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Prolog

Gep bekam eine SMS: „200:450:354 – 32:205:336“ eines unbekannten Teilnehmers. Von wem kam diese Nachricht auf sein privates Mobiltelefon? Und weshalb gibt es ein weiteres Treffen? Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn als er daran dachte, dass sie vielleicht aufgeflogen sein könnten. Was war Wichtiges passiert? Oder war die Aufforderung zum Treffpunkt eine Falle? Er prüft den Ort des Treffen und hat bedenken.

Es ist das 11. Treffen und damit fände es morgen um 12:00 Uhr statt. Er dividiert die Zahlen so wie er es immer tat, und erhält: 50:45:59 – 08:41:56. Ein Ort, mitten im Nichts - quasi in freier Wildbahn - zirka 4 Kilometer südwestlich von Marburg. Er hatte keine Zeit mehr zu recherchieren, was sich dort befand – ob ein Lokal oder irgendetwas für Touristen oder Ähnliches. Anfängliche Bedenken legte doch bald ab. Er musste hin – ob er wollte oder nicht - es könnte wichtig sein.

Als Gep heute Morgen in Frankfurt landet fällt ihm das süße Licht auf. Die Sonne liegt immer noch als runde Scheibe hinter der milchigen Nebeldecke die aber überhaupt nicht unfreundlich wirkt, sondern wie eine Art Kuscheldecke über dem Land liegt. Ohne sie wäre es mit Sicherheit klirrend kalt, denn es ist Anfang November. Viele Bäume haben ihre Blätter noch fast vollkommen, während andere wiederum völlig kahl sind. Zitronen-Gelb, über Ocker nach Gold bis zu dunklem Braun – Alles da.

Die Auffahrt am Rande ist wunderschön mit Zweigen und Schleifen geschmückt aber nirgends entdeckt Gep Blumen. Durch die getönten Scheiben am Wagen sieht man die schönen Herbstfarben nicht mehr. Der Weg ist frei von Laub; links und rechts Berge davon. Früher hat Gep den Herbst gehasst. Heute ist es anders. Ja, hier ist es sanft. Schade, dass Bel nicht dabei ist. Es würde ihr gefallen.

Es ist nun soweit. Nun ist er dort. An der Auffahrt sieht er schon, dass es wohl eine Ruhstätte ist. Hier findet eine Beisetzung statt. Aber wessen?

„Entschuldigen Sie bitte, guten Tag“, sagt Gep zu einem Chauffeur der an seinem Wagen lehnt und offensichtlich wartet. „Sagen Sie, wer...“, Gep stockt der Atem. Er würgt die Frage ab, schaut den Fahrer an und stammelt weiter: „Wissen Sie wie spät es ist?“

„Guten tag. Oh warten Sie... Es ist genau 11 Uhr 46“, antwortet der Fahrer.

„Danke sehr“, antwortet Gep. Auf der Motorhaube ist ein Kranz montiert. In der Mitte ein Bild. Es ist Charly. Gep kommt sich hier plötzlich deplatziert vor. Es konnte nicht sein, dass dieses Leben das seines so verändert hat, nun erloschen ist. Hier ist kein Lebender den er kennt.

Alle gehen in einer Zweierreihe; nur Gep folgt dem ganzen Auflauf alleine mit lautlosem Schritt. Das Mädchen ganz vorne ist wahrscheinlich Charlys Tochter. Neben ihr ein junger Kerl. Niemand redet und jedes Räuspern wird mit vorgehaltener Hand gedämpft. Es ist nirgends ein geistlicher zu sehen. Oben auf einem kleinen Hügel muss es sein – ein Mann steht dort, neben ihm liegt eine Schaufel, vor ihm ist ein kleines Loch, welches mit einem grünen Tuch überspannt ist. Und wieder keine Blumen.

Sie stehen im Kreise. Jeder starrt vor sich, den Blick auf diese Blechdose gerichtet, aber den Fokus weit dahinter im Unendlichen. Gep schaut in die Ferne, über die sanften Grashügel mit den Blättern darauf. Er, der sonst immer sein Gehirn strapazierte und es überhaupt nicht für möglich hielt, dass dieser Apparat in seinem Kopf für ein paar Sekunden den Dienst einstellten könnte, denkt an nichts – an gar nichts.

Das Mädchen nimmt die Dose, stellt sie auf das gespannte Tuch. Sie und ein Helfer fassen die gegenüberliegenden Zipfel des grünen Filzes und lassen dieses Blechding in das Loch. Sie wirft eine Handvoll Erde hinterher und wirkt ist erstaunlich gefasst; so als ob sich hier nichts Trauriges, sondern eine herzliche Ehrung ereignet.

Ein Herr mit dichtem, weißem Haar stellt sich schräg hinter Gep. Er spürt, dass dieser Mann Charly sehr nahe gestanden haben muss, sich aber dennoch die ganze Zeit über im Hintergrund hielt und für Gep auffällig wenig Anteil an dem Geschehen nahm.

„Haben Sie ihn gekannt?“, flüstert der Mann Gep ins Ohr.

Gep nickt.

„Wie lange schon?“, will er wissen.

Gep schluckt, überlegt und sagt: „Vielleicht mein ganzes Leben.“

let IT be - Information war gestern

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