Читать книгу EXEL - Regina + Giuseppe De Facendis - Страница 6

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Wieder schlängelte sich der kleine Konvoi der Firma Tecom – wie vor einigen Monaten – über die zahlreichen Serpentinen auf der engen Straße dem Pass entgegen, wieder wurde die Ladung von einer Sicherheitstruppe mit den modernsten Erkennungs- und Ortungssystemen eskortiert, wieder waren die Nerven aller Beteiligten bis zum Anschlag angespannt, nur wussten sie diesmal, dass sie mit der Annäherung einiger Fahrzeuge zu rechnen hatten. Wie viele Fahrzeuge es sein würden, war nicht bekannt, welchen Typs ebenfalls nicht, sicher war nur – zur Beruhigung aller Beteiligten - dass der Konvoi diesmal nicht durch mehrere heftige Explosionen in unauffindbar kleine Einzelteile zerlegt werden würde. Diesmal sollten sie sich den Aggressoren stellen, diesmal sollte die Ladung ohne Gegenwehr übergeben werden.

„Können Sie bereits ein Fahrzeug orten, Commander?“ fragte Murrey den Verantwortlichen des Sicherheitssystems.

„Nein, Sir, bis jetzt kein Objekt in Annäherung!“

Die beiden saßen im Laderaum des ersten LKWs vor einem der modernsten Ortungssysteme, das über Radar und GPS die Annäherung jeglichen größeren Objektes signalisierte.

„Lange kann es nicht mehr dauern. Halten Sie sich bereit. Ich schaue kurz im letzten Wagen nach dem Rechten!“

Dann öffnete er die hintere Tür, sprang aus dem langsam rollenden Wagen und stieg kurz darauf in die Fahrerkabine des letzten Glieds der langen Kette ein.

„Hi Bill, bis jetzt kein Fahrzeug in Sicht!“ beantwortete der Marin den fragenden Blick des Fahrers.

„Gleich haben wir den höchsten Punkt erreicht“, bemerkte Bill etwas nervös, „dann geht es wieder dem Tal entgegen. Bin gespannt, wo sie auf uns warten.“ Aber auch auf den folgenden Kilometern durch die felsige und später sandige Wüste Richtung Militärstützpunkt sollte außer einem alten Camper, der ihnen auf dem Highway entgegen tuckerte, kein Fahrzeug auftauchen.

Nun wurde auch Murrey langsam nervös. Er nahm das Funkgerät in die Hand und kontaktierte Lieutenant Dexter, der im Stützpunkt geblieben war.

„Lieutenant, hier spricht Murrey, hören Sie mich?“

Nach einem kurzen Knacken und einem länger anhaltenden Rauschen meldete sich der Vorgesetzte des Marin.

„Hallo Murrey, hier Dexter! Schon etwas gesichtet?“

„Negativ, Sir, außer einem Camper ist uns bis jetzt kein einziges Fahrzeug begegnet, weder auf dem Land- noch auf dem Luftweg.“

„Wie weit sind Sie vom Stützpunkt entfernt?“

„Zirka fünf Kilometer, Sir“, erwiderte Murrey und sah auf die Uhr. „Bei diesem Tempo müssten wir in zehn Minuten in der Area sein.“

„Ich warte mit ein paar Leuten vor dem Hangar auf Sie. Wir schließen das Nebentor an der Südseite kurz auf, wenn ihr eintrefft! Bis gleich!“

Lieutenant Dexter schaltete das Funkgerät aus und steckte es in die Seitentasche seiner Uniform. Nachdenklich sah er zum Fenster hinaus. Warum war der Konvoi bis jetzt nicht angehalten worden? Diesmal hatten sie bewusst durchsickern lassen, dass die Ersatzteile für das Raumschiff heute geliefert wurden. Willis, sein direkter Vorgesetzter und Leiter des Militärstützpunktes, würde den Konvoi doch nicht im Inneren der Area 51 blockieren, schoss es Dexter durch den Kopf. Na ja, und wenn schon, beim Stand der Dinge, war es eigentlich egal.

Er verließ sein Büro und ging durch die Kommandozentrale, wo Tyro und die anderen Grauen ihn bereits erwarteten.

„Hallo Dexter? Erzählen Sie! Wurde der Konvoi bereits angehalten?“ fragte der Anführer der Grauen und nahm den gewohnten Zug an seiner Zigarre.

„Nein Tyro, sie rollen weiter Richtung Südeingang. Vielleicht wollen sie uns im Inneren der Area überrumpeln. Ich muss jetzt raus, die Jungs warten bereits am Seiteneingang.“

Dann marschierte Dexter schnellen Schrittes aus der Kommandozentrale Richtung Ausgang und ließ die Grauen und ihr Raumschiff hinter sich. Er zog das Funkgerät erneut aus der Jackentasche und gab letzte Anweisungen an seine Leute im Inneren des Stützpunktes.

