Читать книгу Jäger der Finsternis - Rhya Wulf - Страница 5
ОглавлениеDie zwei Reiter, ein Mann und eine Frau, kamen nur langsam voran. Der uralte Wald, durch den sich die zwei einsamen Reisenden ihren Weg suchten, war in bodenlose Dunkelheit gehüllt. Wie turmhohe Wände ragten die uralten Bäume empor, ihre hohen Wipfel begannen, sich geräuschlos in einem sanften, warmen Wind zu wiegen. Gleichzeitig hing eine seltsame Stille lauernd und wartend, bleischwer zwischen den Ästen, Sträuchern und Moosen. Beide Reiter hatten genug damit zu tun, die nervös tänzelnden Pferde, die ihre Ohren ängstlich angelegt und die Augen weit aufgerissen hatten, zu beruhigen. Der dicke Nebel, der zwischen den dunklen Bäumen trieb und den zwei Reitern wie ein lebendiges Wesen nachzustellen schien, machte das Vorankommen noch mühsamer.
Und so sahen die zwei Reiter auch nicht die beiden Männer, die ihnen nachdenklich mit ihren Blicken folgten. Einer der Männer hockte auf einem Ast über dem anderen, der an eben diesem Baum lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt. Der Mann auf dem Ast musterte die beiden Reisenden aus blitzenden, blauen Augen. Sein schönes Gesicht wurde von einem Lächeln erhellt. Er trug blaue Beinlinge, geschnürte Sandalen und einen weiten blauen Umhang, der über der Schulter mit einer kunstvoll gearbeiteten goldenen Fibel gehalten wurde. Sein muskulöser Oberkörper war ansonsten unbekleidet, die Oberarme aber waren mit silbernen und goldenen, breiten Armreifen geschmückt, ebenso wie die Handgelenke. Sein Begleiter war in schlichte graue Roben gewandet und im Gegensatz zu dem anderen lächelte er nicht. Seine ebenfalls sehr ebenmäßigen, alterslosen Gesichtszüge hatten sich zu einem missbilligenden Ausdruck verzogen. Eben schüttelte er den Kopf und seine langen, braunen Haare wehten in jenem sanften, warmen Wind. Und als er dies tat, wurde der Wind stärker, aber nicht weniger freundlich.
Nun, es machte nichts, dass die Reiter die Männer nicht sehen konnten. Das galt für jeden Sterblichen oder Unsterblichen, es sei denn, sie wünschten es.
„Aengus, sie ist schwanger. Das Kind liegt falsch. Und dann auch noch ihre miserablen Brüder. Herzlichen Glückwunsch.“ Diese Worte stammten von dem Mann im grauen Gewand. Der andere grinste jetzt noch breiter.
„Ich weiß, aus deiner Sicht handele ich verantwortungslos. Aber glaub mir, sobald ER mit den verdammten Wiedergängern fertig ist, wird er kommen und das Kind holen. Und dann wird es interessant.“
„Du kannst froh sein, dass sie eine Fee ist und daher deutlich robuster, ebenso wie das Kind. Übrigens bin ich nicht ganz glücklich, dass du dir für deinen neuesten Plan eine Fee aus meiner Gefolgschaft ausgesucht hast. Was das angeht…was, verdammt, hast du eigentlich vor?“
„Ich weiß, dass sie eine Fee ist, was denkst du, wer die zwei zusammengebracht hat?“ Der Mann namens Aengus lachte leise.
„Dinge ändern, Dian Cecht. Das habe ich vor.“
„Nun“, brummte der Mann namens Dian Cecht, „dann wollen wir hoffen, dass dein Plan aufgeht. Sie sind in der Nähe. Und sie werden nicht zimperlich sein.“
In der Tat. Sie waren ihnen auf den Fersen. Und dabei hatte der Mann gehofft, sie nun endlich abgehängt zu haben, aber er musste feststellen, dass dem nicht so war…
Sie, Elfen…, die Brüder seiner Frau, die ihn hassten, weil er sich mit ihrer Schwester vermählt hatte. Und dann war sie schwanger geworden. Und ihre Brüder, allen voran Ailean, der älteste, hatte es nicht geduldet. Sie hatten ihn gewarnt, sie hatten sie beide gewarnt…, aber sie wollten sich nicht einschüchtern lassen. Ihre Leute…, nun, sie verabscheuten Kinder wie dieses. Mischlinge. Kinder zweier Welten. Der Mann hörte immer noch die geringschätzigen Worte Aileans:
„Menschen…, nichts als aufrecht gehende Tiere, primitiv, hässlich, abstoßend. Und was will so jemand wie du ihr bieten? Ein Leben unter anderen Tieren? Sie lebt im Licht und du, du lebst in der Dunkelheit, in deiner lächerlichen, kleinen Welt.“
