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SECHS

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Eliza Dexter kam aus dem Restaurant, in dem gerade das Frühstück serviert wurde, und trat zu Sandra an die Rezeption.

»Bei allem Verständnis, dass Imogen sich etwas dazuverdienen will«, sagte sie missbilligend, »es ist aber nicht notwendig, dass das Mädchen auch beim Frühstücksservice hilft. Warum putzt sie nicht die Zimmer?«

»Das wird Imogen nach zehn Uhr machen«, erwiderte Sandra. »Sie brauchen keine Sorge zu haben, dass sie ihre Arbeit vernachlässigt, weil sie Lucas und Harry zur Hand geht.«

»Na ja, Sie sind die Chefin.« Eliza zuckte die Schultern und rümpfte die Nase. »Sie erlauben mir aber die Bemerkung, dass ich den Eindruck habe, Imogen kümmere sich ein wenig viel um Lord und Lady Withcombe.«

»Was soll daran falsch sein?«, fragte Sandra.

»Eine Philosophie des Hotels ist es, alle Gäste gleich zu behandeln, Sandra.« Elizas Stimme hatte einen belehrenden Unterton. »Meiner Ansicht nach sollten Gäste nicht bevorzugt werden, weil sie dem Adelsstand angehören.«

»Sie würden die Queen also nicht anders behandeln wie zum Beispiel eine Fabrikarbeiterin aus Leeds?« Sandra neckte ihre Managerin, weil sie wusste, dass Eliza Dexter eine treue Anhängerin des Königshauses war. »Vielleicht sollte die Queen ihr Bett auch selbst machen?«

»Das ist etwas völlig anderes!«, rief Eliza empört, sah das belustigte Zwinkern in Sandras Augen und lachte. »Ach, Sandra! Sie wissen genau, was ich meine. Wenn Imogen derart um die Withcombes herumscharwenzelt, könnte das Lady Claire unangenehm sein, sie sogar nerven.«

»Die Familie Withcombe ist tatsächlich über sieben Ecken mit der Königsfamilie verwandt«, erklärte Sandra.

»Eben hörte ich, wie Imogen Lady Claire fragte, welche Cerealien sie ihr bringen dürfe«, fuhr Eliza fort. »Normalerweise bedienen sich die Gäste von den Cornflakes und dem Obst selbst, nur das warme Frühstück wird an den Tisch serviert.«

»Ach, Eliza, lassen Sie mal fünfe gerade sein! Dass sich Imogen um Lady Claire und ihren Sohn kümmert, hat nichts mit deren Titel und Namen zu tun.«

»Ach, womit sonst?« Eliza verschränkte die Arme vor der Brust und sah Sandra herausfordernd an.

Sandra, die es verabscheute, die Unwahrheit zu sagen, gab sich einen Ruck und erwiderte: »Ich habe Imogen versprochen, nichts zu sagen, Eliza. Daher nur so viel: Andrew Withcombe ist ein attraktiver Mann, Imogen eine hübsche junge Frau. Lady Claire hingegen wünscht sich für ihren einzigen Sohn eine ihrer Auffassung nach passendere Schwiegertochter, am liebsten eine Prinzessin aus einem europäischen Königshaus, ganz sicher kein Zimmermädchen.«

»Oh! Ich glaube, ich verstehe.« Eine von Elizas positiven Eigenschaften war ihre schnelle Auffassungsgabe.

»Behalten Sie es für sich«, bat Sandra. »Imogens Mehrarbeit hat keine Auswirkung auf den laufenden Hotelbetrieb. Sollte das geschehen, werde ich einschreiten. Ich habe Ihnen das gesagt, Eliza, weil ich nach den Vorfällen im letzten Dezember beschlossen habe, die Menschen, die mir lieb und teuer sind, nie wieder zu belügen.«

»Ich bin Ihnen also lieb und teuer?« Wenn Eliza Dexter lächelte, wirkte sie gleich weniger streng.

»Das wissen Sie doch.«

Eliza nickte. »Sonst hätten Sie das nicht getan, was Sie im letzten Jahr getan haben.«

»Apropos: Stehen Sie noch in Kontakt mit Nicolas Lambourne?«, fragte Sandra.

