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Einführung
ОглавлениеDER PREDIGTPREISTRÄGER
Bischof Reinhold Stecher wurde am 22. November 2010 in Bonn für sein Lebenswerk mit dem Ökumenischen Predigtpreis ausgezeichnet. In der Begründung heißt es:
„Die Predigten Stechers zeichnen sich durch theologischen Tiefgang aus, verbunden mit einer hohen Bildhaftigkeit und Anschaulichkeit. Sie atmen den Geist der Freiheit eines Christenmenschen und sind stets mit einer Portion Humor gewürzt. Sie machen nachdenklich und lassen seine Zuhörer schmunzeln. In alledem ist dem profilierten Prediger seine faszinierende Tiroler Heimat Sprache Gottes an den Menschen von heute.“
Er selbst schreibt in der Meditation „Der Heilige Geist und das Auto“:
„Immer, wenn ich von den tiefsten und überwältigendsten Wahrheiten unseres Glaubens sprechen soll, stoße ich auf diese Schwierigkeit: Ich spüre das ganze Unvermögen meiner Sprache. Ich fühle mich an den Grenzen meines Denkens und meiner Mitteilungsmöglichkeit. Und doch soll ich die Botschaft weitersagen, dass sie da und dort ankommt. So geht es mir jetzt: Wie soll ich von dem reden, der alles erfüllt und alles bewegt – dem Heiligen Geist?
Mit dem Blick auf das Vorbild unseres Herrn wage ich es, auf die Suche nach Bildern und Vergleichen in unserer Lebenswelt zu gehen. Es war auf der Heimfahrt von einer Firmung, am späten Abend, durch das nächtliche Land. Da hat sich in mein Sinnen über den Geist Gottes das Auto in die Meditation gedrängt.“ (Die ganze Meditation findet sich auf Seite 73.)
In diesen wenigen Sätzen bringt Reinhold Stecher auf den Punkt, was ihn im Blick auf seinen Verkündigungsauftrag als Priester und Bischof bewegt. Man fühlt sich geradezu an den Abschluss der Gleichnisrede im Markusevangelium erinnert, wo es heißt: „Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben? Es gleicht einem Senfkorn … Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten“ (Mk 4,30.33).
Immer wieder hat Reinhold Stecher dieses Suchen nach Bildern und Vergleichen umgetrieben, um die Botschaft des Evangeliums so zu verkünden, dass sie dem Menschen von heute zugänglich wird. Wenn Jesus gesprochen hat, dann sind die Menschen in Scharen gekommen, um ihn zu hören. Er hatte eine gute Nachricht für alle, die arm dran sind und sich nach einem erfüllten Leben sehnen, das mehr ist als bloßer Alltag, das ein Fenster öffnet zu dem, was die wahre Höhe und Tiefe des Lebens ausmacht, zu einem Leben, über dem sich ein offener Himmel zeigt, das zu einem menschlichen Miteinander motiviert.
Aus dem reichen Predigtschatz von Reinhold Stecher sollen in diesem Band Texte vorgelegt werden, die heute genauso aktuell sind wie zu der Zeit, da sie gesprochen wurden. Sie möchten die Leserin, den Leser, begleiten auf ihrer Suche nach Wegweisern für ein Christenleben im Hier und Heute, durch den christlichen Jahreslauf mit seinen großen und kleinen Festen, als Ermutigung an großen Lebenswenden, im Blick auf prägende Vorbilder und auf einen geerdeten Glauben im Alltag des Lebens.
Ehe wir diese Predigtschatztruhe nun öffnen, möchte ich Sie zu einem Blick hinter die Kulissen einladen. In einem Vortrag für Diakone mit dem Titel „Kleiner Küchenleitfaden für Predigt und Verkündigung“ hat Reinhold Stecher aus seinen reichen Erfahrungen in etwas gelockerter Form ein „Kochbuch“ zur Predigt zusammengestellt. Darin heißt es unter anderem:
„Variiere dein Menü je nach deinen Gästen! Kranke brauchen Trost, Kinder brauchen Fröhlichkeit, Intellektuelle brauchen Weisheit, die den Hausverstand nicht verachtet und doch nicht von dieser Welt ist, Fernstehende brauchen Erinnerung an das, was ihnen fehlt, einen Verstärker für die Hoffnung, die unter der Asche der Enttäuschung ja doch glimmt, … und alle brauchen die befreiende Wahrheit Jesu.“
Reinhold Stecher hat sich in seinen eigenen Predigten genau an dieses Rezept gehalten. Er hat seine jeweiligen Zuhörer in ihrer eigenen Welt und Lebenssituation abgeholt und ihnen den Tisch des Heils gedeckt.
Die in diesem Band abgedruckten Texte stammen alle aus der Zeit zwischen 1980 und 2011. In Einzelfällen wurden Personennamen und situationsbedingte Hinweise, die heute überholt sind, ausgeblendet. Der Vorspann zu den einzelnen Kapiteln, Überschriften und kleinere Hinweise zu manchen Texten stammen vom Herausgeber.
Innsbruck, im Sommer 2015 | Klaus Egger |