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Kapitel 6

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Axels Familie beherrschte ein Ding wie Profis – sie wusste, wie man sich innerhalb von Sekunden anpasste und eine Kehrtwende machte. Da sie in Haven – der Ranch, die er mit Jace und ihren Müttern am Rand von Allen, Texas, bewohnte – eine strikte Nur-für-die-Familie-Politik verfolgten, hatte er keine Wahl gehabt, als früh am Morgen den ganzen verdammten Clan anzurufen und sie zu bitten, ihr Sonntagbarbecue auf das Anwesen in der Stadt zu verlagern. Aber wenn alles so klappte, wie er es sich erhoffte, wäre es den Aufwand wert.

Aus dem Kofferraum seines Shelby Cobra hatte er zwei Lebensmitteltüten genommen, die seine Mutter in Haven gepackt hatte, und schnappte sich nun den Henkel einer dritten. Dann schlängelte er sich durch die Autos und Motorräder, die auf der riesigen runden Einfahrt parkten, zu den Eingangstüren. Das Haus wurde liebevoll Anwesen genannt, weil es hier genug Räume gab, dass er und alle sieben Männer, die er Brüder nannte, auf einmal hier übernachten konnten. Das Gebäude befand sich mitten in einem der teuersten Viertel von Dallas und wirkte wie eine italienische Villa, was im Gegensatz zu den harten Männern stand, die dafür bezahlt hatten und es benutzten.

Er trat die Tür ins Schloss und eilte durch den großen Eingangsbereich in Richtung Küche in der hinteren Hälfte des Hauses. Wie üblich hatten seine Mutter, Sylvie, und Jace’ Mutter, Ninette, das Kommando übernommen und scheuchten alle in Rufweite herum, damit sie ihnen bei verschiedenen Vorbereitungen halfen. Die Hälfte seiner Brüder war nicht da, sondern vermutlich auf dem Hinterhof, wo sie sich auf den Tag vorbereiteten, während Beckett, Jace und Trevor wohlweislich die Klappe hielten und am Küchentisch außer Reichweite sitzen blieben. Ihre Frauen eilten so aufeinander eingespielt herum, dass es ein Superhirn verblüffen konnte.

Er stellte seine Tüten auf die Kücheninsel. „Das sind die letzten.“

Sylvie packte etwas in den Kühlschrank, fuhr herum und lugte in jede der Taschen. „Heilige Mutter Gottes, es ist nicht da.“

„Was ist nicht da?“

„Zucker.“ Ninette, die an der Spüle stand, warf ihm ein schiefes Grinsen über die Schulter zu. „Du hast uns so schnell aus dem Haus gescheucht, dass sie ihn vergessen hat, und du weißt, wie deine Mutter über ein Essen ohne Nachtisch denkt.“

„Es ist ein verdammtes Verbrechen.“ Jace kicherte am Küchentisch.

Gabe gluckste wie ein kleines Mädchen, was ein reines Vergnügen war, wenn man bedachte, wie scheu und reserviert sie gewesen war, als Zeke sie das erste Mal getroffen hatte. In den drei Jahren seither hatte sie sich sehr verändert – nicht zuletzt wegen der Unterstützung seiner Familie. „Das ist ein gottverdammtes Verbrechen. Sie hat mir heute hausgemachte Chocolate Chip Cookies versprochen.“

Vivienne schloss den Schrank, fuhr herum und starrte Axel an. „Und wer hat nicht mal Zucker auf Vorrat?“

„Jemand, der sich mehr auf Alkohol und Bier konzentriert als auf Cookies“, warf Beckett neben Jace ein.

Gia trat neben ihn, stellte einen Stapel Pappteller und Becher mitten auf den Tisch und schlug ihm, ohne innezuhalten, gegen die Schulter. „Gib hier nicht das Arschloch. Hol Zucker.“

„Warum ich?“

Ihr Lächeln war zuckersüß, aber ihre freche Antwort war verdammt heiß. „Weil ich auch Chocolate Chip Cookies mag, und du liebst es, wenn ich in guter Stimmung bin.“

Eine Sekunde war vergangen, und das, was bisher eine entspannte Atmosphäre gewesen war, hatte sich aufgeheizt.

Diese verdammten Frischvermählten.

„Ich hole den Zucker“, brummte Axel und drehte sich wieder zum Eingang.