»Wir schreiben uns«, antwortete Eliza. »Einmal im Monat darf ich ihn besuchen. In fünf Monaten kann er auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen werden, da er sich gut führt und eingesehen hat, dass sein Verhalten falsch war, auch wenn es einem guten Zweck gedient hat.«

»Es ist ein Glück, dass Nicolas einen guten und vertrauensvollen Manager für die Firma gefunden hat«, sagte Sandra. »So hat er eine Aufgabe, wenn er seine Strafe verbüßt hat, und die Chance, endlich ein normales Leben zu führen.«

Sandra beobachtete ihre Mitarbeiterin genau. Keine Regung in ihrem Gesicht wies darauf hin, dass Eliza für Nicolas Lambourne mehr empfand als nur Freundschaft. Ob es mehr werden könnte, würde sich zeigen, wenn der Mann nach Cornwall zurückkehrte.

»Ich werde jetzt die Liste …«, sagte Sandra, wurde aber jäh unterbrochen, da Ann-Kathrin Trengove in die Hotelhalle stürmte. Sie war außer Atem und wirkte sehr aufgeregt.

»Sandra! Gut, dass ich dich antreffe!«

Sandras Herz schlug schneller. »Ist was mit Demelza? Oder mit Alan?«

»Demi geht es gut, Alan ebenfalls. Das hoffe ich zumindest, er musste gestern für ein paar Tage nach London zu einem Gerichtstermin fahren.«

»Wo ist deine Tochter?“, fragte Sandra, da die Freundin allein war.

»Bei Emma Penrose«, erklärte Ann-Kathrin. »Emma ist in die Kleine richtig vernarrt, Demi ist bei ihr in guten Händen. Sandra, es ist etwas Schreckliches passiert! Susan ist tot!«

»Susan?«

»Susan Nicholls, eine Kollegin von der Schule. Ich glaube, ihr habt euch nie kennengelernt, obwohl sie in Lower Barton wohnt.«

»Das tut mir sehr leid, Ann-Kathrin«, sagte Sandra. »War sie alt und krank?«

»Mitnichten!«, rief Eliza an Stelle der Freundin. »Ich kenne Susan, sehr gut sogar. Wir sind ein Jahrgang, wuchsen in unmittelbarer Nachbarschaft auf und drückten die ersten Jahre dieselbe Schulbank. Von einer Krankheit weiß ich nichts. Susan und ich hatten auch nur losen Kontakt.«

Ann-Kathrin drängte sich zwischen die beiden Frauen und raunte: »Susan Nicholls ist ermordet worden!«

»Nein!«, schrie Sandra, senkte aber sofort ihre Stimme, als einer der Gäste just in diesem Moment die Hotelhalle durchquerte. »Was ist passiert?«

Ann-Kathrin wartete, bis der Gast im Frühstücksraum war, dann erklärte sie: »Man fand sie heute Morgen vor einem leerstehenden Haus im Sunset Close. Du weißt schon, Sandra, da, wo früher die Hinrichtungsstätte war und heute die Reichen von Lower Barton wohnen.«

Sandra nickte, und Eliza fragte: »Woher wissen Sie das, Ms Trengove?«

»Von Ms Roberts, ich wollte bei ihr einkaufen«, erklärte Ann-Kathrin. »Das Geschäft war brechend voll, alle redeten aufgeregt durcheinander. Ich wusste sofort, dass was passiert sein musste.«

Sanda winkte ab. »Ach, wir wissen doch, wie gern unsere geschwätzige Metzgerin übertreibt.«

»In diesem Fall nicht, Sandra. Leider.« Ann-Kathrin sah Sandra traurig an. »Ms Roberts hat Susan nämlich gefunden. In aller Frühe, als sie mit dem Hund draußen war.«

»Ms Roberts hat einen Hund?«, rief Sandra. »Seit wann denn das?«

»Sie hat ihn nur in Pflege.« Aufgeregt fuchtelte Ann-Kathrin mit den Händen vor Sandras Gesicht. »Ist doch egal! Ms Roberts sagt, jemand habe Susan den Schädel eingeschlagen!«

»Wie furchtbar«, sagten Sandra und Eliza unisono, und Sandra fragte: »Was genau ist passiert?«

»Keine Ahnung«, erwiderte Ann-Kathrin. »Ms Roberts rief sofort die Polizei. Als Christopher und Sergeant Greenbow am Tatort eintrafen …«

»Ob der Fundort auch der Tatort ist«, unterbrach Sandra die Freundin, »muss sich erst noch herausstellen.«

