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1.3.2Bewertungssysteme für Bewerber*innen

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Amazon begann bereits 2014 mit der Entwicklung eines automatischen Bewertungssystems für Bewerber*innen. Die Hoffnung war damals, dass Software diskriminierungsfreier als menschliche Entscheider*innen arbeitet. Als Eingabe für das System wurden die Bewerbungsunterlagen der letzten zehn Jahre verwendet. Es ist darauf hinzuweisen, dass die erfolgreicheren Kandidaten in dieser Zeit zumeist Männer waren. Dem für das Lernen verwendeten statistischen Modell war das Geschlecht der sich bewerbenden Personen nicht bekannt. Trotzdem fand es Eigenschaften, die mit dem Geschlecht korrelierten, wie beispielsweise eine Mitgliedschaft im Frauen-Schach-Club oder Zeugnisse von Colleges, die nur Frauen zulassen. Das Entwicklerteam verbesserte zwar die beiden genannten Stellen. Das Projekt wurde letztlich aber fallen gelassen, weil niemand vorhersehen kann, welche Informationen ein KI-System findet und verknüpft. [10]

Wer sich in den USA auf eine Stelle bewirbt, führt inzwischen sehr oft das erste Vorstellungsgespräch mit einer KI. Anhand kurzer Videos sollen mittels Gesichtserkennung, genauer einer Gesichts- und Mimik-Analyse, die Persönlichkeitsmerkmale von Bewerber*innen bestimmt werden. Auch hier verspricht man sich durch KI eine objektivere und schnellere Auswahl geeigneter Kandidat*innen. Auch in Deutschland experimentiert eine Firma mit dieser Technologie. Eine exklusive Datenanalyse einer von BR-Journalist*innen getesteten KI zeigt jedoch, dass sich die KI von Äußerlichkeiten, wie dem Tragen einer Brille, durch unterschiedliche Outfits oder dem Hintergrund, beeinflussen lassen kann. [34] Für Katharina Zweig weisen diese Erkenntnisse auf eine bekannte Schwierigkeit hin: „Das grundsätzliche Problem mit der Face-Recognition, der Gesichtserkennung, durch Maschinelles Lernen ist, dass wir niemals ganz genau wissen, auf welches Muster in einem Bild diese Maschinen reagieren.“ [34] Die Skepsis gegenüber Software zur Personalauswahl ist in Deutschland noch weit verbreitet. Auch die in den USA eingesetzten Produkte sind mittlerweile bei KI-Experten in die Kritik geraten, da die Ergebnisse sehr undurchsichtig sind. Die KI kann den Zusammenhang zwischen Mimik und Emotionen nur erkennen, wenn sich die Menschen nicht verstellen. Dies passiert aber gerade in Bewerbungssituationen sehr häufig. Die US-Firma Hirevue nahm kürzlich ihre Video-Analyse-Software vom Markt. Es wurde festgestellt, dass die Erkenntnisse aus der Gesichts- und Mimik-Analyse nur schwach mit der Job-Performance zusammenhängen. [34]

Mensch und Künstliche Intelligenz

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