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Kapitel 9

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Die zwölf heiligen Nächte bilden den Ausgleich zwischen dem

alten Mondjahr und dem Sonnenjahr. Somit steht die Julzeit

zwischen den Jahren und diese Nächte waren besonders zauberkräftig.

Jede dieser Nächte stand für einen Monat im nächsten Jahr.

(GÉZA VON NEMÉNYI, DER JAHRESKREIS)

Sarulf schnallte die Tasche fest, schloss den Kragen seiner Jacke und stieg auf den Scooter. Er drehte sich ein letztes Mal um und winkte Alida zum Abschied. Sie warf ihm eine Kusshand zu und winkte zurück.

Jede freie Minute hatten sie in den letzten Tagen miteinander verbracht und gehofft, es würde niemand bemerken. Doch nun war die schöne Zeit vorbei und er musste zurück in die Kaserne. Siegfried war schon vor ihm aufgebrochen, er hatte nicht so lange frei bekommen wie Sarulf. Auch Swanhild und Steinar waren zu ihrer gewohnten Arbeit zurückgekehrt.

Die letzte Nacht hatte Alida bei Sarulf im Zimmer verbracht. Heimlich hatte er in der Dunkelheit am Eingang des Hauses auf sie gewartet. Und Alida war unbemerkt aus dem Mägdehaus gehuscht. Dann hatte sie diese letzten Stunden in seinen Armen gelegen, die Zeit war viel zu schnell vergangen!

Bald gibt es ja wieder Urlaub, dann kann ich sie endlich wiedersehen.

Sarulf drehte sich um und startete seinen Scooter. Langsam schwebte er vom Hof der Familie, begleitet mit dem Wunsch, so schnell wie nur möglich zu Alida zurückzukehren.

* * *

Von Rabenzahns Augäpfeln war nur noch das Weiße zu sehen. Steinar und Hasso blickten sich wissend an, diesen Anblick waren sie inzwischen gewöhnt.

Der Meister weilte im Reich der Ahnen. Er hatte eine akribisch abgemessene Dosis von den getrockneten Fliegenpilzen eingenommen, die Swanhild Steinar für ihn mitgegeben hatte.

In jeder der heiligen Raunächte ging Meister Rabenzahn hinüber in die andere Welt, um Dinge aus der Zukunft zu erfahren.

In jeder heiligen Nacht wurden das Runen-Orakel und die Karten befragt.

Jede der Raunächte stand für einen Monat des nächsten Jahres, und die Orakel sagten die Ereignisse für den jeweiligen Monat voraus.

Weißbart Rabenzahn notierte sich alle Voraussagungen genauestens, er würde sie später an König Rabenfeder exakt so weitergeben.

Der Meister wiegte seinen Oberkörper hin und her und gab unverständliche Laute von sich.

Steinar und Hasso beobachteten ihn und warteten voller Ungeduld, bis er wieder in ihre Welt zurückkommen würde.

Langsam verebbte das Wiegen des alten Körpers und schließlich saß Rabenzahn wieder steif wie ein Stock auf dem Boden. Seine Lider schlossen sich, kurz darauf öffnete er sie. Nun waren seine eisgrauen Augen wieder klar und erkennbar. Auch war sein unverständliches Brabbeln verstummt.

„Oje! Langsam werde ich zu alt dafür, es wird Zeit, dass ihr das übernehmt!“

Der Meister erhob sich ächzend vom Fell. Er ging zu seinem Stuhl und ließ sich schwer auf ihn fallen.

„Hirschhorn, bring mir meine Kladde! Und du Steinar, mach mir einen Tee. Dann setzt euch zu mir!“

Hasso griff sich die Orakelkladde des Meisters, während Steinar den Kessel über das Feuer hängte und darauf wartete, dass das Wasser zu kochen anfing. Dann stellte er die Tasse mit dem Tee vor den Alten auf den Tisch.

„Setzt euch, Jungs! Und hört zu!“

Hasso und Steinar blickten ihren Lehrer erwartungsvoll an. Der öffnete sein Buch und schlug eine leere Seite auf.

„Dieser Monat bringt Schatten und Verlust! Die Ahnen waren sehr aufgeregt und es lag ein dunkler Schleier über der Familie unseres Königs!“

Steinar erschrak, ging es doch um seine Familie, der König war sein Vater.

