Читать книгу Franken Reiseführer Michael Müller Verlag - Ralf Nestmeyer - Страница 12
ОглавлениеRothenburg ob der Tauber11.400 Einw.
In der Altstadt von Rothenburg ist das Klicken der Fotoapparate an manchen Tagen lauter als der Geräuschpegel der wenigen Autos, die das Zentrum befahren dürfen. Touristen aus aller Herren Länder, insbesondere aus Japan und Amerika, beherrschen das Straßenbild. Kritiker werfen Rothenburg vor, ein fränkisches Disneyland zu sein.
Rothenburg gilt als die romantische Stadt schlechthin; mauerbewehrt und turmüberhöht liegt sie mit ihren verwinkelten Gassen und alten Fachwerkhäusern an einem Steilhang über dem Taubertal. Diese einzigartige Symbiose von Stadt und Landschaft bleibt in Deutschland unübertroffen. Und so konnten und können sich bis heute die wenigsten dem Charme Rothenburgs entziehen. Durch zahlreiche Feste und Veranstaltungen wird dieses Image gepflegt. Das 11.000 Einwohner zählende Städtchen kokettiert mit der Vergangenheit und verzeichnet so viele Gäste wie kaum eine andere Stadt in Deutschland: Rund zweieinhalb Millionen Gäste werden pro Jahr gezählt, mehr als die Hälfte davon stammt aus dem Ausland! Wer eine Vorliebe für leere Gassen und stille Winkel hegt, muss Rothenburg allerdings bei Nacht und Nebel durchstreifen, denn tagsüber gehört die Stadt den Besuchern aus aller Welt. Und so verwundert es nicht, dass Wladimir Kaminer Rothenburg als ein „als Stadt getarntes Spielzeugmuseum“ empfand. Kritiker sehen Rothenburg hingegen als konservierte Idylle, als eine Art mittelalterliches Disneyland ohne eigene Identität und verweisen darauf, dass kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs ein amerikanisches Bombergeschwader mehr als ein Drittel der Stadt in Schutt und Asche gelegt hatte und es sich bei dem betroffenen Viertel zwischen dem Weißen Turm und dem Rödertor heute um nichts anderes als eine originalgetreue Rekonstruktion handelt. Nicht alles, was alt aussieht, hat bereits im Mittelalter Regen und Schnee getrotzt. Dennoch lebt Rothenburg von und mit seiner Geschichte. Man muss sich Zeit nehmen, um die ungeheure Fülle an Kunstschätzen in ihrer ganzen Breite würdigen zu können. Ein Spaziergang entlang sowie auf dem Wehrgang der mehr als drei Kilometer langen Stadtmauer mit ihren 43 Tor- und Mauertürmen vermittelt einen Eindruck von der Größe der einst so selbstbewussten Reichsstadt.
Fachwerk und Türme
Geschichte
Auf einer schmalen Bergzunge, verteidigungstechnisch günstig „ob“ der Tauber gelegen, erbauten die Grafen von Kochergau gegen Ende des 10. Jahrhunderts eine Burg. Nach dem Aussterben des Adelsgeschlechts wurde diese von Konrad III. erworben, der somit seinen staufischen Gütern ein neues Territorium zuschlagen konnte. Konrad ließ 1142 die Anlage durch den Bau der sog. „vorderen Burg“ erweitern. Neben dieser staufischen Kaiserburg entstand eine kleine Siedlung, die Keimzelle von Rothenburg. Von den beiden Burgen ist allerdings nicht mehr viel zu sehen: Durch ein großes Erdbeben stürzten 1356 die Stauferpfalz und mit ihr auch weite Teile der talseitigen Mauer ein. Mit kaiserlicher Erlaubnis durften die Rothenburger die Steine der zerstörten Burg zum Ausbau ihrer Stadt verwenden, nur die zur Anlage gehörige Blasiuskapelle musste wieder errichtet werden; sie ist daher bis heute erhalten geblieben. Im 13. und 14. Jahrhundert begann und vollendete sich Rothenburgs Aufstieg zu einer bedeutenden Stadt mit reichsstädtischen Rechten. Mehr als 6000 Menschen lebten um das Jahr 1400 innerhalb der wehrhaften Mauern. Unter der geschickten Führung des kühnen Bürgermeisters Heinrich Toppler erlangte die von einem beachtlichen Territorium umgebene Stadt den Höhepunkt ihrer Macht. Das reichstädtische Gebiet erreichte im 15. Jahrhundert eine Ausdehnung von 400 Quadratkilometern und umfasste 167 Dörfer.
Wie viele andere Reichsstädte trat auch Rothenburg zum Protestantismus über. Der Übergang vollzog sich leicht und schnell, da der seit 1512 wirkende Prädikant Teuschlein seit der Jahreswende 1522/23 einfach zur evangelischen Predigtform überging und ihm ab 1524 ein evangelisch gesinnter Pfarrer zur Seite trat.
Die Stadtmauer wurde mit Spenden wiederaufgebaut
In den beiden nächsten Jahrzehnten vollzog sich ein Konfessionswechsel der gesamten Bürgerschaft. Die zweimalige Eroberung im Dreißigjährigen Krieg der auf Seiten der Protestantischen Union stehenden Stadt hat den Elan Rothenburgs in wirtschaftlicher wie politischer Hinsicht nachhaltig erschüttert. Ein gutes Jahrhundert später war der Wehrwille offensichtlich völlig gebrochen: 1757, während des Siebenjährigen Krieges, reichten tatsächlich 35 Husaren unter der Führung eines unbedeutenden Leutnants aus, um Rothenburg einzunehmen und auszuplündern.
Im Jahre 1802 verdrängte der bayerische Rautenschild den Königsadler. Abseits der wichtigen Verkehrsströme verharrte Rothenburg in seinen Mauern.
Von den Segnungen des modernen Industriezeitalters vergessen, versank Rothenburg in eine Art Dornröschenschlaf. Erst der fulminante Aufstieg zur romantischen Tourismusmetropole beendete diesen Dämmerzustand. Maler wie Ludwig Richter und Carl Spitzweg streiften, auf der Suche nach der biedermeierlichen Idylle, mit Zeichenstift, Pinsel und Skizzenbuch durch die Stadt; wenige Jahre später strömten die durch Zeitungsberichte neugierig gewordenen Kulturreisenden in Scharen herbei. Rothenburgs Bürger begriffen schnell, welche Möglichkeiten der Fremdenverkehr ihrem pittoresken Tauberstädtchen bot. Man wollte „alles aufbieten, um den Fremden den Aufenthalt in Rothenburg so angenehm als lieb zu machen“. Hierzu gehörte nicht nur, dass altehrwürdige Handwerksmeister beinahe von einem Tag auf den anderen Fremdenzimmer vermieteten, ganz Rothenburg wurde in ein adrettes und reinliches Ausflugsstädtchen verwandelt, die Misthaufen jenseits der Stadttore verbannt und die glorreiche Stadtgeschichte mit Schauspielen und Legenden über Heinrich Toppler und den Meistertrunk des Altbürgermeisters Georg Nusch aufwendig in Szene gesetzt. Der Erfolg blieb nicht aus: Das Tauberstädtchen gilt seither weltweit als das „Knusperhäuschen der deutschen Seele“.
Einen schweren Schlag musste Rothenburg noch kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs hinnehmen. Es wurde von amerikanischen Flugzeugen bombardiert und dabei empfindlich getroffen: Mehr als 40 Prozent der Stadt - 300 Wohnhäuser, neun Türme und 750 Meter Stadtmauer - lagen in Schutt und Asche. Auch das Rathaus wurde schwer beschädigt, die Fassade blieb jedoch unversehrt. Die größten Verluste hatte man im Areal zwischen Weißem Torturm und Rödertor zu beklagen. Das zerstörte Viertel wurde in Anlehnung an den ursprünglichen Zustand wieder aufgebaut, wobei man vor allem bemüht war, den Verlust zumindest optisch wettzumachen.
Die Meistertrunk-Legende
Als Urheber der Meistertrunk-Legende gilt der Rothenburger Chronist Georg Heinrich Schaffert (1739-1794). Die historisch nicht belegte Episode aus dem Dreißigjährigen Krieg diente dem Lokalpoeten Adam Hörber als Grundlage für ein Schauspiel, das 1881 in Rothenburg uraufgeführt wurde. Die Zuschauer waren so begeistert, dass die Meistertrunk-Legende nicht nur einen festen Platz im städtischen Festkalender bekam, sondern schon wenige Jahre später als Kunstuhr den Giebel der Ratstrinkstube zierte. Mehrmals täglich zur vollen Stunde erscheint seither der Altoberbürgermeister Nusch in einem Fenster und leert einen Humpen Wein, während im Fenster auf der anderen Seite der Uhr der kaiserliche Feldherr Graf von Tilly erstaunt mit dem Marschallstab winkt. Der über den Rothenburger Widerstand verbitterte Tilly, so die Legende, wollte im Herbst 1631 die Stadt zerstören und den Rat hinrichten lassen; bei der Übergabe des mehr als drei Liter fassenden Willkommenstrunks hatte er aber den Einfall, Gnade walten zu lassen, „wenn einer von Euch Kraft und Mut besitzt, den Pokal in einem Zug zu leeren“. Altoberbürgermeister Nusch trat hervor und gab eine Kostprobe seiner überwältigenden Trinkfestigkeit, woraufhin der schwer beeindruckte Tilly von seinem Vorhaben abließ und die Stadt verschonte.
♦ An Pfingsten und an den Reichsstadt-Festtagen im Herbst wird die Legende vom Meistertrunk gespielt, und Rothenburg hüllt sich in ein mittelalterliches Flair. Infos und Termine unter www.meistertrunk.de.
Pittoresk: Markusturm
Sehenswertes
Altstadt: Die wichtigste Achse der staufischen Stadt war die heutige Herrngasse, ein breiter, einst als Viehmarkt genutzter Straßenmarkt, der von der Rothenburger Burg nach Nürnberg, einer anderen für die Staufer bedeutenden Stadt, weist. An der Kreuzung mit einer den Norden und Süden verbindenden Straße, über die später der Fernhandel von Würzburg nach Augsburg führte, entstand der viereckige Marktplatz. In der Vielzahl der öffentlichen Gebäude, welche die Stadt am Marktplatz errichten ließ, manifestierte sich ihre wachsende Bedeutung. Zu den pittoreskesten Winkeln Rothenburgs gehört der als „Plönlein“ bezeichnete Platz mit Blick auf den Siebersturm und das tiefer gelegene Kobolzeller Tor.
Stadtmauer: Viele Besucher und auch einige Schüler des Goethe-Instituts der Tauberstadt spendeten anlässlich ihres Aufenthaltes für den Erhalt der Stadtmauer. Japanische Schriftzeichen im fränkischen Sandstein bezeugen die fernöstliche Unterstützung beim Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Viertel. Von der ersten Stadtumwallung - sie verlief entlang dem Straßenzug Judengasse, Pfarrgasse und Alter Stadtgraben - zeugen noch der Markusturm mit dem sog. Röderbogen und der Weiße Torturm. Im 14. Jahrhundert wurden dann die Vorstädte durch einen neuen Mauerring, der mit seinen 43 Tor- und Mauertürmen noch erhalten ist, miteinbezogen. Auf einem ausgeschilderten Turmweg kann man Rothenburg entlang der Stadtmauern umrunden. Der Wehrgang im östlichen und nördlichen Teil der Stadtmauer ist begehbar, ebenso der Röderturm, einer der ehemaligen Tortürme. In der Turmstube befindet sich eine Sammlung von Bildern und Dokumenten über die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.
♦ Tgl. ca. 9-17 Uhr. Eintritt 2 €.
Rathaus: Das Rothenburger Rathaus nimmt unter den frühneuzeitlichen Rathäusern zweifellos eine architektonisch herausragende Stellung ein. Der mächtige Bau besteht aus zwei Teilen: Der ältere ist der gotische mit dem weitläufigen Kaisersaal und dem Turm, der vordere Renaissancebau wurde in den Jahren 1572-1577 errichtet, nachdem ein Brand den alten Ostflügel größtenteils zerstört hatte. Ein Lichthof trennt die beiden Gebäude. Die Arkaden wurden erst 1681 angefügt, um einen alten, baufällig gewordenen Gang zu ersetzen. Mithilfe eines Bildes von Friedrich Herlin, das sich auf der Rückseite des Zwölfbotenaltars in der Jakobskirche befindet, kann man den jetzigen Bau mit dem Rathaus im Jahre 1446 vergleichen.
♦ Der Rathausturm kann zu folgenden Zeiten bestiegen werden: April bis Okt. und Dez. 9.30-12.30 und 13-17 Uhr, Nov. bis März Sa und So 12-15 Uhr. Eintritt 2 €, erm. 0,50 €.
Rathaus und Marktplatz
Ratstrinkstube: Die 1446 erbaute Trinkstube durfte nur von den Ratsherren betreten werden. Damals war das Erdgeschoss, in dem heute die Tourist-Information untergebracht ist, eine offene Halle, in der die offizielle, geeichte Ratswaage stand. Die Kunstuhr mit der Darstellung des legendären, aber historisch unwahren „Meistertrunks“ ist ein Geschenk der Nürnberger Freunde Alt-Rothenburgs von 1910. Täglich zu jeder vollen Stunde von 11 bis 15 sowie um 21 und 22 Uhr hebt der Altbürgermeister Nusch vor dem staunenden Feldherrn Graf Tilly und unter den Augen zahlloser Besucher einen 3,25-Liter-Humpen Wein und leert ihn auf einen Zug. Touristen aus aller Herren Länder halten diese Szene Tag für Tag mit der Kamera fest.
Historiengewölbe: Durch das Portal des gotischen Rathauses gelangt man über den Innenhof zum Eingang in die Historiengewölbe. Die neun Gewölbe geben einen Einblick in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in die Konflikte zwischen der Katholischen Liga und der Protestantischen Union; auch die damaligen sozialen und religiösen Verhältnisse von Rothenburg ob der Tauber werden nicht ausgespart. In Verbindung mit den Gewölben kann das Verlies der Reichsstadt besichtigt werden, in dem 1408 die Hinrichtung des Rothenburger Bürgermeisters Heinrich Toppler nach mehr als zweimonatiger Kerkerhaft erfolgte.
♦ Mai bis Okt. 9.30-17 Uhr, sonst meist 12-16 Uhr. Eintritt 2 €, erm. 1,50 €.
Burggarten
St. Jakob: Die von außen schlicht wirkende Stadtkirche mit ihren 57 Meter und 55 Meter hohen Türmen bestimmt von allen Seiten die Silhouette Rothenburgs. Die im 14. und 15. Jahrhundert erbaute gotische Basilika dürfte wohl aus der Grundidee einer Pfarrkirche, die gleichzeitig als Wallfahrtskirche und Aufbewahrungsort für die Heiligblut-Reliquie dienen sollte, hervorgegangen sein. Ihre Größe zeugt vom Selbstbewusstsein des aufstrebenden Rothenburger Bürgertums. Eine Besonderheit ist die Unterführung der Klingengasse unter dem Westchor. Obwohl zahlreiche Kunstgegenstände aus späteren Epochen bei der Restaurierung in der Mitte des 19. Jahrhunderts entfernt wurden, ist die Jakobskirche noch immer sehr reich ausgestattet. Wertvolle Gemälde schmücken das Mittelfenster, der monumentale Hochaltar im Ostchor (Zwölfboten-Altar) ist ein schöner spätgotischer Schreinaltar. Kunsthistorisch herausragend ist der im Westchor (Heiligblut-Kapelle) stehende Heiligblut-Altar (1501-1504) von Tilman Riemenschneider. Der durch den warmen Honigton des natürlich gealterten Lindenholzes förmlich leuchtende Altar verbindet eindrucksvoll Eucharistie und Reliquienkult; das Thema ist die Passion, die Abendmahlsszene in der Mitte. Ein weiteres Werk von Riemenschneider, der Franziskusaltar, ist im ersten Joch (Bogen) des nördlichen Seitenschiffes zu finden.
♦ Ostern bis Okt. 9-17.15 Uhr, sonst 10-12 und 14-16 Uhr. Eintritt 2,50 €, erm. 1,50 €.
St. Wolfgang: Die spätmittelalterliche Kirche hat man in die Befestigungsanlagen am Klingentor einbezogen. Schießscharten in Chor und Sakristei verdeutlichen den wehrhaften Charakter, wie auch die unterirdischen Kasematten und ein Verlies. Der Wolfgangsaltar, der Marienaltar und der Wendelinusaltar - allesamt um die Wende zum 16. Jahrhundert entstanden - sind die kunsthistorischen Höhepunkte der Kirche.
♦ Ostern bis Okt. tgl. außer Di 10-13 und 14.30-17 Uhr. Eintritt 1,50 €, erm. 0,50 €.
Mittelalterliches Kriminalmuseum: Das bedeutendste Rechtskundemuseum Deutschlands befindet sich in den Räumen der ehemaligen Johanniter-Komturei (erbaut 1396). Auf sechs Etagen wird das mittelalterliche und frühneuzeitliche Rechtswesen veranschaulicht. Neben Urkunden, Medaillen und Wappen locken vor allem die Folterwerkzeuge (Schandmasken, Halsgeigen, Pranger und ein Stachelstuhl) alljährlich eine Vielzahl von Besuchern an. Die Ausstellungsstücke werden didaktisch anspruchsvoll präsentiert und geben einen Einblick in die Geschichte der Rechtssprechung, wobei auch Themenkomplexe wie der Hexenwahn erläutert werden.
♦ Burggasse 3. April bis Okt. tgl. 10-18 Uhr, Nov. bis März 13-16 Uhr. Eintritt 7,50 €, erm. 6,50 oder 4,50 €. www.kriminalmuseum.eu.
