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STEIRISCHE FORMEL MIT SELTENHEITSWERT: OSTERZEIT = BLÜMCHEN2

Großsteinbach, Schachblumenwiese

Die Schachblume, ein äußerst selten gewordenes Pflänzchen, behauptet sich in der Steiermark nur mehr auf einer einzigen Wiese.

Sie wächst in der gesamten Steiermark nur auf einer einzigen Wiese, blüht für knappe zwei Wochen im Jahr und zieht sich dann nahezu unsichtbar für den Rest des Jahres ins grüne Wiesenbett zurück. Solche Starallüren entwickelt Fritillaria meleagris, auf Deutsch die Schachblume. Ihr markantes Kennzeichen: die schön geformte, im Verhältnis zur restlichen Pflanze ziemlich große Glocke, die wie ein Schachbrett abwechselnd mit zart und kräftig violetten Quadraten übersät ist. Wenn man die rare Blume sehen will, und das sollte man, wenn man sich schon im gleichen Bundesland befindet wie das Pflänzchen selbst, dann gilt es, die Zeit rund um Ostern zu nutzen. Da geruht die Primadonna nämlich ihre Blüte zu zeigen.

Dabei ist die Schachblume gar nicht so verwöhnt, wie man angesichts ihrer Seltenheit glauben könnte. Eine feuchte Wiese, wo man sie in Ruhe lässt, genügt ihr nämlich. Und feuchte Wiesen sollte es hierzulande wohl genug geben … Noch gut in Erinnerung ist der Ausspruch eines ehemaligen österreichischen Bundespräsidenten von den Sümpfen und sauren Wiesen in unserem Land. Rudolf Kirchschläger meinte damit freilich nicht den Lebensraum der Schachblume, sondern politische Sümpfe rund um den damaligen AKH-Skandal und forderte deren Trockenlegung im Jahr 1980 ein.

Damit wären wir genau beim Problem, vor dem auch die Schachblume steht. Weil immer mehr und öfter die Feuchtwiesen – sei es für die Landwirtschaft, sei es als Bauland – umgewandelt und trockengelegt wurden und ihren ursprünglichen natürlich-feuchten Charakter verloren haben, hat zeitgleich die Schachblume ihren Lebensraum immer stärker eingebüßt. Auch in der Umgebung der einzigen steirischen Wiese, wo sie noch wächst, gedieh sie früher in viel größerem Ausmaß als heute. Büschelweise soll man sie in der Nachkriegszeit gepflückt haben, während sie gegenwärtig unter strengstem Naturschutz steht. Trotzdem – ein wenig muss auch die altrömische Blumengöttin Flora ihre zartgliedrigen Blütenblätterfinger im Spiel gehabt haben, dass ausgerechnet die oststeirische Gemeinde Großsteinbach, rund 20 Kilometer südwestlich von Hartberg gelegen, das große Los gezogen hat und heute Heimat der Schachblume ist.


Botanisch zählt die Schachblume zu den Liliengewächsen. Sie hat eine lange Geschichte – zurück bis in die Eiszeit –, die in der „Schachblumengemeinde“ Großsteinbach hoffentlich noch lange fortgesetzt wird. Die Chancen stehen gut, denn inzwischen wurde alles Menschenmögliche unternommen, um den Schutz der Pflanze zu gewährleisten: Ihre Wiese bleibt unangetastet. Außerdem stellt das Blümchen mittlerweile einen entsprechenden Tourismusfaktor dar, der unzählige Pflanzenfreunde zur Blütezeit nach Großsteinbach lockt. Sogar eine eigene Wanderung gibt es rund um die Blume inzwischen. Kein Wunder also, dass eine stilisierte Schachblume seit dem Jahr 1966 das Gemeindewappen von Großsteinbach ziert.


Die Schachblumenwiese westlich des Ortszentrums von Großsteinbach ist zur Blütezeit der Blume gut ausgeschildert.

www.gemeinde-grosssteinbach.at

50 Dinge, die ein Steirer getan haben muss

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