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Grenzen

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Die letzten Jahren denke ich, gezwungene Weise, viel nach über die Frage: „Wann bin ich an meiner Grenze, wann überschreite ich diese Grenze und wann nicht“.

Mir ist schon klar, dass ich heutzutage schneller an meine persönliche Grenzen stosse als vor, sagen wir mal, 10 Jahren. Das hat einerseits natürlich mit meinem zunehmenden Alter zu tun, andererseits mit meinen Hörsturz in 2007. Der Hörsturz sorgte nicht nur dafür, dass ich weniger hörte, sondern sorgte ebenfalls dafür dass meiner Tinnitus (Ohrgeräusch) lauter wurde. Und Tinnitus hat die unangenehme Neigung sich zunehmend hören zu lassen, gerade wenn man Stress hat oder müde ist. Obwohl ich zum Glück nicht unter der Tinnitus leide, bin ich mir bewusst dass sie jedoch eine versteckte Rolle spielt wenn ich mich für längere Zeit zum Hören anstrenge.

Nun habe ich mich schon längst angewöhnt so ab und zu mal das Wort „Nein“ zu benutzen, wenn zu viel auf mich zukommt und ich versuche anspruchsvolle Aktivitäten so viel wie möglich zu verteilen. Aber rein technisch betrachtet interessiert mich die Frage, ab wann stösst man auf seine/ihre Grenzen? Ständig lesen wir in den Medien, dass unsere Gesellschaft immer mehr „Burned out“ gefährdet ist. Man muss stets erreichbar sein, Überstunden sind mittlerweile normal. Und wehe derjenige der seinen Chef mal wagt ein Nein zu geben.

Trotz die viele Informationen über dieses Phänomen, ist mir noch immer nicht klar, wo diese schädliche Tendenz herkommt.

Meine eigene Spekulationen sind diese: Hat die veränderte Industrie und Ökonomie etwas damit zu tun? Oder hat es vielleicht etwas damit zu tun, dass vor Dezennien Eltern immer weniger ihre Kinder Grenzen gestellt haben und so eine (oder sogar zwei) Generation aufgewachsen ist, die nicht gelernt hat sich und seine Umgebung Grenzen zu stellen? So ist zum Beispiel Selbstbeherrschung etwas, was gelernt werden muss und nicht selbstverständlich auf uns zukommt.

Von mich selbst weiss ich, dass ich schneller meine Selbstbeherrschung verliere wenn ich sehr müde oder gestresst bin, obwohl ich normalerweise eine gute Selbstbeherrschung habe.

Aber ab wann sagt man sich „genug ist genug“? Persönlich habe ich lernen müssen meine Grenzen zu stellen und bin immer noch im Lernprozess. Ich erkenne mittlerweile sämtlichen körperlichen Symptomen die mir meine Grenzen signalisieren, damit ich selbst entscheiden kann ob ich nicht über meine Grenzen gehen soll, oder dass ich darüber gehe und das es dann echt Schluss ist. Nur wenn man seine eigenen Grenzen erkennt, kann man bewusst wählen, wie damit um zu gehen. Oder seine Grenzen präventiv einsetzen.

Zugegeben, manchmal bin ich ein bisschen neidisch auf Menschen die ihre Grenzen auf scheinbar natürliche Weise zeigen. Ich finde es manchmal noch immer schwierig Nein zu sagen! Jedoch bin ich davon überzeugt, dass die Aussage im obenstehenden Bild stimmt: Grenzen schaffen Identität. Wer es schafft für sich und anderen klare Grenzen zu stellen, wird respektiert und die Grenzen werden akzeptiert. Und manchmal zu meiner Überraschung werden auch meine Grenzen akzeptiert und respektiert. Warum ist es dennoch so schwierig?

Ich bin Schwerhörig, na und? Teil 2

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