Aber sie, der Mann und die Frau, wollten dieses Kind unbedingt. Und dann hatte es geklappt, es war nicht leicht gewesen. Beide waren nicht unbedingt…kompatibel. Aber dann passierte das, wovor der Mann sich am meisten gefürchtet hatte: Die Schwangerschaft verlief kompliziert. Und so hatte Aíne darauf bestanden, sie beide und das ungeborene Kind wegzubringen. Er hatte getan, was sie verlangte, er konnte ihr ohnehin nie etwas abschlagen. Aber jetzt waren sie hier…ja, hier, ausgerechnet. Sie hatten sich Hals über Kopf auf den Weg gemacht und eine Zeitlang konnte sie sich selbst helfen - sie war eine Heilerin. Eine der besten ihres Volkes und sie diente ihrem Lehnsherren Dian Cecht, dem Großen Heiler, dem Heiler der Tuatha Dé Danann. Aber irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, da auch sie nichts mehr ausrichten konnte. Der Mann, groß, sehr kräftig, gewandet in eine rostrote Tunika und lederne Beinlinge, gegürtet mit einem Schwert, hatte Angst um seine Frau und um ihr ungeborenes Kind. Er hasste dieses langsame Vorwärtskommen. Ihnen lief die Zeit davon, denn Aíne hatte gesagt, sie seien nah. Immer wieder wandte er sich suchend um und späte in die Dunkelheit, immer auf der Suche nach den Verfolgern. Seine Frau schwieg, den Blick fest nach vorne gerichtet verließ sie sich auf ihr unfassbares Gehör. Zwar konnte sie nachts besser sehen als er, aber selbst sie brauchte dazu zumindest ein wenig Restlicht. Und hier gab es außer Dunkelheit nichts. Sie hatten überlegt, Fackeln zu entzünden, aber Aíne hatte davon abgeraten. Denn das Licht hätte nicht nur ihre Brüder auf sie aufmerksam gemacht, sondern auch die Wesen der Anderswelt, die an Samhain aus den offenen Toren in die Welt der Sterblichen gelangten: Die Abgeschiedenen. Geister, Wiedergänger, Blutsäufer, Gwrachs. Gerade Gwrachs, diese grauenerregenden, entstellten Feen mit eisernen Klauen, die Kinder stahlen und fraßen. Der Mann presste die Lippen aufeinander, er hoffte inständig, der Zauberer würde kommen. Er allein konnte jetzt noch helfen, das wusste der Mann. Denn er kannte diesen Wald, den seine Leute nur den Alten Wald nannten. Dieser Wald markierte irgendwo, irgendwie eine Grenze, ein Tor zur Anderswelt.
Der Zauberer…
Dieser Mann…alles an ihm war irgendwie unnormal, bedrohlich, seltsam. Viel zu groß für einen normalen Menschen, viel zu schnell und gewandt für seinen beträchtlichen Leibesumfang und viel zu stark. Und dann waren da noch die Augen: Das linke leuchtend blau, stechend, durchbohrend und das andere, das rechte…schwarz. So schwarz wie der finsterste Abgrund. Es hieß, er sei auf diesem Auge blind und könne doch alles sehen, was die Menschen dachten. Könne ihre Seelen sehen und alle Sünden offenbar machen, sein Blick solle Menschen versteinern können…und nicht nur das: Mit einer Handbewegung könne er den Wald verändern, so dass die Bäume sich bewegten und dem unvorsichtigen Wanderer den Weg versperrten. Über Stürme solle er gebieten, unsterblich solle er sein und vieles mehr, hörte man. Außerdem, und das wussten alle, war er schwer trunksüchtig. Aber das war nicht alles: Manchmal, wenn alle Hoffnung vergebens schien, dann durfte ein Besucher den Zauberer um Hilfe ersuchen, und manchmal, wenn das Anliegen angemessen wäre, würde der Zauberer der Bitte nachkommen. Diese Bitte aber musste am Schwarzen Stein, gelegen an den Grenzen des Alten Waldes und in unmittelbarer Nähe der Behausung des Druiden, vorgetragen werden und vielleicht öffnete der Zauberer dann ein Tor für den Besucher und ließ ihn den Wald betreten.
Aber dies geschah heute nur noch sehr selten, denn er hatte sich tief im Wald von den Menschen zurückgezogen, er hatte Isolation und Einsamkeit für sich gewählt. Niemand kannte den Grund dafür, aber jeder wusste, im tiefsten Herzen, dass damit etwas Kostbares und Einmaliges verloren gegangen war. Und seit diesen Tagen hatte der Zauberer den Wald für die Menschen verboten und wer das Verbot ignorierte, der war verloren.
So hieß es jedenfalls in den Legenden. Der Mann wusste sehr gut, dass einige dieser Erzählungen tatsächlich in das Reich der Fabeln gehörten, weil auch seine Frau ihm immer wieder Geschichten aus einer längst vergangenen Zeit offenbarte. Ihr Volk hatte Lieder über ihn und eigene Legenden.
