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About A Boy - Gep

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18. März, 1965. Alexej Leonow1 ist aus der Gemini Kapsel 300 Meilen über der Erde ausgestiegen. Wie an einer Nabelschnur hängt er an seinem Mutterschiff.

21. July, 1969. Neil Armstrong2 hüpft von der Leiter der Landefähre und steht nun auf dem Mond. Was er sagt versteht Gep noch nicht.

Gep war gerade 7 Jahre alte geworden und erlebte diese Zeit in Schwarz-Weiß.

In Schwarz-Weiß waren auch die gemalten Bilder in seiner Klasse. Die Weltraum-Hysterie zog sich durch alle Unterrichtsfächer. Aber Kunst und Sachkunde waren am stärksten damit durchsetzt. Gep malte sehr realistisch, manchmal sehr surrealistisch und bekam eine schlechte Note nach der anderen, weil der Kunstlehrer ihm nicht folgen wollte oder es nicht konnte.

Einmal hatte Gep die Idee, alles in Komplementärfarben zu malen – nicht weil er einen tieferen, künstlerisch wertvollen Sinn darin sah – nein, weil er schlicht zu faul war, das ganze Blatt mit schwarzer Farbe auszumalen.

Er nahm die Hausaufgabe mit, fotografierte sie mit einem Dia-Film ab, ging in das Fotolabor seines Vaters im Keller und entwickelte den Film. Dann machte er einen 30 x 40 Abzug auf Negativ-Papier, schnitt ihn auf DIN A4 zurecht und betrachtete es: Wunderbar! Das Weltall war schwarz! Die vorher schwarzen Punkte waren nun hell strahlende Sonnen und die Galaxien glichen diesen tollen Fotos in Papas Büchern.

Für das gemalte Negativ-Layout und dem daraus gezogenen Positiv gab es nur eine „Ausreichend“.

Er wusste nun: Dieser Lehrer hatte keine Ahnung und gab sich ein Versprechen: „Kunstlehrer werde ich niemals!“ So war Gep.

Im Sachunterricht sah die Sache anders aus. Dieser Lehrer schien wahres Talent zu erkennen. Gep und ein paar Freunde hatten im Unterricht aufgepasst und ihr Wissen angewendet. Ok, es war keine gute Idee, im Freibad beim Sportunterricht eine Dose Kaliumpermanganat dem feuchten Element zu übergeben aber es zeugte wenigstens von Forschergeist. Es gab einen Eintrag ins Klassenbuch aber eine 1 in Chemie. Dieser Lehrer gefiel Gep.

So kam es, dass Gep sogar den Schlüssel vom Kartenraum bekam. Dort waren auch diverse Bücher. Eins davon war: „Wernher von Braun3“.

Gep verschlang es. Er las es wahrscheinlich 3 Mal und konnte alles ziemlich gut nachvollziehen. Für ihn war das spannender als jeder Kinderroman. Von Spukschlössern und Kinderstreichen hatte er in der Realität schon genug und keines der bisherigen Bücher konnte seinen realen Erlebnissen das Wasser reichen.

Ob ausgegrabene Panzerminen oder scharfe Handgranaten, die fleißig von einem verlassenen Truppenübungsplatz in der Nähe ausgebuddelt wurden, hatten er und sein Kumpel schon alles nach Hause in die Keller geschafft. Natürlich ohne das Wissen der Mütter oder Väter. Das waren sowieso Spielverderber.

Manchmal war aber dann schon mal die Feuerwehr und der Sprengmittelräumdienst zu Besuch – denn auch unter einer finsteren Kellertreppe wurde hin und wieder aufgeräumt. Weniger schön waren dann die Hausarreststrafen nach den Evakuierungsmaßnahmen der Väter, die keuchend und mit hochrotem Kopf in die Wohnstube gerannt kamen - händeringend nach dem Telefon suchend mit den lauten Befehlen: „Alles raus Schatz! Die Kinder – Alle! Frag nicht! Tu es einfach!“

Sein Buch über Wernher von Braun war dann oft die Rettung im Arrest – eine Welt für Gep, in der er Asyl fand. Er konnte alles verstehen und fühlte sich dadurch verstanden. Wenn er dann da in seinem Zimmer saß und das Buch in Händen hielt, war er in Sicherheit. Er hatte etwas das bei ihm war und ihn beschützte: Seine Phantasie.

