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IV. Der gute und der jähe Tod – im Mittelalter
ОглавлениеDie Redeweise vom guten Tod taucht explizit im späten Mittelalter auf, und zwar in konkreter Abgrenzung zum schlechten Tod. Der gute Tod – bona mors – steht dem schlimmen Tod – mala mors – gegenüber. Eindeutig definiert ist der gute Tod als solcher, der bewusst und vorbereitet erlebt wird, und das heißt wiederum, dass der Sterbende versehen mit den Sterbesakramenten aus dem Leben scheidet. Wer einen guten Tod stirbt, hat das Bußsakrament, die letzte Ölung und die Eucharistie empfangen, wodurch ihm seine Sünden vergeben sind. Im Bewusstsein, nach dem Tod vor das göttliche Gericht treten zu müssen, wollte man sich der Heilsmittel der Kirche bedienen. Im Umkehrschluss bedeutete dies, dass der schlechte Tod jener war, der plötzlich und unvorbereitet eintrat. Andere Kriterien für den guten bzw. schlechten Tod kannte das Mittelalter nicht. Gefürchtet waren demnach vor allem Unglücksfälle mit tödlichem Ausgang, oder es herrschte die Angst, einem Verbrechen zum Opfer zu fallen. Möglicherweise hat die Pest ihren Anteil an dieser Ausprägung des Todesverständnisses. Seit 1347 überzog sie in mehreren Wellen ganz Europa und hinterließ vielerorts chaotische Verhältnisse, in denen weder eine medizinische noch eine seelsorgerliche Versorgung der Erkrankten möglich war. Und sie starben ohne priesterlichen Beistand einen schlimmen Tod. Die Sorge um den jähen Tod war außerdem durch eine theologische Entwicklung gesteigert worden, die das Seelenheil ganz vom Verhalten in der Sterbestunde abhängig machte. Nur wer hier geistlichen Beistand erfuhr, durfte auf ein gnädiges Gericht hoffen.