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KLAMMHEIMLICH

Die Raabklamm

Dort, wo man es eigentlich nicht erwarten würde, am Übergang des Berglandes in die oststeirische Hügellandschaft, fließt die Raab durch die längste Klamm Österreichs.

Klammheimlich und von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hat sich die Raabklamm einen beachtlichen Rekord gesichert: Sie ist die längste Klamm Österreichs. Und das an einer Stelle der Steiermark, wo das zerklüftete wilde Bergland bereits der sanfteren Hügellandschaft der Oststeiermark zu weichen beginnt. Der Längenrekord mag kaum jemandem in der Steiermark bekannt sein, man wird sich seiner allerdings bald bewusst, wenn man die gesamte Klamm durchschreiten will. Dies dauert allein für die sogenannte Große Raabklamm von Arzberg bis zum Gasthaus Jägerwirt in Mortantsch gute dreieinhalb Stunden oder auch mehr – in eine Richtung, ohne Rückmarsch wohlgemerkt. 10 Kilometer ist allein dieser Weg lang (für alle, die nicht hin und retour gehen wollen, wurden Rückholmöglichkeiten mittels Taxi eingerichtet).

Für die Große Raabklamm wird Trittsicherheit empfohlen, nicht ohne Grund, denn an manchen Stellen geht es über steiniges Terrain, gelegentlich helfen Seile zum Festhalten dabei, Engstellen zu passieren. Und wenn es kurz vorher geregnet hat, dann sind nicht nur die Steine glitschig, sondern laden auch die Wurzeln der unzähligen Bäume zur unfreiwilligen Rutschpartie ein. Schon in einem Reiseführer aus dem Jahr 1931 wurden vor allem die weiblichen Besucher der Klamm ausdrücklich gewarnt: „Für schreckhafte Damen ist der Weg nicht geeignet, denn wohl zehnmal muss man die junge, schäumende Raab auf hohen, schwankenden Brückenstegen überqueren.“ Ob heute die Damen weniger schreckhaft sind oder der Weg besucherfreundlicher gestaltet wurde, sei dahingestellt. Auf jeden Fall finden sich genug Damen und auch viele Kinder, die die Raabklamm mutig durchschreiten. Während der erste Teil der Klamm (aus Richtung Arzberg) eher felsiger Natur ist, präsentiert sich der untere Teil von au- und hochwaldähnlichem Charakter. Einmal geht es direkt die Raab entlang, dann steigt man wieder an den Abhängen der Klamm hoch hinauf und erahnt vom Weg aus die Raab nur mehr tief unten als ein im Waldesdunkel fast verborgenes Bächlein.


Einmal abgesehen von gelegentlichen Hochwässern, die in der Vergangenheit mehrmals das Zeug dazu hatten, die Klamm zu verwüsten und die Wege zu zerstören, zeigt sich die Große Raabklamm heute weitgehend friedlich, wenngleich wie gesagt ziemlich lang. Da es aber unterwegs einige Einstiegsmöglichkeiten in das enge Tal der Großen Raabklamm gibt, kann man sich die Leistung, in der längsten Klamm des Landes marschiert zu sein, auch in kürzerer Zeit auf die Fahnen heften. Man wählt einfach einen Teilabschnitt! Ab dem Jägerwirt erstreckt sich in weiterer Folge die Kleine Raabklamm bis Mitterdorf an der Raab. Sie ist um einiges kürzer, leistet mit 7 Kilometern aber immer noch einen beträchtlichen Beitrag zur Gesamtlänge der Raabklamm von insgesamt 17 Kilometern. Beide Varianten – ob Große oder Kleine Raabklamm – können in beide Richtungen gegangen werden. Beginnt man mit der Großen Raabklamm allerdings in Arzberg bzw. mit der Kleinen Raabklamm in Mortantsch, genießt man einen Startvorteil: man wandert flussabwärts …

Im Jahr 1970 wurde die Raabklamm zum Naturschutzgebiet erklärt. In ihr fühlen sich nämlich nicht nur Menschen wohl, sie stellt auch so etwas wie eines der letzten Paradiese für allerlei vom Aussterben bedrohtes Getier dar. Genauso haben einige seltene Pflanzen hier ein Rückzugsgebiet gefunden. Und die unzähligen Höhlen entlang des Weges schätzen die ebenfalls selten gewordenen Fledermäuse. Die Höhlen nicht zu betreten ist also nicht nur eine Frage von Anstand und Vernunft, sondern auch verboten. Für Höhlenforscher gibt es allerdings im Umfeld der Raabklamm dennoch viel zu tun: Mit Grasslhöhle und Katerloch warten zwei Tropfsteinhöhlen auf Entdecker. Diese beiden sind ebenfalls Rekordhalter: Österreichs tropfsteinreichste Schauhöhle angeblich die eine, die andere die älteste Schauhöhle des Landes.


Ab Gasthaus Jägerwirt in Mortantsch oder ab Arzberg dem Weg 765 folgen, der direkt durch die Große Raabklamm führt.

www.raabklamm.at

50 Dinge, die ein Steirer getan haben muss

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