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Kapitel 3

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Was das Reich der Livemusik in Dallas/Fort Worth betraf, war das Crossroads bloß einen Tick entfernt von spitzenmäßig. Nicht spitzenmäßig im Sinne von großen Arenen, aber nur einen Steinwurf weit weg von den Casinoauftritten, die neuere und ältere Lieblinge der Plattenfirmen hinlegten. Es war auch ziemlich protzig und für jedes Publikum geeignet.

Lizzy hielt sich an ihr Ritual, das sie immer vor den Shows durchführte, ging durch den farbenprächtigen Haupteingang und nahm alles in sich auf. Kobaltblaue Neonröhren erhoben sich aus riesigen rechteckigen Pflanzgefäßen, die ihr bis zur Taille reichten. Die roten und goldenen Ledersofas schienen – wie die Kronleuchter mit wasserfallartigen Kristallen und die dicken schwarzen Marmorsäulen – passend für einen zeitgenössischen König zu sein.

Und das war nur der Anfang. Von hier aus verzweigte sich das Gebäude in weitere Zimmer, die jedermann etwas zu bieten hatten. Zu ihrer Rechten lag ein Bereich mit Techno und allem, was Hipster und Geeks liebten, zu ihrer Linken ein dunklerer Pubbereich für die, die es lieber lockerer und gemütlicher hatten. Aber direkt vor ihr war das Heiligtum. Eine riesige Halle, die gleichzeitig als Tanzclub und ausgeklügelter Livekonzert-Saal eingesetzt werden konnte.

Alles in allem: Es war großartig.

Oder, wie Tony gesagt hatte, als sie heute Nachmittag hereingekommen waren – das hier war voll der Hammer.

Die Frage war, wie zum Teufel sie es geschafft hatte, in letzter Minute einen Auftritt hier zu ergattern.

Nein, das war nicht die Frage. Nicht wirklich. Axel McKee war das Wie. Sie hatte jedes Fitzelchen Information über ihn, das öffentlich zugänglich war, recherchiert und gewusst, dass er Mitbesitzer des Crossroads war, lange bevor sie die Anfrage erhalten hatte, aufzutreten. Die richtige Frage lautete, warum am anderen Ende der Leitung Jace Kennedy gewesen war statt des gut aussehenden Schotten. Kein einziger Artikel über Axel, den sie gelesen hatte, hatte nahegelegt, dass er mehr als ein Clubbesitzer und begeisterter Musikliebhaber war, aber so, wie er sich im Crow vorgestellt hatte, war sie sich sicher gewesen, er wäre ein Veranstalter. Oder – ihre persönliche Bezeichnung für so jemanden – die Geißel der Menschheit.

„Ich würde ja fragen, ob du nach jemandem suchst, aber ich wette, du bist nur auf deiner üblichen Routinerunde vor dem Auftritt unterwegs.“ Trotz der Menge um sie herum und der Musik, die vorn aus den Lautsprechern hallte, hätte sie Jace’ Stimme genauso sicher identifizieren können wie eine Harley, die hinter ihr heranfuhr.

Sie drehte sich zu ihm um. „War das so offensichtlich?“

Er warf ihr ein breites Grinsen zu und kam weiter auf sie zu. „Ich mache das schon eine ganze Weile. Ich kenne den Gesichtsausdruck eines Musikers, der versucht, ein Gespür für sein Publikum zu bekommen.“ Er stoppte eine Armlänge von ihr entfernt. „Haben es sich deine Jungs gemütlich gemacht und sind sie bereit, loszulegen?“

Gemütlich gemacht war noch harmlos ausgedrückt. Sie waren eher bereit, einzuziehen und Wurzeln zu schlagen. „Willst du mich veräppeln? Ich werde sie gewaltsam aus der Garderobe rausziehen müssen, wenn der Abend vorbei ist. Sie sind an düster und schmuddelig gewöhnt. Das da hinten ähnelt mehr einem Wellnessempfangsbereich ohne Schlummerlicht.“

Jace nickte und besah den Eingang mit einem abschätzenden Blick. „Das Publikum ist gut. Wenn du irgendwas brauchst, winke einfach einem der Mädels und sag ihm, es solle mich suchen.“

Oh, sie brauchte etwas. Besonders Antworten.

Oder nicht?

Manchmal warfen Antworten zu viel Licht auf eine Situation. Sie zwangen einen, sich Dingen zu stellen, die man besser in Ruhe ließ. Oder, in diesem Fall, sie zogen Leute dichter heran, die man besser auf Abstand hielt.

Ihre Gedanken mussten sich auf ihrem Gesicht gezeigt haben, denn Jace’ Blick wurde schärfer. „Stimmt etwas nicht?“

Fragen?