»Ach, Sandra!« Eliza schüttelte den Kopf und schmunzelte. »Jetzt spricht wieder die Detektivin und Freundin eines Detective Chief Inspector aus Ihnen.« Sie sah Ann-Kathrin an. »Was wissen Sie noch, Ms Trengove?«

»Nicht viel.« Ann-Kathrin zuckte mit den Schultern. »Im Ort wimmelt es von Polizei, das Gebiet um den Sunset Close herum ist abgesperrt. Aus der Ferne sah ich Christopher. Hat er dich noch nicht angerufen, Sandra?«

»Warum sollte er?«, fragte Sandra. »Christopher hat seinen Job zu machen, besonders, wenn es sich um einen Mord handelt. Vielleicht ist diese Frau …«

»Susan Nicholls«, warf Ann-Kathrin ein.

»Sie könnte unglücklich gestürzt und mit dem Kopf auf einen Stein geprallt sein«, fuhr Sandra fort.

»Laut Ms Roberts lag Susan auf dem Bauch«, erwiderte Ann-Kathrin, »und ihre Stirn war zertrümmert.«

Sandra schluckte schwer, ein Schauer rann über ihren Rücken. Sie nahm die Hand der Freundin und drückte sie.

»Es tut mir sehr leid um deine Freundin, Ann-Kathrin. Hat … hatte Susan Familie?«

»Sie war verheiratet, drei erwachsene Kinder und, ich glaube, zwei oder drei Enkelkinder.« Ann-Kathrins Augen wurden feucht. »Wer tut nur so etwas? Susan war eine so angenehme Kollegin. Sie unterrichtete die Kleinen in Mathematik und Musik und ist …«, sie schluckte schwer, »war sehr beliebt.

»Die arme Familie.« Auch wenn Sandra die Lehrerin nicht gekannt hatte, berührte sie deren Tod sehr.

»Vielleicht war es ein Raubüberfall?«, spekulierte Eliza.

Ann-Kathrin schüttelte den Kopf. »Wer sollte Susan ausrauben wollen? Sie hatte zwar ihr Auskommen, war aber sonst eine einfache Frau. Kostbaren Schmuck oder Wertgegenstände trug Susan nicht. Jedenfalls habe ich nie so etwas an ihr gesehen.«

»Heutzutage werden Menschen schon wegen ein paar Pfund oder einem Handy überfallen, ausgeraubt und oft auch getötet«, bemerkte Sandra bitter.

»Doch nicht in unserem beschaulichen Lower Barton!«, rief Eliza. »Hier lassen die Leute noch ihre Türen offenstehen, und ein Nachbar achtet auf den nächsten.«

»Der Täter muss nicht aus dem Ort stammen«, sagte Sandra. »Vielleicht ist alles auch ein Irrtum, und Susan wurde gar nicht Opfer eines Verbrechens. Das macht es für die Angehörigen zwar nicht leichter, der Gedanke aber, dass sie ermordet wurde …« Sandra schüttelte sich wie ein junger Hund, der ins Wasser gefallen war.

»Ich schätze, im Laufe des Tages werden wir mehr erfahren«, murmelte Eliza und sah auf ihre Armbanduhr. »Bitte, entschuldigen Sie mich jetzt, Ms Trengove. So schrecklich der Tod von Susan Nicholls auch ist – es wartet eine Menge Arbeit auf mich.«

»Ich muss auch wieder nach Hause«, entgegnete Ann-Kathrin. » Susans Tod hat mich so aufgeregt, dass ich unbedingt mit jemandem sprechen wollte. Ich hole jetzt Demi von Emma ab. Schade, dass die Penroses keine Kinder haben. Emma wäre eine tolle Großmutter.«

Emma und George Penrose wohnten in einem Cottage am Rand des weitläufigen Hotelparks. Über Generationen hinweg hatten die Penroses in den Diensten der Tremaines, der früheren Eigentümer von Higher Barton, gestanden. Auch wenn das Ehepaar inzwischen den wohlverdienten Ruhestand angetreten hatte, entsprach es nicht ihrem Wesen, die Hände in den Schoß zu legen. Bei größeren Veranstaltungen, die es im Hotel häufig gab, war Emma gern bereit, auszuhelfen, und George war ein geschickter Handwerker. Sandra bat ihn oft um Hilfe, wenn Kleinigkeiten auszubessern oder zu reparieren waren. Lediglich über die Wintermonate verließen die Penroses Cornwall und verbrachten diese Zeit auf den Kanarischen Inseln. In Georges Gelenken saß die Arthrose, der Aufenthalt in wärmeren Gefilden tat ihm gut.

