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Kapitel 8

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Zur Julzeit beehrt uns Odin, um uns seinen Segen zu spenden.

Er kommt auf Sleipnir und ist in einen roten Mantel gehüllt.

Schmückt euer Haus mit Tannengrün, um unseren Allvater

gebührend zu begrüßen! Äpfel bringt er, Nüsse und gar manch

Süßes. Und den Fliegenpilz für all die Weisen. Mittel für die

Reise in die Welt der Zwerge und der Ahnen.

(GERMANISCHE LEGENDE)

Sarulf parkte den Scooter in der Garage, er lud sich die Tasche auf die Schulter und stapfte durch den Schnee zum Wohnhaus. Wohlige Wärme empfing ihn in der Eingangshalle, Sarulf stellte die Tasche auf den Boden. Aus dem Wohnzimmer vernahm er leises Stimmengemurmel.

Sarulf betrat das Zimmer, sofort verstummte alles und blickte ihm entgegen.

„Sarulf, Sohn!“

„He, Bruderherz!“

„Oh, mein Junge!“

„Hallo, kleiner Bruder!“

„Na, Brüderchen!“

In Begleitung des Chors freudiger Überraschung ging Sarulf zur Sitzecke, wo alle aufgestanden waren und ihn nun neugierig umringten.

Seine Eltern, seine Schwester, Steinar und Siegfried. Die ganze Familie Rabenfeder war da und würde gemeinsam für einige Tage das Julfest feiern.

„Hallo, ihr alle!“, rief Sarulf und umarmte einen nach dem anderen.

„Wie war die Reise?“ – „Was macht die Ausbildung?“ – „Wie geht es dir?“

Er wurde mit tausend Fragen bestürmt. Sarulf ließ sich auf das Sofa fallen und genoss die Aufmerksamkeit.

Der Abend verging wie im Fluge. Erst spät in der Nacht verabschiedeten sich die Familienmitglieder voneinander, und jeder begab sich auf sein Zimmer. Sarulf schnappte sich seine Tasche und betrat sein altes Kinderzimmer. Er warf die Tasche auf das Bett und nahm erst einmal eine Dusche.

Als er schließlich im Bett lag, schloss er beseelt die Augen. Es würden sicher ein paar sehr schöne Tage werden.

Langsam dämmerte er ins Reich des Schlafes, das letzte, was er sah, war ein Mistelzweig, den jemand über seiner Zimmertür angebracht hatte.

Die Dezembersonne schien ins Zimmer, als Sarulf erwachte. Er hatte zu lange geschlafen und musste sich jetzt beeilen, die anderen warteten bestimmt schon mit dem Frühstück auf ihn.

Schnell vollzog er seine Morgentoilette und schlüpfte in frische Sachen.

Dann riss er die Tür auf und wollte eben nach unten stürmen, als er auf der Schwelle fast mit jemandem zusammengestoßen wäre.

„He, hallo … Alida!“

„Äh, hallo … Sarulf! Ich dachte, Ihr … du wärst schon beim Frühstück. Ich wollte das Bett machen und so …“

Sarulf hielt Alida mit einer Hand an sich gepresst, Alida stand ganz still und sah ihn mit großen Augen an.

Sarulf zog sie über die Schwelle und deutete auf den Mistelzweig.

„Hast du den dahingehängt, Alida?“

„N…nein!“, erwiderte sie erschrocken.

„Na egal! Brauch ist Brauch!“ Sarulf beugte sich zu ihr hinab. Er blickte Alida tief in die Augen und gab ihr einen Kuss. Alida hielt ganz still. Sarulf löste seine Lippen von den ihren und sah sie wieder an. Da nahm Alida sanft seinen Kopf in ihre Hände, sah ihn tief an, sie schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte sich ganz fest an ihn.

Und so küssten sie sich … und küssten sich!

Sarulf hielt Alida fest im Arm und streichelte ihr flammendes Haar.

Langsam, ganz langsam lösten sich ihre Lippen schließlich voneinander. Alida legte ihren Kopf an Sarulfs Brust.

Nach einer Weile flüsterte sie: „Ich muss an die Arbeit!“

„Und ich sollte langsam zum Frühstück!“, lächelte Sarulf.

