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Krieg ist kein generell erlaubtes Mittel der Politik

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Dass Krieg kein generell erlaubtes Mittel der Politik ist, ist nicht selbstverständlich. Von Aristoteles (384–322 v. u. Z.) über Machiavelli (1469–1527) bis hin zu Carl von Clausewitz (1780–1831) und Carl Schmitt (1888–1985) reicht eine Traditionslinie der Kriegstheorie, die diese Voraussetzung nicht teilt. Gilt der Krieg Aristoteles als ein Mittel des Erwerbs16, so gilt er Machiavelli als ein Mittel des Gebietserwerbs und der Politik schlechthin.17 Für Clausewitz war er schlicht ein Mittel, »dem Feinde unseren Willen aufzudringen«.18

Angesichts von Massenvernichtungswaffen, die jeden Erdteil bedrohen, erscheint ein derart instrumentalistisches Verständnis von Krieg heute als unhaltbar. Zu groß sind die Opfer, die Krieg fordert, und die Schäden und Gefahren, die er mit sich bringt, als dass er sich als ein generell erlaubtes Mittel politischen Handelns begreifen ließe: Allein die sieben blutigsten Kriege der neueren Geschichte (1. Zweiter Weltkrieg, 2. Erster Weltkrieg, 3. Napoleonische Kriege, 4. Koreakrieg, 5. Krieg in Kambodscha, 6. Vietnamkrieg, 7. Spanischer Bürgerkrieg) haben zwischen 63 und 80 Millionen Menschen das Leben gekostet.19

Das instrumentalistische Verständnis von Krieg, das ihn als eines der Mittel sieht, die der Politik zu Gebote stehen, hat allerdings schon früh Widerspruch hervorgerufen, welcher in der langen Geschichte der Theorie des gerechten Krieges vielfachen Ausdruck gefunden hat. Dass Krieg ein extremes Übel ist, das unermessliches Leid über Menschen bringt, eine Vielzahl von Todesopfern fordert und Wohlstand und die materielle Grundlage des Lebens vieler Menschen vernichtet, lässt sich deshalb nicht als Einwand gegen die Frage nach der Möglichkeit eines gerechten Krieges ausspielen, sondern bildet im Gegenteil deren unverzichtbaren Ausgangspunkt. Krieg ist in der Sicht derjenigen, die nach der moralischen Erlaubtheit des Einsatzes militärischer Mittel fragen, weder ein moralisches Gut noch gar ein (und sei es unter bestimmten historischen Bedingungen) unverzichtbarer »Lehrmeister«20. In ihren Augen ist Krieg so furchtbar, dass es Herrschaftsverbänden moralisch nicht erlaubt sein kann, sich militärischer Mittel zu bedienen, wo immer dies Erfolg verspricht und ihnen vorteilhaft erscheint. Es ist diese Voraussetzung, unter der die Frage naheliegt, ob – und wenn ja: in welchen Fällen – das Führen eines Krieges moralisch gerechtfertigt werden kann. Denn diese Frage ist dann von Belang, wenn Krieg nicht schon als solcher moralisch erlaubt ist, sondern es allenfalls unter bestimmten Umständen legitim sein mag, Krieg zu führen.

Mit Sehnsucht nach einer neuen Kreuzzugsmentalität hat die Erörterung der Frage daher nichts zu tun. Vielmehr erkennt, wer nach der Möglichkeit eines gerechten Krieges fragt, die von Harald Wohlrapp (* 1944) postulierte »Beweislastverteilung« immer schon an: »Friede ist der Normalzustand, Krieg muss eigens begründet werden.«21

Die kritische Prüfung der Legitimität eines Krieges scheint allerdings eines spezifischeren Maßstabs zu bedürfen als lediglich »ein[es] geschärfte[n] Bewusstsein[s] über argumentative Zusammenhänge« und der »Überzeugung, dass die Philosophie auf Grund ihres Charakters als Kulturleistung im Prinzip pazifistisch ist«22. In der (Weiter-)Entwicklung und Begründung eines solchen spezifischen Maßstabs zur Beurteilung der Legitimität des Einsatzes militärischer Mittel sehe ich den Beitrag, den die Philosophie zur Beantwortung der Frage zu leisten vermag.

Gibt es einen gerechten Krieg?

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