Sandra hatte sich gerade von ihrer Freundin verabschiedet, als Mutter und Sohn Withcombe aus dem Frühstücksraum kamen. Sie wurden von Major Collins begleitet. Sandra hörte, wie Andrew sagte: »Sie müssen mir unbedingt mehr aus Ihrer Zeit bei der Royal Air Force berichten. Welch unglaublicher Zufall, dass mein Vater unter Ihnen gedient hat, Major!«

»Ich erinnere mich noch gut an den jungen Rekruten Frederic Withcombe. Er war sehr intelligent, bei allen beliebt und verfügte über einen gesunden Ehrgeiz. Er hätte es weit bringen können. Musste er nicht aus familiären Gründen den Dienst quittieren?«

»Sein Vater starb überraschend«, sagte Lady Claire. »Mein Mann war das einzige Kind, er musste sich um unseren Besitz kümmern.«

»Es tut mir leid, dass Ihr werter Gatte so jung verstorben ist.« Major Collins deutete eine Verbeugung an.

»Das ist lange her.« Lady Claire winkte ab und hängte sich bei ihrem Sohn ein. »Bei Gelegenheit können Sie und Andrew gern über vergangene Zeiten plaudern, Major, heute beanspruche allerdings ich die Anwesenheit meines Sohnes. Andrew, mein Schatz, wir wollten doch einen Ausflug zu den Ruinen von Tintagel Castle machen. Ich habe alles bei mir, was ich benötige.«

»Bist du auch nicht zu müde, Mum? Heute Morgen hast du gesagt, du hättest schlecht geschlafen.«

»Die erste Nacht in einem fremden Bett schlafe ich immer schlecht«, erwiderte Lady Claire. »Der kräftige Darjeeling zum Frühstück hat meine Lebensgeister geweckt. Beeil dich, Andrew! Ich möchte keine Minute des herrlichen Tages verschwenden.«

»In zehn Minuten bin ich fertig, Mum.« Andrew küsste seine fast gleichgroße Mutter auf die Stirn. »Dann können wir los.« Mit elastischen Schritten lief er die Treppe zu ihrer Suite hinauf.

»Tintagel wird Ihnen gefallen«, sagte Major Collins. »Um diese Zeit ist die Ortschaft zwar überlaufen, draußen auf den Klippen, dort, wo die Mauerreste der Burg stehen, in der der Legende nach König Artus geboren wurde, verteilen sich die Besucher aber. Seit ein paar Wochen führt eine moderne Fußgängerbrücke auf geradem Weg vom Festland zu dem vorgelagerten Felsen mit den Ruinen. So müssen Sie nicht mehr die vielen steilen und beschwerlichen Stufen hinaufsteigen, Mylady.«

»Halten Sie mich für so gebrechlich, dass ich keine Stufen mehr bewältigen kann?« Gespielt empört verzog Lady Claire das Gesicht.

»Mitnichten, Mylady, mitnichten.« Ein erneuter Diener des Majors. »Sie wirken auf mich wie das blühende Leben, wenn ich so sagen darf. Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, Mylady …«

»Nennen Sie mich bitte Lady Claire, Major, und wenn ich etwas erwidern darf: Auf mich machen Sie einen weitaus jüngeren und agileren Eindruck, als Ihr Alter vermuten lässt.«

»Das macht die regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, Lady Claire. Dazu gutes Essen, aber nicht zu fett, Alkohol in Maßen, und dem Rauchen habe ich schon seit vielen Jahren abgeschworen. Nur ab und zu genehmige ich mir eine gute Zigarre, aus Havanna versteht sich, die ich dann Zug um Zug genieße.«

»Es freut mich, Sie kennengelernt zu haben«, erwiderte Lady Claire. »Ich hätte nicht gedacht, in dieser Gegend und in einem Hotel, das doch eher für die Mittelklasse ausgelegt ist, auf einen so kultivierten und charmanten Herrn zu stoßen. Möchten Sie sich unserem Ausflug nach Tintagel nicht anschließen, Major?«

Der alte Herr lächelte, in seinen wasserhellen Augen ein freudiges Funkeln. »Mit dem allergrößten Vergnügen. Es wird mir eine Ehre sein, Sie durch den Tag begleiten zu dürfen.«

Sandra biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut zu lachen. An Major Collins geschwollene, oft umständliche Ausdrucksweise war sie gewohnt, der Herr war achtzig Jahre alt. Lady Claire drückte sich ähnlich aus. Da hatten sich wirklich zwei gefunden, die perfekt zusammenpassten.