Rothenburgs Schokoladenseite: Siebersturm und Kobolzeller Tor
Reichsstadtmuseum: Das Reichsstadtmuseum, eine beachtliche Sammlung von Gemälden (darunter die zwölf Tafeln der Rothenburger Passion), Skulpturen, Möbeln, Waffen, Hausrat, Spielzeug, Judaika sowie von Handwerks- und Bauerngeräten aus acht Jahrhunderten ist in den erhaltenen Räumen des einstigen Dominikanerinnenklosters untergebracht. Das Museum wurde 1987 um eine vor- und frühgeschichtliche Abteilung erweitert. Das weitläufige Kloster zählt zu den schönsten Bauwerken Rothenburgs, die Klosterküche zu den ältesten erhaltenen ihrer Art. Die Dominikanerinnen ließen sich 1258 in Rothenburg nieder. Fast bis zur reformationsbedingten Auflösung des Klosters (1554) wurde der Bau erweitert oder umgebaut. Der Kreuzgang stammt aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Der Klostergarten ist auch ohne Museumsbesuch zugänglich und lädt zum Verweilen und Entspannen ein.
♦ Klosterhof 5. April bis Okt. 9.30-17.30 Uhr, Nov. bis März 13-16 Uhr. Eintritt 6 €, erm. 5 €. www.reichsstadtmuseum.rothenburg.de.
Alt-Rothenburger Handwerkerhaus: Das Haus stammt aus dem Jahr 1270 und dürfte daher eines der ältesten der Stadt sein. In elf originalgetreu eingerichteten Räumen vermittelt es einen Eindruck von den Wohn- und Arbeitsverhältnissen verschiedener Handwerkszweige.
♦ Alter Stadtgraben 26. Ostern bis Okt. 11-17 Uhr, Sa ab 13 Uhr. Eintritt 3 €, erm. 2,50 oder 1,50 €. www.alt-rothenburger-handwerkerhaus.de.
Toppler-Schlösschen: Vor den Toren der Stadt ließ sich der mächtigste und berühmteste Bürgermeister Rothenburgs, Heinrich Toppler, 1388 dieses Schlösschen als kleinen, bewehrten Landsitz erbauen. Angeblich sollte es der Überwachung der Taubermühlen dienen, doch war dieses Schlösschen eher ein persönliches Denkmal, um Topplers Sonderstellung in der Stadt zu dokumentieren. Der Fachwerkoberbau dürfte wohl um 1500 entstanden sein.
♦ Öffnungszeiten auf Anfrage.
Riemenschneider-Altar in Detwang: Unterhalb von Rothenburg liegt das Dörfchen Detwang mit seinem romanischen Kirchlein St. Peter und Paul, dessen Chor einen herrlichen Hochaltar aus der Werkstatt von Tilman Riemenschneider birgt: Der Heilig-Kreuz-Altar wurde ursprünglich für die Michaelskapelle in Rothenburg geschaffen und im 17. Jahrhundert nach Detwang abgegeben. Im Schrein der Gekreuzigte, links eine Gruppe der klagenden Frauen mit Johannes, rechts eine Gruppe mit dem Pharisäer. Leider wurde der Schrein nachträglich verkleinert, wodurch die Ausgewogenheit der Komposition leidet.
♦ April bis Okt. tgl. außer Mo 8.30-12 und 13-17 Uhr, im Sommer bis 18 Uhr, Nov. bis März tgl. außer Mo 10-12 und 14-16 Uhr. Eintritt 1,50 €, erm. 1 €.
Radfahren und Wandern
Radweg Liebliches Taubertal: Von Rothenburg bis nach Wertheim führt ein 100 Kilometer langer, gut ausgeschilderter Radwanderweg durch das Taubertal. Als Etappenstationen bieten sich Weikersheim und Tauberbischofsheim an. Die Route ist relativ entspannend, da sie meist bergab führt.
♦ Unser Übernachtungstipp ist das traumhafte Hotel Rebgut in Lauda (www.rebgut.de).
Entlang der Romantischen Straße: Von Rothenburg bis nach Dinkelsbühl verläuft ein Teil des gut ausgeschilderten Main-Donau-Wanderweges (Markierung M-D). Die Gesamtstrecke zwischen den beiden Städten beträgt rund 60 Kilometer. Dies ist natürlich an einem Tag nicht zu bewältigen, deshalb sollte man sich Schillingsfürst und Feuchtwangen als Etappenziele wählen.
Feste und Veranstaltungen
Historischer Schäfertanz: Am Ostersonntag, an Pfingsten und zu den Reichsstadt-Festtagen wird dieser traditionelle Tanz auf dem Marktplatz aufgeführt. Im Jahre 1511 erhielt die Rothenburger Gilde der Schäfer das Privileg eines eigenen Feiertags, der mit Musik und Tanz begangen werden durfte. Diese Tradition wird seit 1911 wieder gepflegt.
Taubertal-Festival: Am zweiten Augustwochenende pilgern von Freitagabend bis Sonntag mehr als 20.000 Musikfans auf die Eiswiese, die unterhalb von Rothenburg im Taubertal liegt. Vom Festgelände hat man einen herrlichen Blick auf die Silhouette mit Stadtmauer. Auf zwei Hauptbühnen treten bekannte Künstler auf, darunter waren in der Vergangenheit die Fantastischen Vier, Feine Sahne Fischfilet, Kraftclub, Placebo oder Beatsteaks. Die Stimmung und die Location sind fantastisch - das Festival ist eines der erfolgreichsten in Deutschland. www.taubertal-openair.de.
Reichsstadt-Festtage: Drei Tage im September bilden den farbenprächtigen Höhepunkt im Rothenburger Stadtleben. Nahezu die gesamte Altstadt verwandelt sich in eine einzige lebendige Freilichtbühne. Am Freitagabend ziehen alle beteiligten Historiengruppen in einem stimmungsvollen Fackelzug durch das erwartungsvoll gestimmte Rothenburg, bevor sie während der nächsten beiden Tage in den Gassen und auf verschiedenen Plätzen den Besuchern Einblicke in wichtige Episoden der Stadtgeschichte gewähren. Die in authentische Kostüme gekleideten Laiendarsteller spielen mildtätige Franziskanermönche, mit Sensen und Dreschflegeln bewaffnete Bauern, mittelalterliche Musikanten und kühne Ritter. Am Samstagabend versinkt die Stadt schließlich in Erinnerung an den Dreißigjährigen Krieg im Kanonendonner und Feuerschein - vollendete Illusion. Selbstverständlich gehören auch Aufführungen des „Historischen Schäfertanzes“ und des weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten „Meistertrunk-Schauspiels“ (→ Kasten) zum Festprogramm.
Praktische Infos
Information Kultur- und Tourismus-Service, Marktplatz 2, 91541 Rothenburg o. d. Tauber, Tel. 09861/404800. www.tourismus.rothenburg.de.
Verbindungen Stündlich Zugverbindungen nach Steinach, dort umsteigen nach Uffenheim, Ansbach, Nürnberg oder Würzburg.
Ballonfahrten Tgl. werden bei guter Witterung zwei bis drei Stunden vor Sonnenuntergang Ballonstarts durchgeführt. Das Vergnügen ist mit 195 € pro Person nicht gerade günstig. Der „Stammstartplatz“ befindet sich im Ortsteil Detwang, gegenüber der Ludleinsmühle. Information über Georg Refferscheid, Paradeisgasse 17, Tel. 09861/87888. www.happy-ballooning.de.
Käthe Wohlfahrt Europas größtes Weihnachtsfachgeschäft, ganzjährig geöffnet! Mit seinen labyrinthartigen Gängen ein wahres Disneyland für romantische Seelen. Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 8-16 Uhr, Mitte Mai bis 24. Dez. auch So und feiertags 10-18 Uhr. Herrngasse 1, Tel. 09861/4090. www.wohlfahrt.com.
Literatur Michael Kamp: Die touristische Entdeckung Rothenburgs ob der Tauber im 19. Jahrhundert; Ludwig Schnurrer, Rothenburg im Mittelalter; Ulrike Romeis, Josef Bieker, Ralf Nestmeyer: Rothenburg und das Taubertal. Bildband, Stürtz Verlag.
Markt Jeden Samstag wird ein schöner Markt auf dem Marktplatz abgehalten.
Schwimmen Franken-Freizeit-Bad, beheiztes Waldschwimmbad mit Sprungbecken. Nördlinger Str. 20. Ozon-Hallenbad mit Sauna und Solarium, von Mitte Sept. bis Mitte Mai, Mo 14-21 Uhr, Di-Do 9-21 Uhr, Fr, Sa und So 9-19 Uhr. Nördlinger Straße, Tel. 09861/4565.
Rödertor
Stadtführungen Unter den Arkaden am Marktplatz beginnen die Führungen tgl. um 11 und 14 Uhr (März bis Okt. und Dez.). Teilnahmegebühr 7 €, erm. 4 €.
Theater Toppler-Theater, von Juni bis August werden in dem Freilichttheater im Reichsstadtmuseum auch moderne Stücke gespielt. Kartenvorverkauf, Tel. 09861/404800. www.toppler-theater.de.
Essen/Übernachten (Karte) Eisenhut 13, das Traditionshotel am Platz, selbst Winston Churchill und Herbert Grönemeyer sind hier schon abgestiegen. Bereits das Foyer mit der großen, ausladenden Holztreppe stimmt auf die Atmosphäre ein. Die altertümlichen, aber komfortablen Zimmer sind auf vier mittelalterliche Patrizierhäuser verteilt. Gutes Restaurant mit Gartenterrasse, Hauptgerichte von 20-25 €, so das gebratene Welsfilet auf Zitronenrisotto. EZ 82-162 €, DZ 104-212 € (jeweils zzgl. 14 € pro Person für das Frühstücksbuffet). Herrngasse 3-7, Tel. 09861/7050. www.eisenhut.com.
Bio/Regional Glocke 15, zu dem sehr freundlich geführten Hotel gehört der einzige noch verbliebene Rothenburger Winzerbetrieb. Deftige hausgemachte Küche, z. B. Winzerrindsroulade in Burgundersoße (18,50 €) oder Saure Nieren. DZ ab 103,50 €. Am Plönlein 1, Tel. 09861/958990. www.glocke-rothenburg.de.
Herrnschlösschen 10, dieses Hotel bietet eine gute Verbindung zwischen Tradition und Moderne - allerdings zu gehobenen Preisen. In einem uralten Herrenhaus wird ein zeitgemäßer Landhausstil gepflegt. Sehr schöne Bäder! Hinter dem Hotel erstreckt sich ein traumhafter Barockgarten, in dem man im Sommer frühstücken kann. Ausgezeichnetes Restaurant! DZ ab 225 € (inkl. Frühstück). Herrngasse 20, Tel. 09861/873890. www.hotel-rothenburg.de.
Tilman Riemenschneider 3, zünftiges, gut ausgestattetes Hotel in einem historischen Haus. Im Restaurant gibt es anspruchsvolle fränkische Küche zu gehobenen Preisen, Di Ruhetag. Den Gästen stehen ein Fitnessraum sowie zwei Whirlpools zur Verfügung. Höheres Preisniveau auch im Hotel: EZ ab 95 €, DZ ab 130 € (inkl. Frühstücksbuffet). Georgengasse 11-13, Tel. 09861/9790. www.tilman-riemenschneider.de.
Reichs-Küchenmeister 4, direkt hinter dem Chor der Jakobskirche mit schönem, schattigem Biergarten. Das Restaurant gehört zu den besseren in der Stadt. Im Flair-Hotel gibt es insgesamt 90 Betten mit rustikalem Flair, teilweise im gegenüberliegenden Gästehaus. Sauna und Whirlpool vorhanden. DZ ab 130 € (inkl. Frühstück). Kirchplatz 8, Tel. 09861/9700. www.reichskuechenmeister.com.
Mein Tipp Villa Mittermeier 2, stilvolles Hotel nur wenige Meter außerhalb der Stadtmauer. Die ansprechenden Zimmer wie auch die Suiten sind individuell im modernen Stil eingerichtet und besitzen viel Atmosphäre. Teilweise sogar mit freistehender Badewanne. In jedem Zimmer steht den Gästen auch eine Nespresso-Maschine zur Verfügung. Empfehlenswert auch für Nichthotelgäste ist ein Besuch des Restaurants (13 Gault-Millau-Punkte). Geboten wird eine kreative italienische Küche (Rotbarbe, Lammhaxe etc.) zu angemessenen Preisen, Drei-Gang-Menü 46 €, Fünf-Gang-Menü 69 €. Nur abends geöffnet, So Ruhetag, im Aug. zwei Wochen Betriebsferien. Es werden auch Kochkurse angeboten. 40 Betten. Hallenbad (10 x 5 m), Sauna und Solarium. Kostenloser Parkplatz. EZ ab 72,50 €, DZ je nach Größe 82,50-199 €, lohnend ist das hervorragende Frühstück (Buffet), das im Sommer auf der Terrasse vor dem Haus eingenommen werden kann (19 €). Vorm Würzburger Tor 9, Tel. 09861/94540. www.villamittermeier.de bzw. www.blauesau.eu.
Übernachten
1 Mittermeiers Alter Ego 2 Villa Mittermeier 3 Tilman Riemenschneider 4 Reichs-Küchenmeister 5 Pension Fuchsmühle 6 Gasthof Butz 7 Burg-Hotel 9 Hotel Markusturm 10 Herrnschlösschen 12 Gasthof Klosterstüble 13 Eisenhut 15 Glocke 16 Hotel Goldene Rose 17 Jugendherberge
Essen & Trinken
2 Villa Mittermeier 3 Tilman Riemenschneider 4 Reichs-Küchenmeister 6 Gasthof Butz 10 Herrnschlösschen 11 Michelangelo 12 Gasthof Klosterstüble 13 Eisenhut 14 Zur Höll 15 Glocke
Cafés
Mittermeiers Alter Ego 1, absolut modern schläft man in der Design-Dependence von Familie Mittermeier. DZ ab 99 €. Vorm Würzburger Tor 15, Tel. 09861/94540. www.mittermeiersalterego.de.
Burg-Hotel 7, in exponierter Lage hoch über dem Taubertal gefällt dieses Hotel mit seinen individuellen, verspielten Zimmern (Himmelbetten!), die teilweise auf den Klostergarten blicken. Herrliche Frühstücksterrasse! Schöner Wellness-Bereich mit Sauna und Fitness. Fahrradvermietung DZ 155-215 € inkl. Frühstück. Klostergasse 1-3, Tel. 09861/94890. www.burghotel.eu.
Romantik Hotel Markusturm 9, gleich neben dem Markusturm. Stilvolle, ansprechende Räumlichkeiten in einem historischen Gemäuer. EZ ab 98 €, DZ ab 150 € (inkl. Frühstück). Restaurant vorhanden. Rödergasse 1, Tel. 09861/94280. www.markusturm.de.
Klosterstüble 12, kleines Hotel mit schmackhafter fränkischer Küche zu angemessenen Preisen. In der einladenden Gaststube mit Bal kendecke wird ein fränkischer Sauerbraten mit Kartoffelknödel für 12,90 € serviert. Die teureren Zimmer sind sehr stilvoll mit viel Holz renoviert, im Studio gibt es gar eine freistehende Badewanne (176 €). EZ 50-70 €, DZ 76-146 € (inkl. Frühstücksbuffet). Heringsbronnengasse 5, Tel. 09861/6774. www.klosterstueble.de.
Zur Höll 14, in einem urigen Gasthaus mit Gewölbekeller in einem etwas gedrängten Ambiente werden fränkische Köstlichkeiten serviert. Als Spezialität gelten die Spare-Ribs (13,50 €). Der ebenso nette wie höfliche Wirt empfiehlt dann noch Tagesgerichte, die allerdings mit bis über 25 € das Preisniveau nicht rechtfertigen. Kleine Straßenterrasse. So Ruhetag. Burggasse 8, Tel. 09861/4229. www.hoell-rothenburg.de.
Michelangelo 11, ein sehr ansprechender Italiener mit sehr schöner Terrasse. Es gibt Pizzen und hausgemachte Nudeln, besonders lecker mit frischem Pfifferlingen für 13,60 €. Rödergasse 36, Tel. 09861/7478. www.michelangelo-rothenburg.de.
Mein Tipp Café Lebenslust 8, ein ansprechendes modernes Café im sonst eher biederen Rothenburg. Leckere Kuchen. Straßenterrasse. Do-Mo 11-18.30 Uhr. Kirchgasse 5, Tel. 09861/9179478. lebenslust-rothenburg.de.
Mein Tipp Goldene Rose 16, das aus dem Jahre 1778 stammende Haus wurde in ein modernes Boutique-Hotel verwandelt. Neben den komfortablen Zimmern gefällt vor allem der ruhige Garten hinter dem Haus, der zum Entspannen geradezu einlädt. DZ ab 95 € (inkl. Frühstücksbuffet), günstiger schläft man im zugehörigen Gästehaus Rosengarten. Spitalgasse 28, Tel. 09861/4638. www.goldenerose-rothenburg.de.
Gasthof Butz 6, mitten im historischen Rothenburg bietet der einfache Gasthof ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, wobei Wert auf regionale Produkte gelegt wird. Der Schweinebraten kostet 11 €. Im Sommer sitzt man gemütlich im Innenhof hinterm Haus. Do Ruhetag. Die netten Zimmer sind ebenfalls recht preiswert. EZ ab 55 €, DZ ab 87 € (inkl. Frühstück), Ermäßigung ab vier Nächten. Am Kapellenplatz 4, Tel. 09861/2201. www.gasthofbutz.com.
Pension Fuchsmühle 5, unten im Taubertal findet sich diese Unterkunft mit schlichten, aber sehr einladenden Zimmern. EZ ab 40 €, DZ 60-80 €; Frühstücksbuffet 9 €. Taubertalweg 103, Tel. 09861/92633. www.fuchsmuehle.de.
In Detwang Schwarzes Lamm, wem es in Rothenburg zu hektisch ist, der findet hier einen netten Landgasthof mit herrlicher Terrasse unter alten Bäumen. Die ansprechende Küche bietet beispielsweise einen lauwarmen Linsensalat mit gebeiztem Zanderfilet oder Rehrücken an Holundersauce mit sautierten Pfifferlingen und Macaire-Kartoffeln. EZ ab 63 €, DZ ab 85 € (inkl. Frühstück). Detwang 21, Tel. 09861/6727. www.hotelschwarzeslamm.de.