Weißbart fuhr fort.

„Es kommt Unheil auf uns zu! Aber ich muss erst die Runen befragen, bevor ich Genaueres sagen kann!“

Meister Rabenzahn griff nach dem Beutel mit den Runen und entnahm diesem eine. Er warf sie auf den Tisch.

„Fehu!“, sagte er, alle drei prüften nun die Lage der Rune.

„Kein gutes Omen!“, murmelte Weißbart Rabenzahn. „Die Rune liegt verkehrtherum, das bedeutet Verlust! Irgendetwas oder irgendjemanden wird die Familie des Königs verlieren, was genau, das liegt im Dunkel!“

Steinar blickte entsetzt auf das Zeichen. Bei Odin, warum?

Rabenzahn schaute auf seine Lehrjungen und griff nach seinem Stift.

„Geht zu Bett, alle beide! Ich muss meine Notizen beenden!“

Steinar und Hasso wünschten dem Meister eine gute Nacht und zogen sich zurück. Doch Steinar lag noch lange wach und grübelte über die Weissagung.

Kann der Alte in den Runenzeichen wirklich so genau die Zukunft erkennen? – Doch nur dann, wenn man sie zu seinen Gunsten verändern kann! Ich muss mit Vater reden!

Steinar wusste, auf jeden Fall würde dieser Monat ihrer aller besonderen Wachsamkeit benötigen!

* * *

Das Flackern unzähliger Kerzen drang durch die Finsternis der unterirdischen Felsenhalle. Es erfüllte den Felsendom mit trautem Schein und vermittelte ein Gefühl des Behütetseins.

Hunderte Menschen drängten sich in der Kathedrale. Sie waren im Overall, in dunkler Kutte, in Alltagskleidung oder in feierlichem Ornat erschienen.

Sie alle blickten gespannt zu dem Felsblock in der östlichen Ecke der Halle. Ein Mann in einer schwarzen Kutte stand hinter dem Stein, der ihm bis an die Hüfte reichte, er hatte die Kapuze tief in das alte Gesicht gezogen.

Vor ihm standen eine große weiße Kerze und ein silberner Kelch, ein eckiges Bündel lag daneben.

Er hob beide Arme empor, sofort versiegte auch das letzte Murmeln.

„Brüder und Schwestern, lasst uns feiern! Die Zeit ist gekommen, um unserem Herrn unsere bedingungslose Treue zu zeigen!

Heute, der Tag, an dem sich der Dreizehnte opferte, um den Zwölfen den Weg zu ebnen, ist der richtige Zeitpunkt, die Prophezeiung erneut wahr werden zu lassen.“

Der Mann senkte seine Arme und schlug den Stoff des vor ihm liegenden Bündels auseinander. Ein Buch kam zum Vorschein. Es musste sehr alt sein. Halb zerfallene Seiten steckten in dem ramponierten ledernen Einband. Und doch ging etwas Besonderes von dem Folianten aus, die Zuschauer holten tief Luft, als sie sahen, was der Priester enthüllte.

Er öffnete vorsichtig das Buch und erhob seine Stimme:

„Brüder und Schwestern! Im zweiten Buch des Achim von Magdeburg steht geschrieben: Dreizehn werden den Anfang machen. Einer wird sich den Ungläubigen als Köder opfern, zwölf werden über sie herfallen. Gerüstet mit der Macht des Herrn werden sie Verderben über diese sündhafte Welt bringen, und das Feuer wird sie alle reinigen, und sie werden den Herrn als ihren einzig wahren Gott erkennen. Gar groß wird das Jammern und Klagen sein, doch die Macht unseres Herrn wird trotzdem unter sie fahren. Nur wer reinen Herzens ist, den wird das Feuer und das Schwert Gottes verschonen!

Brüder und Schwestern, lasst uns jubilieren und voller Freude sein!

Erneut wurden dreizehn Krieger geboren, um den Willen unseres Herrn in die Welt hinauszutragen.

Bald, schon sehr bald werden diese Krieger bereit sein, in den heiligen Krieg zu ziehen!

