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Die vier Prinzipien der Gestaltung

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Immer dann, wenn Gestaltung mit verschiedenen Elementen arbeitet, gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen Elementen: Sie bauen eine Beziehung zueinander auf. Wer es versteht, dieses Zusammenspiel richtig anzulegen, der bedient sich immer der vier Prinzipien der Gestaltung.

Die vier Prinzipien

 Nähe

 Ausrichtung

 Wiederholung

 Kontrast

Beachtet man bei der Gestaltung diese vier Prinzipien, ist es einfach, die gewünschte Aussage auf den Punkt zu bringen und den Betrachter die Botschaft lesen zu lassen. Nehmen wir zur Verdeutlichung eine Textgestaltung als Beispiel.

Das Prinzip der NäheDas erste Kriterium steht für die Nähe. Ist der Text in verschiedene Absätze unterteilt, dann versteht der Leser, dass diese Abschnitte inhaltlich zusammengehören. Das Auge erfasst nah beieinander stehende Elemente als eine Art Einheit. Dinge, die weiter voneinander weg platziert sind, werden im Umkehrschluss nicht sofort miteinander in Verbindung gebracht.

Designersprache: Das Gestaltgesetz der Nähe

Elemente, die räumlich nahe beieinander liegen, werden als zusammengehörig oder als Einheit wahrgenommen.

Das Prinzip der AusrichtungNoch besser verständlich wird der Text für den Betrachter, wenn man sich des zweiten Prinzips bedient und Elemente an unsichtbaren Linien ausrichtet. Sind die Elemente wahllos verteilt, dann wirkt eine Gestaltung oft unaufgeräumt und hilft dem Auge nicht, einen Zusammenhang herzustellen. Für unsere Wahrnehmung wirkt das chaotisch. Sind die Elemente aber aneinander ausgerichtet, bilden sich in der Gestaltung Linien. Diese unsichtbaren Linien führen das Auge des Betrachters und bilden eine ästhetische Gesamtheit. Man kann sich dazu bei der Erstellung auch mit Hilfslinien und Rastern behelfen.

Designersprache: Das Gestaltgesetz der Symmetrie

Symmetrisch angeordnete Elemente werden als Einheit wahrgenommen.


Abb. 1–6 Beispieltext


Abb. 1–7 Prinzip der Nähe


Abb. 1–8 Prinzip der Ausrichtung


Abb. 1–9 Prinzip der Wiederholung


Abb. 1–10 Prinzip des Kontrasts, Version 1


Abb. 1–11 Prinzip des Kontrasts, Version 2

Das Prinzip der WiederholungMit dem dritten Prinzip nimmt man den Betrachter regelrecht an die Hand und zeigt ihm noch deutlicher, was thematisch zusammengehört, indem man Formatierungen wiederholt. Sind z. B. die Überschriften alle in der gleichen Schrift, Größe und Farbe gesetzt, so erkennt der Betrachter sofort, wo gleichgeartete Punkte stehen. Immer wiederkehrende Elemente können den Betrachter durch die Gestaltung leiten.

Designersprache: Das Gestaltgesetz der Ähnlichkeit

Elemente, die ähnlich oder gleich aussehen, werden von unserem Gehirn als Gruppe wahrgenommen.

Ein gutes Beispiel für die perfekte Umsetzung des Prinzips der Wiederholung bietet die Telekom. Sieht man im Alltag die Farbe Magenta, denkt man unwillkürlich an die Firma. Mittlerweile ist sogar der Begriff »Magenta« als Bezeichnung für verschiedene Tarife übernommen worden. Es zieht sich wie ein »magentafarbener« Faden durch alle Werbemittel hindurch.


Abb. 1–12 Werbung der Deutschen Telekom

Aber nicht nur Farbe dient als Wiederholungsmotiv. Auch Schrift hat einen hohen Wiedererkennungswert. Denken Sie z. B. an die Schrift von Daimler/Mercedes Benz. Sieht man die Schrift z. B. auf einem Lkw, verbindet man diesen sofort mit Mercedes Benz. Dies leistet nur eine stetige Wiederholung.