Und nun waren sie hier und hofften auf sein Erscheinen. Der Mann atmete tief durch und sah sich ein weiteres Mal suchend um, doch alles, was er sah, war der Wald um ihn - schwarz und schweigend. Sein Kopf ruckte plötzlich herum, als seine Frau ihre Hand in seinen Arm krallte. Er sah sie an und erblickte zu seiner nicht geringen Überraschung Vorfreude, anstelle von Furcht in ihren klaren, tiefblauen Augen.
„Es kommt“, flüsterte sie. Der Mann zügelte das Pferd und biss die Zähne so sehr aufeinander, dass es fast schmerzte und er das Knirschen hörte. Also gut, dachte er, nun gilt es. Es muss einfach gut gehen, es muss! Wo war ER? Warum kam ER nicht?
Der Mann sprang rasch vom Pferd, hob seine Frau vorsichtig von ihrer Stute herunter und platzierte sie so, dass sie mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt sitzen konnte. Die Pferde, sein Wallach und ihre Stute, schnaubten ängstlich und tänzelten hin und her und beinahe erweckten sie den Eindruck, sich ebenfalls umzusehen.
„Aíne, deine Brüder…wo sind sie?“, fragte der Mann eindringlich.
„Nah“, flüsterte sie und wirkte dabei aber seltsam ruhig.
Der Nebel schien dicker zu werden und wie ein neugieriges Raubtier kroch er näher, als wolle er die zwei Wanderer beschnüffeln. Der Mann wusste nicht, was nun zu tun wäre, denn ihm war klar, dass er einen Kampf gegen die drei Elfen nicht gewinnen konnte. Er vergaß den Gedanken sofort, als Aíne plötzlich seine Hand ergriff und sie fest drückte. Es hatte begonnen. Sie lächelte ihn an und sagte: „Keine Angst, alles wird sich fügen.“ Der Mann presste die Lippen aufeinander – er war sich keinesfalls so sicher wie seine Frau. Denn auch diesen Kampf konnte er nicht gewinnen, schoss es ihm durch den Sinn – wie holte man ein Kind auf die Welt? Sie drückte seine schwielige Hand fest und atmete einmal tief durch. Schweiß glitzerte auf ihrer Stirn, ein deutliches Anzeichen dafür, dass etwas mit dem Kind nicht stimmte.
„Du bist stark, halt durch, bitte“, flüsterte er. Aíne keuchte plötzlich auf und ein unterdrückter Schrei entfuhr ihren zusammengepressten Lippen. Und dann flüsterte sie ganz ruhig: „Alles wird sich fügen.“
In diesem Moment riss die Wolkendecke hier und da auf, sodass der Mond, der Wächter der Nacht, einige fahle Strahlen Silber gen Erde senden konnte und den Wald in diffuses Zwielicht tauchte. Doch keiner von beiden hatte einen Blick für die wahrhaft ehrfurchtgebietende Erscheinung des Mondes, der hier über dem Alten Wald so wenig dem Mond der Menschen glich. Viel größer und silbriger war er und dazu noch um einiges heller…aber wer weiß, womöglich nur eine Illusion, ein Zauber?
Und in diesem Moment erklang von irgendwoher ein Schrei. Genauer gesagt ein Todesschrei. Zu ihm gesellten sich bald weitere, immer mehr und schließlich schier unzählige Schreie, die von Grollen, Knurren und Keuchen abgelöst wurden. Geräusche, die der Mann deshalb so genau wahrnehmen konnte, weil sie sich beständig näherten.
Die beiden einsamen Wanderer wechselten unsichere Blicke.
„Was…“, begann der Mann, seine Frau aber blickte mit weit aufgerissenen Augen in die Schwärze des Waldes.
„Untote“, hauchte sie, „Wiedergänger.“ Der Mann schluckte trocken.
Er dachte: Prächtig. DAS war ja klar. Himmel…Er muss einfach kommen. Er muss doch sehen, dass wir Hilfe brauchen, dass sie Hilfe braucht!
In der Stille des Waldes konnte er das mühsame Atmen seines Weibes nur zu genau hören, ein grauenhaftes Geräusch. Der Nebel wurde dichter und irgendwie wurde es auch kälter. Die Bäume schienen näher um die zwei einsamen Reisenden zusammenzurücken…
Und in genau diesem Augenblick weiteten sich Aínes Augen und sie blickte auf etwas hinter ihrem Mann, der sofort reagierte und in einer einzigen, fließenden Bewegung aufsprang und sein Schwert zog, um es gegen die Wiedergänger zu richten, die es wagen würden, seine Frau zu bedrohen. Seine Fähigkeiten mit dem Schwert waren, um es milde auszudrücken, überschaubar, aber er musste es wenigstens versuchen.
