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DREI

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Erleichtert und mit einem zufriedenen Lächeln lehnte sich Sandra gegen den Tresen der Rezeption und sah dem letzten Gast nach. Natürlich war die Tauffeier perfekt verlaufen und das Essen von allen gelobt worden. Zwischendurch war Ann-Kathrin mal in Sandras Büro gegangen, um Demelza zu stillen. Gerührt, mit feuchten Augen, hatte Sandra zugesehen und sich gewünscht, malen zu können, um dieses idyllische Bild für immer auf eine Leinwand zu bannen. Keine Fotografie konnte dem wirklich gerecht werden.

»Ich werde alles tun, um Demi eine gute Patentante zu sein«, hatte Sandra geflüstert.

»Sei einfach du selbst, dann wird Demelza dich lieben.«

Christopher kam, um sich von Sandra zu verabschieden.

»Ich habe heute Nachtdienst«, erklärte er. »Sergeant Greenbow wird froh sein, wenn ich endlich komme und ihn ablöse, damit er den Sonntagabend mit seiner Familie verbringen kann.«

»Ihr bekommt keinen Constable zur Unterstützung?«

Christopher schüttelte den Kopf und seufzte. »Greenbow ist zwar zum Detective Sergeant befördert worden, eine zusätzliche Stelle wird unserem kleinen Revier aber nicht zugestanden.«

»Dabei ist in Lower Barton doch immer was los!«

»Solange du meinst, Verbrecher überführen zu müssen, bekomme ich nie einen weiteren Kollegen oder eine Kollegin«, erwiderte Christopher trocken. Er küsste Sandra auf die Lippen. »Morgen muss ich für drei Tage zur Fortbildung nach Exeter. Versuch bitte, in der Zeit nicht wieder über eine Leiche zu stolpern.«

»Ach du!« Sie knuffte Christopher in die Seite. »Als ob ich scharf darauf wäre, immer wieder in Mordfälle verstrickt zu werden.«

»Mord?«, sagte eine tiefe Stimme hinter ihnen. »Höre ich ›Mord‹? Ist wieder was passiert?«

»Zum Glück nicht«, riefen Sandra und Christopher unisono, und Sandra ergänzte: »Hatten Sie einen schönen Nachmittag, Major?«

»Es war zu heiß für einen Spaziergang«, antwortete der kahlköpfige Mann mit dem grauen Vollbart. »Gut, dass die Räume in einem alten Gemäuer wie Higher Barton im Hochsommer angenehm kühl sind.«

Deswegen im Winter schwer zu heizen, dachte Sandra, sagte aber laut: »Wenn Sie Tee trinken möchten, Major, sage ich Lucas Bescheid. Er serviert Ihnen den Tee hier in der Halle, im Restaurant muss erst aufgeräumt und saubergemacht werden.«

»Ich nehme den Tee gern in der Halle ein.«

Der Major setzte sich in einen bequemen Sessel vor dem großen Kamin, in dem locker ein Mann hätte stehen können. Major Collins lebte im Romantic Hotel. Er war vermögend, ohne Familie und hatte sich entschlossen, anstatt allein in einem großen Haus zu leben, lieber alles zu verkaufen und die Annehmlichkeiten eines Rund-um-die-Uhr-Services in Higher Barton zu genießen. Er war ein angenehmer, ruhiger Gast. Bis zu seiner Pensionierung vor fünfzehn Jahren hatte er in der Royal Air Force gedient. Von dieser Zeit erzählte der Major gern häufig und ausführlich. Dass er dabei manchmal etwas übertrieb, wurde ihm von allen verziehen.

»Sie machen jetzt auch Feierabend«, sagte Sandra zu Eliza, nachdem Christopher gegangen war. »Ich erledige den Rest und übernehme den Abenddienst. Im Büro liegen bereits die ersten Anfragen für Weihnachten.«

Eliza nickte. »Wenn man in Cornwall zum Fest und Jahreswechsel ein freies Hotelzimmer und einen Platz bei einem Weihnachtsdinner bekommen will, muss man rechtzeitig buchen. Sind Sie sicher, dass Sie sich heute Abend nicht freinehmen möchten?«