Jugendherberge Rossmühle 17, historischer Bau aus dem Jahre 1516 an der südlichen Spitze der Stadtmauer. Es stehen 184 Betten und 16 Familienzimmer zur Verfügung. Vom 15.12. bis 2.1. geschlossen. Übernachtung mit Frühstück ab 24,40 €. Mühlacker 1, Tel. 09861/94160. www.jugendherberge.de.
Camping Tauber-Romantik, bei Detwang im Taubertal gelegen, 100 Stellplätze. Mitte März bis Anfang Nov. geöffnet. Im Ortsteil Detwang, Tel. 09861/6191. www.camping-tauberromantik.de.
Schillingsfürst2700 Einw.
Das mächtige Barockschloss der Fürsten zu Hohenlohe-Schillingsfürst überragt die an einen Höhenrücken des Naturparks Frankenhöhe geschmiegte Kleinstadt.
Der älteste Vorläufer des Schlosses dürfte noch vor der vorletzten Jahrtausendwende entstanden sein. Zuerst herrschte über Schillingsfürst das gleichnamige Adelsgeschlecht, doch dann gelangte die Burg im 14. Jahrhundert in den Besitz der Grafen von Hohenlohe, die mit einer Unterbrechung bis zum Beginn dieses Jahrhunderts das Leben in Schillingsfürst bestimmten. In der Mitte des 18. Jahrhunderts lockten die gefürsteten Grafen von Hohenlohe durch große Vergünstigungen Handwerker an, um die Wirtschaftskraft des Fürstentums zu stärken. Da diese Aktion nicht den gewünschten Erfolg brachte, entschlossen sie sich, auch völlig mittellose Siedler aufzunehmen. Darunter befanden sich viele Landfahrer und Marodeure; sie siedelten sich vor allem entlang der heutigen Neuen Gasse an. Ihre Gaunersprache (das „Jenische“) hat noch bis ins 20. Jahrhundert fortgelebt, und angeblich soll es heute noch Schillingsfürster geben, die gebratenen Igel als Delikatesse schätzen ...
Sehenswertes
Schloss Schillingsfürst: Die eindrucksvolle Residenz kündet vom Glanz des kleinen Fürstentums im 18. Jahrhundert. Da die ursprüngliche Anlage im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war, entstand nach Entwürfen des Darmstädter Oberbaumeisters Louis Remy de la Fosse in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein barocker Neubau nach dem Vorbild des alten Stadtschlosses von Madrid. Noch heute wird ein Teil der dreiflügeligen Schlossanlage von den Fürsten zu Hohenlohe-Schillingsfürst bewohnt; zwei Drittel sind öffentlich zugänglich. Hier lebten im 19. Jahrhundert der Reichskanzler Fürst Chlodwig zu Hohenlohe und sein Bruder der Kurienkardinal Gustav Adolf zu Schillingsfürst. Die prachtvollen Innenräume des Schlosses (z. B. Roter Salon) sind mit reichem Stuck, opulenten Deckengemälden, Gobelins und Möbeln ausgeschmückt. Eine kleine Ausstellung erinnert an die französische Fremdenlegion, deren Wurzeln in Schillingsfürst lagen. Auf Schloss Schillingsfürst wird zudem ein Jagdfalkenhof unterhalten. Im Sommer finden täglich Flugvorführungen mit Falken, Geiern und Adlern (Riesenseeadler, Europäischer Seeadler, Weißkopfseeadler und Steinadler) statt, deren Freigehege man auch besichtigen kann.
Festliche Tage in Schloss Schillingsfürst
♦ Schlossmuseum: Ostern bis 31. Okt., Führungen tgl. um 12, 14 und 16 Uhr, Eintritt 6 €. Falknerei: Di-So 10.30-17 Uhr, Eintritt 9,50 € (inkl. Schlossmuseum), erm. 6 €. Flugvorführungen vom 1. April bis 31. Okt. Di-So um 11 und 15 Uhr. www.schloss-schillingsfuerst.de, www.bayerischer-jagdfalkenhof.de.
Historische Ochsentretanlage im Brunnenhausmuseum: Hinter diesem Zungenbrecher verbirgt sich eines der bedeutendsten und zugleich ungewöhnlichsten technischen Kulturdenkmäler Deutschlands. In einem alten Brunnenhaus installiert, diente diese 1702 von dem Nürnberger Brunnenmeister Martin Löhner erbaute Anlage der Wasserversorgung des 1,5 Kilometer entfernten Schlosses. Die Maschine wurde von dem Körpergewicht eines Ochsen angetrieben, mit seiner Kraft wurde eine schräge Tretscheibe in Bewegung gesetzt. Über ein hölzernes Getriebe und eine Kurbelwelle wurde die Kraft auf drei Pumpen übertragen, die dann das Wasser (40 Liter pro Minute) in den Turmbehälter drückten. Von dort gelangte es über hölzerne Rohrleitungen zum Schloss. Angegliedert ist das Heimatmuseum mit einer Sammlung zur Wohnkultur.
♦ Von Ostern bis Ende Okt. nach voheriger Anmeldung im Info-Center, Tel. 09868/222. Eintritt 4,50 €. www.brunnenhausmuseum.de.
Eine fränkische Geheimsprache: das Schillingsfürster Jenisch
Die von Fürst Carl Albrecht von Hohenlohe 1757 angeworbenen mittellosen Siedler brachten ihre eigene Geheimsprache mit, eine mit „Jenisch“ bezeichnete Form des Rotwelschen. Diese nur Eingeweihten verständliche Sprache wurde im Spätmittelalter von den Außenseitern der bürgerlichen Gesellschaft, von Bettlern, Vagabunden und anderem fahrenden Volk entwickelt und gepflegt. Hauptbestandteile des Rotwelschen waren Wörter deutscher Herkunft, so wie das „Gergo“ im Italienischen und das „Argot“ im Französischen wurzeln. Damit das Rotwelsch nur wenigen verständlich war, hat man gebräuchliche Begriffe durch unverständliche Neuschöpfungen ersetzt. Es wurde nicht von Hand, Strumpf oder Fuß gesprochen, sondern von „Griffling“, „Streifling“ oder „Tritt“. Und wenn das „Gronnickel pegert“, dann war die Rede von einem Schwein, das stirbt. Heute wird das Jenische in Schillingsfürst nicht mehr gesprochen. Es lebt nur noch in der Erinnerung einiger weniger älterer Einheimischer fort.
Praktische Infos
Information Info-Center, Rothenburger Str. 2, 91583 Schillingsfürst, Tel. 09868/222. www.schillingsfuerst.de.
Schwimmen Baden in chlorfreiem Wasser ist im Freibad Fischhaus möglich. Eintritt frei! In Dombühl (3 km südöstl.) gibt es ein schönes Naturerlebnisbad.
Essen/Übernachten Flair-Hotel Die Post, zu Füßen des Schlosses im Ort gelegen. Die Küche bietet eine große Auswahl an Pfannengerichten, so ein Hohenloher Rostbraten für 19,80 €. Panoramaterrasse hinter dem Haus. Gepflegte, zeitlos moderne Zimmer. EZ ab 65 €, DZ 85-120 € (inkl. Frühstück). Mo Ruhetag. Rothenburger Str. 1, Tel. 09868/9500. www.flairhotel-altepost.de.
Schlosscafé-Weinstube, das Lokal begeistert vor allem durch seine schöne, hoch über Schillingsfürst gelegene Aussichtsterrasse, die am Wochenende gut besucht ist. Kein Ruhetag. Am Wall 10, Tel. 09868/7406. schlosscafe-schillingsfuerst.de.
Camping Frankenhöhe, mit Kiosk, Sauna, Naturfreibad und Gaststätte. 120 Stellplätze, davon 50 für Dauercamper. Ganzjährig geöffnet. Campingplatz am Fischhaus, Tel. 09868/5111. www.campingplatz-frankenhoehe.de.
Feuchtwangen12.000 Einw.
Seit hier erstmals im Jahre 1949 mit Goethes „Faust“ ein Theaterstück auf die Bühne (oder besser: in den Kreuzgang) gebracht wurde, erfreuen sich die Freilichtspiele wachsender Beliebtheit. Eine weitere Attraktion Feuchtwangens ist die mit kirchlichem Segen eröffnete Spielbank.
Fränkische Idylle am Marktplatz
Mit seinen Kreuzgangspielen hat sich Feuchtwangen einen überregionalen Ruf erworben. Viele bekannte Schauspieler haben hier ihre künstlerische Visitenkarte abgegeben. Traditioneller Bestandteil des Rahmenprogramms sind die wechselnden Kunstausstellungen in der Schranne in der Unteren Torstraße.
In den Bau der Spielbank vor den Toren Feuchtwangens investierte der Freistaat Bayern, in dessen Taschen die Einnahmen fließen, die stolze Summe von 34 Millionen Euro. Das futuristische Gebäude liegt - wie eine Raststätte - direkt an der Autobahn.
Geschichte
Der Ort entwickelte sich um das Jahr 1000 vermutlich aus einem Benediktinerkloster. An der Wende zum 13. Jahrhundert stieg Feuchtwangen sogar zur Reichsstadt auf, kam aber 1376 durch Verpfändung für 5000 Gulden an die Nürnberger Burggrafen und späteren Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Die Folge war der Verlust der Reichsfreiheit, und Feuchtwangen verfügte nicht über die Mittel, sich selbst auszulösen. Einen weiteren wichtigen Einschnitt in die Geschichte Feuchtwangens stellte die Reformation dar. Da sich die Stadt zum Protestantismus bekannt hatte, erfolgte 1563, nachdem man den letzten Stiftsherrn zu Grabe getragen hatte, die Auflösung des Stiftes durch den damaligen Markgrafen. Bis zum Jahre 1806 blieb Feuchtwangens Schicksal noch mit der Markgrafenschaft Brandenburg-Ansbach verbunden, dann bestimmte das Königreich Bayern die Geschicke der Stadt.
Sehenswertes und Theater
Altstadt: Das Bild der Altstadt wird durch zahlreiche frühneuzeitliche Fachwerkhäuser geprägt und von dem ungleichen Turmpaar der Stiftskirche bestimmt. Ein schöner Bau ist der sog. „Kasten“, eine lang gestreckte ehemalige Zehntscheune hinter der Stiftskirche, die heute als Stadthalle dient. Der zentral gelegene Marktplatz - von Georg Dehio als „Festsaal Frankens“ bezeichnet - mit dem Röhrenbrunnen weist mit seinen stattlichen Bürgerhäusern und altfränkischen Fachwerkbauten eine ungewöhnliche Geschlossenheit auf. Von der Befestigung aus dem Jahre 1395 sind noch Reste erhalten, was zum Teil auf die an die Mauer gebauten Häusern zurückzuführen ist. Von den ursprünglich drei Toren steht nur noch das völlig umbaute Obere Tor.
Stiftskirche (Evangelische Pfarrkirche): Die einstige Klosterkirche verfügt über beachtliche romanische Baureste. Im Jahre 1197 wurde das Benediktinerkloster in ein Chorherrenstift umgewandelt, was den Anstoß zu einem Kirchenneubau gab. Die Gründe für die Umwandlung in ein Stift dürften politischer Natur gewesen sein: Während Mönche nach den jeweils besonderen Regeln ihres Ordens lebten, waren Stiftsherren davon unabhängig und somit enger an den Bischof gebunden. Der Unterbau der beiden charakteristischen Westtürme und der dazwischen eingezwängte Westbau sowie der Kreuzgang stammen noch aus dieser Bauphase. Der gotische Chor und die Sakristei wurden im frühen 14. Jahrhundert errichtet. In dem südlich an die Klosterkirche anschließenden spätromanischen Kreuzgang finden alljährlich die Kreuzgangspiele statt. Zwei Flügel sind noch erhalten: der Westflügel mit einem Fachwerkobergeschoss aus dem 18. Jahrhundert sowie der Nordflügel als unbedeckter Durchgang. Das Innere der Kirche wurde im 17. Jahrhundert barockisiert. Sehenswert sind der spätgotische Flügelaltar mit Marienszenen aus der Werkstatt von Michael Wolgemut, dem Lehrer von Albrecht Dürer, und das Chorgestühl, eine schwäbisch-fränkische Arbeit aus dem 15. Jahrhundert.
♦ Tgl. außer Mo 9-17 Uhr.
Johanniskirche: Auch die direkt neben der Stiftskirche gelegene schlichte Johanniskirche lohnt einen Besuch. Der Bau stammt im Wesentlichen aus der Zeit um 1400. Der Taufstein, der in der Stiftskirche fehlte, das Sakramentshäuschen, der Epitaph des Jörg von Ehenheim und die Kanzel sind allesamt Steinmetzarbeiten aus dem 15. Jahrhundert. Daneben birgt die Kirche noch einen barocken Altar.
Fränkisches Museum: Es handelt sich hierbei um eines der schönsten fränkischen Heimatmuseen. Auf 1700 Quadratmetern und im Museumsgarten werden fränkische Kunst und Kultur vorgestellt. Neben vollständig eingerichteten Wohnstuben aus dem Barock, Rokoko, Biedermeier bis hin zum Jugendstil wird die ländliche Alltagskultur vergangener Epochen anschaulich gemacht. Zudem können eine breite Sammlung von Gebrauchsgegenständen, eine reichhaltige Fayencensammlung sowie eine funktionstüchtige Hammerschmiede bewundert werden. Eine eigene Abteilung gibt einen Einblick in das fränkische Brauchtum von der Geburt über Taufe und Hochzeit bis hin zum Tod. Im Museumsgarten gibt es noch das Flachsbrechhaus, eine Hammerschmiede, die Pferdegöpel und eine Scheune mit landwirtschaftlichem Gerät zu besichtigen. Das moderne Foyergebäude schiebt sich wie ein Riegel hinter Altbau und Erweiterungsbau und erschließt den gesamten Ausstellungsbereich. Schön ist auch der Museumsshop samt Café.
♦ Museumstr. 19. Juni bis Aug. Di-So 14-20 Uhr (Sa und So ab 11 Uhr), März, April, Mai und Sept. bis 15. Nov. Di-So 14-17 Uhr (Sa und So ab 11 Uhr). Eintritt 3 €, erm. 1,50 oder 1 €. www.fraenkisches-museum.de.
Sängermuseum: Die Sammlung des Fränkischen Sängerbundes ist die repräsentative Zentralstelle zur Dokumentation und Erforschung des Laienchorwesens. Es ist das einzige Chormuseum dieser Art in Deutschland und widmet sich neben der Geschichte des Chorwesens in Franken auch den überregionalen Verflechtungen der Musikkultur.
♦ Am Spittel 4-6. März bis Okt. Mi-Fr 10-12 und 14-17 Uhr. Eintritt 5 €, erm. 2,50 €. www.saengermuseum.de.
Kreuzgangspiele: Das traditionsreiche Freilichttheater in einem ehemaligen Klosterhof findet jährlich von Juni bis August statt. Informationen und Kartenvorverkauf über das Kulturamt (Tel. 09852/90444, www.kreuzgangspiele.de).
Was ist Romantik?
Wenn man von der Romantischen Straße oder vom Romantischen Franken spricht, liegt die Frage nach dem Wesen der Romantik nahe.
Die Romantik, die an der Wende zum 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreicht hatte, war der große Aufstand der Subjektivität des Geistes und der Seele gegen die Aufklärung und ihre Maximen der Rationalität und Nützlichkeit, gegen die Klassik und ihr Bedürfnis nach Harmonie und Ordnung, ja gegen die Herrschaft der planen Wirklichkeit, der biederen Moral, der Durchschnittlichkeit; sie hatte die Grenzen menschlicher Wirklichkeit neu abgesteckt, und sie bestimmt die Wirklichkeit unserer Wahrnehmung bis in die Gegenwart. Schon Friedrich Nietzsche hatte den Anhängern der Romantik vorgeworfen, ihre Begeisterung sei „kein Zeichen von Stärke, sondern von Mangelgefühl“. Die Sehnsucht nach einer unzerstörten Natur, einer intakten Umwelt und der „guten alten Vergangenheit“ wird heute einerseits als Klischee angesehen und als Rückzug und Flucht aus einer kalten Realität angefeindet, andererseits aber in Verbindung mit „romantischen“ Reisezielen bewusst werbewirksam eingesetzt.
Als literarische Bewegung ist die Romantik mit den Namen Wackenroder, Tieck, Novalis und Schlegel verbunden. Die romantische Reiseauffassung war ursprünglich gekennzeichnet durch die Verehrung der mittelalterlichen Kunst und Religion und von einer Affinität zum ziellosen Wandern, das nicht als eine Form der Fortbewegung, sondern als eine eigene „Daseinsform“ begriffen wurde. Die topographische Realität rückte dabei zumeist in den Hintergrund; die Wirklichkeit wurde von einem romantischen Stimmungszauber umkleidet, und auch die Auswahl eines Reiseziels richtete sich danach, inwiefern es in der Lage sein konnte, eine Gefühlsregung beim Reisenden hervorzurufen.
Praktische Infos
Information Tourist Information, Marktplatz 1, 91555 Feuchtwangen, Tel. 09852/90455. www.feuchtwangen.de.
Verbindungen Busverbindungen nach Ansbach, Dinkelsbühl und Rothenburg.
Fahrradverleih Sport Bräunlein, Marktplatz 13, Tel. 09852/2358. www.sport-braeunlein.de.
Markt Freitagvormittag Bauernmarkt.
Schwimmen Beheiztes Solar-Freibad, Dinkelsbühler Str. 20, Tel. 09852/9700.
Essen/Übernachten Romantik-Hotel Greifen-Post, traditionell das erste Haus am Platz, und, wie der Name andeutet, sind hier zwei Gasthöfe vereint. Ausgezeichnete Küche zu gehobenen Preisen (14 Gault-Millau-Punkte). Hauptgerichte 15-27 €. 4-Gang-Menü 45 €. Das Spektrum reicht von einem Sauerbraten vom Weiderind bis hin zu einer gefüllten Wachtel mit Pfifferlingen. Günstigere Mittagsgerichte. Schöne Straßenterrasse. Sonntagabend und Mo Ruhetag. Übernachtungsgäste können wählen: Himmelbett, Landhaus-, Biedermeier- oder Romantikzimmer. Großer Wellness-Bereich mit Hallenbad, Dampfbad, Sauna und Solarium vorhanden. EZ je nach Saison und Ausstattung ab 73 €, DZ ab 119 € (inkl. Frühstücksbuffet). Marktplatz 8, Tel. 09852/6800. www.hotel-greifen.de.