„Oh nein, das tust du nicht.“ Ninette mochte ihre Worte spielerisch ausgesprochen haben, aber darin lag eine Härte, die ihn abrupt innehalten ließ, bevor er auch nur drei Schritte hatte machen können. „Wenn du glaubst, dass du entkommen kannst, ohne zu erklären, warum wir uns in einer Lage befinden, in der wir Zucker vergessen konnten, täuschst du dich.“ Er drehte sich rechtzeitig um, um zu sehen, wie sie Beckett in Richtung Ausgang winkte. „Beckett, du gehst. Und sorg dafür, dass Knox, Danny und Ivan sich nicht davon ablenken lassen, mit Mary und Levi zu spielen, statt den Grill aufzubauen.“

Beckett mochte über eins neunzig groß sein und körperliche Bedrohungen in einem Mann-gegen-Mann-Kampf regelrecht vernichten, aber wenn Ninette Kennedy eine Anordnung gab, bewegte selbst ein Mann wie er seinen Hintern und tat, was nötig war. Er sah Axel stirnrunzelnd an und schob sich vom Tisch zurück. „Ja, Ma’am.“

Ninette wandte ihre resolute Aufmerksamkeit wieder Axel zu.

Sylvie tat dasselbe, und das Handeln der beiden war so perfekt getimt, dass es wirkte, als ob sie es im Voraus geübt hätten. „Also? Wer ist der Gast, wegen dem du Fäden ziehst, die du sonst immer in Ruhe gelassen hast?“

„Ich ziehe an keinen Strippen. Ich mache nur das Beste aus einem Nachmittag und will ein wenig Geschäfte machen, während ich schon dabei bin.“

„Bruder, ich könnte an einer Hand abzählen, wie oft du dich in Familienpläne eingemischt hast, und hätte trotzdem Finger übrig“, sagte Trevor. „Worum geht es?“

Beckett hielt im Türrahmen inne, eindeutig interessierter an der Antwort als daran, eine Besorgung in letzter Sekunde zu machen.

Diese verdammten Wichtigtuer. Er hatte gewusst, dass es weit hergeholt war, zu hoffen, dass seine Familie ihre verfluchten Nasen nicht in seine Angelegenheiten stecken würde, aber er war nicht davon ausgegangen, dass sie sich so früh einmischen würden. Er sah zu Jace, da er sich unter dem Blick seines besten Freundes wohler fühlte als bei den anderen, die ihn ins Kreuzverhör nahmen.

Jace stieß ein leises Lachen aus. „Eines muss ich dir lassen. Wenn du loslegst, machst du keine halben Sachen.“

Ninette sah zwischen den beiden hin und her, wie sie es auch getan hatte, wenn sie versuchte herauszufinden, wer von ihnen etwas ausgefressen hatte, als sie klein gewesen waren. Ihr Blick blieb bei Jace hängen. „Du weißt, was los ist, und hast während der Fahrt hierher kein Wort gesagt?“

Jace hob eine Augenbraue in Richtung Axel. Einer dieser „Machst du jetzt Nägel mit Köpfen oder gräbst du dir dein Loch noch tiefer?“-Blicke.

Natalie schaute vom Schneidbrett hoch. „Mmm, die Handlung verdichtet sich.“

„Es gibt keine Handlung, verdammt.“ Axel bedachte sie alle mit demselben grimmigen Blick, der seine Barkeeper und Kellnerinnen auf Abstand hielt, und fing an, die Einkaufstüten auszupacken. Besser das, als stillzustehen und ihnen zu erlauben, alles einer Psychoanalyse zu unterziehen. „Ich habe schon gesagt, es geht ums Geschäft. Ich habe eine neue Idee, auf die ich mich konzentrieren will, und das Mädel ist ein klein wenig scheu.“

Daryas Kopf fuhr hoch, und der Salat, den sie für die Hamburger vorbereitete, war sofort vergessen. „Das Mädel?“

Vivienne trat neben Darya und schob eine Plastiktüte voller Tomaten und Zwiebeln vor sie. Ihre Worte waren schüchtern, aber der wissende Blick, den sie ihm unter den Wimpern hervor zuwarf, sagte ihm, dass Jace ihr bereits mehr Details anvertraut hatte, als es Axel lieb war. „Und es ist ernst genug, dass er die Familie als Unterstützung braucht. Wie spannend.“

Seine Mutter verlor sämtliches Interesse an allem, was in der Küche vor sich ging, und starrte ihn einfach nur an. Ein tiefer, durchdringender Blick, der ihm das Gefühl gab, er wäre wieder zwei Jahre alt.