»Ganz sicher!« Sandra schmunzelte. »Ich danke Ihnen für die wunderbare Tauffeier. Sie haben den Tag hervorragend gemanagt, Eliza. Monsieur Peintré und Rosa habe ich bereits gedankt. Das Menü hat allen hervorragend geschmeckt, Ann-Kathrins Mutter lobte besonders die kalte Melonen-Limetten-Soße zu den Jakobsmuscheln. Über die immer wieder neuen Kreationen von Monsieur bin ich überrascht. Unser Koch scheint ein unendliches Repertoire an Rezepten zu haben.«

»Und einen besonders feinen Gaumen«, ergänzte Eliza. »Rosa sagte mir, Monsieur Peintré habe die heutige Suppe selbst kreiert. Loben Sie ihn aber bloß nicht zu sehr, Sandra! Nicht, dass er wieder abhebt. In den letzten Monaten ist Peintré beinahe zu einem normalen, umgänglichen Mann geworden.«

»Pst, Eliza!« Sandra legte einen Finger auf ihre Lippen. »Ohne Peintré wäre das Restaurant wohl weniger gut besucht. Er darf es nur nicht erfahren.«

Eliza lachte, holte aus dem Büro ihre Handtasche und ging nach oben. Sie, der Koch Monsieur Peintré und das Küchenmädchen Rosa Piotrowski wohnten im Hotel. Im westlichen Dachgeschoss, wo früher die Zimmer für das Personal gewesen waren, hatte jeder eine gemütliche Suite mit eigenem Badezimmer. Sandra Flemming bewohnte ein dreihundert Jahre altes Cottage in der Nähe des Hotels. Früher hatte das Haus den verheirateten Angestellten gedient. Nun ja, wohnen war eigentlich zu viel gesagt. Sandra schlief in ihrem Cottage, duschte dort und trank morgens im Stehen eine Tasse Kaffee mit reichlich Milchschaum. Die meiste Zeit verbrachte sie im Hotel. Seit sie mit dem DCI von Lower Barton enger befreundet war, sorgte Christopher Bourke allerdings dafür, dass Sandra die Arbeit auch mal sein ließ und sich mehr Freizeit nahm. Nach Ostern waren sie zusammen für eine Woche in Sandras Heimat, nach Dufftown in Schottland, gefahren und hatten Sandras Eltern besucht. Zum Glück hatte Heather Flemming auf Anspielungen, wann Christopher und Sandra heiraten würden, verzichtet. Seit den Vorfällen während des vergangenen Weihnachtsfestes in Higher Barton hatte Heather mehr Vertrauen in ihre Tochter, mischte sich nicht ständig in ihr Leben ein oder gab ihr wohl gemeinte Ratschläge. Sandra liebte ihre Eltern zärtlich, sie wusste, Heathers übertriebene Sorge war auch ein Zeichen ihrer Liebe zur Tochter.

Sandra öffnete das Fenster im Büro und atmete tief ein. Das Fenster lag auf der Rückseite des Hauses. Bevor Higher Barton zu einem Romantic Hotel geworden war, war hier ein kleiner Küchen- und Kräutergarten gewesen. Heute erstreckte sich ein gepflegter Rasen, gesäumt von Blumenbeeten, in der Mitte eine mannshohe Statue des heiligen St Pirans, des Schutzheiligen Cornwalls. Von Ann-Kathrin wusste Sandra, dass auch St Petroc als Schutzheiliger galt. Was die Geschichte Südenglands betraf, war die Freundin ein wandelndes Lexikon, und Sandra wurde nicht müde, Ann-Kathrin zu lauschen, wenn sie von den Sagen und Legenden erzählte, die in keiner anderen Gegend Englands so zahlreich waren wie im Herzogtum Cornwall. Ann-Kathrin war es auch gewesen, die Sandra vorgeschlagen hatte, die Gästezimmer zu benennen, anstatt sie einfach durchzunummerieren.