„Marin Andrew, hier sprich Lieutenant Dexter! Hören Sie mich?“

„Ja, Sir, klar und deutlich!“

„Sie wissen, sobald die Lastwagen den Eingang passiert haben, schließen Sie das Tor ab und verschwinden mit Ihren Leuten. Es läuft anders als wir gedacht haben. Ich will keinen von euch in der Nähe sehen!“ befahl Dexter mit lauter Stimme.

„Roger!“ antwortete der Marin, nahm aber das Wort noch einmal auf. „Sir, Annäherung des Konvois aus Richtung Süden. Ich sehe vier Fahrzeuge, keine Begleitobjekte. Geschwindigkeit zirka 30 Stundenkilometer. Voraussichtliche Ankunft drei Minuten!“

„Danke Andrew. Bis später! Out!“ endete der Lieutenant das Gespräch und funkte dann seine Leute im Inneren des Hangars an.

„Marins, der Konvoi ist in drei Minuten hier. Haltet euch bereit. Sobald die Lastwagen vor dem Hangar anhalten, kommt ihr heraus, verstanden? Ich will keine Waffen sehen! Ihr kommt nur zum Ausladen, ist das klar?“

Der Marin am anderen Ende der Leitung bejahte und dann war auch dieses Gespräch beendet.

Dexter trat aus dem Hangar auf den großen Platz vor dem Hügel, in dessen Innerem seit über sechzig Jahren das geheimste militärische Projekt der USA realisiert wurde, der Wiederaufbau des Raumschiffes, in dem außerirdische Wesen 1947 in der Nähe von Roswell in Nevada abgestürzt waren. Seit fünf Jahren war Dexter Leiter des Geheimtraktes und er hatte in diesen Jahren alles vorbereitet, um mit Hilfe der Grauen und ihrer außergewöhnlichen Technologien und Kenntnisse, die Macht an sich zu reißen. Nicht nur die Macht über diesen miesen kleinen Militärstützpunkt, inmitten der salzigen, verstaubten Wüste Nevadas, dachte Dexter und ein Lächeln durchzuckte kurz seine Mundwinkel. Nein, die Macht über den gesamten Erdball, und zwar in Zusammenarbeit mit wenigen mächtigen und einflussreichen Geschäftsmännern sowie einigen Militärs aus den höchsten Rängen. Leider waren sie bei dem gesamten Projekt auf die Technologien dieser kleinen grauen Wesen angewiesen, weswegen er Tylo, dem Anführer der Grauen, als Gegenleistung versprochen hatte, das Raumschiff ohne menschliche Begleitung zurück ins Weltall starten zu lassen, entgegen den Plänen des ersten Mannes der Vereinten Nationen Amerikas, der die Hoffnung schürte, die Grauen durch die jahrelange Unterstützung bei der Rekonstruktion des Raumschiffes zu seinen Verbündeten gemacht zu haben. Der Präsident hatte seine eigenen Vorstellungen. Er wollte mit Hilfe der Grauen das Weltall kolonisieren! Was hatte er erwartet? Dass die Außerirdischen ihm den Weg ebnen würden, um nicht als freie Graue, sondern als kolonisierte Untergebene in ihre Heimat zurückzukehren? Ein weiterer verrückter, eingebildeter Politiker, der die Militärs wie Sklaven behandelte. Sollte Willis, der Leiter der Area 51, dem Idioten doch hinterher laufen. Er würde es sicher nicht tun! Bald würde der Präsident nach seiner Nase tanzen, würde seine Befehle ausführen und vor ihm stramm stehen, wo und wann er wollte.

Bei diesem Gedanken leuchtete das Gesicht des Lieutnant auf. Er hatte noch einen weiteren Joker in der Tasche, den großen mächtigen Unbekannten, den Satanen, dem kein menschliches Wesen etwas anhaben konnte, nicht einmal die Außerirdischen. Er hatte ihn noch nie gesehen, immer nur seine verführerische, überzeugende Stimme am Telefon gehört. Die Außerirdischen hatten den Kontakt zwischen Dexter und dem Satanen hergestellt. Sie kannten ihn seit Millionen von Jahren, sie hatten seine Macht, seine außergewöhnlichen Fähigkeiten bereits erleben dürfen, was ihm selbst bis zum heutigen Tag leider verwehrt geblieben war. Aber jetzt genug! Jetzt sollte der erste Gegenstoß gegen Willis starten. Hoffentlich lief alles nach Plan!

Der erste Wagen des Konvoi überquerte am Südtor die Grenzlinie zwischen Außenwelt und Area 51. Drei weitere Lastwagen rollten, dichte Staubwolken aufwirbelnd, durch den Seiteneingang und kamen fünfhundert Meter weiter auf dem großen Platz direkt vor dem Eingang des unterirdischen Lebensbereichs der Grauen zum Stehen. Dexter näherte sich schnellen Schrittes seinem Lieblingsmarin Murrey, der aus dem Fahrerhaus des ersten LKWs sprang. Als Dexter vor ihm stand, erhob der Soldat den Regeln entsprechend die Hand zum militärischen Gruß. In exakt diesem Moment, als alle vier Fahrzeuge zur Ruhe und der aufgewirbelte Staub wieder zum Liegen gekommen waren, kam wieder Bewegung in die gesamte Szene. Über die drei Zufahrtsstraßen rasten jeweils zwei gepanzerte Truppenwagen nebeneinander auf den Platz zu, während hinter dem Hügel des unterirdischen Forschungsbereiches zwei Helikopter wie summende Bienen emporstiegen und in ausreichender Höhe über dem Platz in Wartestellung gingen. Als der Konvoi von allen Seiten umzingelt war, brauste ein Jeep mit vier Fahrgästen an den Panzerwagen vorbei und hielt mit quietschenden Bremsen direkt neben Dexter und Murrey. Drei Marins sprangen mit Maschinengewehren im Anschlag aus dem Fahrzeug, gefolgt von General Willis, der neben seinem direkten Untergebenen stehenblieb.

