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Sieben

von: michellecarla@web.de

Hallo Herr Fabuschewski,

ich wende mich heute mit einer Bitte an Sie. Ich bin noch nicht wieder in der Lage, in meine Wohnung in der Langgasse zu gehen. Obwohl ich auch Ihnen meinen derzeitigen Aufenthaltsort noch nicht nennen kann, vertraue ich Ihnen.

Deshalb möchte ich Sie bitten, in meine Wohnung zu gehen, um dort nach dem Rechten zu sehen. Meine Nachbarin, die auf derselben Etage wohnt, hat einen Schlüssel zu meiner Wohnung. Sie bewahrt auch die Post für mich auf. Ich habe ihr mitgeteilt, dass Sie sie um den Schlüssel für meine Wohnung bitten werden. Vor meiner Flucht habe ich alle Topfpflanzen verschenkt, das heißt, ich habe sie einfach vor der Haustür auf die Straße gestellt. Jetzt werden Sie fragen, wonach Sie denn dann schauen sollen.

Schon Tage vor meiner Flucht habe ich Klaus Wagner aus meiner Wohnung gewiesen. Er hat mir zwar die Schlüssel gegeben, aber ich bin mir nicht sicher, ob er sich nicht vorher einen Zweitschlüssel hat machen lassen.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meinen Computer an sich nähmen. Er steht im Wohnzimmer auf dem Schreibtisch.

Herzliche Grüße

Michelle Carladis

Sogleich ging Alexander Fabuschewski zum Parkhaus gegenüber, in dem er einen Dauerparkplatz gemietet hatte. Er fuhr, weil er hinterher noch Einkäufe zu erledigen hatte, zur Hospitalkirche und stellte sein Auto auf dem Haarplatz ab. Frau Peter händigte ihm, ohne Fragen zu stellen, den Schlüssel aus. Auf seine Frage hin erklärte sie, dass sie niemanden beim Betreten der Wohnung beobachtet habe. Alexander begab sich in Michelles Wohnung, die er von einem früheren Besuch her kannte. Im Wohnzimmer, der Schreibtisch – leer. Kein Computer, nur ein Monitor und der Drucker standen dort. Er suchte auch in den anderen Zimmern, jedoch ohne Erfolg. Er verließ die Wohnung und gab den Schlüssel bei Frau Peter ab.

Wieder zu Hause sandte er sofort eine E-Mail an Michelle ab. Kurz darauf, als hätte sie auf seine Nachricht gewartet, schrieb sie ihm, dass sie das befürchtet habe. Den Computer habe sie zusammen mit Klaus Wagner genutzt. Beide seien über ein jeweiliges Passwort zu ihren Dateien gelangt. Auf das Passwort habe Klaus bestanden. Sie hätte seinen Wunsch akzeptiert, zumal er ihn damit begründet hätte, dass sich in seinen Ordnern Dateien befänden, die Interna über eine politische Organisation enthielten, mit der er zusammenarbeite. Sie habe nicht weiter nachgefragt, da er von sich aus nichts Näheres erläutert habe. Sie habe auch ein Beispiel dafür abgeben wollen, dass sie ihm vertraute, in der Hoffnung darauf, dass er sich ihr gegenüber ähnlich verhielte. Ihre Befürchtung, er besäße einen Zweitschlüssel zu ihrer Wohnung, hatte sich ja nun bestätigt. Alexander wunderte sich ein wenig darüber, dass Michelle nichts über den Verlust ihrer eigenen Daten geschrieben hatte. Er dachte aber nicht weiter darüber nach.

Michelle

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