Sindel-Buckel, empfehlenswerter Gasthof mitten im Ort. Schöne, moderne Zimmer (vor allem im zugehörigen Karpfen-Hotel und Herrenhaus), das Frühstück wird im Wintergarten serviert. Das gemütliche Restaurant (Slow Food) ist auf Wild- und Fischgerichte spezialisiert: Karpfen, Hecht, Zander und Schleien kommen großteils aus der eigenen Fischzucht. Mittwochabend bleibt die Küche kalt. EZ ab 60 €, DZ ab 82 €. Spitalstr. 28, Tel. 09852/2594. www.sindel-buckel.de.
Café am Kreuzgang, ideale Adresse für Kaffee und Kuchen mit Blick in den Kreuzgang; wer will, kann diesen vom Café aus auch gleich besichtigen. Mo Ruhetag. Marktplatz 3, Tel. 09852/2387. www.cafeamkreuzgang.de.
Jugendherberge, die am südöstlichen Stadtrand am Kronenwirtsberg gelegene Herberge ist zehn Fußminuten vom Zentrum entfernt. Übernachtung mit Frühstück ab 20,90 €. Vom 1. Dez. bis 15. Feb. geschlossen. Dr.-Hans-Güthlein-Weg 1, Tel. 09852/670990. www.feuchtwangen.jugendherberge.de.
Dinkelsbühl11.500 Einw.
Der schönen alten Reichsstadt an der Wörnitz kommt unter den vom Spätmittelalter geprägten deutschen Städten eine herausragende Stellung zu. Das einheitliche Stadtbild mit seinen unzähligen mehr oder weniger bedeutenden Baudenkmälern nimmt einen auch ungewollt gefangen.
Der Eindruck einer spätmittelalterlichen Stadt wird dadurch verstärkt, dass der Stadtkern nicht nahtlos in die späteren Bebauungen übergeht, sondern durch Türme, Gräben und einen breiten Grünstreifen getrennt ist. Seit gut hundert Jahren lebt Dinkelsbühl zu einem nicht geringen Teil von der touristischen Anziehungskraft seiner Altstadt. Im Gegensatz zu Rothenburg ist der historische Stadtkern von Dinkelsbühl lebendig geblieben und nicht zu einem Denkmal reichsstädtischer Vergangenheit erstarrt. Zwar sind auch hier die Straßenschilder nur in Frakturschrift verfasst und moderne Werbung ist in der Altstadt verboten, doch wird in den Vorgärten eifrig Gemüse angebaut und unter alten Obstbäumen sitzen die Einheimischen im Schatten. Besonders gefällig sind die Häuserfassaden, die zumeist in Ockertönen gestrichen wurden; das Spektrum reicht von Ochsenblutrot bis Lindgrün.
Geschichte
Die Keimzelle von Dinkelsbühl ist ein im 8. Jahrhundert am Ufer der Wörnitz gegründeter Königshof. Diese in Franken recht zahlreichen Höfe waren beliebte Aufenthaltsorte der karolingischen Könige. Bald erkannte man, dass die verkehrsgünstige Lage dieses Hofes gute Voraussetzungen für die Gründung eines Marktes bot; er wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zur Stadt erhoben. Schritt für Schritt vollzog sich die Entwicklung Dinkelsbühls zu einer bedeutenden Reichsstadt an der Grenze zwischen Franken und Schwaben; einzig das Territorium hatte verhältnismäßig bescheidene Ausmaße. Aber erst als 1398 das in der Zwischenzeit zweimal verpfändete Dinkelsbühl die hohe Gerichtsbarkeit erhielt, war die rechtliche Selbstständigkeit der Stadt vollendet. Die Lage an den wichtigsten süddeutschen Handelsrouten prädestinierte den Ort als Handelsplatz. Ein Blick auf den Grundriss von Dinkelsbühl verdeutlicht den Charakter der Stadt: Kein Kloster, keine Burg dominiert das Stadtbild; kein geistlicher oder weltlicher Fürst stellten den Führungsanspruch des Bürgertums in Frage. Die ertragreichsten Wirtschaftszweige waren das Schmiedehandwerk und das schon früh erwähnte Textilgewerbe. Ende des 15. Jahrhunderts wurden 64 „Meister des gefärbten Gewands“ genannt, die Gesamtzahl der in der Wollweberei tätigen Meister dürfte bei etwa 120 gelegen haben. Ein großer Teil der Textilien wurde in der weiteren Region und im Fernhandel, hauptsächlich in Südosteuropa, abgesetzt. Auf der wichtigen Nördlinger Messe waren zeitweise über 50 Tuchhändler aus Dinkelsbühl vertreten.
Schmucker Wirtshausausleger
In der Reformationszeit wechselten weite Teile der Bevölkerung zum Protestantismus über, doch erfolgte 1552 im Auftrag Kaiser Karls V. die Restitution des Katholizismus. Die Stadt beherrschte fortan ein katholischer Rat, auch die Georgskirche musste den Katholiken wieder zurückgegeben werden; dennoch blieb die Bevölkerung größtenteils protestantisch. Obwohl der Rat später paritätisch besetzt wurde, blieben konfessionelle Konflikte bestehen: Feiertage wurden gegenseitig nicht respektiert. So störten beispielsweise die Protestanten die Fronleichnamsprozession. Zwischen 1648 und 1803 setzte der Reichshofrat insgesamt zehn Kommissionen ein, die sich mit derartigen Streitigkeiten innerhalb der Reichsstadt Dinkelsbühl beschäftigen mussten.
Kopfsteingepflasterte Idylle
Spätestens durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges erlitt Dinkelsbühl einen einschneidenden Bedeutungsverlust. Insgesamt achtmal wechselte die Stadt den Besitzer. Im 18. Jahrhundert erlebte das zur einfachen Landstadt herabgesunkene Dinkelsbühl zwar nochmals eine kurze wirtschaftliche Blüte durch das Strickergewerbe, doch führte dies zu keiner nachhaltigen Änderung. Drückende Kriegsschulden und der wachsende wirtschaftliche Einfluss des markgräflichen Nachbarn führten zum Niedergang der kleinen Reichsstadt: Schließlich wurde das Stadtgebiet 1792 sogar von preußischen Truppen besetzt und 1806 im Rahmen der von Napoleon betriebenen Neuordnung Europas dem frisch gebackenen Königreich Bayern zugeschlagen. Doch auch jetzt stellte sich nicht der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung ein. Dinkelsbühl musste - wie die anderen fränkischen Reichsstädte auch - für seine enormen Schulden selbst aufkommen und war deshalb gezwungen, eine Vielzahl der beweglichen Güter zu veräußern. Dem aus heutiger Sicht glücklichen Umstand, dass Dinkelsbühl im 19. Jahrhundert von der Industrialisierung nur am Rande berührt wurde, verdanken wir das einheitlich erhaltene Stadtbild.
Sehenswertes und Veranstaltungen
Altstadt: Dinkelsbühls alter Stadtkern ist ein einzigartiges Ensemble, das den Vergleich mit Rothenburg ob der Tauber keinesfalls zu scheuen braucht, zumal es dessen spätmittelalterlichen Baubestand quantitativ noch übertrifft: Mehr als die Hälfte aller Häuser der Altstadt entstammen der Zeit vor 1600. Diese Quote ist in Süddeutschland einmalig und wird nur noch annähernd von Nördlingen erreicht. Der Grundriss der Altstadt ist vom Verlauf zweier wichtiger Handelsstraßen - nach Würzburg und Augsburg - geprägt. Den Mittelpunkt des schiefen Straßenkreuzes bildet die Stadtpfarrkirche St. Georg mit dem etwas klein anmutenden Marktplatz. Der erste, im Grundriss fast kreisförmige Mauerring, den die Staufer im 13. Jahrhundert anlegen ließen, ist heute noch am Straßenverlauf zu erkennen (Untere Schmiedgasse, Bauhofstraße, Föhrenberggasse, Wethgasse). Gut hundert Jahre später dehnte sich der Stadtkern unter Einbeziehung der Vorstädte ins Umland aus und musste erneut befestigt werden. Die sozialen Verhältnisse der spätmittelalterlichen Reichsstadt spiegeln sich noch sichtbar in der Anlage der Stadt wider: Entlang der straßenmarktähnlichen Hauptstraßen liegen die großen, reich verzierten, hochgiebeligen Häuser des alteingesessenen „ehrbaren“ Bürgertums, während die Bauten der Handwerker zumeist in dem erweiterten Teil der Stadtummauerung zu finden sind. Herausragende Gebäude sind das am Weinmarkt gelegene Deutsche Haus, ein wunderschönes Fachwerkhaus der Spätrenaissance, die Schranne, ein massiver Bau des frühen 17. Jahrhunderts, das Hezelhaus mit seinem malerischen Innenhof (Segringer Str. 7) sowie das Töpferhaus (Nördlinger Str. 35).
Mächtig: St Georg
Stadtbefestigung: In Dinkelsbühl und anderen fränkischen Reichsstädten verkörperte die Stadtmauer den äußerlich sichtbaren Anspruch politischer Unabhängigkeit und Selbstbehauptung. Bau und Erhalt der Befestigungsanlagen wurden daher mit großem Eifer betrieben. Eine Vielzahl runder und viereckiger Mauertürme sicherte die 2,5 Kilometer lange Mauer mit ihrem vorgelagerten Doppelgraben. Aufgrund eines „Denkmalschutzerlasses“ von Ludwig I. (1826), der sich jedoch ausschließlich auf militärische Erwägungen gründete, blieb die bedeutende Stadtbefestigung mit ihren vier Toren bis in unsere Tage erhalten. Nur die äußeren Vorwerke der Stadttore wurden im letzten Jahrhundert auf Abbruch versteigert. Am längsten steht das Wörnitztor, es stammt noch von der vorletzten Stadtumwallung. Sehenswert sind auch die anderen Stadttore: das Nördlinger Tor mit der angrenzenden Stadtmühle, das von einer barocken Kuppel gekrönte Segringer Tor und das Rothenburger Tor im Norden der Altstadt.
Stadtpfarrkirche St. Georg: Die dreischiffige Hallenkirche mit ihrem mächtigen Walmdach ist 77 Meter lang und 22,5 Meter breit. Auf den ersten Blick fällt das proportionale Missverhältnis zwischen dem gewaltigen Langhaus und dem schmächtigen Turm auf. Eine Erklärung gibt die Baugeschichte: Bis auf das Glockengeschoss und den achteckigen Aufbau mit der Kupferhaube geht der Westturm (um 1220) auf den spätromanischen Vorgängerbau zurück; er wurde in den spätgotischen Neubau integriert, da ein geplanter, den Dimensionen des Langhauses angemessener Nordturm wegen finanzieller Schwierigkeiten in der Form nicht mehr zur Ausführung kam - der Turm ist über das Erdgeschoss (Sakristei) nicht hinausgewachsen. Zwischen 1448 und 1499 wurde das Langhaus nach einem Plan des Kirchenbaumeisters Nikolaus Eseler d. Ä., der auch im benachbarten Nördlingen tätig war, in relativ kurzer Bauzeit errichtet. Die vielgliedrigen Pfeiler der Georgskirche und das Tonnengewölbe mit Rippennetz tragen zu ihrer überaus gelungenen Raumwirkung bei. König Ludwig I. war 1845 bei einem Besuch derart begeistert, dass er eine notwendige Restaurierung der Georgskirche veranlasste. Die Altäre im Inneren sind allesamt neugotisch - die barocke Ausstattung ging im 19. Jahrhundert verloren, als man im Prozess der Purifizierung das barocke Dekor entfernte. Weitgehend sind jedoch die Gemälde und Skulpturen aus dem späten 15. Jahrhundert erhalten. Zu den Kostbarkeiten zählen der Hochaltar mit einer vollendeten Kreuzigungstafel (um 1490, aus dem künstlerischen Umfeld von Hans Pleydenwurff) und der Sebastiansaltar. In dem 1480 gestifteten Sakramentshaus, das trotz einer Höhe von zwölf Metern durchaus filigran wirkt, wird auch heute noch eine geweihte Hostie aufbewahrt.
♦ Turmbesteigung von Mai bis Okt. Fr-So 14-17 Uhr. Eintritt 1,50 €, erm. 1 €.
Spital: Zur Zeit seiner Gründung (um 1280) lag das Spital, in dem heute das Historische Museum (s. u.) untergebracht ist, noch außerhalb der Stadtmauern. Die erhaltenen Gebäude stammen fast ausschließlich aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Durch ein von zwei Treppentürmchen flankiertes Tor gelangt man in den Spitalhof, der sich für eine kurze Rast eignet. Die Spitalkirche wurde ein Jahrhundert nach der Gründung errichtet, doch sind nur noch der Chor und die Sakristei aus jener Zeit erhalten; die Einrichtung ist vorwiegend barock, die Nordwand weist spätgotische Freskenreste auf.
Haus der Geschichte - von Krieg und Frieden: Das „Alte Rathaus“ beherbergt das „Haus der Geschichte“, in das auch die Sammlungen des früheren historischen Museums eingegangen sind. Die Stadtgeschichte wird mithilfe phantasievoller Museumsdidaktik authentisch erlebbar. Unterstützt durch die Möglichkeiten der audiovisuellen Medien werden die über 600 Exponate inklusive einem Stadtmodell buchstäblich ins rechte Licht gerückt. Das Konzept sieht vor, in 15 Räumen neben einer ausführlichen Darstellung der Stadtgeschichte und der reichsstädtischen Bürgerkultur auch die Erinnerung an bedeutende Dinkelsbühler aufrecht zu erhalten. Schwerpunkt der Dauerausstellung sind die konfessionellen Auseinandersetzungen im 16. Jahrhundert, der Dreißigjährige Krieg und dessen Folgen sowie die Eingliederung Dinkelsbühls in das Königreich Bayern und die vor allem von den Malern begründete romantische Wiederentdeckung der Stadt. Neben Grafiken und Möbelstücken gehören selbstverständlich auch Kriegsgeräte und Folterinstrumente zur Sammlung. Der Dinkelsbühler Galerie und der Tradition der Malschulen ist eine eigene Abteilung gewidmet, in der unter anderem auch eine Stadtansicht von Karl Schmidt-Rottluff aus dem Jahre 1938 zu bewundern ist. In den Kellergewölben des Alten Rathauses ist eine Ausstellung zum Thema Hexenverfolgung zu sehen, wobei man vor allem die Ereignisse in Dinkelsbühl beleuchtet.
♦ Altrathausplatz 14. Mai bis Okt. Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa und So 10-17 Uhr, im Winter tgl. 10-17 Uhr. Eintritt 4 €, erm. 2 €. www.hausdergeschichte-dinkelsbuehl.de.
Museum der 3. Dimension: Erstes und bisher einziges Museum der Welt, das sich ausschließlich dem Thema 3-D widmet. Auf spielerische und unkomplizierte Weise werden räumliche Phänomene vermittelt. Zum Angebot gehören eine große Holographie-Ausstellung, optische Illusionen, Photogrammetrie, Anaglyphen und vieles mehr, beispielsweise auch ein 20.000-Volt-Heiligenschein und ein „plastischer“ Papst. Männer mit mangelndem Selbstbewusstsein dürfen endlich einmal erleben, wie es ist, von den Augen einer schönen Frau in jeden Winkel des Raumes verfolgt zu werden.
♦ Nördlinger Tor. April bis Sept. tgl. 10-17 Uhr, sonst meist tgl. 11-17 Uhr. Eintritt 10 €, erm. 8 € oder 6 €. www.3D-Museum.de.
Kinderzeche: Die jährlich Mitte Juli stattfindende farbenprächtige Festwoche erinnert an die Sage der Errettung vor den Schweden während des Dreißigjährigen Krieges. Ganz Dinkelsbühl tummelt sich auf den Straßen, und es herrscht eine volksfestartige Stimmung (www.kinderzeche.de).
Nachtwächter: Dinkelsbühl leistet sich als besondere Attraktion einen Nachtwächter, der von April bis Oktober seine Runden dreht. Er beginnt seinen Gang um 21 Uhr vor dem Münster St. Georg.
Übernachten
1 Weib's Brauhaus 2 Altstadtmittehotel 5 Weißes Roß 6 Deutsches Haus 7 Jugendherberge 8 Hezelhof 9 Goldene Rose 11 Goldenes Lamm
Essen & Trinken
1 Weib's Brauhaus 3 Meiser's 5 Weißes Roß 6 Deutsches Haus 9 Goldene Rose 11 Goldenes Lamm
Cafés
4 Café am Münster 10 Frau Förster-Café
Kutschfahrten durch die Stadt
Praktische Infos
Information/Fahrradverleih Touristik Service, Altrathausplatz 14, 91550 Dinkelsbühl, Tel. 09851/902440. www.tourismus-dinkelsbuehl.de.
Verbindungen Busverbindungen nach Feuchtwangen, Ansbach, Rothenburg o. d. Tauber sowie nach Nürnberg. Der Busbahnhof befindet sich wenige Fußminuten östlich der Altstadt.
Feste Fisch-Erntewoche, alljährlich Ende Oktober. Von Mitte Juni bis Mitte August finden auf der Freilichtbühne am Wehrgang die Sommerfestspiele mit wechselnden Theateraufführungen statt.
Summer Breeze, großes Open-Air-Festival für Metal-Musikfans. Drei Tage Mitte August. www.summer-breeze.de.
Markt An jedem Mittwoch- und Samstagvormittag vor dem Christoph-von-Schmid-Denkmal.
Mein Tipp Schwimmen Historisches Wörnitz-Strandbad, direkt vor den Toren der Stadt badet man in der Wörnitz. Tgl. 10-19 Uhr. Eintritt 3 €.
Stadtführung Von April bis Anfang Okt. wird tgl. um 11 und 14.30 Uhr eine historische Stadtführung angeboten. Im Winterhalbjahr nur am Sa und So um 14.30 Uhr. Treffpunkt: Münster St. Georg. Kosten 5 €.
