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Lebensqualität

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Quelle: Dead And Alive ID: 164729© Emanuel Hategan | Dreamstime Stock Photos

Als HörgeräteträgerIn, kommt man einmal in der 5/6/7 Jahren zum unabwendbaren Ankauf eines neuen Hörgerätes. Nebst der neuen Anpassung, Hörtesten, Besuche an der Akustiker, bedeutet dies auch ein volles Portemonnaie. Hier muss ich leider ein Thema ansprechen, das unbeliebt ist und worüber nur ungern gesprochen wird. Aber, ich verspreche Sie, lieber Leser und liebe Leserinnen, dass ich dieses Thema sehr umsichtig angehen werde, also bitte, lesen Sie ruhig weiter.

Seit 2011 gibt es in der Schweiz eine Pauschal Regelung für Hörgeräte. Kurz und einfach gesagt: man kann sich das Hörgerät kaufen, dass man will und auch wo man will, aber man bekommt nur einen Pauschalbetrag dafür (siehe http://www.bsv.admin.ch/aktuell/medien/00120/index.html?lang=de&msg-id=39314). Diese Regelung ist erstanden, weil man eine gewisse Konkurrenz zwischen Akustiker und Hörgerätehersteller kreieren wollte, damit die Preise der Hörgeräte etwas runter gehen würden. Jetzt, vier Jahre später, wissen wir immer noch nicht ob das gelungen ist oder nicht. Ausgiebige Untersuchungen in diesem Bereich liegen nicht vor. Wenn ich mich irre, dann möchte ich Sie doch herzlichst bitten sich mir zu melden.

Die Behauptungen der Akustiker, die Krankenkasse und so weiter, dass es kostendeckende Hörgeräte gibt für alle, mögen ja vielleicht stimmen, leider nur, dass es in der Praxis bei nur den wenigsten Hörgeräteträgern zutrifft! Klar, ich könnte mich ein Kostendeckendes Hörgerät kaufen. Bringt mir das aber auch ein Stück Lebensqualität? Nein. Auch wenn ich mir nicht die brandaktuellen technischen Neuigkeiten wünsche, dann reicht mir doch nicht das billigste, kostendeckende Hörgerät aus. Aus dem einfachen Grund, dass einen Hörverlust rein Individuell ist, und auch vor allem weil Hochgradige Schwerhörigkeit sich nicht mit einem billigen Hörgerät ausgleichen lässt. Punkt.

Ich gebe zu, in Sache Lebensqualität bin ich sehr anspruchsvoll. Auch was meine Hörgeräte betrifft. Eben weil es hier gerade um Lebensqualität geht! Leider nur, kann sich nicht jeder leisten den zusätzlichen Mehrpreis zu bezahlen. In dem Fall, hat man also der Wahl, sich mit weniger Qualität zu begnügen, oder sich in den Schulden zu stecken.

Nun kennt die Schweizer IV (Invalide Versicherung) zwar eine Härtefallregelung, die in den schlimmeren Fällen aushelfen sollte, aber in viele Fälle funktioniert diese Regelung nicht (siehe ein Bericht aus der Tagesanzeiger in 2014 http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Die-IV-hat-kein-Gehoer-fuer-Haertefaelle/story/23384918 ). Viele Betroffene kennen diese Härtefallregelung nicht oder sehen davon ab, dieser Regelung zu benutzen weil sie sehr kompliziert ist und viel Ausdauer braucht. Wie viele Menschen dadurch benachteiligt werden, weiss ja keiner. Umfragen zu diesem Zweck sind natürlich etwas peinlich und Akustiker haben durchaus keine Begeisterung für diese Regelung. Auch die ehrlichen und guten Akustiker möchten natürlich auch ein hochwertiges Produkt verkaufen und werden lieber den teureren Modellen anpreisen.

Aufklärung ist hier also das Stichwort. Die Härtefallregelung soll bekannter und einfacher werden! Ein Hörgerät ist schon teuer genug, geschweige noch von den Batterien, die man meist wöchentlich braucht, die Trockenkapseln, Reinigungsmittel. Für Hochgradig Schwerhörige kommen oft noch zusätzliche Hilfsmittel, für Telefon, Fernsehen oder Versammlungen dazu. Auch die muss man selbst bezahlen, wenn man zum Beispiel nicht (bezahlt) arbeitet. Gerade wenn man nicht arbeitet, soll ein Hörgerät nicht nur bloss ein Stück Technik sein, sondern auch ein Stück Lebensqualität!

Hoffentlich habe ich selbst noch ein paar Jahre, bis es wieder so weit ist, aber sei es jedoch angemessen hier das Thema, worüber meistens geschwiegen wird, mal anzusprechen. Wenn sie ein neues Hörgerät brauchen, dann seien Sie sich bewusst dass es eine Härtefallregelung gibt, die vielleicht auf Sie zutreffen könnte. Das zu prüfen schadet nicht. Schliesslich geht es um Ihre Lebensqualität!

Ich bin Schwerhörig, na und? Teil 2

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