Der Mann prallte erschrocken zurück und blickte verblüfft in das Gesicht eines anderen Mannes in langer schwarzer Robe, wozu er allerdings den Kopf ein gutes Stück in den Nacken legen musste. Eine Kapuze ließ das Gesicht des anderen im Schatten verschwinden. Seine Robe hatte der Fremde mit einem schweren, metallbeschlagenen Schwertgürtel umfasst und man konnte recht deutlich sehen, dass er von eher korpulenter Statur war. Er war groß, sehr groß sogar, wohl weit über zwei Schritt. Breite Schultern und eine aufrechte, beinahe schon arrogant wirkende Körperhaltung verliehen dem Mann eine Aura natürlicher Autorität. Eine Umhängetasche, an der ein Trinkschlauch befestigt war, ein langes Schwert in schwarzer Scheide und ein langer, ebenso schwarzer, gerader Stab vervollständigten die düstere Aufmachung.
Der Krieger hatte inzwischen seine Fassung wiedergefunden und starrte vollkommen erleichtert auf den Neuankömmling.
Na bitte! Da ist ER jetzt also - musste ja auch irgendwann mal auftauchen. Eine Begleiterscheinung des Auftritts des Fremden, welche der Krieger kaum bemerkte, war, dass sich die Pferde in jenem Augenblick urplötzlich beruhigten und nun sahen diese den Fremden sehr dankbar an.
Der Schwarzgewandete ging mit einem langen Schritt auf den Mann zu und lenkte das, immer noch drohend gegen ihn gerichtete, Schwert mit dem Stab einfach und fast gelangweilt zur Seite. Nun stand er direkt vor dem Krieger und blickte auf ihn herab. Der Mann sah die Narbe, die sich quer über das schwarze Auge zog, von der Stirn bis einige Zoll unter das Auge, und schluckte. Sie sah frisch aus, diese Verletzung konnte nur ein paar Tage alt sein. Er war verwundet, eine Tatsache, die der Mann höchst beunruhigt zur Kenntnis nahm.
Der Fremde schüttelte den Kopf und sagte mit rauer, tiefer Stimme: „Hast du in der Tat geglaubt, ich ließe deine Frau und deine Tochter hier sterben? Ich kann eine Notsituation von reinem Übermut durchaus unterscheiden.“ Der große Mann schüttelte wieder den Kopf, dieses Mal missbilligend.
Der Krieger starrte den riesigen Mann vor ihm an, als sähe er diesen zum ersten Mal.
„Tochter…?“, flüsterte er beklommen.
„Ja, Fearghas, Tochter. Und nun geh beiseite, du stehst im Weg“, befahl der Zauberer unwirsch. Also trat der Mann - Fearghas war also sein Name - wortlos zurück. Der Zauberer hockte sich umständlich vor die junge Frau am Boden und blickte sie nicht unfreundlich an. Sie lächelte.
„Ich wusste, Ihr würdet kommen“, erklärte sie. Der Zauberer kommentierte das mit einem kurzen Heben einer Braue.
„Aíne“, erklärte er dann überraschend sanft, „das Kind liegt verkehrt herum. Ich werde es holen und wenn du mir vertraust, werdet ihr beide leben.“ Er wirkte sehr ruhig, so als wäre diese furchtbare Nachricht in Wahrheit gar nichts Schlimmes.
Die Frau hob den Kopf und sah ihn lange mit ihren durchdringenden blauen Augen an. Sie wirkte nicht ängstlich, eher erleichtert.
„Ich weiß, was mit dem Kind ist“, sagte sie leise und eher zu sich selbst. „Ich vertraue Euch, natürlich“, fügte sie hinzu. „Wie könnte ich nicht?“
Der Zauberer nickte zufrieden.
In dem Moment konnte Fearghas nicht anders:
„Verdammt, wir werden verfolgt, und da draußen treiben sich Wiedergänger herum!“
„Schweig“, herrschte der Ältere ihn an. „Ich weiß das. Und ja: Sie werden kommen - das kann selbst ich für den Moment nicht verhindern, aber sei versichert: Ich habe sie aufgehalten. Lange genug, um das Kind gefahrlos zu holen und das, was danach geschieht, lass meine Sorge sein, ebenso wie die Wiedergänger.“
Fearghas wollte gerade zu einer heftigen Antwort ansetzen, da sagte Aíne: „Bitte, Fearghas.“
Da entspannte er sich sofort und lächelte die Fee an. Er nickte und trat einen Schritt zurück.
„Also schön“, knurrte der Zauberer, „können wir dann mal dieses Kind holen?!“
Fearghas schwieg, nickte aber. Und doch konnte er die verstohlenen Blicke, mit der er die Umgebung nach Elfen absuchte, nicht unterdrücken.
„Bitte fangt an“, flüsterte Aíne. Der Zauberer wandte seine Aufmerksamkeit der Fee zu und nickte kurz.
