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Fünf

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Sofort wusste ich, ich würde zu ihr stehen. Alle gedanklichen Wanderungen waren vergessen, es war wie zuvor. Jasmin galten alle meine Gefühle von Zuneigung, Freundschaft und Liebe.

Wir besprachen unser weiteres Vorgehen. Jasmin war Mitglied der Gewerkschaft. Die musste sie in dieser Angelegenheit unterstützen, davon gingen wir aus. Gleich am Montag würde sie sich an ihren Vertrauensmann wenden, meinte sie. Und schon war uns leichter zumute. Ich holte eine Flasche Wein aus dem Keller. Dann setzten wir uns und gingen die ganze Sache noch einmal durch.

„Weißt du Jasmin“, meinte ich schließlich, „da kommt mir der Notwehrparagraf in den Sinn.

Einige Seminare Rechtslehre hatte ich seinerzeit absolvieren müssen. Und diesen Paragrafen hatten wir intensiv diskutiert, weshalb ich Ihn noch immer hersagen konnte: „Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden“.

„Er hat dich getreten, du hast dich verteidigt. Hättest du ein Messer gezückt und auf ihn eingestochen, da wäre die Verhältnismäßigkeit der Mittel nicht gewahrt gewesen“, ergänzte ich spaßeshalber.

„Gut Pavel, dass wir schon darüber lachen können. Ich weiß nicht, ob dieser Rechtsgrundsatz auf die nämliche Situation anzuwenden ist, doch ich werde ihn in die Diskussion einbringen. Mein Hauptargument wird allerdings sein, dass ich Klaus-Dieter schließlich vor einem möglichen Unfall bewahrt habe.“ „Du gehst also davon aus, dass man dich zur Rechenschaft ziehen wird?“

„Aber ganz sicher. Ich werde allerdings versuchen, zuerst mit den Eltern des Jungen ein klärendes Gespräch zu führen.“

Wir saßen nebeneinander auf der Couch. Ich hatte meinen Arm um Jasmins Schultern gelegt. Jetzt zog ich sie noch weiter zu mir heran. Sie wandte mir ihr Gesicht zu. Wir schauten uns in die Augen, bis sie die ihren schloss. Unter Paaren, die schon länger zusammen sind, entwickeln sich Signale, die für Sender und Empfänger unmissverständlich sind. Das Schließen der Augen war zwischen uns ein solches. Ich drehte mich zu ihr hin, und zum ersten Mal seit einiger Zeit versanken wir in einen Kuss tiefster Zärtlichkeit.

„Komm“, sagte sie später. Dies war eines unserer Signalwörter. Sie stand auf, ergriff meine Hand und zog mich, ich ahnte wohin. Dann waren wir zusammen, so zusammen, wie schon längere Zeit nicht mehr. Hingabe von beiden Seiten - und doch war da nichts Mechanisches oder Eingefahrenes. Dass wir gemeinsam den Höhepunkt erreichten, war nicht allnächtlich und zeugte heute von mehr als nur gefühlsbedingter Übereinstimmung.

„Das Frühstück ist fertig“, holte sie mich am Sonntagmorgen aus tiefem Schlaf. Später setzten wir uns an unsere Schreibtische, die wir im Arbeitszimmer einander gegenübergestellt hatten.

„Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“, nannte sie heute ihre Aufzeichnungen, während ich das erste Kapitel meiner Geschichte konzipierte.

Also war der Bereich um die Ausgrabung bereits in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts besiedelt worden, in der sogenannten Karolingerzeit. Die bisherigen Funde beweisen, dass es sich bei dieser Kirche um einen der ältesten Sakralbauten in Hessen handelt. Sie bestand demnach um die 600 Jahre, als sie, so die Grabungsergebnisse, um das Jahr 1350 zerstört wurde. „Welches werden die handelnden Personen meiner Geschichte sein?“ fragte ich mich jetzt. Einen hatte ich schon bestimmt, den Pfarrer Martin, den ich nach dem Heiligen Martin benannt hatte.

Jener musste Amtsbrüder und Amtsschwestern gehabt haben, möglicherweise den Pfarrer der Bischofskirche im heutigen Bischofskirchen und die Oberin des Klosters Altenberg. Der Pfarrer und die Oberin, das konnte spannend werden.

Aufruhr in Loynmitte

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