Alida löste sich sacht von Sarulf, bis er sie nur noch an einer Hand hielt.

„Ich hab mich so auf ein Wiedersehen mit dir gefreut, Alida!“, sagte er und deutete auf den Zweig. „Ein schöner Brauch! Aber das eben, das war mehr!“

„Ja!“, erwiderte Alida. „Auch ich konnte es kaum erwarten, dich zu sehen!“

„Sehen wir uns später?“, fragte Sarulf.

„Ich hab um sechs Uhr Feierabend, wenn du willst …!“

„Und ob ich will!“ Sarulf gab ihr noch einen Kuss und stürmte die Treppe hinab zum Frühstück.

Alida schaute ihm lächelnd hinterher.

* * *

Die Explosion hatte verheerende Folgen. Der Großteil des Labors war dahin, viele der Mitarbeiter aus der Abteilung starben und traten vor ihrer Zeit vor den Schöpfer. Teure Geräte wurden zerstört, aber die konnten ersetzt werden.

Die Auswertungen der Versuchsreihen waren extern gespeichert worden, sodass die Tests gut nachvollziehbar waren.

Der finstere Kuttenträger hieb mit der Faust auf den Tisch.

„Was, verdammt noch mal, ist da schiefgegangen?“, fuhr er den weißen Mann an. Der Chefwissenschaftler des Ordens verbeugte sich.

„Es tut mir leid, Meister! Das konnte wirklich keiner voraussehen, die Versuche waren fast abgeschlossen. Wir waren eben dabei, die letzten Tests mit Darmbakterien durchzuführen, als das Unglü…“

„Und was hat dieses … Unglück verursacht, sag es mir!“

„J…ja, Meister! Es waren Caryophanon-Bakterien. In den Hüllen dieses Stoffes müssen niedermolekulare Fettsäure gewesen sein. Davon leben diese Bakterien. Sie haben die Fettsäuren verzehrt, die Hülle wurde durchlässig … und so kam es zur Explosion!“

Der alte Meister blickte den Wissenschaftler durchdringend an, seine Augen leuchteten wie Feuer unter der Kapuze hervor.

„Dann kennt ihr ja jetzt die Ursache und könnt diese blöden Hüllen so schnell als möglich anpassen. Uns läuft die Zeit davon, die heiligen Krieger brauchen auch ihre Zeit, bis sie präpariert sind. Im nächsten Herbst ist das große Treffen, dann müssen die Krieger vollständig gerüstet vor Ort sein!“

„Ja, Meister! Das schaffen wir, in ein paar Tagen ist das Material bereit für den Einsatz!“

„Das will ich hoffen, für dich! Der Zorn unseres Herrn kennt keine Gnade für Versager!“

„Ja, Meister!“

„Na los, ab an die Arbeit, die neuen Geräte sind schon unterwegs!“

„Ja, Meister!“, der Wissenschaftler verbeugte sich tief und verließ eilig den Raum.

Der Alte blieb allein zurück.

Die Zeit wird knapp!, dachte er ärgerlich. So lange hat die Vorbereitung schon gedauert, und nun auch noch so etwas. Jetzt müssen alle am Projekt beteiligten Brüder und Schwestern sich ungeheuer anstrengen. Die Rache des Herrn darf nicht verzögert werden, so einen Termin bekommen wir nicht so schnell wieder!

Er stand auf und raffte die Schöße seiner Kutte. Dann machte er sich auf den Weg in die Halle mit den Heiltanks, um den Zustand der dreizehn Krieger in Augenschein zu nehmen.

Dreizehn Krieger, einer davon würde den Weg ebnen, sich für die anderen opfern, sodass diese zwölf Krieger dann in den heiligen Krieg ziehen konnten. Zwölf Krieger, fast wie die zwölf Verkünder der Lehren ihres Gottes. Nur würden die Krieger nicht das Wort ihres Herrn verkünden, sondern mit Feuer und Schwert über die Ungläubigen herfallen.


WUNJO – Wonne (Rune der Hoffnung und der Freude)

Im Jahr des Wolfes

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