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1.2.2 Wortbildung

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Während durch die Flexion Wortformen eines Lexems gebildet werden, entstehen durch die Wortbildung neue Lexeme. Diese neuen Lexeme werden nicht etwa neu ‚erfunden‘ im Sinne von der Bildung von Wörtern mit einer völlig neuen Lautung. Vielmehr werden sie aus bereits vorhandenen Morphemen, freien wie gebundenen, gebildet, indem diese in unterschiedlicher Weise modifiziert werden. Die Modifikation von bereits vorhandenen Lexemen kann durch unterschiedliche Verfahren erfolgen; man spricht hier von Wortbildungsarten. Dabei gelten Komposition, Derivation und Konversion als die produktivsten Wortbildungsarten des Deutschen. Dies bedeutet, dass die meisten neuen Lexeme durch diese drei Verfahren entstehen.

Komposition

Komposition beschreibt die Wortbildungsart, bei der zwei oder mehrere Wurzeln oder Stämme zu einem komplexen Wort zusammengefügt werden. Das Deutsche ist ‚berühmt-berüchtigt‘ für seine Kompositionsfreudigkeit, die sich durch sehr lange Komposita wie Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän eindrucksvoll belegen lässt. In den allermeisten Fällen werden jedoch Komposita gebildet, die deutlich kürzer sind und kognitiv leichter verarbeitet werden können (z.B. Großstadt, Fußballfeld, Schwimmflügel, Führerscheinprüfung).

Derivation

Während bei der Komposition Wurzeln und Stämme an der Bildung beteiligt sind, handelt es sich bei der Derivation um eine Wortbildungsart, bei der ein Affix, d.h. ein gebundenes Morphem, an eine Wurzel bzw. einen Stamm angehängt wird (z.B. freundlich, Spieler, lesbar, unschön, Gefühl). Wie aus den Beispielen hervorgeht, kann das Affix an den Anfang oder ans Ende eines freien Morphems angehängt werden. Nach der Position des Affixes relativ zum freien Morphem wird die Derivation in Präfigierung und Suffigierung unterteilt.

Konversion

Eine weitere wichtige Wortbildungsart im Deutschen ist die Konversion. Im Unterschied zur Derivation entstehen durch Konversion neue Lexeme ohne Zuhilfenahme von Affixen. Die Gestalt der Basis ändert sich dabei nicht: Das zugrundeliegende und das abgeleitete Lexem sind lautlich identisch. Sie unterscheiden sich allein in ihrer Wortkategorie. So wird beispielsweise das Substantiv Spiel aus dem Verbstamm spiel-, das Verb fisch(en) aus dem Substantiv Fisch, das Substantiv (das) Tief aus dem Adjektiv tief und das Substantiv (das) Aus aus der Präposition aus abgeleitet. Bei der Konversion wird also ein Lexem bei gleichbleibender lautlicher Gestalt in eine andere Wortkategorie übergeführt.

Weitere Wortbildungsarten

Im Deutschen gibt es eine Reihe weiterer Wortbildungsarten, durch die aber weitaus weniger neue Lexeme entstehen als durch Komposition, Derivation und Konversion. Drei dieser Wortbildungsarten ist gemeinsam, dass das neu gebildete Lexem eine reduzierte Form gegenüber der Basis aufweist. Es handelt es sich dabei um die Kürzung, die Abkürzung und das Akronym, durch die immer ein Kurzwort entsteht.

Die Kürzung bezeichnet die Wortbildungsart, bei der ein Wort in seiner Substanz reduziert wird, indem an dessen Anfang oder Ende Teile getilgt werden (z.B. Bus für Omnibus, Uni für Universität). Beim Akronym werden einzelne Buchstaben bzw. Laute aus dem zugrunde liegenden Ausdruck so aneinandergereiht, dass sich ein neues Wort mit einer neuen Lautung ergibt (ELSTER für ELektronische STeuerERklärung, Azubi für AusZUBIldende(r)…). Die Abkürzung teilt mit dem Akronym die Eigenschaft, dass die neuen Bildungen dadurch entstehen, dass dem betreffenden Ausdruck einzelne Buchstaben bzw. Laute entnommen und aneinandergereiht werden. Allerdings ergibt diese Aneinanderreihung bei der Abkürzung im Unterschied zum Akronym keine neuen Wörter, sondern eine Abfolge von Buchstaben, deren Aussprache den Buchstabennamen selbst im Alphabet entspricht (LKW für Lastkraftwagen, SPD für sozialdemokratische Partei Deutschlands…).

Eine weitere Wortbildungsart ist die Kontamination. Hierbei handelt es um die Verschmelzung zweier Wörter zu einem Wort, indem Teile aus beiden Wörtern entfernt werden (Bürotel aus Büro + Hotel, Tomoffel aus Tomate + Kartoffel…). Solche Bildungen werden auch Kofferwörter genannt.

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