Gia dagegen blieb bei Weitem nicht so still. „Und diese Geschäftssache … Hat sie einen Namen?“

„Lizzy Hemming.“ Er blickte zu seiner Mutter, die immer noch vollkommen schockiert und sprachlos zu sein schien. „Und es ist wirklich was Geschäftliches, also wage es nicht, online nach Hochzeitskuchenrezepten zu googeln oder Babyschuhe zu bestellen.“

„Noch nicht“, warf Trevor neunmalklug ein.

„Ihr habt doch alle einen an der Waffel!“ Axel deutete auf Jace. „Scheiße, sag ihnen, was zum Teufel los ist.“

Jace’ Lächeln war so hinterhältig wie selten. Andererseits ließ es Axel mal wieder nicht im Stich. „Er sagt die Wahrheit. Sie und ihre Band haben gestern Abend im Crossroads gespielt. Sie haben das Publikum gerockt.“

„Das ist nichts Neues“, entgegnete Beckett, der immer noch auf die richtige Bombe wartete, hinter ihm. „Du buchst ständig Bands.“

„Ja, aber bei der hier interessiert er sich für mehr als nur normale Buchungen“, sagte Jace.

Ninettes Stimme wechselte zu irgendwas zwischen Schalk und reiner Überraschung. „Wiiiiirklich? Von wie viel mehr sprechen wir hier?“

Vivienne und Jace sahen ihn an. Warteten.

Er wagte es nicht, seine Mutter anzusehen, während er den Rest erzählte, aber er antwortete stattdessen direkt Ninette. „Ich habe ihr gesagt, dass ich ihr Manager werden will. Ich will sehen, ob ich meine Verbindungen nutzen und ein wenig tiefer in das Musikgeschäft einsteigen kann.“

Schweigen senkte sich innerhalb einer Sekunde über das Zimmer.

Es wäre leichter, wenn er alles so beließe, wie es gerade war, und seine Familie die Löcher mit dem füllen lassen würde, was sie wollten, aber der einfache Weg war normalerweise scheiße. Seine beste Chance, Lizzy zu zeigen, was für eine Art Mann er war, war, sie den Menschen vorzustellen, mit denen er sich umgab. Und die größte Wahrscheinlichkeit, dass sie ihr ihre wahre Natur zeigten, war, ihnen gegenüber offen zu sein. Oder zumindest größtenteils offen. „Sie hat Talent. Das ganze Paket. Mit der richtigen Unterstützung könnte sie die Musikwelt im Sturm erobern, aber sie ist schon einmal durch die Mangel gedreht und verraten worden. Sie weiß nicht, wem sie vertrauen soll.“ Er zuckte mit den Achseln. „Ich fand, es wäre das Beste, wenn ich sie herbringe, um ihr zu zeigen, wie Vertrauen aussieht.“

Es blieb weiter still. So, dass er dachte, er würde daran ersticken.

„Also gut.“ Sylvie McKee würde ihren Jungen in einem unangenehmen Augenblick nie hängen lassen, egal, wie schockiert sie war. Sie strich die Schürze glatt, die sie sich in dem Moment angezogen hatte, in dem sie in die Küche getreten war, und eilte zum Vorratsraum. „Wenn mein Junge sich entschließt, etwas Neues anzufangen oder jemand Neuen unter die Fittiche zu nehmen, wird er es mit meinem Rückhalt tun. Beckett, schaff mir den Zucker her.“

„Ja, Ma’am.“ Beckett grinste Axel zu. „Ich glaube, ich gehe kurz raus und sehe nach dem Rest der Jungs, bevor ich losfahre. Wenn wir eine Mission haben, müssen wir dafür sorgen, dass alle Truppen bereit sind.“

Es klingelte an der Tür.

Die Frauen sahen nahezu aufgedreht von einer zur anderen.

Trevor kicherte. „Beeil dich besser. Scheinbar haben wir Showtime.“

Ein Blick auf seine Uhr zeigte 16:05. Sie tauchten früher auf, als er angenommen hätte, wenn man bedachte, wie nervös sie gestern Abend gewesen war. Entweder hatte sie über Nacht eine Offenbarung gehabt, oder ihre Band hatte sie bequatscht und davon überzeugt, dass sie sich zumindest anhören sollte, was er sagen wollte. Allerdings könnte es auch nur ein Kind aus der Nachbarschaft sein, das etwas verkaufen wollte.