„Dexter! Keine Gegenwehr. Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen die Waffen stecken lassen. Jeder Widerstand ist sinnlos. Sie sind umzingelt!“ waren die präzisen Worte des Leiters der Area 51.

„General Willis, was geht hier vor?“ entgegnete Dexter und zeigte sich wahrhaft überrumpelt. „Soll das eine Übung sein, von der Sie mich nicht unterrichtet haben? Ein neu von Ihnen ausgedachter Test für meine Leute?“ fügte er mit überraschter Mine hinzu.

„Nein, Dexter, das ist keine Übung ... leider!“

„Und was wollen Sie dann mit diesem Überfall bezwecken?“

„Das wissen Sie genau, Dexter, tun Sie nicht so scheinheilig!“ bellte Willis zurück.

„Aha“, antwortete der Lieutenant. „Interessant, General! Und was sollte ich Ihrer Meinung nach genau wissen?“

„Dass Sie geheimes Material ohne meine Kenntnis in die Area 51 transportieren lassen, das sollten Sie wissen! Und damit verstoßen Sie eindeutig gegen die Vorschriften!“ fuhr der General mit lauter und energischer Stimme fort. „Ihre Leute sollen sofort aus den Lastwagen aussteigen. Los, Dexter, befehlen Sie ihnen, mit erhobenen Händen auszusteigen.“ Dabei ging er zwei Schritte zurück und drehte sich zu dem Konvoi um. „Und keine Mätzchen, Dexter! Bitte ersparen Sie uns das!“

Dexter gab seinen Marins die entsprechenden Anweisungen und eine Minute später stand seine Truppe mit erhobenen Händen neben den Lastwagen und wurde von den eigenen, darüber nicht allzu glücklichen Kameraden in Schach gehalten.

„Murrey, öffnen Sie bitte den Laderaum des ersten Wagens“, befahl der General. „Dexter, Sie kommen mit!“

Vier bewaffnete Marins folgten der Dreiergruppe mit erhobenen Waffen.

Murrey blieb vor dem hinteren Laderaum stehen und sah seinen Vorgesetzten fragend an.

„Befolgen Sie die Anweisung des General, Murrey! Machen Sie auf!“

Der Marin entsperrte den Schließmechanismus der hinteren Wagentür, öffnete die beiden Flügel und trat dann ein paar Schritte zurück.

Im Laderaum türmten sich Karton über Karton, alle mit den gleichen nicht allzu großen Ausmaßen, sauber gestapelt und in Neunergruppen mit Klebeband zusammengehalten.

„Matthew, steigen Sie bitte auf die Ladefläche und prüfen Sie den Inhalt der Kisten“, lautete der Befehl des Generals. Der Marin sprang geschmeidig wie eine Katze auf den Lastwagen, zog ein Messer seitlich aus dem Schaft seines Militärstiefels und zerschnitt damit ein Verpackungsband. Dann riss er den ersten Karton auf und betrachtete einige Sekunden wie versteinert den Inhalt, öffnete dann hastig einen zweiten Karton, dann einen dritten und vierten, um sich schließlich mit fragendem Blick zu den unterhalb der Ladefläche stehenden Betrachtern umzudrehen. General Willis versuchte Haltung zu bewahren, denn er wäre am liebsten selbst auf den Lastwagen gesprungen, um Lieutenant Dexter nach so langer Zeit endlich eines großen Vergehens zu überführen.

„ Matthew, was ist los? Haben Sie die Sprache verloren?“ rief Willis dem Marin ungeduldig zu. Diese Art von Frage entsprach nicht seinem sonst tadellosen militärischen Umgangston, aber im Moment war seine Anspannung einfach zu groß. Als er das überraschte Gesicht seines Marins bemerkte, fasst er sich wieder und fuhr mit fester Stimme fort: „ Würden Sie uns bitte zeigen, welche Materialien dieser Konvoi heimlich in die Area 51 transportieren sollte, ohne dass ich darüber in Kenntnis gesetzt wurde!“

Matthew beugte sich erneut über die Ladung, griff mit beiden Händen ins Innere des obersten Kartons, blickte Willis ein letztes Mal ungläubig an und hob dann zögernd den Inhalt aus der Verpackung: einen ausgehöhlten mit Augen, Nase und Mundschlitz versehenen großen Kürbiskopf!

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