Читать книгу EXEL - Regina + Giuseppe De Facendis - Страница 7

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Es war ein milder Herbstabend, der in keiner Weise darauf hinwies, dass er den Beginn des Monats November einläutete, zur Freude all derjenigen, die diese Nacht nach altem amerikanischen Brauch in farbenfrohen, oft Angst einflößenden Kostümen zu feiern gedachten.

Die Journalistin Gina Kidman und ihr Lebenspartner Jeff Lucas, Inspector der Polizei von Garden City hatten vor ein paar Minuten ihr Apartment in der Stadtmitte verlassen, um ihren neuen Freund Exel, einen Außerirdischen, der vor einigen Monaten auf der Erde gelandet war, am Rand des naheliegenden Sees abzuholen. Als der Wagen langsam den See entlang rollte, erhob sich Exel von einer Holzbank, auf der sich tagsüber manch müder Spaziergänger ausruhte und in ruhiger Atmosphäre die im Herbst immer seltener werdenden gefederten Seebewohner beobachtete. Er dagegen hatte die Sitzgelegenheit zum Start- und Landeplatz gewählt, um täglich in sein irdisches Zuhause zu gelangen, ein kleines Raumschiff, das er verborgen vor den Blicken Neugieriger auf dem Seegrund geparkt hatte. Als der Außerirdische sich der Straße näherte, wurde er vom hellen Lichtkegel der beiden Scheinwerfer eingefangen. Für den heutigen Abend hatte er das erste Mal seit seiner Landung auf der Erde das Standardoutfit verändert. Anstelle der gewohnten schwarzen Leggins und dem eng anliegenden Hemd trug er an diesem Abend eine samtene Hose, die zwar wie gewohnt in den dunklen Stiefeln à la D'Artagnon endete, jedoch ausnahmsweise von einem weißen Hemd mit Volantkragen und eleganten breiten Rüschen begleitet wurde. Anstatt des knielangen dunkelblauen Umhangs, der ihm bei seinen weiten eleganten Sprüngen, die er zur schnellen Fortbewegung auf der Erde gewählt hatte, oft als Segel diente, trug Exel heute ein kurzes Poncho aus schwarzen Samt, welches seinem Äußeren die gewünschte feierliche Note verlieh.

Der Wagen kam direkt neben Exel zum Stehen.

„Wooww“, rief Gina begeistert und drehte sich zum neuen Fahrgast um, „du hast dich ja richtig in Schale geworfen!“

„Auch du scheinst nicht zu scherzen!“, erwiderte Exel und lehnte sich nach vorne, um das mit Pailletten besetzte lange Abendkleid zu begutachten. Und als sein Blick auf Ginas atemberaubendes Dekolleté fiel, fügte er ein „Enchanté, Madame!“ hinzu.

Woraufhin die blonde Schönheit eine mit Spitzen und funkelnden Steinen besetzte Maske vor ihre strahlend blauen Augen führte und mit einem verzaubernden Lächeln „Monsieur!“ säuselte.

„Ihr beide passt heute perfekt zusammen!“ mischte sich nun auch Jeff in das Wortgeplänkel ein. „Die geheimnisvolle Adlige und das beschützende Musketier. Es fehlt eigentlich nur der blitzende Degen!“ scherzte er und warf Exel einen freundschaftlichen Blick zu, bevor er sich wieder auf den abendlichen Verkehr konzentrierte. „Ja, ja, ich weiß! Du darfst keine Waffen tragen!“

Jeff hatte trotz Halloween auf jegliche Verkleidung verzichtet und sich ohne große Begeisterung in seinen einreihigen Smoking geworfen, das einzige Kleidungsstück in seinem Schrank, das er für einen Ballettabend in Las Vegas anlegen konnte.

Gina und Jeff hatten Exel zu einem außergewöhnlichen Abend im Theatersaal des Hotels Paris eingeladen, wo die Nevada School of Dance einen Klassiker des Balletts aufführte, den Nussknacker! Sie hatten bewusst den letzten Tag des Monats Oktober gewählt, da an diesem Abend Exels Erscheinung zwischen all den maskierten und seltsam gekleideten Menschen nicht aufgefallen wäre. Der Außerirdische hatte die Einladung voller Begeisterung angenommen, da er seit seiner Ankunft auf der Erde sein Herz den eleganten und harmonischen Bewegungen des klassischen Balletts geschenkt und Pirouetten und Sprünge als Waffe gewählt hatte, um seine Gegner im Kampf gegen das Böse auf der Erde abzuwehren und, falls nötig, außer Gefecht zu setzen.

Eine Stunde später liefen die drei über Kopfstein gepflasterte Wege, erleuchtet von schmiedeeisernen französischen Laternen, unter dem Tour Eiffel hindurch, oder besser gesagt unter der Nachbildung des Eiffelturmes, der halb so groß wie sein Original neben dem Hotel Paris seine Spitze in den nächtlichen Himmel streckte.

„Wohin habt ihr mich denn heute entführt?“ fragte Exel mit leicht amüsierter Stimme. „Wenn die Erinnerung mich nicht täuscht, so habe ich dieses Bauwerk in der Hauptstadt eines Landes namens Frankreichs auf dem Kontinent Europa bewundert!“

„ ... im Internet natürlich“, fügte er hinzu, als er den erstaunten Blick seiner beiden Begleiter sah.

Dann ließen die drei die Imitation des Monumentes hinter sich und betraten inmitten einer Schar bunt gekleideter Hotelbesucher verschiedenster Abstammung die imposante Eingangshalle des Paris in Las Vegas. Sie gingen zwischen riesigen Säulen unter kristallenen Kronleuchtern an der Rezeption vorbei, die mehrere Anlaufstellen für die zahlreichen Gäste bot, und liefen zielsicher in Richtung Theatre, wo sich schon bald der Vorhang öffnen sollte, um das weit angereiste Publikum zu verzaubern.

Dieser Gedanke ließ das Herz des Außerirdischen höher schlagen: Der Nussknacker! Wie oft hatte er Szenen dieses klassischen Balletts im Internet verfolgt und Gefallen an den sanften, harmonischen Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer gefunden. Heute sollte er zum ersten Mal die außergewöhnliche Interpretation des menschlichen Tanzes live mitverfolgen können. Und so betrat er voller spannender Erwartung den noch hell erleuchteten Saal des Theaters.

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