„Verdammter Scheißdreck.“ Sie alle zu ermahnen würde nichts bringen, daher wandte er sich dem Eingang zu und versuchte, das Aufbranden der Unterhaltungen zu ignorieren, die in dem Augenblick begannen, in dem er die Küche verließ. Seine Familie meinte es gut. Tief in seinem Inneren wusste er, dass es die Wahrheit war, und in jeder anderen Situation, in der es um die Familie ging, würde er ihnen ohne jeden Zweifel vertrauen. Aber etwas an der Vorstellung, dass Lizzy und sein Clan zusammentreffen würden, ähnelte einem Bungeesprung von einer hohen Brücke – entweder würde es ein verdammt genialer Nervenkitzel werden, der alle anderen Erfahrungen übertreffen würde, oder er würde wie ein überfahrenes Tier am Straßenrand enden.

Er riss die Tür ein wenig heftiger auf, als er vorgehabt hatte – und seine Stimmung wechselte abrupt von ärgerlich und nervös zu sprachlos und gierig. Die Band war da. Auch dieser Rex. Aber nichts davon war wichtig. Nicht, wenn Lizzy direkt vorn stand und eine abgeschnittene Jeans trug, die so alt war, dass sie vermutlich weich wie Baumwolle war. Dazu hatte sie ein altes Stone-Temple-Pilots-T-Shirt an. Ihr unglaublich sexy Körper war nicht der Schock – nicht bei ihren Outfits auf der Bühne. Aber sie in etwas so Anschmiegsamem und Alltäglichem zu sehen, brachte ihn vollkommen durcheinander. Sie in einem Paar zierlicher brauner Sandalen mit kaugummirosa Zehennägeln statt in Stilettos oder hochhackigen Stiefeln zu bewundern, war das verdammt Sexyste aller Zeiten.

„Als du Barbecue gesagt hast“, meldete sich Lizzy zu Wort, „habe ich einen Grill und Musik in einer gewöhnlichen Gegend erwartet. Kein Anwesen im Nobelviertel von Dallas.“ Sie nickte in Richtung der Muscle-Cars, Pick-ups und Motorräder, die in der Auffahrt standen. „Wenn ich nicht all die da vorne gesehen hätte, hätte ich gedacht, wir wären falsch.“

Der Mann, den er von seiner Recherche und bislang nur vom Sehen kannte, trat vor und reichte ihm die Hand. „Der einzige Grund, weshalb wir an der Eingangstür geparkt haben, statt zurückzufahren und unsere Kleidung zu wechseln, ist der, dass Lizzy nicht am Steuer war. Ich bin Rex.“

Die Gruppe zu ignorieren und sich nur auf Lizzy zu konzentrieren, war verdammt verführerisch, aber das würde ihm vermutlich keine Pluspunkte einbringen und Vertrauen erwecken. Er schüttelte Rex’ Hand. „Axel McKee.“ Dann machte er die Runde und begrüßte jeden der Männer. „Freut mich, dass ihr es geschafft habt. Wir haben viel Essen und einen ganzen Nachmittag, um es zu genießen.“

Er beendete gerade die Begrüßung, als nackte Füße auf dem Holzboden des Wohnzimmers ertönten und Levis aufgeregte Stimme von der hohen Decke hallte. „Sind sie hier?“

Marys süßes Kichern folgte direkt dahinter.

Axel trat auf die Seite und winkte seine Gäste durch die Eingangstür, als die zwei kleinen Hooligans ins Foyer kamen und unmittelbar vor Lizzy innehielten. Beide atmeten schwer von ihrem Sprint nach drinnen.

„Hey!“, rief Levi und streckte die Hand aus. „Ich bin Levi. Dad sagt, du bist eine Rocksängerin und Onkel Axel wird dich berühmt machen.“

Lizzys Augen wurden so groß wie Untertassen und die Männer hinter ihr lachten leise, sie spielte jedoch mit und ergriff die Hand, die Levi ihr reichte. „Ich bin Lizzy. Und ja, ich bin eine Sängerin, aber was das Berühmtsein angeht, weiß ich nicht so recht.“

Trevor, Knox und Ivan kamen zum Eingang. Alle drei grinsten äußerst breit, was bedeutete, dass nicht nur die stille Post in der Familie perfekt funktionierte, sondern ein Plan geschmiedet worden war, wie man Lizzy überzeugen konnte, während er damit beschäftigt gewesen war, an die Tür zu gehen.

