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Chuck – the right Stuff

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Der Hamster seiner Schwester war namenlos - noch!

Es war 1972 – der Sommer der Olympiade in München. Die Eltern waren auf einem Kurztrip dorthin, Gaps Schwester bei einer Freundin und der große Bruder von Gep der Aufpasser. Und wie große Brüder so sind, haben sie keine Böcke auf Aufpassen; sie blieben lange auf und passten auf, dass es keiner mitbekam. So kam eins zum anderen - und der Hamster zu seinem Namen.

Geps auserwähltes Luftfahrtgerät für das Unternehmen musste viele Bedingungen erfüllen und es blieb nur seine „Kwik Fly MK III“. Diese Maschine war seine sicherste. Sie war das Beste was seine Flotte zu bieten hatte: Schnell, wendig, voll tauglich für Kunstflug und trotzdem besaß sie gutmütige Flugeigenschaften im Langsamflug. Die Landungen waren ebenso sicher, da die Maschine außerordentliche Landeklappen hatte, die nicht nur den Widerstand erhöhten sondern zusätzlich enormen Auftrieb bei geringen Anfluggeschwindigkeiten erzeugte. Aber zuerst musste ein Namen für den Hamster gefunden werden.

Durch das Buch „Wernher von Braun“ und den Ereignissen der letzten Jahre bei den NASA Programmen, blieb Gep nur ein einziger Name, der dem Piloten gerecht werden konnte: Chuck – in Erinnerung an den legendären Testpiloten Chuck Yeager4. Erst dachte er an Scott Glenn, aber dies schien ihm noch zu früh... denn er glaubte nicht daran, dass der Hamster so schnell in den Orbit zu bringen sei. Er wusste: Step by Step – ordentlich forschen, ordentlich messen und ordentlich die Fehlschläge leugnen. Erst wenn alles ohne Skandal abläuft und keine Opfer zu beklagen sind, werden Missionen zu Heldentaten.

Er trainierte den Hamster (i. F. Pilot genannt) daher zuerst für das Verhalten in besonderen Fällen. Dazu musste der Pilot den Beschleunigungskräften in einer Salatschleuder aus Moms Küche ausgesetzt werden. Später wurde der Pilot auf ein Leintuch gesetzt, damit hochgeschleudert und musste mit selbigem sanft wieder abgefangen werden. Der letzte Part diente dem Training für den absoluten Notfall: Dem Ausstieg und die Rettung mit einem Fallschirm.

Der Pilot hing nun an einem selbst gebastelten Schirm. Gep lief die Treppe hoch, in das Zimmer seines Bruders (lag vom Wind her günstiger), öffnete das Fenster, ließ seinen Spruch „Ready-Set-Go“ los und ließ das Gesamtpaket aus Hamster und Schirm fallen: Sanft schwebte das Lebewesen nach unten. Gep musste sich keine Sorgen machen, dass der Pilot unten angekommen weglief – zu sehr hinderte der zusammengefallene Fallschirm bei einer Flucht.

Das Hauptproblem bestand in der dem Piloten angeborenen, instinktiven Flucht nach oben, wenn die Orientierung des Piloten zuschlug, denn: Erkannte der Pilot, dass der Erdboden näher kam, so verspürte der Pilot einen Drang, dieser Näherung entgegen zu wirken und an den Fangseilen des Fallschirmes nach oben zu klettern. Dies musste dringend verhindert werden, da es den Zusammenfall des Schirmes bedeutet hätte. Gep steckte daher die Füße des Piloten in kleine Gummitüllen. Das Pfoten-Tuning war der letzte Schritt zur absoluten Sicherheit. Perfekt!

Die Maschine wurde nun noch präpariert. Der Hauben-Notabwurf mit Schleudermechanismus für den Piloten war fertig und wurde mit einem Servomotor ausgelöst. Die Kabine für den Piloten war selbstverständlich transparent – denn er sollte wenigstens etwas sehen.

Der Pilot hatte es aber sehr eng dort drinnen. Der kleine Raum war ausgestopft mit Watte und Moosgummi. Die Maschine wurde nun nochmal zur Vorsicht ohne den Piloten geflogen, um richtig reinzukommen. Fast hätte Gep das wichtigste vergessen: Erstens die Fat-Lady für sich und dann das Konfetti für den heldenhaften Piloten. Er nahm eine Kaugummizigarette – die sah echt aus und sollte die Fat Lady darstellen, die Männer nach so was immer rauchten. Das Konfetti machte er sich mit dem Locher von Paps.

Es war so weit. Chuck saß im Cockpit. Der Countdown in Form eines Weckers von Mom lief. T minus 180 Sekunden. Ruder-Check. Motor lief und erreichte seine Betriebstemperatur. Gep war aufgeregt. Chuck’s Nase kam unter dem Kabinenrand hoch und bewegte sich hektisch an der Kanzel.

T minus 30 Sekunden. Gep steuerte die Maschine zum Roll-Halte-Ort, zog die Bremsen an und gab 2 mal Vollgas, um das Ansprechverhalten noch einmal zu testen.

T minus 10 Sekunden. Bremsen los, Halbgas – die Maschine rollt. Bremsen zu, Vollgas und bei T minus 7 Sekunden, Bremsen los.

Die Maschine hoppelte los, leichter Seitenwind aber im grünen Bereich. Chuck funkte nichts, ergo war alles ok mit ihm – was blieb einem Nager-Piloten auch anderes übrig? Gep zog leicht am Höhenruder und hob in einem steilen Winkel ab. Das rote Gefährt dort oben schraubte sich in den Nivea-blauen Himmel.

In etwa 80 Metern Höhe, drosselte er den Motor auf 60% und hielt die Höhe, machte ein paar Vollkreise und liegende Achten damit Chuck die Erde von oben auch sehen konnte. Toll, dachte er – Wir haben es geschafft!

Die Landung war leicht. Gep nahm die Maschine in einen leichten Slip (Nase hoch, Fläche tief) damit sie stabiler im Wind lag und ließ sie mit genügend Höhe im Endteil des Landeanfluges einschweben – so konnte sogar im Falle eines Motorausfalles die Landebahn sicher im Gleitflug erreicht werden. Das hatte ihm sein Vater beigebracht. Aufsetzen, Motor aus, ausrollen und nach der Hälfte der Landestrecke das Höhenruder voll durchgezogen – die Maschine stand. Gep rannte hin, öffnete die Haube, warf das Konfetti über Chuck und steckte sich die Zigarette zwischen seine Lippen. Chuck schien hellauf begeistert.

Es folgten zahlreiche Flüge von Chuck.

Den Tierschützern sei gesagt: Chuck war vor diesen Expeditionen in die Troposphäre seines Planeten ein scheues Tierchen, welches auf keine Hand gekrochen kam. Nach diesen erfolgreichen Ausflügen war er so zutraulich, dass wann immer er Geps Stimme hörte, sofort aus dem Käfig kam und seine Tagesruhe unterbrach – auf direktem Wege in Geps Hand in freudiger Erwartung auf neue Abenteuer. Langeweile kannte dieses Tier jetzt nicht mehr und Chuck wurde über 3 Jahre alt, was ein stolzes Alter für einen Hamster bedeutet.

Das Programm blieb immer geheim und Gep schrieb auf das Grab von Chuck hinter dem Haus: Area 51. Keiner sah einen Zusammenhang.

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