„Gutes Kind. Und jetzt versuch, dich etwas zu entspannen.“
Der Zauberer legte eine Hand behutsam auf ihren Bauch und sagte ruhig:
„Der Schmerz wird gleich vergehen.“
Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich. Was immer er da tat, es schien zu funktionieren. Denn nachdem er die Augen wieder geöffnet hatte, begann die Fee, ruhig und gleichmäßig zu atmen und da lächelte sie ihn dankbar an. Und dann erlosch ihr Lächeln, denn sie sah, dass der große Mann neben ihr die Lippen aufeinandergepresst hatte und seine Wangenmuskeln mahlten. Er versuchte ganz offensichtlich, irgendwelche Schmerzen niederzukämpfen.
„Was ist mit Euch?“, fragte sie schnell. „Seid Ihr verletzt?“
Der Zauberer schüttelte den Kopf.
„Nein. Und kümmere dich nicht um mich, wir haben hier anderes zu tun.“
Fearghas trat unwillkürlich näher, auch ihm war nicht entgangen, dass etwas mit Cathbad nicht zu stimmen schien und das gefiel ihm das ganz und gar nicht.
Der alte Mann hob den Kopf und erklärte mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete:
„Ich schneide sie auf und hole das Kind. Und beide werden leben.“
Fearghas erschrak ob dieser Ankündigung beinahe zu Tode und ballte die Fäuste. Aber er widersprach nicht, denn der Zauberer wusste, was er tat. Hoffentlich. Also ließ er geschehen, was auch immer der Zauberer für richtig hielt. Das Nächste, was Fearghas dann erblickte, war das helle, blaue Aufglühen eines langen, schlanken Dolches, der glänzte, als wäre er starker Hitze ausgesetzt, wobei es hier kein Feuer gab. Danach ließ das Glühen nach und was der Krieger dann wahrnahm, raubte ihm fast die Sinne. Es war der Geruch von verbranntem Fleisch. Von seiner Frau. Fearghas schluckte. Er musste sich sichtlich beherrschen, um Cathbad nicht in seine Arme zu schließen, aber er tat es nicht, denn er wusste ganz genau, nur so würde seine kleine Familie leben. Er sah auch nicht, was der Zauberer da machte - besser so - aber offenbar war er sehr schnell. Alle seine Handgriffe wirkten präzise und perfekt aufeinander abgestimmt. Fearghas trat zögernd näher, nicht wissend, ob er das, was da geschah, überhaupt wissen wollte.
„Bleib weg“, hörte er die harte Stimme des Mannes vor ihm, „Und nein: Das willst du nicht wissen.“
Fearghas schwieg. Dass der Zauberer die Gedanken der Menschen lesen konnte, gehörte zu den wahren und beunruhigenden Geschichten über ihn. Fearghas suchte den Blick seiner Frau, die ihn überraschend gleichmütig anlächelte. Sie hatte offensichtlich keine Schmerzen, das erleichterte ihn sehr. Unterdessen fragte er sich: Warum ist das so? Warum hat sie keine Schmerzen?
Endlos dehnten sich die Augenblicke im dunklen Wald unter dem silbrigen Mond, als ein Schrei die Nacht durchschnitt. Der Schrei eines Neugeborenen. Der Schrei lenkte Fearghas Gedanken abrupt auf ein anderes Thema: Sein Kind war soeben geboren. Aíne, die die ganze Prozedur vollkommen stoisch über sich hatte ergehen lassen, lächelte immer noch. Der Zauberer erwiderte für einen kurzen Moment das Lächeln und nickte ihr zu. Und wieder sah sie, dass er offensichtlich unter Schmerzen litt, obwohl er versuchte, es zu verbergen. Sie runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Der massige Mann atmete tief durch und musterte erst einmal das Kind, welches er geschickt im Arm hielt. Aus hellen, blauen Augen wurde dieser Blick neugierig und sehr aufmerksam erwidert. Dann lachte das Kind auf und versuchte, das Gesicht des Zauberers mit den Händen zu berühren. Er ließ es geschehen, was der Kleinen anscheinend gut gefiel, denn sie lachte wieder und klatschte in die Hände. Der Zauberer kommentierte die offensichtliche Freude der Kleinen damit, dass er kurz eine Braue hochzog.
Dann überreichte er das Baby seiner Mutter und richtete sich mit beträchtlichen Mühen auf, wobei er sich auf den langen schwarzen Stab stützte. Als er dann endlich, reichlich unsicher, aufrecht stand, schloss er wieder kurz die Augen. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn und wieder versuchte er, die Beherrschung zu wahren. Fearghas war rasch neben ihn getreten und hielt seinen Arm fest, da er nicht wusste, was mit ihm geschah.
„Was ist mit Euch?“, erkundigte er sich besorgt. Der Zauberer wehrte die Hand ab und schüttelte den Kopf.
„Nichts“, knurrte er unwirsch, als er seine Selbstbeherrschung wiedergefunden hatte.
Dann wirbelte er in einer - wenn man die Umstände bedachte - überraschend fließenden und schnellen Bewegung herum. Sein Blick verfinsterte sich und er starrte konzentriert in eine bestimmte Richtung.
