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Vier

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Am Samstag begann ich mit den Vorarbeiten zu meiner Geschichte, der ich den neuen Arbeitstitel „Pfarrer Martin“ gab. Pavel schreibt über Martin, dachte ich, als ich das Online-Archiv der Wetzlarer Regionalzeitung öffnete. Dort fand ich einen Artikel über die Ausgrabungen in Leun. Außerdem besaß ich die zehnbändige Ausgabe „Deutsche Geschichte“ sowie das Buch „Geschichte in Übersichten“.

Damit zog ich mich in mein Arbeitszimmer zurück und informierte mich grob über die Zeit vom 10. bis zum 15. Jahrhundert, über Merkmale der Feudalgesellschaft, aber auch über die Fürsten-und Kriegsgeschichte. Schließlich nahm ich mir vor, online Informationen zur Regionalgeschichte einzuholen, zum Beispiel zu der von Wetzlar, zu der vom Kloster Altenberg und zur Herrschaft der Grafen zu Solms und Brunenvelß.

Als ich so dasaß und nachdachte wanderten meine Gedanken nach Leun, zum Ort der Ausgrabungen.

„Die Rajna kann Ihnen weiterhelfen“, hatte der Ausgrabungsleiter gemeint. Weiterhelfen wobei? Vielleicht beim Fabulieren über Ereignisse, die seinerzeit, also vor fast 700 Jahren, zur Zerstörung dieser Kirche geführt hatten?

Rajna studierte Archäologie, hatte sich also immer an die Fakten zu halten. Ein gefundenes Tongefäß ist so und so alt, stammt aus der Zeit des Königs... Vielleicht kann sie noch anhand von Restinhalten herausfinden, was darin aufbewahrt worden war.

Unter welchen wirtschaftlichen Bedingungen sowohl das Gefäß, als auch sein Inhalt produziert worden waren, diese Fragen haben sich dann die Historiker zu stellen. Rajna musste also wissen, aus welchem Material die Kirchenglocke, die man dort gefunden hatte, bestand und zu welchem Zeitpunkt sie zerstört worden war. Darüber lässt sich nicht spekulieren.

Die Antwort auf die Fragen aber, wer sie und warum zerstört hatte, bleibt dem Wissen und der Fantasie des Geschichtswissenschaftlers überlassen. Diese Fragen und den damit verbundenen Überlegungen wollte ich mich nun stellen. War es da nicht angebracht, mit der Studentin zusammenzuarbeiten, wenn sie daran interessiert war? Ihre Mail-Adresse hatte ich. Was hielt mich davon ab nachzufragen?

Nichts - also schrieb ich ihr, dass ich mich entschlossen hätte, eine Geschichte über den Pfarrer dieser Kirche, dem ich den Namen Martin gegeben habe, zu schreiben.

„Also Rajna, wenn Sie Lust haben, mir dabei zu helfen, lassen Sie es mich bitte wissen. Die E-Mail unterschrieb ich mit „Pavel der Erzähler“. Keine 10 Minuten darauf erfolgte die folgende kurze Antwort: „Gerne“, versehen mit der Unterschrift „Rajna, die Grabende“.

Na dann, dachte ich, und zum ersten Mal freute ich mich auf die Rückkehr an meinen Arbeitsort – Arbeitsort?

In dem Augenblick betrat Jasmin mein Arbeitszimmer. „Störe ich?“ fragte sie sonst immer. Heute nicht.

“Der Vater von Klaus-Dieter hat angerufen, er will die Sache nicht auf sich beruhen lassen.“

Ich wusste sofort, worum es ging

„Jasmin, ich glaube, wir brauchen einen Anwalt.“

Aufruhr in Loynmitte

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