Essen/Übernachten Hotel Deutsches Haus 6, in einem reich dekorierten, alten Fachwerkhaus, das zu den schönsten Süddeutschlands zählt, ist dieses kleine Hotel mit 17 einladenden Zimmern untergebracht. Sauna, Solarium und Whirlpool sind ebenfalls vorhanden. Die Gaststube ist historisch-stilvoll eingerichtet. Ein absolutes Lob verdient das zugehörige Slow-Food-Restaurant: köstlich z. B. das 3-Gang-Menü zu 28,90 € mit einem Bärlauchsüppchen, einem 16 Stunden gegarten Prime-Beef und Schokoladen-Rhabarber-Flan! Es gibt aber auch Bratwürste mit Sauerkraut und Bratkartoffeln für 8,50 €. Zuvorkommender Service, allerdings sollte man es nicht eilig haben. Straßenterrasse. EZ ab 79 €, DZ ab 107 € (inkl. Frühstücksbuffet). Weinmarkt 3, Tel. 09851/6058. www.deutsches-haus-dkb.de.
Mein Tipp Altstadtmittehotel 2, 18 sehr schön renovierte Zimmer in einem modernen Stil mit viel Holz und schmucken Bädern. Ein Hotel zum Wohlfühlen. Fahrradstellplatz. EZ ab 84 €, DZ 104-125 €. Elsassergasse 1, Tel. 09851/5892320. www.altstadtmittehotel-sonne.de.
Hotel Goldene Rose 9, das Hotel wird vollkommen renoviert und im Sommer 2021 als Teil der Hezelhof Altstadthotels wieder eröffnet. Marktplatz 4, Tel. 09851/57750. www.hezelhof.com.
Goldenes Lamm 11, hinter einer rot verputzten Fassade verbirgt sich ein nettes Hotel mit gutem, ansprechendem Restaurant, das eine große Auswahl an vegetarischen Gerichten bietet, so Kichererbsenbratlinge für 11 €. Mittwochabend bleibt die Küche kalt. Die hoteleigene Dachterrasse lädt zum Entspannen ein. EZ ab 55 €, DZ ab 88 €, Halbpension 20,50 €. Lange Gasse 26, Tel. 09851/2267. www.goldenes.de.
Gasthof Weißes Roß 5, angenehm freundlicher Gasthof (Flair Hotel) mit einer denkmalgeschützten holzgetäfelten Gaststube. Elf sehr ansprechende Zimmer im benachbarten Gästehaus, heimelig sind die großzügigen Familienzimmer unter dem Dach. DZ ab 96 € inkl. Frühstück. Steingasse 12, Tel. 09851/579890. www.hotel-weisses-ross.de.
Meiser’s 3, moderne Mischung zwischen Café, Bar und Lounge, mitten im historischen Zentrum mit großer Terrasse. Internationale Küche mit umfangreicher Salatauswahl, günstige Mittagsgerichte. DZ ab 106 € (inkl. Frühstück). Weinmarkt 10. Tel. 09851/582900. www.meisers-cafe.de.
Mein Tipp Hezelhof 8, das modernste Design-Hotel der Stadt, mit stimmungsvollem Rezeptionsgewölbe. Das kernsanierte Patrizierhaus aus dem 16. Jahrhundert besticht durch seine puristische Ausstattung und versteht sich als „Gesamtkunstwerk“. Alle Zimmer sind großzügig mit Kochnische ausgestattet. Weitere Zimmer gibt es in einer schräg gegenüberliegenden Dependance. DZ ab 104 € (inkl. Frühstück). Segringer Str. 7, Tel. 09851/555420. www.hezelhof.com.
Weib’s Brauhaus 1, vor allem Bierfreunde schätzen die Produkte aus der eigenen Brauerei, dazu gibt es Brauereiatmosphäre mit Sudkessel. Passend dazu schmeckt „Weib’s Töpfle“ (Schweinelendchen in Biersoße) für 15,20 €. Straßenterrasse. Es werden auch sechs Zimmer vermietet. DZ 80 € inkl. Frühstück. Untere Schmiedgasse 13, Tel. 09851/579490. www.weibsbrauhaus.de.
Café am Münster 4, direkt beim Münster bietet das moderne Café rund 120 Sorten Tee, dazu selbst gebackenen Kuchen und Kekse. Sonnige Straßenterrasse. Weinmarkt 2, Tel. 09851/555676. www.cafeammuenster.de.
Bio/Regional Frau Förster Café 10, untergebracht in einer ehemaligen Backstube (etwas abseits des Trubels) bietet das sehr liebevoll geführte Café viele offene Teesorten (teilweise in Bio-Qualität), dazu gibt es selbst gebackene Kuchen und Kekse. Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 9-14 Uhr. Turmgasse 13, Tel. 09851/2768. fraufoerster.de.
Jugendherberge/Camping Jugendherberge 7, mit 100 Betten liegt die 2016 komplett renovierte Herberge sehr zentral in einem alten Kornhaus. Von Nov. bis Feb. Betriebsferien. Übernachtung mit Frühstück ab 28,70 €. Koppengasse 10, Tel. 09851/9509. www.dinkelsbuehl.jugendherberge.de.
**** Campingpark Romantische Straße, ganzjährig geöffnet. Großer Terrassenplatz (400 Stellplätze) am Ufer eines Badesees; Restaurantbetrieb. Dürrwanger Straße, Tel. 09851/7817. www.campingplatz-dinkelsbuehl.de.
Wassertrüdingen6000 Einw.
Das alte markgräfliche Städtchen liegt eingebettet zwischen dem Hesselberg, den bewaldeten Höhen des Oettinger Forstes und den Hahnenkamm genannten nordwestlichen Ausläufern der Fränkischen Alb.
Wassertrüdingen wird vom Schlossberg überragt, auf dessen Plateau schon im frühen 13. Jahrhundert die Grafen von Truhendingen wohnten. Aus dieser Zeit stammen auch die Reste der Stadtmauer und das als Wahrzeichen der Stadt bekannte Obere Tor mit seinen Fachwerkgeschossen aus dem 18. Jahrhundert. Das Schloss (heute ein Pflege-heim), das seine jetzige Form nach einem Brand (1687) erhielt, ist von einem Wassergraben und einer Ringmauer umgeben. Einen Blick sollte man in das Museum Fluvius sowie in die an das Rathaus angebaute Bücherei werfen - ein sehr gelungenes modernes Bauwerk mit viel Glas und Stahl. Ein Lob nach Wassertrüdingen, denn schöne Architektur der Gegenwart findet man in kleineren Städten leider allzu selten. Ein Ausflug auf den nahe gelegenen Hesselberg bietet sich ebenfalls an. Profitiert hat Wassertrüdingen von der „Gartenschau der Heimatschätze“ (2019) und der damit verbundenen Neugestaltung der Grünflächen an Wörnitz und Klingenweiher.
Sehenswertes
Flussmuseum Fluvius: Mehr als zwei Millionen Euro wurden in einen ansprechenden Museumsneubau investiert. Das 2012 eröffnete Museum widmet sich der Wasserwelt der Wörnitz mit ihren Fluss- und Teichlandschaften, wobei bereits im Foyer ein großes Aquarium einstimmt. Besucher unternehmen unter anderem aus der Perspektive eine virtuelle Entdeckungsreise durch die Flussauen, wobei es viele Anreize für Kinder gibt. Selbstverständlich wird auch die für Mittelfranken typische und ökonomisch wichtige Teichwirtschaft (Stichwort Karpfen) ausführlich erläutert.
♦ Marktstr. 1. Di-Fr 9-16 Uhr, Sa und So 11-16 Uhr. Eintritt 3 €, erm. 2 €. www.fluvius-museum.de.
Umgebung
Schlosspark Dennenlohe: Knapp zehn Kilometer nördlich von Wassertrüdingen liegt das schmucke Barockschloss Dennenlohe, das sich allerdings in Privatbesitz befindet und daher nicht besichtigt werden kann. Es fanden hier aber schon mehrere Filmdreharbeiten statt, so 2016 für den Abenteuerfilm Euphoria mit Eva Green und Charlotte Rampling.
Für Besucher offen ist hingegen der großzügige Schlosspark (Eingang beim Parkplatz), den Baron Süsskind seit 1990 mit gärtnerischer Leidenschaft angelegt hat. Er umfasst den größten Rhododendronpark Süddeutschlands, besonders schön ist auch der Wassergarten, der sich entlang mehrerer Inseln am Dennenloher See erstreckt, sowie der Rosenberg und die Streuobstwiesen, die die traditionelle Kultur- und Wildlandschaften vereinen. Einkehren kann man im nahen Gutshof im Marstall-Restaurant oder im Orangerie-Café. Dort gibt es auch noch ein kleines Oldtimermuseum. Am Dennenloher See gibt es auch einen Badestrand mit Kiosk.
♦ April bis Anf. Nov. tgl. 9-17 Uhr, Sa und So 10-17 Uhr. Eintritt 13 € (Drehkreuz, passendes Kleingeld). www.dennenlohe.de.
Römerpark Ruffenhofen: Unweit der Bundesstraße zwischen Wassertrüdingen und Dinkelsbühl wandelt man auf den Spuren der Römer. In dem im Jahre 100 unserer Zeitrechnung errichteten Kastell waren einst 500 Reitersoldaten und 1500 Zivilisten stationiert. Der Grundriss des Lagers (190 x 197 Meter) lässt sich noch im Gelände ausmachen, da das Kastell von Ruffenhofen zu den wenigen am Limes gehört, die später nicht überbaut worden sind. Informationstafeln sowie ein Aussichtshügel und ein nachgebautes Minikastell erleichtern die Orientierung. Im Oktober 2012 wurde direkt beim Römerpark das als Rundbau konzipierte Limeseum eröffnet. Der Besucher wandelt auf den Spuren von „December“, einem Reitersoldaten, dessen fiktive Biographie an Hörstationen nacherlebt werden kann. In museumsdidaktisch sehr ansprechender Form werden verschiedene Aspekte des römischen Lebens vermittelt. Interessant ist auch ein 8-minütiger Animationsfilm.
♦ Der Römerpark ist jederzeit frei zugänglich. Das Limeseum ist Di-Fr 10-16 Uhr, Sa und So 11-17 Uhr geöffnet. Eintritt 5 €, erm. 3 €. www.roemerpark-ruffenhofen.de bzw. www.limeseum.de.
Hesselberg: Von dem kleinen, westlich des Hesselbergs gelegenen Dorf Wittelshofen führt ein geologischer Lehr- und Wanderpfad auf den Hesselberg, den mit 689 Meter höchsten Berg Mittelfrankens. Die Wanderung beginnt an einem Parkplatz nordöstlich des Ortsteils Grabmühle und erstreckt sich über sechs Kilometer (etwa 2:30 Stunden). Schrifttafeln und Erdaufschlüsse informieren über die fossilienreichen Ablagerungen des Jurameers. An klaren Tagen bietet sich vom Gipfel eine gute Fernsicht auf die Schwäbische Alb und die Frankenalb (Orientierungstafel). Kein Hinweis findet sich mehr darauf, dass der NSDAP-Gauleiter Julius Streicher ab 1933 den „Frankentag“ auf dem Hesselberg abhielt und als pseudoreligiöse Veranstaltung inszenierte. Die an einer christlichen Bergmesse orientierte Veranstaltung war eine Mischung aus Volksfest, antisemitischen Aktionen und neuheidnischen Elementen.
Das Obere Tor von Wassertrüdingen
Praktische Infos
Information Touristikverband Wassertrüdingen, Marktstr. 9, 91714 Wassertrüdingen, Tel. 09832/682245. www.wassertruedingen.de bzw. www.hesselberg.de.
Schwimmen Wörnitz-Flussbad mit lagunenartigem Flachwasserbereich in Wassertrüdingen (Eintritt frei); Brunner-Weiher bei Ehingen.
Essen/Übernachten Ente von Wassertrüdingen, das größte Hotel in Wassertrüdingen. Im Restaurant wird bayerische Küche serviert. Im Sommer sitzt man auf der Straßenterrasse. DZ ab 110 € (mit Frühstücksbuffet). Dinkelsbühler Str. 1, Tel. 09832/708070. www.seebauer-hotels.de.
Radl-Hotel, wie der Name schon andeutet, hat man sich hier auf Fahrradtouristen spezialisiert, denen auch eine glasüberdachte Radlergarage zur Verfügung steht. Mitten am Marktplatz gelegen, begeistern die modernen, farbenfrohen Zimmer des 2010 eröffneten Hotels. Auch die Lobby und das Restaurant sind sehr stilvoll möbliert. Serviert werden Bratengerichte, so ein Wiener Kalbsschnitzel für 17,80 €. EZ ab 79 €, DZ ab 89 € (inkl. Frühstück). Marktstr. 11, Tel. 09851/7080990. www.radlhotel-hezelhof.com.
Landgasthof Wörnitz Stube, unweit des Römerparks in Wittelshofen. bietet dieser Gasthof mit seinem schönen Biergarten an der Wörnitz eine gute, bodenständige Küche. Es gibt Schlachtschüssel und so seltene Kost wie Saures vom Lamm (Innereien) mit grünen Bohnen für 9,80 €. Mo und Di Ruhetag. Wörnitzstr. 12, Tel. 09854/206. www.woernitzstuben.de.
Ansbach41.800 Einw.
Ein wenig von der glorreichen Vergangenheit als markgräfliche Residenzstadt hat Ansbach bis in die Gegenwart bewahren können: Der 40.000-Einwohner-Ort ist Sitz der Regierung von Mittelfranken, nicht etwa das wesentlich größere Nürnberg.
Als Sitz der mittelfränkischen Regierung ist Ansbach eine typische Verwaltungsstadt. Viele Barockbauten prägen das Stadtbild bis heute. Seine Stellung als Einkaufsmetropole im westlichen Mittelfranken kann Ansbach vor allem durch das Brücken-Center unterstreichen. Zum Leidwesen der Innenstadtgeschäfte kann man sich dort wetterunabhängig ins Shoppingvergnügen stürzen. In kultureller Hinsicht macht Ansbach vor allem durch seine Bachwoche und sein Stadttheater auf sich aufmerksam.
Fast 500 Jahre herrschte das Geschlecht der Hohenzollern über Ansbach - die Hinterlassenschaft ist unübersehbar. Von der Glanzzeit der barocken Residenz zeugen noch das imposante Markgrafenschloss mit seiner verschwenderischen Rokokopracht sowie zahlreiche schmucke Bürgerhäuser. Jährlich lebt die höfische Kultur während der Bachwoche und bei den Rokokospielen wieder auf. Neben den Markgrafen erinnert man sich gern eines rätselhaften Findelkindes, über dessen Herkunft die verschiedensten Spekulationen grassieren: Kaspar Hauser. Viele hielten und halten ihn für einen badischen Prinzen. Die letzten zwei Jahre seines Lebens hat Kaspar Hauser in Ansbach verbracht, wo er im Haus des Lehrers Meyer wohnte und in den besten gesellschaftlichen Kreisen verkehrte. Im Dezember 1833 stirbt Kaspar Hauser an den Folgen eines Mordanschlags, unter ähnlich mysteriösen Umständen, wie er fünf Jahre zuvor in Nürnberg erschienen war. An sich war der Vorfall nur eine Marginalie in der Ansbacher Geschichte, doch heute schlägt man in liebenswerter Form aus dem Schicksal Kaspar Hausers touristisches Kapital.
St. Gumbertus
Geschichte
Ansbach erwuchs aus einem in der Mitte des 8. Jahrhunderts vom heiligen Gumbert gegründeten Benediktinerkloster und zählt somit zu den ältesten fränkischen Gründungen. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts fiel die kleine Marktsiedlung an die staufischen Könige. Den Staufern gelang es aber nicht wie anderenorts, Ansbach als Königs- und später möglicherweise als Reichsstadt zu etablieren; die königliche Macht konnte sich gegenüber den anderen Rechtsinhabern, dem Bischof von Würzburg sowie den Edlen von Dornberg, nicht durchsetzen. Nach dem Aussterben der Dornberger gelangte Ansbach zunächst an die Grafen von Oettingen; diese verkauften jedoch 1331 ihr Erbe an die hohenzollernschen Burggrafen von Nürnberg. Nach der Teilung der fränkischen Besitzungen der Hohenzollern wurde Ansbach Ende des 14. Jahrhunderts zu einem beliebten Aufenthaltsort der Familie, weswegen Burggraf Friedrich VI. am östlichen Ortsrand eine Wasserburg errichten ließ; 1456 wurde die markgräfliche Hofhaltung von der Cadolzburg hierher verlegt.
An der Wende zum 18. Jahrhundert entwickelte sich Ansbach zu einer imposanten Residenzstadt. Doch der Glanz währte keine hundert Jahre: 1791 dankte Karl Alexander, der letzte Markgraf, ab und wanderte nach England aus. Seine Fürstentümer Ansbach und Bayreuth übernahm der preußische König gegen eine Leibrente. Die vierzehn preußischen Jahre hinterließen dank der fortschrittlichen Verwaltung Hardenbergs ein positives Echo. Napoleon schanzte Ansbach im Jahre 1806 den Bayern zu, die fast 500-jährige Hohenzollernzeit war dadurch endgültig beendet. Viel Lob erhielt die Stadt wenige Jahre zuvor von dem Schriftsteller Wilhelm Heinrich Wackenroder: „Ansbach an sich, die eigentliche Stadt nämlich, ist alt und winkelig, hat aber feste Häuser. Die großen Vorstädte aber haben schnurgerade, breite, wohlgepflasterte Straßen und zierliche weiße Häuser, die ein heitereres Aussehen geben als die besten Straßen in Bayreuth.“
Sehenswertes
Altstadt: Die eigenwilligen, fast strengen Fassaden des im Protestantismus wurzelnden markgräflichen Barocks haben die Straßen bis auf den heutigen Tag geprägt; zahlreiche mittelalterliche Fachwerkhäuser wurden im 18. Jahrhundert barockisiert. Aber auch andere Epochen haben in der verwinkelten Altstadt ihre Spuren hinterlassen, so bei der spätgotischen Johanniskirche mit ihren ungleichen Türmen und der Hofkanzlei im Stil der Spätrenaissance. Das Stadthaus am Johann-Sebastian-Bach-Platz lässt schön den Übergang von der Gotik zur Renaissance erkennen, während das Rathaus ein Beispiel für die gotisierende Renaissance darstellt. Das mittelalterliche Zentrum Ansbachs befand sich rund um den breiten Straßenmarkt zwischen St. Johannis und St. Gumbert; seit 1532 ist der Markt durch das Stadthaus in zwei Teile getrennt. Vor dem barocken Herrieder Tor entstand im 18. Jahrhundert ein neuer, nach geometrischen Richtlinien konzipierter Stadtteil, denn der Glanz des markgräflichen Hofes zog viele Adelige und einfache Leute an.