Ohne den Kopf zu drehen, knurrte er:
„Verschwindet auf der Stelle!“
Fearghas erschrak und reichte seiner Frau die Hand, die sich anmutig erhob. Er hielt für einen Moment inne, als sein Blick auf das kleine, blutverschmierte Gesicht seiner Tochter fiel, die ihn mit großen, blauen Augen – den Augen ihrer Mutter - interessiert musterte.
Nur mit Mühe gelang es ihm, sich von diesem entzückenden Bild zu lösen.
„Bist du in Ordnung?“, fragte er bang.
„Ja“.
„Gut, komm auf das Pferd, jetzt. Keine Zeit mehr.“ Er hob die Fee behutsam auf den Rücken ihrer Stute, um danach rasch auf sein Pferd zu springen. Er fragte sich nicht, wie der Zauberer es vollbracht hatte, aber irgendwie schien Aíne das Ganze kaum etwas ausgemacht zu haben. Ohnehin war ihm klar, dass Aíne bereits morgen wieder vollkommen geheilt wäre, dies war Teil ihrer Fähigkeiten, alle aus ihrem Volk besaßen diese bemerkenswerten Selbstheilungskräfte. Cathbads unheilvoller Blick glitt derweil zwischen den Reitern und dem Wald hin und her.
„Los“, flüsterte er. Aíne nahm die Zügel und schnalzte mit der Zunge und augenblicklich setzte sich ihre schlanke Stute in Bewegung, dicht gefolgt von Fearghas.
Aber es war zu spät.
Ein brennender, gleißender Pfeilhagel surrte aus der Dunkelheit hinter den Reitern hervor und traf Fearghas Pferd.
Und dann…
Ein blau leuchtender Blitz zuckte heran. Staub und Gras wirbelten in einer Wolke durch die Luft und verdeckten die Szenerie so, dass niemand etwas erkennen konnte.
Und endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, als sich der Staub gelegt hatte, konnte man wieder etwas sehen.
Der Zauberer stand beim Wallach und rings um ihn herum regnete es rauchende Asche. Seine Blitze hatten die Pfeile regelrecht pulverisiert. Ohne sich umzudrehen, knurrte er:
„Reitet. Los.“
Und dann sah er den drei Neuankömmlingen entgegen und sein besorgter Blick verhieß nichts Gutes.
Schön waren sie, groß und schlank. Ebenmäßige Gesichter wurden von langen, seidigen, goldenen Haaren umrahmt. Alle drei trugen goldene Harnische, goldene Beinschienen und ebensolche Armschienen, alles höchst kunstvoll und elegant gearbeitet. Feinste ineinander verschlungene Linien und Symbole zierten die Rüstungen und sie glänzten selbst hier in der Dunkelheit. Fearghas, der die drei Elfen wütend anstarrte, glaubte, nie im Leben etwas noch Prachtvolleres gesehen zu haben. Und zugleich nie im Leben etwas Entsetzlicheres.
Er lenkte sein Pferd so, dass er Aíne damit abschirmte und die Fee drückte ihr Kind an sich und reckte angriffslustig das Kinn. Die drei Elfen näherten sich unbeeindruckt.
Zu schade. Die kleine Einlage mit den Blitzen erzielte nicht die erhoffte Wirkung. Nun ja, eigentlich absehbar. Allerdings kann ich im Augenblick auf einen weiteren Kampf ganz gut verzichten. Aber da sie sich nicht einschüchtern lassen wollen…
Die Warnung in der Stimme des Zauberers war unmissverständlich, als er sagte:
„Verschwindet. Sofort.“
Die Stimme klang äußerst unheilvoll, und doch…
Ein Elf – der in der Mitte – hatte die Augen zusammengekniffen und lachte leise und spöttisch.
„Und wenn nicht?“, fragte er mit einer überaus wohlklingenden Stimme. „Bekämpft Ihr uns dann?“
Die anderen lachten nun ebenfalls.
Der Zauberer zog eine Braue hoch und erwiderte:
„Ja, Ailean. Korrekt. Hervorragende Auffassungsgabe. Meine Güte. Du schaffst es immer wieder, mich zu Tode zu langweilen.“
Der angesprochene Elf nickte langsam.
„Wie immer: Große Worte. Aber könnt Ihr ihnen auch Taten folgen lassen?“ Ailean begann, den Zauberer zu umkreisen, langsam und voller Überheblichkeit.
„Denkt Ihr wirklich, Ihr könntet uns in diesem desolaten Zustand aufhalten?“
Fearghas stockte ob dieser Aussage der Atem und schnell sah er Aíne an. Die Frage in seinem Blick war eindeutig und das schwache, resignierte Lächeln der Fee war es ebenso. Irgendetwas stimmte mit Cathbad nicht, aber nicht nur das: Er war vollkommen betrunken. Wie immer.