»Du könntest Namen von Persönlichkeiten der Tudors nehmen«, hatte Ann-Kathrin vorgeschlagen. »Higher Barton wurde im 16. Jahrhundert erbaut, das würde gut passen.«

»Eine tolle Idee!«, hatte Sandra zugestimmt. »So können sich die Gäste mehr mit dem Haus identifizieren und lernen etwas über die Historie. Ich werde in jedem Raum die Geschichte zu den jeweiligen Persönlichkeiten auslegen und die Wände mit Bildern aus der Zeit schmücken. Natürlich keine echten Ölgemälde, die kann ich mir leider nicht leisten.«

Gleich am folgenden Tag hatte Sandra den Vorschlag in die Tat umgesetzt. Vor drei Jahren war sie aus Schottland nach Cornwall gekommen, um das Hotel zu managen. Ihr Anfang im Südwesten war voller Steine gewesen, inzwischen hatte sie sich aber eingelebt und wollte Cornwall nie wieder verlassen. Im letzten Jahr hatte Sandra Higher Barton gekauft, was sie jeden Tag aufs Neue mit großer Freude und Stolz erfüllte. Ihr Jugendtraum war Realität geworden – sie war ihr eigener Chef.

Sandra schmunzelte bei diesen Erinnerungen und überlegte, einen Spaziergang zu machen und den schönen Tag so ausklingen zu lassen. Allerdings wartete auf dem Schreibtisch eine Menge Arbeit. Das Hotel war bis auf das letzte Zimmer ausgebucht, alle paar Tage erfolgten An- und Abreisen. Im August war in Cornwall kaum noch ein freies Zimmer zu bekommen. Zwar wurden die Übernachtungsmöglichkeiten an den Küsten mit den langen, weißen Sandstränden und dem kristallklaren Wasser bevorzugt, aber gerade Landhotels wie Higher Barton waren bei den Gästen auch beliebt. Hierher kamen Besucher, die Ruhe und Erholung suchten und dem Trubel in den Ferienresorts entgehen wollten.

Sandra setzte sich an ihren Schreibtisch und schaltete den Rechner ein. Heute Abend wollte sie die Liste der Anmeldungen für die Regatta und die Carnival Week in Fowey durchgehen, um morgen dem Busunternehmen die genaue Anzahl der Gäste durchzugeben. Nächsten Sonntag begann die Festwoche in dem Städtchen an der Südküste, etwa zehn Meilen von Higher Barton entfernt. Die Regatta war eine der beliebtesten in ganz Großbritannien, dementsprechend viele Besucher wurden in Fowey erwartet. Bereits vor Monaten hatte Sandra exklusiv für ihre Gäste im Restaurant Havener’s direkt am Hafen Tische reserviert. Von diesen Plätzen hatte man den besten Blick auf die Bucht und die Regatta. Das Angebot war gut angenommen worden. Ein Bus würde die Gäste im Romantic Hotel abholen und am späten Abend wieder zurückbringen. So konnte der eine oder andere auch ein Gläschen mehr trinken.

Sandra zählte gerade die Anmeldungen, als es in der Halle schepperte, dann hörte Sandra eine weibliche Stimme: »Mist, aber auch!«

Sandra stand auf und ging durch die offene Tür hinter die Rezeption. Zwischen dem Kamin und der Tür zum Restaurant stand eine mittelalterliche Ritterrüstung als Dekoration. Vor dieser kniete eine junge Frau, einen Teil des Arms der Rüstung in der Hand.

»Imogen! Was tust du da?«, rief Sandra.

Das Zimmermädchen sprang auf. »Es tut mir leid, Ms Flemming. Ich bringe das gleich wieder in Ordnung.«

»Wie ist das passiert?«

»Ich weiß nicht. Ich wollte vorbeigehen, da muss ich wohl hängengeblieben sein.« Imogen starrte Sandra aus weit aufgerissenen blauen Augen an. »Entlassen Sie mich jetzt?«

»Dich entlassen?« Sandra schmunzelte. »Warum sollte ich das tun?«

»Na ja, heute Vormittag das Geschirr …«

»Zweifelsohne bist du in letzter Zeit etwas schusselig«, stellte Sandra fest. »Alles okay bei dir? Du weißt, wenn du Sorgen hast, kannst du jederzeit mit mir sprechen.«

»Ich weiß«, murmelte Imogen verlegen. »Es gibt tatsächlich etwas …«

»Komm in mein Büro«, forderte Sandra das Zimmermädchen auf. Imogen Paynter arbeitete hier seit der Eröffnung des Higher Barton Romantic Hotels. Sie war fleißig und zuverlässig, an ihrer Arbeit hatte Sandra bisher nichts auszusetzen gehabt. Am Vormittag hatte Eliza aber angedeutet, die junge Frau sei in den letzten Tagen unkonzentriert und ihr würden häufiger Fehler passieren.