Oder nicht fragen?

Weggehen oder sich darauf stürzen?

Ihr gesunder Menschenverstand sagte ihr, sie solle die Klappe halten und ihren Hintern zurück zu den Jungs schaffen, damit sie die erste Runde spielen konnten, aber ihre Dummheit gewann. „Dir gehört gemeinsam mit Axel McKee dieser Club.“

Ja. Da war es. Selbst wenn er versuchte, es zu leugnen, konnte sie die Bestätigung an der Maske ablesen, die sich rasch über seine Mimik legte. „Ist das ein Problem?“

„Nein. Kein Problem. Er hat sich mir ungefähr eine Woche, bevor du angerufen hast, im Crow vorgestellt.“

„Und?“ In dem einfachen Wort schwang eine gewisse Schärfe mit. Herausforderung und Warnung in einem.

Sie könnte schlicht mit einem Achselzucken darüber hinweggehen. So tun, als ob es keine große Sache wäre, und zurückkehren zu ihren Jungs in ihrem Paradies, das sie vor dem Auftritt gefunden hatten.

Oder sie konnte ein Risiko eingehen.

Willst du dich dein ganzes Leben lang hinter deiner Vergangenheit verstecken? Ruf den Kerl doch endlich an! Carpe diem! Erobere die Welt!

Das war ein unablässiges Mantra von Rex gewesen seit dem Tag, an dem er Axel aus dem Crow hatte gehen sehen. Jetzt, wo sie hier stand – die Energie um sie herum fühlte und durch die Herausforderung in Jace’ Gesichtsausdruck aufgeheizt war –, fragte sie sich, ob Rex nicht recht hatte.

Sie wandte ihre Aufmerksamkeit einer Gruppe von aufgebrezelten Frauen zu und hoffte, dass sie dadurch davon ablenkte, wie wichtig ihr die Erwiderung auf ihren nächsten Satz war. „Ich bin nur neugierig, weshalb du mich angerufen hast, statt er.“

Schweigen.

Es dauerte so lang, dass sie nicht anders konnte, als ihn wieder anzusehen. Sie hätte es nicht einmal dann gekonnt, wenn es ihr jemand mit einer Waffe an der Schläfe verboten hätte.

Selbst nachdem sie seinen Blick erwiderte, hielt er für zwei schmerzhafte Herzschläge lang den Mund. „Und was wäre passiert, wenn mein Bruder derjenige gewesen wäre, der angerufen hätte?“

„Dein Bruder?“ Ihre Worte kamen im Tonfall von Auf-keinen-verdammten-Fall, aber hey … das war auch auf keinen verdammten Fall richtig. Ja, sie besaßen beide eine gewisse Härte, die auf Lebenserfahrungen außerhalb der Norm deuteten, doch dort endeten die Gemeinsamkeiten schon.

„Es war eine gemeinsame Entscheidung vor mehr Jahren, als ich mir noch die Mühe mache, sie zu zählen. Er hat mir, seit ich fünf Jahre alt war, den Rücken frei gehalten, und es gibt keinen besseren Mann auf diesem Planeten.“ Er neigte den Kopf. „Also frage ich erneut: Wenn er angerufen hätte, hättest du den Auftritt gemacht?“

„Vermutlich nicht.“ Sosehr es auch schmerzte, dies zuzugeben, es war die Wahrheit. Und die Tatsache, dass Axel das gewusst hatte, machte ihr noch viel mehr Angst. „Er hat sich in meine Angelegenheiten eingemischt, ohne etwas über mich oder die Lage zu wissen, in der ich mich befunden habe.“

„Und dennoch hat er in deinem besten Interesse gehandelt.“ Er hielt inne und hob das Kinn in Richtung der vielen Leute, die immer noch durch den Eingang kamen. „Zweimal.“

Seine Offenheit traf sie mit der Subtilität eines rechten Hakens, aber sie weigerte sich, nachzugeben. „Willst du mir damit sagen, du hättest es toll gefunden, wenn ein Fremder seine Nase in deine Angelegenheiten steckt, ohne dass du etwas über ihn weißt? Dass du nicht vorsichtig wärst nach der ganzen Sache?“ Sie deutete auf den Raum. „Erzähl mir nicht, du besitzt diesen Club und all die anderen und hast dabei nicht gelernt, vorsichtig zu sein, wem du vertraust und wem nicht.“

Er schürzte den Mund, betrachtete sie einen Augenblick, dann senkte er das Kinn. „Okay, das stimmt. Aber ich habe auch gelernt, dass es ein paar vernünftige Menschen in dieser Welt gibt, die sich wirklich für gute Leute einsetzen und ihnen nach oben helfen wollen. Axel wollte das für dich.“ Er hielt inne, und die Intensität in seinem Blick war so drückend, dass es schwer war, tief Luft zu holen. „Die Frage für dich lautet, ob du mutig genug bist, das Angebot anzunehmen.“