Axel warf den dreien einen warnenden Blick zu, dann konzentrierte er sich auf Levi. „Junge, wir müssen mal über dein Timing und die Umsetzung sprechen. Du kannst eine Frau nicht in dem Augenblick, in dem du ihr begegnest, überrumpeln. Und du hast Mary auch nicht vorgestellt.“

Levi nahm solche Hinweise nie übel, sondern lächelte strahlend, straffte die Schultern und legte einen Arm um Mary. Sie waren zehn beziehungsweise sechs Jahre und ihr Größenunterschied betrug kaum mehr als dreißig Zentimeter, wie Mary sich an Levi lehnte, zeigte allerdings, wie nah sie sich in den vergangenen zwei Jahren gekommen waren. „Ja, das hier ist meine Cousine, Mary. Sie ist auch eine hübsche Sängerin, aber sie spielt nicht so gut Gitarre wie ich.“

Die seltsame Vorstellung ließ Mary Levi stirnrunzelnd ansehen, und ihre Schüchternheit, die bisher dafür gesorgt hatte, dass sie geschwiegen hatte, verblasste im Hinblick darauf, dass sie sich als Frau herausgefordert fühlte. „Noch nicht, aber das werde ich. Onkel Axel meinte, er würde es mir auch beibringen, wenn meine Hände größer geworden sind.“

Lizzys Kopf fuhr zu Axel herum. Schock und ein wenig Ehrfurcht zeigten sich auf ihrer Miene. „Du spielst?“

Bevor er antworten konnte, mischte sich Levi ein. „Er spielt und er singt. Aber das macht er nicht außerhalb der Familie. Dad meint, weil er stur ist.“

Trevor lachte leise und neigte das Kinn. „Sohn, wir müssen die Tage mal darüber sprechen, was Filter sind.“

Das unweigerliche Warum lag Levi schon auf den Lippen, aber Axel mischte sich ein, bevor der Junge es laut sagen konnte. „Leute, das hier sind meine Brüder Trevor, Ivan und Knox.“ Er wandte sich an die Männer um Lizzy und beendete die Vorstellungsrunde. „Lizzy habt ihr vermutlich schon erkannt, aber das hier sind ihr Kumpel Rex, ihr Bassist Dewayne, der Gitarrist Jacob – oder Skeet, wenn ihr nicht auf Formalitäten besteht – und der Drummer Tony.“

Die üblichen Willkommensgrüße und das Handschütteln durchbrachen den Halbkreis, den die Band um Lizzy gebildet hatte, und gaben ihm die Gelegenheit, näher zu kommen. Glücklicherweise kannten seine Brüder sich ein bisschen mit strategischen Manövern aus, und Knox legte damit los, die Gruppe ein wenig weiter aufzubrechen. Er winkte Levi und Mary nach hinten ins Haus. „Helft ihr zwei doch aus und führt die Jungs mal im Hinterhof rum. Wie wär’s, wenn ihr euch die zwanzig Kröten verdient, die ihr mir abgeschwatzt habt, indem ihr Getränkebestellungen entgegennehmt?“

Levi runzelte die Stirn und sah zwischen Knox und Lizzy hin und her. „Aber ich will mit Lizzy noch über Gitarren reden.“

„Erst höflich sein“, sagte Trevor und hob auf eine Art erwartungsvoll eine Augenbraue, die seinen eigenen Vater stolz gemacht hätte. „Später kannst du Fragen stellen.“ Er sah zu Axel. „Außerdem wollen wir deinem Onkel doch die Möglichkeit geben, mit Lizzy über geschäftliche Dinge sprechen zu können.“

Skeet, der von dieser Idee eindeutig begeistert war, trat vor Levi. „Ich bin auch kein Trottel, wenn es um Gitarren geht. Zeig mir, wo das Bier ist, und ich fachsimpele den ganzen Nachmittag von nichts anderem.“

Rex, Dewayne und Tony stimmten mit Nicken und einer Reihe von Jas ebenfalls zu.

Sofort gab Levi mit frischem Enthusiasmus nach. „Deal!“ Er packte Marys Hand und bedeutete allen, sie sollten ihm ins Wohnzimmer folgen. „Kommt. Zum Hinterhof geht’s da lang. Meine Onkel sind wählerisch, daher gibt es alle möglichen Sorten von Bier, aber wenn ihr Zeug wie das von Onkel Axel wollt, muss es jemand anders holen. Mom will nicht, dass ich mit Fusel zu tun habe.“

Gelächter begleitete ihren Abmarsch und verschluckte, was auch immer Levi als Nächstes sagte.