Wie ein Häufchen Elend kauerte Imogen auf dem Stuhl. Aus der bereitstehenden Karaffe schenkte Sandra ein Glas Wasser ein und reichte es Imogen. Sie trank es durstig bis zur Neige.

»Was ist los, Imogen?«, fragte Sandra. »Derart fahrig kenne ich dich gar nicht. Hast du private Probleme?«

»Nein, nein«, versicherte Imogen hastig, dann allerdings: »Oder doch, ja, ach, ich weiß nicht …« Sie sah Sandra ernst an. »Ms Flemming, Privates und Berufliches sollten streng getrennt sein, aber …«

»In diesem Haus sind wir doch wie eine Familie«, warf Sandra ein. »Ihr habt fest zu mir gehalten, als mir das Wasser bis zum Hals stand. Ich hoffe, ich bin keine Chefin, vor der man Angst haben muss.«

»Nein, das sind Sie nicht«, raunte Imogen. Mit dem Handrücken wischte sie sich über die Stirn. »Es ist wahrscheinlich besser, wenn ich mit Ihnen rede. Allein stehe ich das wohl nicht durch.«

In Sandras Magen grummelte es unangenehm. Hoffentlich war nichts Schlimmes geschehen! Was sie, Sandra, jetzt am wenigstens gebrauchen konnte, war ein Verbrechen oder gar ein Mord in Verbindung mit dem Hotel. Wenngleich: Ihre detektivischen Ermittlungen in der Vergangenheit waren durchaus reizvoll und aufregend gewesen, wobei stets immer alles gut ausgegangen war. Sandra räusperte sich und konzentrierte sich wieder auf Imogen.

»Geht es um einen Mann?«, fragte sie geradeaus.

Die tiefe Röte auf Imogens Gesicht bewies Sandra, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Sie hatte also Liebeskummer, dachte Sandra und verkniff sich ein Schmunzeln. Aus eigener Erfahrung wusste sie, wie wenig man sich auf die Arbeit konzentrieren konnte, wenn das Herz wund war.

»Ja, Ms Flemming. Letzten Februar, als ich eine Woche Urlaub hatte, flog ich mit einer Freundin nach Ägypten. Da lernten wir uns kennen. Ich weiß, es klingt wie aus einem Kitschroman, aber es war Liebe auf den ersten Blick. Wir wussten sofort, dass wir zusammengehören.«

»Ist er Ägypter?«, fragte Sandra vorsichtig, wohl wissend, dass solche Beziehungen schwierig waren.

Imogen schüttelte den Kopf. »Andy ist Engländer, er lebt in Sussex.«

»Hat er mit dir Schluss gemacht?«, hakte Sandra nach.

Wieder ein Kopfschütteln. »Vor vier Wochen fragte mich Andy, ob ich ihn heiraten will.«

»Das ist doch wundervoll!« Sandras Augen leuchteten. »Ich vermute, du willst deine Anstellung in diesem Haus aufgeben und zu deinem Andy nach Sussex ziehen. Bist du deswegen derart durch den Wind, Imogen?«

»Nein, oder ja, auch …« Mit einer hilflosen Geste hob Imogen die Hände. »Ja, wenn wir heiraten, werde ich aus Cornwall fortgehen müssen.«

»Willst du überhaupt heiraten, oder wo ist der Haken?« Sandra schwante nichts Gutes. Bisher hatte sie Imogen nie jedes Wort aus der Nase ziehen müssen, im Gegenteil. Imogen war eine liebenswürdige junge Frau, die offen auf alle Menschen zuging und ihr Herz auf der Zunge trug.

»Natürlich will ich Andy heiraten!«, rief Imogen aufgeregt und knetete ihre Finger, dass die Knöchel knackten. »Ich liebe ihn und möchte mein Leben mit ihm verbringen.«

»Aber?«

»Es ist seine Mutter, Ms Flemming. Sie wird niemals erlauben, dass er eine wie mich heiratet.«

»Was bedeutet ›eine wie du‹?« Verständnislos sah Sandra ihre Angestellte an.