Das Herriedener Tor
Markgrafenschloss: Das Markgrafenschloss entstand in Nachfolge einer spätmittelalterlichen Wasserburg (die Gräben im Nord- und Südosten lassen den Vorgängerbau noch erahnen) und eines Renaissanceschlosses. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erteilte Markgraf Wilhelm Friedrich dem aus Wien kommenden Italiener Gabriel de Gabrieli den Auftrag zur Errichtung eines glanzvollen vierflügeligen Barockschlosses. Gabrieli gab dem Bauwerk durch die monumentale Schaufassade mit ihren 21 Fensterachsen ein bestechendes Äußeres, um das Repräsentationsbestreben des absolutistischen Markgrafen zu befriedigen. Nachdem Gabrieli vom Eichstätter Bischof abgeworben worden war, führten die ortsansässigen Gebrüder Zocha und der Italiener Leopoldo Retti das Bauvorhaben zu Ende. Retti und sein Künstlerstab schufen von 1735-1745 die (hervorragend erhaltenen) Innenräume, deren Stil den Begriff des „Ansbacher Rokokos“ geprägt hat. Fachleute bezeichnen sie als bedeutendstes Rokokointerieur Frankens. Insgesamt 27 dieser Prunkräume sind im Rahmen einer empfehlenswerten Führung zugänglich. Zu den Höhepunkten zählen der doppelgeschossige Festsaal mit einem Deckenfresko von Carlo Carlone, das virtuose Spiegelkabinett, das Marmorkabinett, der Kachelsaal mit seinen rund 2800 Fayenceplättchen aus der Ansbacher Fayencemanufaktur und das Audienzzimmer der Markgrafen mit dem Porzellanlüster, einem Geschenk Friedrichs des Großen. Während der Führung durch das Schloss sind mehr als 50 Gemälde aus dem 17. und 18. Jahrhundert zu bestaunen, darunter Werke von Rubens und van Dyck; sie stammen aus dem Besitz der Bayerischen Staatsgalerie. Die ebenfalls im Schloss untergebrachte Sammlung Adolf Bayer zeigt einen reichhaltigen Querschnitt von Erzeugnissen der Ansbacher Fayence- und Porzellanmanufakturen.
Die etwas ungewöhnliche und umstrittene Pferdeplastik vor dem Schloss trägt den Namen „Anscavallo“ und stammt von Jürgen Goertz, der in Nürnberg mit seinem modernen Dürerhasen ebenfalls Kritik erntete.
♦ Eine Besichtigung ist nur mit Führung möglich: im Sommer tgl. außer Mo von 9 bis 17 Uhr stündlich, im Winter von 10 bis 15 Uhr stündlich. Eintritt 5 €, erm. 4 €. Die gotische Halle mit Bayerischer Staatssammlung „Ansbacher Fayence und Porzellan“ ist Di-So 9-12 und 14-17 Uhr (Sommer) sowie 10-12 und 14-16 Uhr (Winter) geöffnet. Eintritt frei!
Sehenswert: Orangerie und Hofgarten
Orangerie und Hofgarten: Der ab 1723 von Karl Friedrich von Zocha angelegte barocke Hofgarten zeichnet sich durch seine eher ungewöhnliche Lage aus; er hat nämlich keinen direkten räumlichen Bezug zum markgräflichen Schloss. Zwanzig Jahre später war der Bau der Orangerie vollendet. Mit einer Länge von mehr als 100 Metern zählt sie zu den größten Gartenschlössern Frankens. Die Gartenfassade mit ihren 29 Achsen ist streng nach Süden ausgerichtet und mündet in eine breite, 250 Jahre alte und über 500 Meter lange Lindenallee. Am Rande des Parks erinnert eine neugotische, achteckige Sandsteinsäule an den geheimnisumwitterten Kaspar Hauser, der am 14. Dezember 1833 hier von einem Unbekannten niedergestochen wurde: „Hic occultus occulto occisus est“ (hier wurde ein Unbekannter unter geheimnisvollen Umständen ermordet). Die Orangerie wurde übrigens im April 1945 fast vollständig zerstört und bis 1950 wiederaufgebaut. Sie ist jedermann jederzeit zugänglich.
St. Gumbertus: Die charakteristische Dreiturmfassade der evangelischen Pfarrkirche gilt als Wahrzeichen Ansbachs; zwischen zwei zierlichen Türmen steht ein mächtiger Mittelturm. St. Gumbert ist zudem auch das älteste Baudenkmal der Stadt, da die unter dem Chor gelegene romanische Krypta noch aus dem 11. Jahrhundert stammt. Die vor der Krypta gelegene Markgrafengruft birgt 25 Sarkophage der 1975 von der Johanniskirche hierher verlegten Grablege der Ansbacher Markgrafen. Der große nüchterne Saalbau der Kirche ist wesentlich jüngeren Datums: er wurde 1736-38 von Leopoldo Retti geschaffen. Eindrucksvoll ist der einstige Ostchor mit der spätgotischen Schwanenritterkapelle. Zahlreiche Epitaphien und Totenschilde sowie der Ordensaltar erinnern an den Schwanenritterorden, einen adeligen Tugend- und Freundschaftsbund.
♦ Im Sommer sind Fürstengruft und Krypta Fr-So 15-17 Uhr, So auch von 11-12 Uhr geöffnet. Eintritt 1 €.
Unterhose mit Blutfleck
„Genforscher lüften ein Jahrhundertgeheimnis“ schlagzeilte der Spiegel und behauptete vollmundig, Kaspar Hauser sei kein unerwünschter Prinz aus dem Hause Baden-Zähringen. Der Spiegel stützte seine Behauptung auf die Untersuchungen zweier Genforscher, die die Blutflecken auf der im Markgrafenmuseum verwahrten Hose mit dem Blut von Angehörigen des Hauses Baden-Zähringen verglichen und festgestellt hatten, dass keine Verwandtschaftsverhältnisse bestehen. Richtig ist, dass die Gentests dies eindeutig bewiesen haben; allerdings ist nicht geklärt, ob die blutbefleckte Unterhose wirklich von Kaspar Hauser stammt. Da die Unterhose an verschiedenen Örtlichkeiten aufbewahrt worden war, bevor sie 1961 ins Markgrafenmuseum gelangte, könnte durchaus jemand seiner Phantasie freien Lauf gelassen und ein altes Kleidungsstück publikumsträchtig präpariert haben. Seltsamerweise wurde aus dem bis dato ungeöffneten Grab Kaspar Hausers keine DNA-Probe entnommen, so dass die Spiegelredakteure lediglich herausgefunden haben, dass das Blut auf der Unterhose von keinem Angehörigen des Hauses Baden stammt. Aber mit dieser Erkenntnis lässt sich nun mal keine Titelstory füllen und die Auflage steigern ...
Im Dezember 2002 wurde aus Hausers Hut-Schweißband ein genetischer Fingerabdruck erstellt, der mit dem Gen-Code einer Angehörigen des Hauses Baden-Zähringen große, wenn auch nicht lückenlose Übereinstimmungen aufweist. Diese Analyse würde die Erbprinz-Theorie unterstützen.
Markgrafenmuseum: Jeder markgräfliche Herrscher wird in einem eigenen Raum des Museums vorgestellt und in den jeweils zeitgenössischen Kontext gestellt. Mittels modernster Licht- und Tontechnik wird der Besucher beispielsweise auf den Dreißigjährigen Krieg eingestimmt, wobei ein riesiges Porträt des Schwedenkönigs Gustav Adolf den Raum dominiert. Das Museum beherbergt zudem bedeutende Sammlungen zur Ansbacher Markgrafengeschichte (Fayencen und Porzellan, umfangreichste Sammlung von Werken Ansbacher Hofmaler, Münzen- und Medaillenkabinett), daneben verfügt es über naturwissenschaftliche Bestände sowie eine vor- und frühgeschichtliche Abteilung. Eine sehr umfassende Kaspar-Hauser-Sammlung mit Schriftstücken und der Kleidung, die der berühmte Findling bei seinem Tod getragen haben soll, rundet das Angebot ab. Eine schöne Aussicht auf Ansbach kann man vom Turmzimmer genießen.
♦ Kaspar-Hauser-Platz 1. Tgl. 10-17 Uhr, von Okt. bis April Mo geschlossen. Eintritt 3,50 €, erm. 2 €.
Übernachten
1 Schwarzer Bock 4 Platengarten 5 Grünwald 6 Zum Lamm
Essen & Trinken
1 Schwarzer Bock 2 La Corona 3 Orangerie
Umgebung
Festung Lichtenau: Nicht grundlos erinnert die 5 Kilometer südöstlich von Ansbach gelegene Festung an die Nürnberger Burg, war sie doch jahrhundertelang ein vorgeschobenes Bollwerk der Reichsstadt gegen die Ansbacher Markgrafen und diesen ein steter Dorn im Auge.
Als Friedrich von Heideck 1406 dem Nürnberger Rat Lichtenau zum Kauf anbot, zögerten die Ratsherren nicht lange und erwarben den strategisch günstig gelegenen Ort, da sich die Reichsstadt Nürnberg durch den Kauf provokativ mitten im Territorium des verhassten Nürnberger Burg- und späteren Markgrafen niederlassen konnte. Im Ersten (1449/50) sowie im Zweiten Markgrafenkrieg (1552-1554) wurden der Ort und die Festung kampflos aufgegeben und dennoch von Albrecht Alcibiades bis auf die Grundmauern in Asche gelegt; freilich nur, um gleich darauf von den Nürnbergern mit großem Kostenaufwand umso stattlicher aufgebaut zu werden.
Nach der letzten Zerstörung begann die Reichsstadt Nürnberg 1558 mit der Errichtung eines neuen mächtigen Bollwerks auf dem Grundriss eines fünfzackigen Sterns. Die Zitadelle wurde den zeitgenössischen Anforderungen gemäß nach den Prinzipien des modernen italienischen und holländischen Festungsbaus konzipiert: Sie ist umgeben von einer Wallanlage mit Außenböschungen aus Buckelquadern. An den Wallinnenseiten sind zweigeschossige Kasematten eingebaut, und an jeder Ecke schieben sich keilförmige Bastionen, sog. Batterien, vor. Eine Zugbrücke und ein stattliches Portal weisen den Weg in den rechteckigen Innenhof, in dem sich ein von zwei Rundtürmen flankiertes Schloss erhebt. Nicht nur die Türme erinnern an die Nürnberger Burg: Die Festung Lichtenau soll nach Plänen von Antonio Fazuni errichtet worden sein, der auch den Bau der Nürnberger Burgbastei geplant und überwacht hat.
Wenigstens waren die Nürnberger Mühen nicht vergeblich. Der Ansbacher Markgraf machte fortan einen Bogen um das trutzige Lichtenau. Nach diversen Verwendungsarten, unter anderem als Zuchthaus und Erziehungsheim, beherbergt die Festung heute eine Außenstelle des Nürnberger Staatsarchivs.
♦ Der Innenhof kann im Sommer von 8 bis 20 Uhr und im Winter bis 18 Uhr besichtigt werden.
Veranstaltungen
Bachwoche: Alle zwei Jahre Ende Juli (2021, 2023 etc.) bietet die Bachwoche anspruchsvollen Musikgenuss. Mittlerweile ist sie ein Treffpunkt für Bachfreunde aus ganz Europa.
♦ Karten unter Tel. 0981/51247. www.bachwocheansbach.de.
Rokokospiele: Alljährlich erinnert sich die Markgrafenstadt mit Tanz und Musik am ersten Juliwochenende farbenfroh an ihre große Zeit.
Praktische Infos
Information Amt für Kultur und Touristik, Johann-Sebastian-Bach-Platz 1, 91522 Ansbach, Tel. 0981/51243. www.ansbach.de.
Anfahrt/Verbindungen Zug: Der Bahnhof liegt im Südosten der Stadt. Ins Zentrum läuft man knapp 10 Min. Von Ansbach fahren Regionalzüge nach Nürnberg (R 7), Uffenheim und Gunzenhausen (R 8) sowie über Steinach nach Rothenburg ob der Tauber.
Auto: Zum Parken empfiehlt sich der großräumige Parkplatz nördlich der Orangerie.
Markt Samstags findet ein schöner Markt auf dem Martin-Luther-Platz statt.
Schwimmen Aquella-Freizeitbad, Wellenbad mit Schwimmerbecken, Whirlpool, Riesenrutsche, Wassergrotte und Strömungskanal. Mo-Fr 9.30-21.30 Uhr, Sa und So bis 20 Uhr. Am Stadion 2, Tel. 0981/8904500. www.myaquella.de.
Stadtführungen Von Mai bis Sept. sonntags um 11 Uhr: „Ansbach zum Kennenlernen“. Treffpunkt: Schlossplatz am „Anscavallo“. Teilnahmegebühr 6 €.
Theater Theater Ansbach, eigene Produktionen und Gastspiele, Promenade 29, Tel. 0981/970400. www.theater-ansbach.de.
Bio/Regional Essen/Übernachten Hotel Grünwald 5, nach ökologischen Kriterien geführtes Haus am Stadtrand mit großem Garten. Im Restaurant kommen fast ausschließlich Bioprodukte auf den Tisch. Terrasse, Sonntagabend Ruhetag. Mit viel Naturholz und Parkett eingerichtete Zimmer. EZ für 62 €, DZ 98 € (inkl. Bio-Frühstück). Am Bocksberg 80, Tel. 0981/460890. www.hotel-gruenwald.com.
Platengarten 4, halbwegs charmante Zimmer mit schönem, altem Mobiliar, aber modernem Standard. Alle, die nicht im Schloss nächtigen können, aber wenigstens gegenüber schlafen wollen, haben hier ab 83 € (EZ) oder ab 98 € (DZ) die Möglichkeit dazu (inkl. Frühstücksbuffet). Promenade 30, Tel. 0981/971420. www.hotel-platengarten.de.
Orangerie 3, die Räumlichkeiten im historischen Ambiente sind beeindruckend, die Küche eher mäßig. Schöne, große Terrasse zum Hofgarten. Hauptgerichte („Ansbacher Markgrafenteller“) 10-19 €. Nur von 11-18 Uhr geöffnet, Mo Ruhetag. Promenade 33, Im Hofgarten, Tel. 0981/2170. www.orangerie-ansbach.de.
Bio/Regional Schwarzer Bock 1, Rokokohaus mitten im Zentrum. Ansprechende fränkische Küche in rustikaler Atmosphäre. Es gibt auch ungewöhnliche Kost wie „Eigschnittna“: gebratene Klöße auf Salatbouquet für 9,95 €. Straßenterrasse, Garten hinter dem Haus. Geräumige Zimmer, aber ohne historisches Flair. EZ ab 65 €, DZ ab 99 € (inkl. Bio-Frühstücksbuffet). Pfarrstr. 31, Tel. 0981/421240. www.schwarzerbock.com.
Zum Lamm 6, schöner Gasthof in einem barocken Gebäude, in der Nähe des Stadtzen-trums. Passable Zimmer. DZ ab 110 € (inkl. Frühstücksbuffet). Endresstr. 23, Tel. 0981/969990. www.hotelzumlamm.eu.
La Corona 2, versteckt in einem Hinterhof in der Altstadt findet sich diese ansprechende Vinothek mit zugehörigem Restaurant, deren thematische Menüs vor allem auch bei Einheimischen beliebt sind (13 Gault-Millau-Punkte). Do-Sa 11.30-14 und 18-22 Uhr. Johann-Sebastian-Bach-Platz 20, Tel. 0981/9090130. www.lacorona.de.
Ferienwohnungen Schloss Sommersdorf, mit Antiquitäten möblierte, außergewöhnliche Ferienwohnungen sowie zwei Doppelzimmer werden in einer alten Wasserburg vermietet. Drei Tage Mindestaufenthalt. Je nach Größe und Saison 100-160 € pro Tag, Frühstück 10 €. 10 km südlich von Ansbach, Tel. 09805/91920. www.schloss-sommersdorf.de.
Leutershausen5500 Einw.
In dem mauerbewehrten Altmühlstädtchen dreht sich touristisch alles um den berühmtesten Sohn: Gustav Weißkopf. Dem Erbauer des ersten Motorflugzeugs der Welt wurde das gleichnamige Museum und ein Denkmal gewidmet.
Leutershausen, eine fränkische Gründung aus der Karolingerzeit, gelangte zusammen mit Colmberg im Jahre 1318 in den Besitz der Nürnberger Burggrafen, denen es auch den Mauerring verdankt. Den hohenzollernschen Burg- und späteren Markgrafen diente Leutershausen jahrhundertelang als wichtiges Verwaltungszentrum. Hügelburgen und Adelssitze sind in vier Ortsteilen nachzuweisen. Zwei noch erhaltene Tortürme und Reste der Befestigung sorgen für ein historisches Flair. Neben den Tortürmen zählen die Stadtkirche St. Peter und der ehemalige Getreidekasten, in dem das Gustav-Weißkopf-Museum untergebracht ist, zu den schönsten Bauwerken. Viele alte Gebäude wurden allerdings im Dreißigjährigen Krieg zerstört oder verwüstet, und auch ein amerikanischer Bombenangriff kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs richtete enorme Schäden an.
