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ars moriendi – die Kunst zu sterben

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Eine Unterweisung im rechten Sterben bot die im 15. Jahrhundert entstandene Gattung von Erbauungsschriften, die unter dem Namen ars moriendi bekannt ist – die Kunst des Sterbens. Solche Sterbehandbücher waren zunächst für die Seelsorger gedacht, erfuhren jedoch vor allem durch ihre Bebilderung eine populäre Verbreitung. Die Illustrationen stellen den Sterbenden in jeweils antithetischen Bildpaaren gegenüber, einmal umringt von Teufeln und Dämonen, die versuchen, ihn vom Glauben abzubringen, das andere Mal umsorgt von Engeln, Heiligen und der Gottesmutter, die ihn unter Verweis auf den erlösenden Tod Jesu am Kreuz im Glauben bestärken wollen. Die Kunst des Sterbens bestand also darin, den Versuchungen der bösen Geister zu widerstehen und den Glauben zu bewahren.

Doch konnte man sich dieses Beistandes angesichts der Möglichkeit eines unvorbereiteten Todes nicht sicher sein, und aus der Sorge vor einem jähen Tod schuf sich der Volksglaube Abwehrstrategien gegen den schlimmen Tod. Schon um 1300 wurden in Predigten die Segnungen der Messfeier beschrieben: „Wer den Leib des Herrn in der Messe gesehen, wird an diesem Tag weder der notwendigen Nahrung entbehren, noch wird er das Augenlicht verlieren oder ihn gar der Tod treffen, und sollte er doch plötzlich sterben, so gilt er von Gott mit den Gnaden des Sakraments versehen.“11 Daraus entwickelte sich der Brauch, täglich in die Kirche zu laufen, um zumindest einen kurzen Blick auf die in einer Monstranz auf dem Altar ausgesetzte Hostie zu werfen, und diese Augenkommunion wurde gewissermaßen zum Garant, an diesem Tag keinen jähen Tod erleiden zu müssen.

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