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II. Der Tod als Baustein der Evolution – Alte und neue Gedanken
ОглавлениеDas Bewusstsein des Menschen ist an allem schuld, zumindest wenn es um die Sinnsuche geht, die in der Frage nach dem Sinn des Todes gipfelt. Betrachtet man den Menschen als die Krone der Schöpfung, so wird gern auf dieses Wissen um die eigene Endlichkeit verwiesen, das ihn vom Tier unterscheide. Oder was ist es sonst? Alle anderen Unterschiede wie etwa die Fähigkeiten kreativen Denkens und ein freier Wille, sein Sprachvermögen, die Wahlfreiheit usw. sind eher gradueller Art infolge einer höheren Entwicklungsstufe. Aber schon der Versuch, das Menschsein am Bewusstsein festzumachen, erweist sich als höchst problematisch. Embryonen, Säuglinge, geistig schwer Behinderte oder Komapatienten verfügen möglicherweise über ein derartiges Bewusstsein nicht und sind dennoch Menschen im Vollsinn. Muss man also deshalb nicht doch die Religion zu Rate ziehen, die in unterschiedlichen Ausprägungen dem Menschen eine immaterielle Seite zuweist, die wir etwa im Christentum Seele nennen? Wer jedoch diese immaterielle Wesenheit nicht akzeptiert, kann möglicherweise Schwierigkeiten haben, einen Mensch-Tier-Unterschied festzumachen, wird dies aber vielleicht auch nicht als problematisch empfinden. Warum soll man sich nicht auf die Regeln der Evolution verlassen, in der der Tod ein notwendiger und deshalb sinnvoller Baustein des Lebens ist?