Gustav Weißkopf - ein fast vergessener Luftfahrtpionier
Der am 1. Januar 1874 in Leutershausen geborene Gustav Weißkopf war ein begnadeter Erfinder und der erste Mensch, der erfolgreich mit einem motorbetriebenen Flugzeug eine größere Entfernung bewältigte. Von Kindesbeinen an luftfahrtbegeistert, unternahm der geniale Mechaniker seine ersten Flugversuche in Amerika, wohin er nach unsteten Lehrjahren als Einundzwanzigjähriger ausgewandert war. Doch aller Anfang ist bekanntlich schwer. Nachdem Weißkopf 1899 fatalerweise im dritten Stock eines Hauses eine Bruchlandung hingelegt hatte, verjagte ihn die Polizei aus Pittsburgh. Weißkopf zog daraufhin in die Industriestadt Bridgeport im Bundesstaat Connecticut. Dort überflog er in den frühen Morgenstunden des 14. August 1901 - mehr als zwei Jahre vor dem Flug der Gebrüder Wright - am Steuer einer motorbetriebenen Eigenkonstruktion eine Entfernung von einer halben Meile und landete wohlbehalten. Weißkopfs legendäre „Nr. 21“ war ein eleganter Eindecker mit Fledermaus-Tragflächen und einer Spannweite von nahezu elf Metern. Mit einem Nachfolgemodell wagte er im nächsten Jahr sogar einen Rundflug von elf Kilometern Länge in 60 Meter Höhe. Zeitlebens blieben ihm allerdings Anerkennung und Ruhm versagt, selbst seine Flugleistungen hat man bestritten und geleugnet. Am 10. Oktober 1927 starb Weißkopf und wurde in einem Armengrab beigesetzt, seine Pioniertaten erst Jahrzehnte später gewürdigt.
Gustav-Weißkopf-Denkmal
Gustav-Weißkopf-Museum mit Heimat- und Handwerkermuseum: Informiert über die Luftfahrtgeschichte und das Leben und Wirken von Gustav Weißkopf. Derzeit ist das Museum geschlossen. Ein moderner Erweiterungsbau mit einem Nachbau des legendären Flugzeugs entsteht für 10 Millionen Euro. Die Eröffnung ist für 2022 geplant.
♦ Plan 6. www.weisskopf.de/museum.html.
Verbindungen Regelmäßige Busverbindungen nach Ansbach.
Schwimmen Altmühlflussbad, Naturfreibad mit Kneippanlage, Eintritt frei.
Essen/Übernachten Gasthof Neue Post, kurz vor dem Stadttor. Freundliche Atmosphäre und nicht überteuert. Serviert wird fränkische Kost vom Schäufele bis zum Zwiebelrostbraten (16,90 €). Terrasse hinter dem Haus. Di Ruhetag, bis auf So nur abends geöffnet. Ordentliche Gästezimmer, besonders schön sind die Zimmer im modernen Gästehaus. Kostenlose Fahrradgarage. EZ ab 55 €, DZ ab 80 € (inkl. Frühstück). Mühlweg 1, Tel. 09823/8911. www.gasthof-neue-post.de.
Colmberg2000 Einw.
Hoch über dem Tal und der Ortschaft Colmberg erhebt sich auf einem schwer zugänglichen Plateau die gleichnamige Burg mit ihren imposanten Mauern. Nicht grundlos wird der Ort mit seiner Burg gleichgesetzt.
Seit dem Jahre 1318 gehörten Burg und Ort zum Einflussbereich der Hohenzollern, die die Anlage planmäßig ausbauten und mit Erdwall und Graben befestigten. Während der Ort im Dreißigjährigen Krieg von Truppen der Katholischen Liga zerstört wurde, trotzte die Burg - wie schon hundert Jahre zuvor im Bauernkrieg - den feindlichen Angriffen; dieses Mal den Soldaten Tillys. Da die Burg von Zerstörungen verschont blieb, zählt sie zu den wenigen gut erhaltenen mittelalterlichen Wehranlagen Deutschlands - ein Höhepunkt der Burgenstraße. Der aus romanischer Zeit stammende Palas wurde im 19. Jahrhundert gotisiert. Zusammen mit dem mächtigen runden Bergfried ist der dreigeschossige Bau das „Wahrzeichen des Oberen Altmühltals“.
Aus Colmberg stammen die Vorfahren eines weltbekannten amerikanischen Popstars: Bis ins 18. Jahrhundert lässt sich die Geschichte der in Colmberg ansässigen jüdischen Familie Joel zurückverfolgen. Aus der familieneigenen Dorfschneiderei entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein großes Nürnberger und Berliner Wäscheversandhaus. Der 1923 geborene Helmut Joel wanderte zusammen mit seiner Familie während der nationalsozialistischen Herrschaft nach Amerika aus (der Betrieb wurde 1938 entschädigungslos „arisiert“ und von dem späteren Wirtschaftswunderhelden Josef Neckermann für ein Spottgeld erworben). In Amerika wurde 1947 Helmuts Sohn William geboren, besser bekannt unter dem Namen Billy Joel.
Essen/Übernachten Burg-Hotel Colmberg, schon das Foyer mit offenem Kamin stimmt auf das historische Ambiente ein. Mit fränkischer und internationaler Küche zu angemessenen Preisen (Hauptgerichte 12-20 €) verwöhnt Familie Unbehauen ihre Gäste. Im Sommer sitzt man im lauschigen Innenhof der Burg. Zum Freizeitangebot gehören Leihräder und ein Wildgehege. Wer will, kann in der Burgkapelle sogar heiraten. Verspielte Zimmer, teilweise mit altem Mobiliar. DZ 119-245 € (inkl. Frühstück). Dienstagmittag und im Februar geschlossen. Tel. 09803/91920. www.burg-colmberg.de.
Gutshof Colmberg, günstige Übernachtungsmöglichkeit am Ortsrand unterhalb der Burg. Im zugehörigen Gasthof wird günstige Kost serviert: z. B. Cordon bleu 9,90 €. Mi und Do erst ab 17 Uhr geöffnet. Nette Zimmer: DZ ab 74 € (inkl. Frühstück). Burgstr. 26, Tel. 09803/1209. www.gutshof-colmberg.de.
Heilsbronn9000 Einw.
Eingebettet in eine hügelige Landschaft stellt Heilsbronn mit seinem ehemaligen Zisterzienserkloster und der Hohenzollern-Grablege einen kulturhistorischen Höhepunkt im Osten von Ansbach dar.
An der Grenze der Bistümer Bamberg, Würzburg und Eichstätt gründete Bischof Otto I. von Bamberg 1132 ein Kloster, das neun Jahre später von den Ebracher Zisterziensermönchen übernommen wurde, die es alsbald zu einem „Bronnen des Heils“ für das Frankenland werden ließen. Über Jahrhunderte hinweg wurde der Westen Mittelfrankens durch das Stift geprägt. Die Reste der mächtigen, mauerbewehrten Klosteranlage erinnern noch daran, dass Heilsbronn einst zu den reichsten Klöstern Frankens gehörte: Die Äbte hatten das Recht, bischöfliche Würden zu tragen, und die Kloster- und Schreibschule waren weithin berühmt. Die Grafen von Abenberg und die hohenzollernschen Burggrafen von Nürnberg wählten die Klosterkirche als Grablege. Im 16. Jahrhundert begann der mit der Säkularisation des Klosters einhergehende Niedergang des Marktfleckens. Erst anlässlich der 800-Jahr-Feier (1932) wurde Heilsbronn zur Stadt erhoben und wuchs bis heute auf stattliche 9000 Einwohner an. Bei einem Spaziergang durch die Innenstadt wird man unweigerlich auf die klösterliche Vergangenheit stoßen. Teile der Klosterbefestigung und der ehemaligen Klostergebäude sind noch vorhanden, darunter das Refektorium und das Brunnenhaus sowie die Spitalkapelle (1266) mit ihrem Fachwerkaufbau im Brauereihof, das Klosterverwalterhaus (1621) am Marktplatz und der Katharinenturm. Sehenswert ist auch der Güllichshof, ein unter Denkmalschutz stehender Fachwerkbau, der in seiner wechselhaften Geschichte schon als Gutshof, Wirtshaus und Posthalterei gedient hat.
Sehenswertes
Münster: Die ehemalige Klosterkirche wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts als kreuzförmige dreischiffige Basilika errichtet; doch mussten die romanischen Apsiden bereits 1268 einem gotischen Chor weichen, und zu Beginn des 15. Jahrhunderts ersetzte man das südliche Seitenschiff durch eine zweischiffige Halle (Mortuarium). Zahlreiche Umbauten im Inneren der Kirche wurden nach dem Zweiten Weltkrieg beseitigt, um den romanischen Bauzustand der Gründerzeit weitgehend wiederherzustellen. Von einst 29 Altären sind noch neun erhalten. Von der reichen spätgotischen Ausstattung sind besonders der Hochaltar aus dem Künstlerkreis um Michael Wolgemut und das Sakramentshäuschen (1515) aus der Werkstatt von Adam Kraft hervorzuheben. Im streng romanischen Mittelschiff ruhen die drei ersten Kurfürsten von Brandenburg sowie mehrere Markgrafen von Ansbach in zum Teil prachtvollen Hochgräbern. Nördlich der Klosterkirche sind noch das Refektorium (Speisesaal der Mönche), das Dormitorium (Schlafhaus der Mönche) sowie die Neue Abtei (Abtsresidenz) erhalten. Das gesamte Areal zwischen den Klosterbauten, also der frühere Bereich des Kreuzgangs, wurde 2011 in eine wunderschöne Gartenanlage verwandelt, die abends illuminiert wird.
♦ April bis Okt. 10-17 Uhr (Führungen So 13.30 Uhr), Nov., Dez. und März tgl. außer Di 10-16 Uhr.
Museum „Vom Kloster zur Stadt“: Im Dachgeschoss des Konventhauses ist ein Museum zur Geschichte des Klosters und der daraus hervorgegangenen Stadt Heilsbronn untergebracht. Dargestellt werden aus der Klosterzeit die Baugeschichte, das Leben und die Bedeutung des Klosters. Die Zeit nach der Säkularisierung wird thematisiert durch das Klosterverwalteramt, die Fürstenschule im ehemaligen Kloster, das religiöse Leben im protestantischen Heilsbronn sowie die politische Gemeinde im 18., 19. und 20. Jahrhundert mit der Darstellung von Heilkunde, Gewerbe, Freizeit, Sicherheit, Krieg und Frieden.
♦ Hauptstraße 5/7. Fr-So 14-16 Uhr. Eintritt 2 €, erm. 1 €. museum-heilsbronn.de.
Praktische Infos
Schwimmen Beheiztes Freibad mit 3-Meter-Turm und großer Wasserrutsche, Philosophenweg 1. Im nahe gelegenen Neuendettelsau findet man das Novamare, ein nicht so überfülltes Freizeitbad mit Wasserrutsche, Dampfbad, Strömungskanal und einem Solebecken. Mo-Fr 15-22 Uhr, am Wochenende 10.30-18 Uhr. Tageskarte 7 €. www.novamare.de.
Essen/Übernachten Heikes Kaffeestübchen, eine nette Café-Adresse mit großer Straßenterrasse. Tgl. außer Mo 7.30-18 Uhr. Marktplatz 3, Tel. 09872/9760603. www.heikes-kaffeestuebchen.de.
Gasthof Goldener Stern, der Gasthof bietet ansprechende Küche zu angemessenen Preisen, beispielsweise Lammrücken mit geröstetem Spargel. Ordentliche Zimmer ohne besonderen Charme. Die Liegewiese mit Swimmingpool sorgt für einen angenehmen Aufenthalt. Do Ruhetag, Sonntagabend sowie Mo-Fr mittags ist ebenfalls geschlossen. EZ ab 44 € (mit Etagendusche 26 €), DZ je nach Ausstattung 60-77 € (die teuersten mit Balkon). Ansbacher Str. 3, Tel. 09872/1262. .
Zur Linde, bodenständiges Lokal mit regionalen Produkten. Fleisch aus eigener Schlachtung. Mo und Mi Ruhetag. Neuhöflein 2 (6 km nordwestl.), Tel. 09872/7613.
Burgbernheim3350 Einw.
Burgbernheim lockt nicht mit großen Sehenswürdigkeiten, dafür erwartet einen hier das Flair einer typischen fränkischen Kleinstadt. Das etwas außerhalb gelegene „Wildbad“ ist eines der ältesten Mineral-Heilbäder Deutschlands. Unweit von Wildbad entspringt die Altmühl.
Am Fuße des Kapellenberges mit seiner mächtigen, spätmittelalterlichen Kirchenburg liegt Burgbernheim. Die merowingische Gründung wurde 741 erstmals urkundlich erwähnt, als der fränkische Hausmeier Karlmann diese dem Bistum Würzburg schenkte. Die evangelische Stadtpfarrkirche ziert ein romanisches Portal aus dem Jahre 1102. Zum Tal hin wird sie durch das steil aufragende Torhaus und eine einst als Wehrmauer genutzte Friedhofsbefestigung abgeschirmt. Zahlreiche Fachwerkhäuser geben dem Ortszentrum ein historisches Gepräge. Gefällig wirkt die breite Marktstraße, aber auch die Rossmühle und der spätmittelalterlichen Seilersturm besitzen viel altfränkischen Charme. Burgbernheim ist von einem ausgedehnten Mischwald mit insgesamt 75 Kilometer langen Wanderwegen, die mit Tiersymbolen markiert sind, umgeben. Der Fremdenverkehrsverein hält ein Informationsblatt mit Wandervorschlägen bereit. Wer sich mehr für die Natur interessiert, sollte den vier Kilometer langen Natur- und Erlebnispfad im Gründlein erkunden. Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Minigolfplatz hinter dem Freibad.
Ein lohnenswertes Ziel ist das traditionsreiche Mineral-Heilbad Wildbad, schon Kaiser Karl IV. soll sich hier erholt haben. Seine große Zeit erlebte das Kurbad im 18. Jahrhundert, als es zu einem beliebten Aufenthaltsort der Markgrafen aufstieg und allerlei illustre Gäste an dem heilkräftigen Augen-, Musketier- und Doktorbrünnlein kurten. Carl Alexander ließ 1789 oberhalb der Badeanlage ein dreiflügeliges Jagdschlösschen errichten. Kein Hinweis erinnert mehr daran, dass nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Wildbad einige hundert jüdische Holocaust-Überlebende untergebracht waren, die sich in der fränkischen Waldidylle mit Hebräisch-Kursen und landwirtschaftlichen Schulungen auf die Auswanderung nach Israel vorbereiteten. Der Badebetrieb wurde in den 1960er-Jahren eingestellt.
Wildbad - ein Heilbad mit Tradition
Information Tourist-Information, Untere Rathausgasse 1, 91593 Burgbernheim, Tel. 09843/30934. www.burgbernheim.de.
Schwimmen Freibad in der Freibadstraße; beheizt. Tel. 09843/587.
Skisport 750 Meter lange Abfahrt mit zwei Liften an der Frankenhöhe. Auskunft über Schneelage und Liftbetrieb unter Tel. 09843/1501. www.skilift-burgbernheim.de.
Essen/Übernachten Gasthof Zum Goldenen Hirschen, historisches Gasthaus mit Hausschlachtung und guter Küche, so bei einem Rehbraten mit Blaukraut für 13,50 €. Sonntagabend, Mi und Do Ruhetag. Kleine Straßenterrasse unter zwei Kastanienbäumen. Modern eingerichtete Gästezimmer mit Du/WC. EZ ab 55 €, DZ ab 78 € (inkl. Frühstück). Windsheimer Str. 2, Tel. 09843/936880. www.gasthofhirschen.de.
Waldgasthof Wildbad, als Heilbad wird das romantisch gelegene Wildbad, knapp drei Kilometer von Burgbernheim entfernt, heute kaum mehr genutzt. Der idyllische Gasthof (Di Ruhetag) bürgt für eine anerkannt gute Küche. Spezialität: Wildgerichte und Forellen. 52 Gästebetten. Hauseigene Sauna mit Quellwasserbecken. EZ ab 58 €, DZ ab 75 € (inkl. Frühstücksbuffet). Tel. 09843/1321. www.waldgasthof-wildbad.de.
Langs-Keller, nur bei schönem Wetter öffnet die Sommerwirtschaft ihre Pforten. Kaffee, Kuchen und eine deftige Brotzeit sowie Pizzen werden serviert. Mi und Sa ab 16 Uhr, So ab 14 Uhr geöffnet. Felsenkellerstraße (südöstlich vom Bahnhof), Tel. 09843/95920.
Brauerei Haag, ansprechender Brauereigasthof mit Biergarten in Oberdachstetten. Nur Fr, Sa und Sonntagmittag geöffnet, am letzten Wochenende des Monats geschlossen. Hauptstr. 18, Tel. 09845/206. www.brauerei-haag.de.
Mein Tipp Rotes Ross, in Marktbergel (rund 3 km östl.) findet sich dieses schmucke Landhotel in einem rot gestrichenen, barocken Haus mit auffallendem Walmdach. Zu loben ist das vorzügliche Restaurant (13 Gault-Millau-Punkte). Lecker ist der Zwiebelrostbraten mit Butterspätzle für 17,90 €. Dreigängiges Menü 28 €. Es werden auch Kochkurse angeboten. Die ansprechenden Zimmer sind nach Orten aus der Region benannt (DZ ab 87 €). Bis auf Sonntagmittag nur abends geöffnet. Di Ruhetag. Würzburger Str. 1, Tel. 09841/936600. www.rotes-ross-marktbergel.de.
Markt Erlbach5600 Einw.
Die beiden Attraktionen der Marktgemeinde sind die wehrhafte Kilianskirche und das vorbildlich eingerichtete Handwerksmuseum im Alten Pfarrhaus, einem Fachwerkbau aus dem 15. Jahrhundert.
Vor rund 700 Jahren verliehen die Nürnberger Burggrafen Erlbach das Marktrecht, das sich fortan stolz „Markt Erlbach“ nannte. Die erwähnte Kilianskirche stammt noch aus dem 14. Jahrhundert, allerdings fiel das Langhaus im Dreißigjährigen Krieg den Flammen zum Opfer. Der etwas abgesetzt stehende, fünfgeschossige Turm der Kirche ist durch zwei Meter dicke Mauern gesichert und diente einst als letzter Zufluchtsort. Die oberen Turmgeschosse sind nur über einen einziehbaren Steg vom Dach des Chores aus erreichbar; der klein gehaltene Eingang konnte dadurch gut verteidigt werden.
