Читать книгу Einführung in die religiöse Erwachsenenbildung - Reinhold Boschki - Страница 10

Die Identitätskonstruktionen der Menschen heute verändern sich dramatisch – auch die religiöse Identität

Оглавление

unsichere Identitäten

Die schnelle Abfolge der gesellschaftlichen Veränderungen hat unmittelbare Auswirkungen auf das Selbstverständnis der Menschen. Die Wahrnehmung der Flüchtigkeit aller Lebensbezüge, selbst der individuellen Beziehungen, lässt Ängste entstehen und wachsen. Ungewissheit, Instabilität, Verletzlichkeit sind die verbreitetsten und zugleich schmerzhaft gefühlten Merkmale unserer Zeit. Unsicherheit wird zum Dauerzustand, da es scheinbar kaum noch Verlässliches gibt. Ein „Leben in Fragmenten“ ist die Konsequenz. Die Menschen heute fühlen sich „entbettet“ (Keupp 2008), sie haben keinen sicheren Ort mehr, an den sie sich zurückziehen oder es sich bequem machen könnten. Man wird nicht mehr in eine bestimmte Identität hineingeboren, sondern muss sie sich in Eigenleistung immer wieder neu erarbeiten, neu formen, „in Heimarbeit“ selbst konstruieren. Der Prozess der Individualisierung bedeutet vor allem, dass das Ich dabei ganz auf sich alleine gestellt ist; die biografischen Verläufe werden nicht länger von außen durch familiäre oder gesellschaftliche Muster vorgegeben, sondern müssen individuell stets neu konstruiert werden. Identität ist keine Lebenslinie mehr, die sich, einmal gewonnen, konstant durch die Biografie zieht, sondern zerfällt in einzelne Fragmente, Patchwork-Flicken. Das gleiche gilt für die religiöse und allgemein weltanschauliche Orientierung. Längst gibt es keine allgemeinverbindlichen Vorgaben mehr, etwa durch Familie, Großinstitutionen, Staat. Die unermessliche Vielfalt an Optionen, wie man religiös-weltanschaulich denken und leben könnte, bringt weitere Unsicherheit und die Schwierigkeit, sich zu entscheiden, hervor.

Einführung in die religiöse Erwachsenenbildung

Подняться наверх