Читать книгу 50 Dinge, die ein Steirer getan haben muss - Reinhard M. Czar - Страница 7
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AUFSTIEG AUF DAS DACH DER STEIERMARK
Der Dachstein
Sein Name ist Programm: Der Dachstein ist der höchste Berg der Steiermark. Ihn zu bezwingen und der grünen Mark damit „aufs Dach zu steigen“ zählt zur Steirerpflicht, deren Erfüllung dank Gondelbahn heutzutage leichtfällt.
Er ist der steirische Berg schlechthin und wird gleich in der ersten Zeile der steirischen Landeshymne besungen: der Dachstein. „Hoch vom Dachstein an, wo der Aar noch haust“, lautet die weithin bekannte Textzeile des Liedes, wobei der Aar, also die alte Bezeichnung des Adlers, bereits signalisiert, dass die Weise schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Die Hymne kennt man auch unter dem Namen „Dachsteinlied“, sie wurde ursprünglich anlässlich des 25-jährigen Bestehens der von Erzherzog Johann gegründeten Steiermärkischen Landwirtschaftsgesellschaft geschrieben. Erst im Jahr 1929 mutierte das von Ludwig Carl Seydler und Jakob Dirnböck geschaffene Lied zur Landeshymne.
Als Steirerin bzw. Steirer muss man den darin besungenen Dachstein also ohne Zweifel gesehen haben. Um das Bergmassiv nur zu betrachten, würde an und für sich ein Ausflug ins obere Ennstal genügen. Dort wird man den Blick kaum von der Dachstein-Südwand abwenden können, so markant prägt das Massiv die Region. Wir wollen aber mehr, als den Berg nur zu sehen.
Um den Dachstein genauer zu erkunden, muss man schon auf ihn hinauf. Die Ersten, die die furchteinflößende Südwand durchklettert haben, waren zwei Brüder: Georg und Franz Steiner gelang im September 1909 die Erstbesteigung der felsigen Dachstein-Südwand. Bis heute nennt sich die von den Brüdern gewählte Route Steinerweg und ist klarerweise nur etwas für geübte Bergsteiger.
Am bequemsten erfolgt der Aufstieg auf das „Dach der Steiermark“ heutzutage natürlich mit der Gondelbahn, die von Ramsau aus zur Gipfelstation verkehrt. Die Talstation – auch schon auf stolzen 1700 Metern Seehöhe bei der sogenannten Türlwandhütte gelegen – erreicht man über eine mautpflichtige Straße. Die beeindruckende Bahn, die ohne eine einzige Zwischenstütze auskommt, wurde in den späten 1960er-Jahren errichtet und bietet eine genauso mühelose wie spektakuläre Fahrt auf den Berg. In rund 6 Minuten gondelt man damit über eine Strecke von mehr als 2 Kilometern, bis man in der Bergstation am Hunerkogel steht. Oben auf 2700 Metern Seehöhe angelangt, eröffnet sich (bei Schönwetter) nicht nur ein grandioses Berg- und Talpanorama, sondern auch eine vielfältige Freizeitwelt, an der dem echten Bergfex so manches etwas disneyhaft vorkommen könnte. Attraktion um Attraktion wurde in den vergangenen Jahren auf den Berg gestellt, beispielsweise eine Hängebrücke, der Skywalk oder die Treppe ins Nichts. Von den beiden Letztgenannten lässt es sich trefflich in die Tiefe starren, was durchaus einen gewissen Nervenkitzel hervorrufen kann. Immerhin geht es unter den eigenen Füßen von den zwei gläsernen Plattformen aus mehrere Hundert Meter im freien Fall hinunter, allein die Glasplatte, auf der man steht, bietet einen nahezu unsichtbaren Halt. Wem das zu gefährlich anmutet, der freut sich vielleicht über die Märchenskulpturen im Eispalast, den man ins Gletschereis gehauen hat.
Oben: Panoramagondel & Skywalk,
unten: Hängebrücke
Und natürlich kann man auf dem Dachsteingletscher außerdem Ski fahren, Touren gehen oder klettern, womit wir wieder bei den bereits erwähnten Steiner-Brüdern gelandet wären. Sie waren zwar die Ersten, die sich durch die Dachstein-Südwand quälten, oben auf dem Berg hat aber bereits einige Jahrzehnte vor ihnen ein bekannter Alpinist seine Spuren hinterlassen: Friedrich Simony. Der böhmische Geograf, der im obersteirischen St. Gallen gestorben ist, erforschte ab den 1840er-Jahren das Dachsteinplateau. Die ihm gewidmete Schutzhütte, die Simonyhütte, erinnert an seine Aktivitäten.
Man sieht, der steirische Paradeberg bietet für jeden Geschmack etwas, egal ob man gerne in die Eisen steigt oder es lieber gemütlich angeht. Wie es sich eben für einen Berg geziemt, der in der Landeshymne besungen wird. Wobei das mit der „Landeshoheit“ so eine Sache ist. Denn der Dachstein liegt hart an der Grenze zu Oberösterreich, was ihm in den vergangenen Jahren einen veritablen, aber letztlich nicht ganz ernst gemeinten Grenzstreit zwischen den zwei Bundesländern beschert hat. So wurden einstmals steirische Anteile, wie zum Beispiel der Eispalast, nach einer neuerlichen Vermessung Anfang 2014 den Oberösterreichern zugeschlagen. An Attraktivität hat das Ausflugsziel dadurch allerdings nichts eingebüßt …
Messungen auf des Messers Schneide scheinen immer schon das Schicksal des Dachsteins gewesen zu sein. So galt früher der Grimming als höchster steirischer Berg – mons altissimus Styriae, wurde er genannt, wohl wegen seiner imposanten Gestalt als alleinstehender Block. In Wahrheit fehlen dem Grimming aber an die 600 Höhenmeter, um es mit dem Dachstein aufnehmen zu können. Wurde anfangs der Dachstein in seiner Höhe gewaltig unterschätzt, so wurde er später gerne überschätzt. Einen Dreitausender nannte man ihn, was ebenfalls nicht stimmt. Da dürfte wohl der Wunsch, auch im Steirerland einen Dreitausender zu haben, Vater des Gedankens gewesen sein. Exakt 2995 Meter hoch ist er, knapp kein Dreitausender also, aber eindeutig der höchste Berg der Steiermark.
Von Schladming kommend durch den Ort Ramsau fahren. Nach dem Ortsende zweigt rechts die Mautstraße zur Talstation der Dachstein Gletscherbahn ab.