„Sie sind niedliche Kinder.“ Sobald Lizzys Worte verhallt waren, schien ihr klar zu werden, dass sie als Einzige noch im Flur stand, in Beißdistanz zum großen bösen Wolf. Sie rieb mit den Handflächen über ihre Hüften und machte zögerlich einen Schritt weg. „Ich schätze, das sind Wahl-Brüder wie Jace, außer du hast einen äußerst interessanten Stammbaum.“

Er musste sich heftig zusammenreißen, um nicht ihr Handgelenk zu packen und sie wieder dorthin zurückzuziehen, wo sie gestanden hatte. „Das ist eine ziemlich interessante Art, es auszudrücken. Entweder bist du verdammt scharfsinnig oder Jace hat gestern sehr viel gequatscht.“

Ein verlegenes Lächeln hob einen ihrer Mundwinkel. „Er könnte das Wort Bruder in Verbindung mit dir benutzt und damit meine Neugier geweckt haben. Aber zu seiner Verteidigung sollte ich sagen, dass ich gerne viele Fragen stelle.“

Fragen waren gut. Sie deuteten auf ein Mindestmaß an Interesse hin, sogar wenn es nur schnöde Neugier war. Gott wusste, er hatte selbst genug Fragen, die ihm die letzten sechs Monate lang im Kopf herumgegeistert waren und von denen die meisten immer noch unbeantwortet waren. „Mädel, du kannst mich oder meine Brüder alles fragen, was du willst, wenn das bedeutet, dass du redest.“

„Ach?“ Ihr Grinsen wurde schelmisch. „Wie wäre es, wenn wir mit der Tatsache beginnen, dass du ein Musiker bist?“

„Und?“

Ihr Lächeln verrutschte leicht, aber die Aufrichtigkeit in ihrem Blick vertiefte sich. „Du hast gesagt, dass du Musik liebst. Wenn du sie selbst machen kannst, warum bringst du andere Leute auf die Bühne, obwohl du dort stehen könntest?“

„Du gehst davon aus, dass ich Talent habe. Levi hat gesagt, dass ich spiele, nicht, dass ich gut bin.“

„Er sagte auch, dass du singst.“

Das vertraute Stechen in seiner Brust kam mit dem Gedanken an Musik und die Leidenschaft, die er vor Jahren zurückgefahren hatte. Er hielt inne, um den Schmerz zu überspielen, aber seine Stimme klang dennoch ein wenig tiefer. „Aye, das auch.“

„Warum unterstützt du dann andere Bands, wenn du dich selbst promoten könntest?“

„Ich will keine anderen Bands unterstützen, Elizabeth. Ich will dich unterstützen.“ Er trat ein wenig näher, woraufhin sie überraschenderweise nicht zurückwich. „Und noch einmal, du hast noch keine Note von mir gehört. Vielleicht schaffe ich drei Akkorde und singe wie eine Katze, die man in den Zuber getaucht hat.“

„Irgendwie bezweifle ich das.“ Sie neigte den Kopf, und ihr Blick wirkte, als ob sie seine über Jahre festgefahrenen beschissenen Entschuldigungen direkt durchschaut hätte. „Ich sehe dich an und glaube nicht, dass es irgendwas auf der Welt gibt, das du nicht erreichen kannst, wenn du es dir in den Kopf setzt.“

Da hatte sie recht. Ihr unbeabsichtigtes Vertrauensbekenntnis gab ihm die perfekte Gelegenheit, sie wissen zu lassen, woran genau er gerade dachte. Er forderte sein Glück heraus und trat noch etwas näher, sodass die Entfernung zwischen ihnen nur wenig mehr betrug als das, was man als angenehm empfand. Ohne die Absätze, die ihren Größenunterschied ein bisschen verringerten, musste sie den Kopf zurücklegen, um seinen Blick erwidern zu können. Dank der hellen Sonne, die durch die Fenster im Flur fiel, passten ihre blauen Augen zum Himmel draußen.

Er behielt die Hände bei sich, obwohl es verdammt schwer war, weil ihre cremefarbene Haut durch das Oberteil frei lag. „Es ist gut, dass du das in mir siehst, Elizabeth, denn ich habe vor, einiges für dich in Bewegung zu setzen. Und für uns.“

Haven Brotherhood: Down & Dirty

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