Sehenswertes/Umgebung
Rangau-Handwerker-Museum: Die Handwerkerkultur des Rangaus wird in Markt Erlbach hochgehalten. Auf fünf Stockwerken informiert das Museum über traditionelle Handwerksberufe und zeigt in funktionsfähigen Werkstätten alte Arbeitstechniken sowie Handwerkerstuben, Geräte und Werkzeuge aus vergangenen Tagen.
♦ Ostern bis Okt. So 13-16 Uhr. Hauptstr. 2. Eintritt 2 €, erm. 1 €. www.rangau-handwerkermuseum.de.
Wilhermsdorf: Das ursprünglich fränkische Straßendorf ist ein Paradebeispiel für einen ritterschaftlichen Ort im Barockzeitalter. Die Grafen von Hohenlohe haben Wilhermsdorf in den Jahren um 1700 zu einer kleinen barocken Residenz ausgebaut. Obwohl das Schloss im vergangenen Jahrhundert abgerissen wurde, sind zahlreiche Zeugnisse aus dieser Epoche erhalten. Jahrhundertelang herrschten verschiedene Rittergeschlechter über den Marktflecken; im Jahre 1703 wurde sogar der Sitz der Reichsritterschaft des Kantons Altmühl hierher verlegt. Dies geschah in der großen Zeit von Wilhermsdorf (1698-1718), als Gräfin Maria Franziska Barbara von Hohenlohe, die „Wohltäterin von Wilhermsdorf“, den Ort zu einer merkantilistischen Kleinresidenz ausbaute. Ihr verdanken die Wilhermsdorfer die prächtige Schlosskirche, eine Mischung aus aristokratischer Frömmigkeit und kühler Eleganz. Sehenswert ist der Hochaltar, ein stattliches Viersäulenretabel mit Kreuzigungsgruppe.
Praktische Infos
Bio/Regional Essen/Übernachten Landgasthof zum Stern, der schöne Dorfgasthof aus dem 16. Jahrhundert im Ortsteil Linden (5 km westl.) ist eine empfehlenswerte Adresse (seit 1860 in Familienbesitz). Gutes Restaurant mit verschiedenen Themenbuffets, so gibt es jeden Freitag von Sept. bis Dez. ein Karpfenbuffet (All you can eat 18,90 €), darunter auch Spezialitäten wie Karpfensülze. Viele Lammgerichte, moderates Preisniveau. Mittwoch ist Ruhetag. Die Zimmer machen einen netten Eindruck. Auch Ferienwohnungen. Fahrradverleih, kostenlose Reitmöglichkeiten. DZ je nach Lage ab 94 € (inkl. Frühstück), bei längerem Aufenthalt Ermäßigung. Günstige Halbpension. Linden 60, Tel. 09106/891. www.gasthof-zumstern.de.
Zum Roß, der Gasthof ist in den heutigen Zeiten ein Lichtblick für alle, die den Gürtel nur in finanzieller Hinsicht etwas enger schnallen wollen. Einen Schweinebraten für 5,20 € oder ein Schäufele für 7,20 € findet man in Franken nur noch sehr selten! Viele Steakgerichte. Biergarten. Di Ruhetag. Hauptstr. 24, Tel. 09106/268.
Bio/Regional Gasthaus Fetz, ein toller Landgasthof, in dem ausschließlich Fleisch vom eigenen Bioland-Hof verwendet wird. Leber vom Weiderind in Kräutermantel 12 €. Nur Fr ab 17 Uhr sowie Sa und So geöffnet. Götteldorf 25 (12 km südl.), Tel. 09824/93091. gasthaus-fetz.de.
Gasthof Zur Stadt Windsheim, an der Straße von Markt Erlbach nach Bad Windsheim stößt man nach neun Kilometern mitten im Wald auf diesen Ausflugsgasthof. Familiäre Atmosphäre, Hausschlachtung, Aischgründer Karpfen. Mo und Di geschlossen, im Aug. Betriebsferien. Haaghof 2, Tel. 09846/232. www.gasthaus-haaghof.de.
Langenzenn10.600 Einw.
Das kleine Ackerbürgerstädtchen entwickelte sich seit dem 19. Jahrhundert zu einem bedeutenden Gewerbestandort. Kultureller Höhepunkt ist die ehemalige Klosterkirche mit angrenzendem Kreuzgang.
Im Klosterhof von Langenzenn
Langenzenn entstand aus einem Königshof, der 954 Schauplatz eines Reichstages zur Vermittlung im Streit zwischen Otto dem Großen und seinem aufständischen Sohn Liudolf war. Liudolfs Verbündete, Erzbischof Friedrich von Mainz und Konrad der Rote, Herzog von Lothringen, unterwarfen sich hier dem Kaiser. Um 1200 wurde Langenzenn von den Herzögen von Andechs-Meran zum Markt ausgebaut. Aufgrund seines lang gestreckten Grundrisses wurde der Markt im Zenngrund 1331 erstmals als „Langenzenn“ bezeichnet. Wenig später stieg Langenzenn unter den Hohenzollern zur Stadt auf. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Langenzenn von einem Ackerbauerstädtchen hin zu einem wichtigen Industriestandort im Landkreis Fürth. Aufgrund eines regionalen Tonvorkommens florierte vor allem die Ziegelindustrie. Zweites wirtschaftliches Standbein war der Hopfenanbau, der allerdings 1941 eingestellt wurde.
Sehenswertes
Evangelische Pfarrkirche: Der heutige Kirchenbau entstand Ende des 14. Jahrhunderts, nachdem Nürnberger Truppen den Ort zerstört hatten und die alte Kirche in Flammen aufgegangen war. Im Jahr 1409 stiftete Burggraf Johann Friedrich VI. ein Augustinerchorherrenstift. Zur wertvollen Ausstattung der dreischiffigen basilikaähnlichen Anlage zählen mehrere spätgotische Altäre sowie ein Sakramentshäuschen; dessen neugotisch überarbeitetes Verkündungsrelief (1513) ziert das Meisterzeichen von Veit Stoß. Die farbigen Wandmalereien tragen zur gelungenen Raumwirkung bei. An die Nordseite der Kirche grenzt direkt die vierflügelige Klosteranlage an. Beeindruckend ist der weitläufige gotische Kreuzgang mit seinem Kreuzrippengewölbe. In den Sommermonaten geben hier die Laienspieler der Klosterhofspiele ihr Können zum Besten.
Praktische Infos
Information Verkehrsamt, Klaushofer Weg, 90579 Langenzenn, Tel. 09101/70317. www.langenzenn.de.
Kinderspielplatz Direkt am Nordufer der Zenn gibt es einen traumhaften Kinderspielplatz mit zahlreichen Attraktionen.
Klosterhofspiele Seit 1981 bringen Laienspieler jedes Jahr im Juni und Juli ein ausgesuchtes Schauspiel ca. 15-mal zur Aufführung. Kartenvorverkauf: Friedrich-Ebert-Straße 7b, Tel. 09101/6321. www.klosterhofspiele.de.
Essen & Trinken Keidenzeller Hof, in den sehr ansprechenden Räumlichkeiten wird eine ambitionierte Gastronomie gepflegt (ein Michelin-Stern, 15 Gault-Millau-Punkte). Vorzüglich war die Gelbflossenmakrele mit Kohlrabi sowie Rinderzunge mit Sellerie. Das 5-Gang-Menü kostet 89 €. Samstag- und Sonntagmittag gibt es bodenständigere fränkische Kost, Hauptgerichte 17-25 €, Drei-Gang-Menü 45 bzw. 59 €. Schöne Terrasse! Do-So ab 18 Uhr, Sa und So auch mittags geöffnet. Im Ortsteil Keidenzell (3 km südwestl.), Fürther Str. 11, Tel. 09101/901226. www.keidenzeller-hof.de.
Cadolzburg11.250 Einw.
Majestätisch thront die Cadolzburg über dem gleichnamigen Ort und dem Farrnbach. Einst wurden von hier aus große Teile Frankens beherrscht. Mit seinen ausgedehnten Wäldern ist Cadolzburg heute ein beliebter Ausflugsort der Nürnberger und Fürther mit vielen Wandermöglichkeiten.
Schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts ist eine Befestigung des felsigen Bergsporns nachweisbar. Rund hundert Jahre später erbten die hohenzollernschen Nürnberger Burggrafen die Burg von den Abenberger Rangaugrafen. Bis zur Verlegung der Hofhaltung nach Ansbach diente die Cadolzburg über 50 Jahre als burg- bzw. markgräfliche Residenz. Ursprünglich lag der Ort im Tal zu Füßen der Burg, dort, wo heute noch die architektonisch durch den Markgrafenbarock geprägte Cäcilienkirche steht. Erst im 15. Jahrhundert begann man, den Marktort im Bereich der Vorburg anzulegen und zu befestigen. Die beiden Ortsteile sind über Treppen miteinander verbunden. Rund um den lang gestreckten Marktplatz sind einige schöne Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten. Erstaunlicherweise findet man hier gleich mehrere schicke, moderne Architekturbüros, die man in dieser Kleinstadt-Kulisse eigentlich nicht erwartet. Sie erinnern daran, dass Cadolzburg nicht weit von den Großstädten Nürnberg und Fürth entfernt ist.
Mächtige Burganlage
Sehenswertes
Die Cadolzburg: Angesichts der abgeschlossenen Sanierungsarbeiten fällt es heute schwer, sich vorzustellen, dass 1945 nur noch die Außenmauern der wuchtigen Anlage aufrecht standen. Die Cadolzburg wird von einem Verteidigungssystem aus Gräben und hoch aufragenden Mauern geschützt. Ein Turm mit Barbakane (dieser ehemalige Bergfried gehört zu den ältesten Teilen der Burg) und ein weiterer breiter Graben trennen die Haupt- von der Vorburg. Als die hohenzollernschen Markgrafen hier Hof hielten, nächtigten zahlreiche Fürsten und Könige in dem rechter Hand gelegenen Palas. Der Zugang zum äußeren Burghof ist jederzeit möglich, hier befindet sich der Burggarten. Das 2017 eröffnete Burgmuseum ist als Erlebnismuseum konzipiert und lädt auf rund 1500 Quadratmetern Ausstellungsfläche und vier Etagen zu einer interaktiven Zeitreise ins Spätmittelalter ein. Eine interessante Möglichkeit in das Leben einer Herrschaftsburg einzutauchen.
♦ April bis Sept. tgl. außer Mo 9-18 Uhr, Okt. bis März tgl. außer Mo 10-16 Uhr. Eintritt 7 €, erm. 6 €. www.burg-cadolzburg.de.
Aussichtsturm: Anlässlich der Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Fürth-Cadolzburg wurde 1893 ein Aussichtsturm errichtet. Er kann besichtigt werden, den Schlüssel erhält man werktags im Rathaus (Tel. 09103/5090, Mo-Fr 8-12 Uhr, Do 14-18 Uhr).
Praktische Infos
Essen & Trinken Weinländer, alteingesessenes Lokal mit guter Küche. Terrasse neben dem Haus. Viele Stammgäste, Sa und So geschlossen. Es werden auch Zimmer vermietet. Marktplatz 13, Tel. 09103/8840. www.gasthof-weinlaender.de.
Der Pleikershof - vom „Streicher-Hof“ zum Kibbuz
Südlich von Cadolzburg befindet sich der Pleikershof, ein einsames, von Wäldern umgebenes Landgut, das der berüchtigte Frankenführer und Gauleiter Julius Streicher 1936 für 300.000 Reichsmark erworben hatte und seither auch als Streicher-Hof bekannt war. Streicher, der den Hof nach seinen Vorstellungen komplett umbauen ließ, wurde im Februar 1940 von Hitler wegen Korruption auf den Pleikershof verbannt; er behielt zwar den Titel „Frankenführer“, durfte Nürnberg aber nicht betreten.
Nach Kriegsende lebten kurzzeitig ukrainische und russische Staatsangehörige auf dem Landgut, dann diente der Pleikershof ab Dezember 1945 auf Betreiben der Alliierten als Auffanglager für „jüdische DP“ (displaced persons), die auf dem 80 Hektar großen Landgut den „Kibbuz Nili“ gründeten. Bis Ende 1948 bereiteten sich bis zu 150 Juden mit landwirtschaftlicher Arbeit auf die Auswanderung nach Palästina vor. Die Amerikaner hatten den Pleikershof in seinem Zustand belassen, so dass die jüdischen Auswanderer nicht nur ein Schild mit der Aufschrift „Ohne Lösung der Judenfrage gibt es keine Lösung der Weltfrage“, sondern auch Ausgaben des „Stürmers“ und sogar ein Exemplar von Hitlers „Mein Kampf“ fanden.
Mein Tipp Gaststätte Bauhof, ein paar Hundert Meter unterhalb der Cadolzburg wird anspruchsvolle fränkische Küche sowie ein paar italienische Gerichte geboten. Lecker ist Schnitzel Wiener Art mit lauwarmem Bratkartoffelsalat. Für spezielle Feierlichkeiten steht eine umgebaute Scheune zur Verfügung. Mo und Di Ruhetag. Bauhof 1, Tel. 09103/7909850. www.bauhof-restaurant.de.
Zur alten Schmiede, die beliebte Speisegaststätte im Weiler Roßendorf zieht wegen ihrer preiswerten fränkischen Küche scharenweise Gäste aus der näheren Umgebung an. Bei nur kleinem Hunger kann man auch halbe Portionen ordern. Cordon Bleu mit Kartoffelsalat 12,90 €. Große Straßenterrasse. Mo und Do geschlossen, Mitte Juli bis Anf. Aug. Betriebsferien. Tel. 09103/797325. www.gasthaus-zur-alten-schmiede.de.
Herzogenaurach23.000 Einw.
Die Stadt ist weltweit wegen der beiden hier beheimateten Sportartikelhersteller berühmt; der eine wirbt mit drei Streifen, der andere hat eine Raubkatze als Markenzeichen. Selbstverständlich gibt es in Herzogenaurach noch etwas anderes als günstige Schuhe zweiter Wahl, so beispielsweise das beliebte Freizeitbad Atlantis.
Seit dem Jahr 1021 gehörte der einstige Königshof zum Bistum Bamberg. Die Bamberger Bischöfe prägten und förderten Herzogenaurach, das unter ihrer Herrschaft im 14. Jahrhundert zur Stadt aufstieg und wenig später ummauert wurde. Noch heute flankieren zwei markante Tortürme das Ortszentrum. Die aus dem 14. Jahrhundert stammende Pfarrkirche Maria Magdalena mit ihrer barocken Holztonnenwölbung erinnert an die Zeit, als Herzogenaurach ein katholischer Vorposten in ansonsten protestantischem Territorium war. Mehrere Fachwerkhäuser, der 28 Meter hohe Fehnturm, das Rathaus und das ehemalige Amtsschloss tragen zum Flair des altfränkischen Städtchens bei, das mit seinen knapp 25.000 Einwohnern einen sehr lebendigen Eindruck macht. Die Hauptstraße ist verkehrsberuhigt und wurde zur Fußgängerzone samt Wasserspielen umgewandelt. Am Kirchplatz befindet sich das Stadtmuseum, das über Zunftwesen und Handwerk, bäuerliche Gebrauchsgegenstände sowie Wohnkultur des 18. und 19. Jahr-hunderts informiert (Sa und So 14-17 Uhr, Do 17-20 Uhr. Eintritt 2 €, erm. 1,50 €).
Mittelaltermarkt in Herzogenaurach
Erwähnt werden sollte noch, dass Herzogenaurach seit Jahrzehnten ein beliebter Industriestandort ist. Die meisten denken vor allem an Adidas und Puma (die Factory-Outlets - auch Nike ist vertreten - befinden sich an der nördlich der Stadt vorbeiführenden Umgehungsstraße), doch Herzogenaurach ist auch der Firmensitz der INA Schaeffler AG.
Information Tourist-Information, Marktplatz 11, 91072 Herzogenaurach, Tel. 09132/901120. www.herzogenaurach.de.
Verbindungen Häufige Busverbindungen mit Erlangen.
Veranstaltungen Großer mittelalterlicher Markt am letzten Juliwochenende.
Outlets Adidas, Olympiaring 3, Mo-Fr 9-20 Uhr, Sa 9-18 Uhr. Puma, Pumaway 1, Mo-Mi 9-19 Uhr, Do und Fr 9-20 Uhr, Sa 9-18 Uhr.
Schwimmen Atlantis, Freizeitwellenbad mit 110-Meter-Wasserrutsche, Wildwasserkanal, Saunalandschaft, Dampfbad und Whirlpool. Tgl. 10-22 Uhr. Erw. ab 5 €, Kinder ab 3,50 €. Würzburger Str. 35, Tel. 09132/4446. www.atlantis-bad.de. Freibad mit 25-m-Sportbecken, 5-m-Sprungturm und Breitrutsche in der Tuchmachergasse 1. www.freibad-herzogenaurach.de.
Essen/Übernachten Gästehaus in der Engelgasse, nette Herberge mit hellen, gepflegten Zimmern. EZ 49-65 €, DZ 79-109 € (inkl. Frühstück). Engelgasse 2, Tel. 09132/78690. www.engelsschlaf.de.
Mein Tipp Hotel Impala, ein sehr modernes, hervorragend ausgestattetes Design-Hotel mit nur 18 Zimmern. Vor allem ein Tipp für Liebhaber klarer Formen und bewusst gesetzter, farbiger Akzente. Alle Zimmer haben eine komplett eingerichtete Küche. Leihfahrräder vorhanden. EZ 95 €, DZ 120 €. Hans-Sachs-Straße 2a, Tel. 09132/750320. www.hotel-impala.eu.
Osteria Fratelli, ansprechender Italiener, dessen vielfältiges Angebot durchaus gastronomische Ambitionen erkennen lässt. Günstige Mittagsgerichte (ab 6,50 €). Schöne Gartenterrasse. So Ruhetag. Marktplatz 10, Tel. 09132/8362260. www.fratelli-osteria.de.