Der Zauberer seufzte und dachte:
Ailean, der älteste, und seine Brüder, Áed und Artair. Aínes Brüder. Ailean: Nichts als ein arroganter Mistkerl, arrogant, aber klug, das muss ich zugeben. Und gefährlich. Artair, der mittlere, vielleicht noch der harmloseste, auch wenn das in seinem Fall heißt, dass er seine einzige Schwester genauso verabscheut wie Ailean - nur hätte er sich darauf beschränkt, seine Schwester einfach zu ignorieren. Áed, der jüngste - wild, grausam, ergötzt sich zu gerne am Leid anderer. Kein Wunder, dass seine Mutter kurz nach seiner Geburt den Tod gewählt hatte. Nun gut…
Danach solltest du dich mal hinlegen, meinst du nicht?
Nicht jetzt, Aengus.
Der lehnte im Übrigen an einer Esche in der Nähe und ließ den Zauberer nicht aus den Augen. Dian Cecht, der auf einem umgestürzten Baum in der Nähe saß, schnaubte kurz.
Der Zauberer warf beiden einen raschen Blick zu und sagte dann laut:
„Du redest zu viel, Ailean. Und das schlimmste daran: Zuviel Unsinn.“
Niemand außer Cathbad und Aíne hatten das Zeichen Aileans gesehen, aber sie griffen an. Von rechts, von links, von hinten. Sie waren schnell, sehr schnell. Menschliche Sinne wären ihnen hoffnungslos unterlegen, aber der Zauberer verfügte über weit mehr als diese. In einer einzigen fließenden Bewegung hatte er sich umgedreht und das Schwert gezogen. Und schon krachte Aileans schlanke, gebogene Klinge gegen das lange, schwarze Schwert des Zauberers, der es, den Schwung des Elfen ausnutzend, zur Seite lenkte und ihm den Stab ins Gesicht rammte. Ailean wurde zurückgeschleudert.
Zur gleichen Zeit griff Áed von links an und Artair von rechts. Der Zauberer trat einen schnellen Schritt zurück und brachte die zwei so vor sich. Beide Klingen fuhren ins Leere. Aber gleich darauf war Ailean auch schon wieder herangekommen. Ja, sie waren schnell, sogar noch schneller als Gwrachs. Und natürlich klüger. Allerdings hatten sie eine sehr klare Schwäche und die galt es auszunutzen:
Sie waren sich zu sicher.
Artair stieß eben mit dem Schwert nach Cathbad und hätte ihn getroffen, wenn der nicht die Klinge mit dem Stab im letzten Moment abgewehrt hätte. Den Schwung der Bewegung ausnutzend, wirbelte er den Stab einmal über den Kopf und anstatt ihn auf Artair niederschnellen zu lassen, traf er auf Áed, der gerade noch sein Schwert heben konnte. Doch die Wucht des Hiebes ließ ihn zitternd in die Knie gehen. Der Zauberer nutzte den Moment und verabreichte dem Elfen einen kräftigen Tritt gegen den Kopf. Áed stöhnte auf und sackte zusammen. Ailean und Artair wechselten einen wütenden, aber auch überraschten Blick. Und wie Raubtieren begannen sie, den Zauberer mit gezückten Waffen zu umkreisen, verwirrt darüber, wie es möglich sein konnte, dass dieser Mann trotz seines erbärmlichen Zustandes so kämpfen konnte. Der Zauberer, der ihre Gesichtsausdrücke richtig gedeutet hatte, lächelte spöttisch.
In der Tat. Ich kann es nicht leiden, unterschätzt zu werden. Typisch Elf.
Gut, dass sie nicht alle so sind. (Aengus)
In der Tat.
In diesem Augenblick hatte Ailean eine Entscheidung getroffen. Und mit einem gewaltigen Satz sprang er hoch und fuhr mit der Klinge voran auf den Zauberer nieder, während Artair aus seiner geduckten Haltung heraus angriff. Cathbad parierte zuerst den Hieb Artairs und dann geschah etwas, womit die beiden Elfen nicht gerechnet hatten. Der Zauberer ließ beide Waffen fallen, trat einen Schritt zur Seite und fing den verblüfften Ailean ab und pflückte ihn regelrecht aus der Luft. Ailean versuchte, sich dem Griff zu entwinden, und er war stark, aber es nützte nichts; ebenso gut hätte er versuchen können, sich aus einem Schraubstock zu befreien. Immerhin gelang ihm aber Folgendes: Mit der linken Hand zog er blitzschnell einen schlanken Dolch aus einem Futteral auf seinem Rücken und rammte das Ding Cathbad direkt in die Brust, dorthin, wo sich das Herz befand. Was ihm allerdings nicht viel zu nutzen schien, denn der Zauberer ignorierte ihn nicht nur vollkommen, sondern schleuderte ihn mit aller verbliebenen Kraft gegen Artair. Beide schrien auf und Ailean rollte sogar noch ein paar Überschläge durch den Wald, und erst ein Baum, der dort vorher nicht gestanden hatte, bremste seine Fahrt, als er mit aller Macht dagegen prallte. Der Zauberer atmete tief durch und musterte die Elfen schnell. Zu seiner Zufriedenheit schien keiner mehr gewillt zu sein, den Kampf fortzuführen. Dann schien ihm etwas einzufallen und er blickte an sich herab.
