin zu kleinen regionalen Machthabern wie Enver Hoxha in Albanien und Nicolae Ceaușescu in Rumänien. Ich werde dabei Begriffe wie „Diktator“, „Autokrat“ oder „Alleinherrscher“ verwenden, aber natürlich existieren diese Begriffe in Abstufungen. Ein Adolf Hitler ist nicht dasselbe wie ein Nicolae Ceaușescu. Ein Viktor Orbán unterscheidet sich wiederum von diesen beiden Herren.

Nach der Lektüre dieses Buches werden Sie aber eine zentrale Wahrheit der Weltpolitik verstehen: Der sogenannte Populismus von heute ist keine neue Erfindung. Die vielen autokratisch gesinnten, na ja, nennen wir sie mal Politiker, sind alles andere als herausragende Exemplare einer neuen, bislang unbekannten Menschengattung. In Wirklichkeit unterscheiden sie sich nicht nur von ihren Vorgängern eher marginal, auch untereinander kann man sie leicht verwechseln. Und noch mehr: Tatsächlich folgen sie alle in ihrem Leben und Streben demselben Handbuch, welches von den Stalins und Hitlers, den Ceaușescus und Hoxhas dieser Welt geschrieben worden ist. Und dieses Handbuch halten Sie jetzt in Händen! Es ist nun zwar nachvollziehbar, dass Sie als chronischer Demokratieallergiker neidisch auf jene Kollegen schielen, die auf diesem Weg schon weiter sind als Sie – auf Donald Trump, auf Viktor Orbán oder auf Recep Erdoğan. Aber es sollte Sie trösten, dass diese Leute trotzdem alle nach denselben Regeln spielen. Sie werden in diesem Buch also von den großen Diktatoren der Geschichte lernen, wie der Aufstieg an die Macht gelingen kann, und diesem Weg genauso folgen wie Ihre Mitstreiter. Denn auch wenn wir es uns heute kaum noch vorstellen können: Selbst ein Josef Stalin fing einmal ganz klein an, als unbedeutender, aber dafür umso lauterer Populist. Und das Beste: Niemand erinnert sich mehr daran! Der Pluspunkt für Sie: Sie können sich frei der Methoden eines Stalin bedienen, Sie können genau denselben Weg einschlagen, und kaum jemand wird sich daran stören oder gar Ihre Originalität in Zweifel ziehen. Denn für das Gedächtnis der Menschen von heute wirken die paar Jahrzehnte, die zwischen uns und der goldenen Zeit der Diktatoren liegen, wie ein unüberwindbares Bollwerk. Niemand weiß mehr von den politischen Aufstiegen von damals – oder zumindest will sich niemand mehr so recht daran erinnern. Selbst wenn das spätere Bild der brutalen Herrscher Hitler, Stalin oder Mao Zedong heute noch präsent sein mag, hält das also keinen modernen Populisten von seinem Aufstieg mithilfe derselben Methoden ab. Schauen Sie sich doch nur in Deutschland um. Die AfD wird, seit es sie gibt, dafür kritisiert, dass Elemente der Partei antidemokratisch auftreten, und trotzdem rennen ihnen die Wähler die Türen ein. Wohin antidemokratische Politik am Ende führen kann, das ist in Deutschland offensichtlich vielen Menschen nicht mehr bewusst. Sogar im Osten des Landes, wo jene unfreie Zeit doch erst drei Jahrzehnte her ist. Ihre Erfolgschancen als machthungriger Aufstiegsautokrat könnten also kaum besser sein. Ich möchte Ihnen auf den nächsten Seiten das dafür nötige Handwerkszeug mit auf den Weg geben.

Dieses Buch gliedert sich in dreizehn Kapitel, die Ihnen die wichtigsten Taktiken und Schritte auf dem Weg zum erfolgreichen Diktator näherbringen werden. Ich gehe dabei davon aus, dass Sie bei der Erfüllung Ihrer feuchten Allmachtsträume noch ganz am Anfang stehen. Daher geht es in den ersten sechs Kapiteln um Methoden, mit denen Sie aus dem Nichts heraus die Macht im Staat an sich reißen können. Wir werden darüber sprechen, wie Sie Ihre unspektakuläre Herkunft zu einer veritablen Heldenstory umgestalten, wie Sie Feindbilder bedienen und in den Köpfen Ihrer zukünftigen Untertanen frischhalten können und wie Sie genau die Ideale finden, die beim Volk ankommen. Sie werden lernen, warum es sich niemals lohnt, für etwas aufzutreten, und warum konsequentes Dagegensein Ihr zuverlässigster Begleiter auf dem Weg zur Macht ist. Nebenbei sprechen wir bei der Gelegenheit über den besten Freund des Alleinherrschers – den guten alten Nationalismus. Ausgestattet mit diesem Wissen können wir uns zum Ende des ersten Teils dieses Handbuchs daran machen, über die konkrete Machtübernahme zu sprechen. Sie werden lernen, wie Sie Staatskrisen bauen, füttern und ausnutzen, um dorthin zu kommen, wo Sie sich selbst schon lange sehen – an die Schalthebel der Macht. Im zweiten Teil des Buchs wenden wir uns dann der Zeit danach zu und befassen uns damit, was Sie dafür tun können, Ihre hart errungene Allmacht auch zu erhalten – und zwar ohne Unterstützung aus dem ohnehin wankelmütigen Volk. Denn legitime Macht ist etwas für verweichlichte Demokraten! Und zu allem Überfluss mit einem gewissen Unsicherheitsfaktor verbunden. Lernen Sie mithilfe dieses Buches stattdessen, wie Sie dank fulminanter Drohkulissen die Bevölkerung in einer permanenten Habachtstellung halten, wie Sie Ihre Partei im Inneren und die Diplomatie im Äußeren dazu nutzen, Ihre tägliche Unentbehrlichkeit zu demonstrieren, und wie Sie es mit dem Wundermittel Propaganda halten sollen. Außerdem lernen Sie alles über die Bedeutung der Wirtschaft und warum sie Ihnen am Schluss völlig egal sein kann, wie Sie mit Ihren politischen Wegbegleitern (lästig!) umgehen und was zum Teufel Sie mit den Religionsgemeinschaften (noch lästiger!) anfangen. Mit diesen Tipps und Tricks haben im Laufe der Geschichte schon die unqualifiziertesten, unfähigsten und unwahrscheinlichsten Herrscher den Aufstieg geschafft. Sind Sie bereit, in diese stolze Riege einzutreten?

Populismus leicht gemacht

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