Immer wenn irgendwo ein Flugzeug zu hören war, legte er das Buch weg und wollte es unbedingt erblicken. Für ihn war es dann so, als säße er mit drin. Wenn er an heißen Sommerabenden aus seinem Fenster schaute, dann galt sein Blick einer kleinen Baumgruppe auf den Hügeln die für ihn die Welt bedeuteten; denn hinter dieser Baumgruppe konnte er bei Ostwind sehen, wenn ein Segelflugzeug am Windenseil ausklinkte. Er hörte sogar die Segelflugzeuge mit den typischen Pfeifgeräuschen welche durch die Querruder erzeugt wurden. Besser noch: Er konnte am Pfeifen erkennen um welches es sich handelte.

Dabei wusste er ganz genau: Es gibt nur 2 Seile. Wenn also 2 Segelflugzeuge hochgezogen waren, konnte er locker 15 Minuten am Stück lesen bevor ein nächster Windenstart möglich sein konnte. Eine innere Uhr sagte ihm dann, wann er wieder gucken musste. Der Zeitpunkt passte so genau, dass Gep sogar irgendwann das aussprach, was seine Ohren bei den Segelfliegern oft aufgeschnappt hatten. Er stand im richtigen Augenblick am Fenster und plapperte die Kommandos: Start: Winde von Start

Winde: Start hier Winde.

Start: Ka7 doppelsitzig startklar, Startstrecke und Luftraum sind frei, Seil anziehen.

Winde: Ka7 doppelsitzig startklar, Startstrecke und Luftraum sind frei, Seil anziehen. Hallenseil läuft.

Start: Hallenseil läuft. Straff. Fertig!

Winde: Fertig!

Start: Frei!

Winde: Frei!

Start: Seil fällt, Ende.

Winde: Ende.

Er sprach die Kommandos genau zum richtigen Zeitpunkt – und wenn er das Kommando „Frei“ aussprach dann dauerte es keine 5 Sekunden und er sah ein Flugzeug über dem Hügel aufsteigen. Durch den steilen Winkel konnte er das Segelflugzeug genau von unten sehen – bis es ausklinkte, und der kleine Fallschirm, der das Seil bremste, nach unten fiel. Dann stellte er sich vor, er wäre der Pilot.

Wenn die Ferien vorbei waren, hieß es wieder „Lernen“. Gep war immer bequem. Tu so wenig wie möglich und so viel wie nötig. Eine 4 auf dem Zeugnis bedeutet genauso viel wie eine 1: Die Versetzung. Wichtig dabei war nur, den Überblick darüber nicht zu verlieren, welcher Lehrer petzt und welcher nicht. Es machte keinen Sinn, sich mit einer 4 zu begnügen, wenn der Lehrer dann am Elternabend petzte und den Eltern Tipps für Zwangshaft mit Nachhilfe aussprach, damit man als Sprössling eine bessere Note erarbeiten muss.

Deshalb: Lehrer die petzen immer davon überzeugen, dass man dumm ist und jede weitere Hilfe für die Katz wäre. Nur bei Lehrern die völlig entspannt sind, das Wagnis der Gep’schen Noten-Freizeit-Optimierung eingehen.

Geps Vater war im II. Weltkrieg Jagdflieger. Und er bekam glänzende Augen beim Anblick eines Flugzeuges – völlig gleich um welches es sich handelte. Daher waren sie beide wann immer es ging auf dem kleinen Verkehrslandeplatz, nur 3 Meilen entfernt von zu Hause. Wenn sein Vater dann noch eine War II (Maschine aus dem 2. Weltkrieg) sah, wurden alle Wünsche für Gep wahr. In diesen Augenblicken konnte Gep alles fordern: Eis, Lollies oder coole Reifen für sein Bike.

Gep selbst hatte nur Augen für eines: Segelflugzeuge und rote Doppeldecker. Egal wie rot – Hauptsache rot, alt, urig und knatternd. Die hässlichen Blechbüchsen die irgendwie zusammengenietet waren gefielen ihm überhaupt nicht. Entweder alt und mit Stoff bespannt, oder hyper-modern aus Verbundwerkstoffen.

Da Gep noch keine 14 Jahre alt war, konnte er mit der Schulung für die Privatpiloten Lizenz (PPL) noch nicht einmal beginnen. Aber hatte er etwas für sich entdeckt, was für ihn am nächsten an der Fliegerei war: Gep besaß seine Modellflugzeuge. Eben keine Spielzeuge, sondern High-Tech Maschinen, die in ihrer Technik einem manntragenden Flugzeug in nichts nachstanden.

Das meiste war selbst erdacht und umgesetzt, weil es noch gar nicht zu erwerben war. Er baute Bremsen ein, hatte sogar eine kleine Ausklink - Vorrichtung für Flugzeugschlepp und diverse andere Raffinessen erdacht und gebaut. Aber eines blieb eben offen: Könnte ein Lebewesen dort oben, wo Gep seine ferngesteuerten Gefährte bewegte, überleben?

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