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Das Leben braucht Rhythmus
ОглавлениеDas ganze Leben in der Schöpfung, das uns heute alle so fasziniert, hat immer zwei Seiten: Die erste ist das Unberechenbare, Spontane, Außerordentliche. Und die zweite ist das Rhythmische, Selbstverständliche, die Wiederholung.
Diese zweite Seite wird in einer hektischen, unruhigen Zeit sehr leicht missachtet. Aber es ist doch so: Alles in der Natur ist neben Bewegtheit und Buntheit auch auf Rhythmen angelegt: auf Tag und Nacht, Sommer und Winter, Atem und Herzschlag. Die Tiere haben ihre Rhythmen – das weiß jeder Jäger und Bauer. Jedes gesunde Kind braucht neben seiner Freiheit und dem Umhertollen auch eine gewisse Ordnung, vom Essen bis zum Gute-Nacht-Kuss. Wenn alles nur der Laune und der Stimmung überlassen wäre, stockt das Leben. Die Hausfrau kann doch nicht nur dann kochen, wenn sie wieder einmal dazu aufgelegt ist, der Lehrer kann nicht nur dann unterrichten, wenn er einen pädagogischen Anfall hat, und der Lokführer kann nicht nur dann fahren, wenn der Geschwindigkeitsrausch über ihn kommt. Alles Leben wird von Selbstverständlichkeiten und Wiederholungen getragen, die man nicht jedes Mal diskutieren kann.
Warum soll das im religiösen Leben anders sein? Sicher gehören die spontane Herzlichkeit, die einmalige Stunde der Ergriffenheit, das große Erlebnis auch dazu. Aber ebenso wichtig sind auch diese selbstverständlichen, rhythmischen Vollzüge, die von der augenblicklichen Stimmung unabhängig sein müssen. Das Leben ist wie unsere Vorhänge und Teppiche nach Mustern gewoben.
Ein Ruhe- und Festtag, sechs Werktage … das ist ein uraltes Strickmuster der Menschheit, und es ist zutiefst sinnvoll. Denn das Leben braucht Rhythmus. Und das göttliche Gebot entspricht dem Wesen des Menschen.