Während Imogen ungeduldig auf die Rückkehr ihres Verlobten, seiner Mutter und Major Collins wartete, hatte Sandra Zeit und Muße, sich um den Schriftverkehr zu kümmern. Unter anderem ging es um die Planung des Weihnachtsdinners und den abendlichen Ball. Nach dem Debakel im vergangenen Jahr sollte das kommende Weihnachtsfest in harmonischer und friedvoller Atmosphäre stattfinden. Eine von Sandras Stärken war ihr hervorragendes Organisationstalent. Sie versuchte, so wenig wie möglich dem Zufall zu überlassen, das Leben hatte ihr allerdings gezeigt, dass oft Dinge geschahen, die sie weder geplant, noch auf deren Verlauf sie Einfluss hatte. Weihnachten war zwar erst in vier Monaten, sie konnte aber heute schon eine Menge erledigen und von ihrer Liste abhaken. Sandra sah auf, als sich die Tür öffnete.

»Christopher! Mit dir hätte ich heute nicht gerechnet.«

Detective Chief Inspector Christopher Bourke schloss die Tür hinter sich und sah Sandra ernst an.

»Ich nehme an, du weißt bereits, dass heute Morgen eine Tote in Lower Barton gefunden wurde.«

Sandra nickte. »Stimmt es, dass Ms Roberts die Tote entdeckte?«

»Das ist leider richtig.« Der DCI seufzte. Mit einer Hand fuhr er sich durch sein feuerrotes Haar, das ihm ohnehin strubbelig vom Kopf abstand.

»Ann-Kathrin hat es mir erzählt«, fuhr Sandra fort. »Die Tote war eine Kollegin von ihr, sie unterrichtete auch an der Primary School in Polperro. Ist die Frau wirklich ermordet worden?«

»Der abschließende Bericht der Gerichtsmedizin steht noch aus«, erwiderte Christopher. »Im Moment sieht alles danach aus, dass Susan Nicholls nicht durch einen Unfall oder freiwillig aus dem Leben geschieden ist.«

»Logisch!«, rief Sandra. »Wer bringt sich schon selbst um, indem er sich den Kopf einschlägt?«

»Du bist mal wieder gut informiert, Sandra.«

Christopher verschränkte die Arme vor der Brust, musterte Sandra und fragte: »Wo warst du letzte Nacht zwischen dreiundzwanzig Uhr und zwei Uhr morgens?«

»Wurde in dieser Zeit Susan Nicholls ermordet?«, entfuhr es Sandra, dann erst ging ihr der Sinn von Christophers Frage auf. »Das meinst du jetzt nicht ernst!«

»Immerhin hast du gestern Abend gesagt, Lower Barton brauche mal wieder einen Mord, damit der Polizeiposten erhalten bleibt.«

»Ach, das war doch nur so dahingesagt.«

»Dein Alibi, Sandra!«, ermahnte er sie streng. »Du scheinst ein Motiv zu haben, da du willst, dass ich Lower Barton nicht verlassen muss.« Um Christophers Augen tanzten Lachfältchen, seine Mundwinkel zuckten.

»Also wirklich, Detective Chief Inspector Bourke!« Sandra sprang auf, umarmte ihn und rief: »Beinahe wäre ich dir auf den Leim gegangen! Für einen Moment dachte ich tatsächlich, du verdächtigst mich wegen einer unbedachten Äußerung. Davon abgesehen, weißt du ganz genau, wo ich in der letzten Nacht gewesen bin.« Aus halbgeschlossenen Lidern und mit einem bedeutungsvollen Lächeln sah sie ihn an. »Ich lag in deinen Armen, und wir haben sehr viel Spaß miteinander gehabt.«

»Was wir baldmöglichst wiederholen sollten«, ergänzte er.

»Soll ich ins Revier kommen, um mein Alibi zu Protokoll zu geben?« fragte Sandra.

»Das lassen wir lieber. Nicht, dass wir meinen lieben Sergeant in Verlegenheit bringen.« Christopher lachte laut. »Und jetzt möchte ich dich küssen.«

Dem stimmte Sandra liebend gern zu.

Die Braut sieht rot

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