Er wartete nicht auf ihre Antwort, sondern sah an ihr vorbei zu der großen Halle und dann zurück zu ihr. „Es ist bald Showtime. Wie ich bereits sagte, wenn du mich brauchst, schnapp dir einfach jemanden und ich bin da.“ Er grinste und zwinkerte. „Nebenbei gesagt ist auch Axel hier, aber er hält sich bedeckt. Du weißt schon … für den Fall, dass du dich für ein tolles Leben entscheidest.“

Damit ging er mit der Selbstsicherheit eines Mannes davon, der nicht nur den Köder ausgelegt, sondern die Beute auch hungrig zurückgelassen hatte. Sein Verhalten hätte sie sauer gemacht, wenn er es nicht verdientermaßen an den Tag gelegt hätte.

Und er hatte recht gehabt. Es gab gute Menschen auf der Welt. Sie mochte nicht sehr viele davon in ihrem Leben haben – Rex und ihre Band waren die Einzigen, die ihr nahestanden –, aber sie waren Gold wert. Beständige Anker und verlässliche Freunde in einer Welt, in der sie versuchte, die meisten Leute auf Abstand zu halten.

Weit weg, wo sie sie nicht benutzen oder verletzen konnten.

Ihre Gedanken wirbelten wild herum. Sie stachen und bohrten so unablässig, dass sie zurück zur Garderobe für die Künstler ging, ohne die Menschen um sich wirklich wahrzunehmen. Sie machte sich bereit, stimmte ihre Gitarre und lief mit den Jungs zur Bühne. Alles war wie immer, ihre Handlungen wurden nur unterbrochen von den notwendigen Sticheleien, damit ihre Bandmitglieder die beunruhigenden Ideen, die ihr durch den Kopf gingen, nicht mitbekamen.

Die Dunkelheit umschloss sie. Schenkte ihr und ihrer Band einen Mantel, der sie vor denen verbarg, die auf der Tanzfläche zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren, um sie zu bemerken. Nahezu keine Kabel umgaben sie. Das hochmoderne Equipment im Crossroads sorgte dafür, dass man die große und aufgeräumte Bühne nutzen konnte, um herumzugehen und mit dem Publikum zu interagieren.

Das Gewicht des Gitarrengurts auf ihrer Schulter und das geschmeidige Gefühl des Gitarrenhalses in ihrer Handfläche waren beruhigend. Das Instrument war ein vertrauter Freund, der ihr jahrelang den Schmerz vom Leib gehalten hatte.

Er hat mir, seit ich fünf Jahre alt war, den Rücken frei gehalten, und es gibt keinen besseren Mann auf diesem Planeten.

Sie verstand Jace. Rex hatte das Gleiche für sie getan, seit sie klein gewesen war, und sie wäre ziemlich wütend, wenn jemand seine Motive infrage stellen würde.

Willst du dich dein ganzes Leben lang hinter deiner Vergangenheit verstecken? Ruf den Kerl doch endlich an! Carpe diem! Erobere die Welt!

Es gibt ein paar vernünftige Menschen in dieser Welt, die sich wirklich für gute Leute einsetzen und ihnen nach oben helfen wollen. Axel wollte das für dich.

Konnte sie mutig genug sein? Nur weil es das letzte Mal sehr persönlich geworden war, hieß das nicht, dass es diesmal auch so sein musste. Sie könnte es kontrollieren. Sicherstellen, dass alles auf neutralem Boden blieb.

Die Lichter in der Halle wurden noch mehr gedämpft und die Stimme des DJs ertönte über der Menge. Das übliche Geplänkel, um die Leute aufzuputschen und die richtige Stimmung zu schaffen. Das Publikum liebte es. Applaudierte und jubelte an den korrekten Stellen, bis der Augenblick da war.

Der DJ nutzte ihn. „Seid ihr bereit?“

Die Menge grölte.

„Ich fragte: Seid ihr bereit?“

Der Raum füllte sich diesmal mit einer gewaltigen Energie.

„Dann freut euch auf Lizzy Hemming und Falcon Black.“

Tony zählte sie ein.

Die Bühnenlichter leuchteten auf und ihre Hitze ergoss sich über ihre Haut. Die Vibration der ersten Note erweckte sie zum Leben.

Sie ließ sich mitreißen. Legte alles, was sie hatte, in den Moment und ließ die Musik los.

Verdammt, ja, sie würde diese Gelegenheit nutzen. Zuerst mit dem Auftritt und dann mit Axel.

Haven Brotherhood: Down & Dirty

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