Und wir werden noch einmal dreizehn Krieger brauchen, für den nächsten heiligen Kampf, und wiederum dreizehn Krieger und wieder!

Darum lasst uns heute feiern und den Herrn lobpreisen!

Darum feiern wir heute erneut den heiligen Tag der Zeugung der Dreizehn!

Bringt den Wein und die Jungfrauen!

Amen!“

Das „Amen“ der Gläubigen hallte dumpf von den Wänden des Doms wider.

Mehrere Schwarzgekleidete erschienen mit Fässern von Wein und stellten sie vor den Altar. Aus einem Türchen tauchte eine lange Reihe junger Frauen auf.

Die Menge johlte und schrie.

Die Priester begannen, den Wein an die Menschen zu verteilen, die gierig den Traubensaft in sich hinein schütteten. Das Getränk war mit einem Aphrodisiakum präpariert worden und entfaltete prompt seine Wirkung. In kürzester Zeit fiel die Menge in ekstatische Verzückung!

Die Jungfrauen steigerten noch die allgemeine Erregung der trunkenen Schar, indem sie ihre Brüste blitzen ließen und die Röcke hoben, um ihre Scham zu präsentieren.

Die Kerle johlten, stürmten auf sie ein, und ein wildes Kopulieren fing an. Wer keine Jungfrau abbekommen hatte, schnappte sich einfach die Frau seines Nebenmannes, die ebenso bereitwillig ihren Körper darbot, denn sie wollten alle in dieser heiligen Nacht schwanger werden, um einen heiligen Krieger zu gebären. Alle Mitglieder der „Gemeinschaft rechtgläubiger Menschen“ wollten heute auf ihre Kosten kommen, und jeder entblößte seinen steifen Schwanz, und jede griff sich den nächsten, der sich ihr entgegenreckte.

Auch die Priester beteiligten sich an dieser wüsten heiligen Orgie und lustvolles Stöhnen und spitze orgiastische Schreie erfüllten das Gotteshaus.

Wer seinen Schuss getan hatte, paarte sich mit der Nächsten, die sich ihm bereits entgegenwarf, und dann mit der Nächsten. Und während dieses Zeugungsrausches priesen sie ihren Herrn und dankten ihm.

Die Wände des Tempels der Lust hallten wider von Geilheit und Lobpreisungen.

Einzig der alte Priester wandte sich vom Geschehen ab und ging in seine kleine Kapelle, um für seine Brüder und Schwestern zu beten.

Kniend bat er seinen Gott um Fruchtbarkeit der Frauen und gesundes Sperma der Männer, die an der Zeugung der neuen Krieger beteiligt waren.

Da betrat eine Jungfrau die Kapelle, ihre Kleidung hing nur noch in Fetzen vom Leibe herab. Sie trat zum Priester, zwängte sich zwischen ihn und das meterhohe Tischchen seines Betstuhls, beugte sich kopfüber und hielt ihm ihren blanken Hintern vor das Gesicht. Ihre Schamlippen waren gerötet und glänzten feucht. Bereitwillig nahm der Priester ihren Leib an. Er fuhr lustvoll mit beiden Händen über ihre prallen Pobacken und ihre Scham. Kurz schob er ihr zwei Finger in die Vagina.

„Meister! Nimm mich!“, stöhnte das Weib und spreizte ihre Beine noch weiter auseinander.

Da zog er sich die schwarze Kutte vom Körper und sein erigierter Penis drang in die Frau vor ihm ein. Lustvoll schob er sich tief in ihre Vagina hinein. Dann nahm er die Geißel, welche an der Seite des Betstuhles hing, und hieb abwechselnd sich und der Dirne Gottes auf den Rücken.

Bei jedem Schlag dankte er seinem Herrn und rief ihn an.

Jedem Stoß seines Unterleibes folgten zwei Schläge mit der Geißel.

Lustvolle spitze Schreie und geiles Stöhnen bildeten eine makabre Melodie mit dem rhythmischen Klatschen der Geißel.

Als der Priester endlich seinen Samen in den Leib der Stöhnenden ergoss, standen beider Füße in einer Lache aus Blut.


HAGALAZ – Hagel (Rune der Hexen und Zaunreiter)

Im Jahr des Wolfes

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