Читать книгу 50 Dinge, die ein Steirer getan haben muss - Reinhard M. Czar - Страница 13
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GRAZER WOHNZIMMER IN LUFTIGER HÖH’
Der Schöckl
Alle Wege führen auf den Schöckl. Seit Kurzem ist der Hausberg der Grazer sogar barrierefrei zu erklimmen, was dieses Pflichtprogramm für Steirer und alle, die es werden wollen, denkbar einfach macht.
Ohne Schöckl geht in Graz gar nichts. Nicht umsonst bezeichnet man die 1445 Meter hohe Erhebung nördlich der Landeshauptstadt als Hausberg von Graz. Und das, obwohl der Schöckl eigentlich rund 15 Kilometer entfernt in St. Radegund gelegen ist. Doch so eng wird das mit den Gemeindegrenzen in der Steiermark nicht gesehen, und so drängeln sich an schönen Frühlings- und Herbstsonntagen auf dem Schöcklplateau wesentlich mehr Grazerinnen und Grazer, als in der Herrengasse im Stadtzentrum zu finden sind. Vom „Wohnzimmer der Grazer“ in luftiger Höhe zu sprechen hat angesichts dessen wohl seine Berechtigung.
Das Sprichwort von allen Wegen, die nach Rom führen, kann getrost auf den Schöckl übertragen werden. Zeitgenössische Wanderführer nennen fast ein Dutzend Möglichkeiten, wie man auf den oder rund um den Grazer Hausberg wandern kann. Klassisch ist der Aufstieg von St. Radegund aus, wobei man diesen entweder zu Fuß auf gut markierten Wegen in Angriff nimmt und nach circa 2 Stunden auf dem Gipfel steht. Der Marsch führt abwechselnd über Wiesen und durch die für die Region um Graz typischen Mischwälder nach oben. Oder man wählt ebenfalls ab St. Radegund die Schöckl-Seilbahn, die einen in rund 7 Minuten Fahrtzeit bequem auf den Berg bringt. Mehr als 150 000 Fahrgäste werden Jahr für Jahr auf diese Art und Weise auf den Berg gegondelt – eine der Erklärungen für das gelegentliche Gedränge auf dem Schöcklplateau.
In den vergangenen Jahren hat sich der Schöckl zu einem richtigen Freizeitparadies entwickelt, das kaum Wünsche offenlässt. Kritiker monieren, dass dem Berg Gefahr drohe, seinen ursprünglichen Charakter zu verlieren. Wie auch immer, das Angebot deckt vieles ab: Naturgemäß kommen Wanderer und Nordic-Walker voll auf ihre Kosten. Aber auch Mountainbiker können den Hausberg der Grazer im wahrsten Sinne des Wortes erfahren. Die Sommerrodelbahn mit dem Namen „Hexenexpress“ erinnert an die Sage von der Schöcklhexe, die in ihrer Wetterküche die gröbsten Unwetter zusammengebraut haben soll. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Jungfamilien mit Babys im Kinderwagen wurde vor Kurzem ein mehr als 3 Kilometer langer „Weg für alle“ eingerichtet, der – in Kombination mit einigen speziell ausgestatteten Seilbahngondeln – nun wirklich allen den Gipfelsturm ermöglicht. Der Schöckl als barrierefreier Berg sozusagen.
„Weg für alle“
Paragleiter können vom Schöckl aus abheben, und wer eine neue angebliche Trendsportart sucht, der kann es einmal mit dem Disc Golf, einer Art Frisbee, probieren, für das ebenfalls ein eigener Parcours eingerichtet wurde. Auf der anderen Seite schaut es mit dem seit Generationen traditionellen Skilaufen auf dem Schöckl weniger gut aus. Lernten früher noch zahlreiche Grazer Kinder auf ihrem Hausberg Skifahren, so droht diesem Wintersportvergnügen hier das endgültige Aus. Schneemangel und veraltete Liftanlagen werden als Ursachen genannt. Schade, noch vor wenigen Jahren zog Conny Hütter, die mittlerweile im Alpinen Skiweltcup an der Weltspitze mitfährt, unter anderem auf dem Schöckl erste Schwünge in den Schnee, was beweist, dass nicht nur Obersteirer mit den berühmten zwei Brettln umgehen können …
Abgerundet wird das Angebot auf dem Schöckl durch eine Gastronomie, die locker mit manchem Ausflugsziel im Tal mithalten und ebenfalls auf eine ziemliche Tradition verweisen kann. So hat das Stubenberghaus bereits vor über 100 Jahren, im Jahr 1890, seine Pforten erstmals geöffnet und bietet bis heute nicht nur Verköstigung an, sondern auch die Möglichkeit zu nächtigen. In einem Wanderbüchlein aus dem Jahr 1931, als es noch keine Seilbahn und andere Verkehrsmittel gab, die einen rasch nach Graz zurückbringen konnten, liest man noch eine dementsprechende Empfehlung: „Wer den Schöckl zum erstenmal besteigt, sollte oben übernachten.“
Wem angesichts der vielfältigen Attraktionen noch Zeit bleibt, der kann bei entsprechendem Wetter einfach nur die Aussicht vom Berg in die Landeshauptstadt hinunter, aber auch bis weit in die Nachbarländer hinein genießen. Oder man marschiert gemütlich über das Schöcklplateau zum Gipfelkreuz. Der Weg führt unter anderem am Sender vorbei, der ebenfalls auf dem Schöckl Platz gefunden hat, um von hier aus seit dem Jahr 1956 weit ins Umland auszustrahlen. Der Schöckl dürfte übrigens immer schon Hightech, Naturgenuss und Mystik unter einen Hut gebracht haben: So zündete der Grazer Raketenpionier Friedrich Schmiedl zwischen 1924 und 1933 vom Gipfel aus seine ersten Postraketen. Und im bereits zitierten Wanderführer wird Anfang der 1930er-Jahre der sogenannte Telephonweg als Aufstiegsmöglichkeit auf den Grazer Hausberg genannt. Dieser führte von der Göstinger Hütte eine Fernsprechleitung entlang zum Hochschöckl.
Betriebszeiten der Schöckl-Seilbahn, Bergwetter und alles zu den Freizeitmöglichkeiten auf dem Grazer Hausberg findet man unter „Freizeit“ auf der Website der Holding Graz. www.holding-graz.at
Der klassische Wanderweg auf den Berg beginnt in St. Radegund bei der Talstation der Schöckl-Seilbahn und lautet auf die Nummer 21.