Das Prinzip des KontrastsIm letzten Kriterium geht es um den Kontrast. Denn nur, wenn bei einer Gestaltung ein deutlicher Kontrast zu sehen ist, nimmt das Auge auch eine inhaltliche Trennung wahr.

Designersprache: Das Gestaltgesetz der Prägnanz

Unterscheidet sich eine Form im Aussehen klar von anderen Formen, so nehmen wir sie besonders wahr.

Bei unserem Beispiel kann der Gestalter bei Überschrift und Unterüberschrift mit der Größe als Kontrastmittel arbeiten. Beim Kontrast gilt immer: Seien Sie mutig und gehen Sie aufs Ganze. Ist der Größenunterschied zu gering, kann ihn das Auge kaum wahrnehmen, und damit ist der Kontrast für den Betrachter nicht eindeutig auszumachen.

Exkurs: Raster

Das Grundlinienraster (Abb. 1–13) ist ein Hilfsmittel, um Ordnung zu schaffen und der Gestaltung mit unsichtbaren Linien Halt zu geben. Es dient hauptsächlich dazu, Textspalten aneinander auszurichten, kann aber auch für das Ausrichten von Objekten verwendet werden. Es richtet sich nach der Schrift, für die man sich in der Gestaltung entscheidet und so liegt jeder Buchstabe auf diesem Grundlinienraster.

Abb. 1–13

Neben dem Grundlinienraster gibt es auch das Dokumentraster (Abb. 1–14), das aus Quadraten besteht und an ein Millimeterpapier erinnert. Es wird vor allem zum Ausrichten von Objekten verwendet. Wenn man sich an ein Raster hält, heißt das nicht, nur eine Möglichkeit der Gestaltung zu haben. Hält man sich an ein paar kleine Richtlinien, bietet das am Ende den größten Erfolg.

Abb. 1–14


Abb. 1–15 Beispiel am Dokumentraster ausgerichtet

Alternativ könnten bei den drei Unterpunkten aber auch verschiedene Schriften oder Schriftschnitte verwendet werden, um einen Kontrast zu erzeugen. Verwendet man dabei eine zu ähnliche Schrift für Unterüberschrift und Fließtext, dann hebt sich das eine zu wenig vom anderen ab und so ist für den Betrachter nicht verständlich, dass es sich um zwei unterschiedliche Layoutelemente handelt. Bleibt man bei der gleichen Schrift, wählt aber einen anderen Schriftschnitt, z. B. Bold und Light, dann entsteht auch dadurch ein großer Kontrast. Noch größer wird dieser, wenn der Gestalter mit zwei unterschiedlichen Schriften arbeitet, beispielsweise eine Serifenschrift einer modernen serifenlosen Schrift entgegenstellt. Gut gestaltet heißt also nicht, nur bei einer Schrift zu bleiben.

Eine Schriftfamilie besteht aus mehreren Familienmitgliedern, den sogenannten Schriftschnitten. Diese Schriftschnitte sind Stilvarianten einer Schrift, die aufeinander abgestimmt sind und z. B. heißen: Roman (Normal, Regular), Italic (Kursiv, Oblique), Bold (Fett) und Bold Italic (Fett Kursiv) oder Light (Dünn, Leicht), Condensed (Schmal). Bekannte Schriftfamilien sind z. B. Helvetica, Arial, Times, Garamond, Futura uvm.

Schriftfamilien, Schriftschnitte und Schriftsippen, S. 146ff

Auch bei der Verwendung unterschiedlicher Formen als Gestaltungselemente sollte darauf geachtet werden, das eine Element mit Hilfe eines großen Kontrasts ganz klar vom anderen abzugrenzen.

Je größer der Kontrast, desto besser ist er für das Auge ersichtlich. Es gilt also beim letztem Kriterium: Mutig sein!

Gute Gestaltung verstehen, beurteilen und sicher beauftragen

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