»Andy ist ihr einziges Kind, und er ist ein echter Lord«, erklärte Imogen. »So einer, über die man immer in den Zeitschriften liest. Er war sogar schon im Buckingham Palace bei der Queen. Das wusste ich allerdings nicht, als wir uns kennenlernten. Er sagte es mir erst später. Die Familie ist von uraltem englischen Adel, und Andy und seine Mutter leben in einem Haus, das Higher Barton nicht unähnlich ist. Er hat mir Fotos gezeigt.«

»Du hast ihn also noch nie zu Hause besucht?«

»Wo denken Sie hin, Ms Flemming!« Imogen schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre langen, welligen Haare in alle Richtungen flogen. »Andys Mutter hätte mich nie in ihrem Haus empfangen. Sie weiß nichts von Andy und mir.«

»Also wirklich, Imogen, wir leben im 21. Jahrhundert! Es hört sich an wie einem Jane-Austen-Roman entnommen. Die Zeiten, in denen Kinder die Erlaubnis ihrer Eltern brauchten, um zu heiraten, sind lange vorbei. Wenn selbst die Prinzen William und Harry Bürgerliche …«

»Andy ist es wichtig, dass seine Mutter mich mag«, unterbrach Imogen Sandra. »Sein Vater starb von heute auf morgen, als er noch ein Kind war, an einem Blutgerinnsel im Kopf. Seitdem hat seine Mutter nur noch ihn. Er kann nicht mit ihr brechen, das würde ihn sehr unglücklich machen.«

Das hört sich nach einem Muttersöhnchen an, dachte Sandra, ließ sich aber nicht anmerken, wie besorgt sie war.

»Was wirst du tun?«, fragte sie. »Ich verstehe jetzt, warum du so konfus bist, aber auf Dauer müsst ihr eine Lösung finden.«

»Er kommt morgen hierher«, platzte Imogen heraus. »Er und seine Mutter.«

»Lady und Lord Withcombe!« Sandra nickte verstehend. »Wir haben morgen nur die eine Anreise. Ich dachte allerdings, es handle sich bei den Herrschaften um ein Ehepaar. Ich vermute, Lady Withcombe hat keine Ahnung, in welcher Beziehung du zu ihrem Sohn stehst, nicht wahr?«

»Andy meint, es wäre eine gute Gelegenheit, dass seine Mutter mich kennenlernt. Wir könnten uns ganz zwanglos beschnuppern, vielleicht mag sie mich dann ein bisschen.« Imogen sah Sandra flehend an. »Sie werden mich doch nicht verraten, Ms Flemming? Wenn es für Sie okay ist, werde ich neben der Reinigung der Suite zusätzlich im Service helfen, damit ich Lady Claire kennenlernen kann. Selbstverständlich ohne zusätzlichen Lohn, die Überstunden mache ich freiwillig.«

»Ich weiß nicht.« Sandra zögerte. »Ist es nicht besser, mit offenen Karten zu spielen? Wenn die Lady erfährt, dass sie hintergangen wurde …«

»Wir hintergehen Lady Claire doch nicht«, rief Imogen. »Wenn Andy seiner Mutter sagt, er will ein einfaches Zimmermädchen heiraten, wird sie es ablehnen, mich überhaupt kennenzulernen. Bitte, Ms Flemming! Sie brauchen nichts zu tun, dürften sich nur nicht anmerken lassen, dass Sie Bescheid wissen. Andy und ich werden sehr vorsichtig vorgehen, damit seine Mutter nicht merkt, wie sehr wir uns lieben.«

Sandra hielt den Plan für falsch, dachte aber an sich und Christopher. Obwohl sie sich vom ersten Moment an gemocht hatten, war auch ihre Beziehung von vielen Stolpersteinen geprägt gewesen – und war es heute noch. Gab es aber Schöneres, als zu lieben und geliebt zu werden? Wenn Lady Claire Withcombe so ein Snob war und an altmodischen Traditionen festhielt, wie Imogen sie beschrieb, konnte es für die junge Frau wirklich eine Chance sein.

»Also gut, Imogen«, gab Sandra nach. »Ich werde mitspielen, deine Arbeit darf darunter aber nicht leiden. Ich erwarte, dass du dich besser konzentrierst und nicht jeden Tag etwas zu Bruch geht.«

»Selbstverständlich, Ms Flemming!« Imogens Augen leuchteten. »Den anderen sagen wir nichts davon, dass Andy und ich uns kennen. Ich bin sicher, Lady Claire wird mich mögen, so wie ich bin.«

Sandra hoffte, dass diese kleine Scharade keine Auswirkungen auf den laufenden Hotelbetrieb haben würde.

Die Braut sieht rot

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