Sieh mal an. Er hat sogar das Herz erwischt. Nicht tief. Immerhin. Und doch: Verdammt.
Dian Cecht war genervt und gallig:
Ja: Verdammt. Und falls es deiner Aufmerksamkeit entgangen sein sollte: Dein Herz beginnt, zu einem Problem zu werden. Ich warte auf euch in deinem Haus.
Seinerseits genervt zog der Zauberer den Dolch aus seiner Brust und warf ihn Ailean entgegen. Die Waffe landete zitternd direkt neben Aileans rechter Hand im Boden.
„Das gehört dir. So und nachdem das hier nun geklärt wäre: Haut ab. Und falls ihr plant zurückzukehren, so rate ich euch, denkt lieber noch einmal darüber nach und lasst es bleiben.“
Artair hatte sich aufgerappelt und sich den bewusstlosen Áed über die Schulter gelegt. Ailean zog sich am Baum empor und starrte den Zauberer hasserfüllt an.
„Das hier ist noch nicht vorbei, alter Mann“, zischte er voller Wut.
Der Zauberer lächelte schwach.
„Vermutlich nicht. Aber das ist es ohnehin nie. Und ob ihr nun meine Gegner seid oder irgendwelche stinkenden Steinriesen oder Gwrachs - mir ist es gleich.“
Aileans Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Elfen waren sehr stolz und daher gefiel es ihnen ganz und gar nicht, mit Riesen und Gwrachs gleichgesetzt zu werden. Und das galt gerade und im besonderen Maße für Lichtelfen, die sie nun einmal waren.
„Seid vorsichtig, Zauberer“, sagte Ailean leise. „Jetzt habt Ihr gewonnen, aber das nächste Mal werden wir besser vorbereitet sein. Und Ihr solltet Euch vor Áeds Vergeltung fürchten…“ Der Elf brach ab und lächelte bei diesem Gedanken.
Cathbad musterte ihn müde und nickte.
„Wie auch immer.“
Die zwei Elfen drehten sich um und gingen weg. In dem Moment, als sie den ersten Schritt ausgeführt hatten, waren sie verschwunden. Der Zauberer drehte sich zu Fearghas und Aíne um. Die hatten den Kampf mit einer Mischung aus fasziniertem Entsetzen und Verwirrung verfolgt.
„Ist es vorbei?“, fragte Fearghas hastig. „Ich meine, was wird denn jetzt?“
Der Zauberer trat neben das Pferd und klopfte ihm den Hals, was das Tier mit einem freundlichen Schnauben quittierte. Er musste den Kopf nicht heben, um Fearghas ins Gesicht sehen zu können.
„Warum seid ihr beide entgegen meinem Befehl noch hier und nicht schon längst weitergeritten?“
„Bitte, Herr“, warf Aíne ein, „darf ich antworten?“ Und bevor der Zauberer zu einer Erwiderung ansetzen konnte, sagte sie schnell:
„Erstens: Irgendetwas stimmt mit Euch nicht. Zweitens: Ihr seid betrunken und drittens nun auch noch verwundet. Euch hier einfach so allein zu lassen…nein, nein, das kommt nicht in Frage.“ Sie hatte ihre Rede kaum beendet, da begann die Kleine in ihrem Arm, leise zu weinen, was alle dazu veranlasste, zeitgleich das Kind anzusehen.
„Schon gut“, flüsterte Aíne, die sofort verstand und das kleine Mädchen an sich drückte, „ich habe es gar nicht so gemeint, er wird schon wieder, versprochen. Das ist immer so.“
Und da hörte das Kind auf zu weinen und lächelte. Wieder klatschte es in die Hände und strahlte die Erwachsenen, die sie – zumindest zwei davon - verwirrt musterten, abwechselnd an. Allein die Fee bemerkte, dass der strahlende Blick der Kleinen für einen winzigen Moment länger an Cathbad hängen blieb. Der wiederum sah so perplex aus, dass die Fee lächeln musste. Dann war dieser magische Moment aber auch schon vorüber und der Zauberer brummte:
„In der Tat. Und doch ist keiner dieser Gründe einleuchtend genug, um einem direkten Befehl von mir zu widersprechen. Aber gut. Belassen wir es dabei. Das letzte, was ich jetzt noch gebrauchen kann, sind fruchtlose Diskussionen. Verstanden?“ Aíne war zwar nicht dieser Meinung, aber sie wusste auch, wann es besser wäre, sich geschlagen zu geben.
„Ja, Herr“, sagte sie und senkte den Kopf.
„Schön…“, knurrte der alte Mann gereizt. „Und nun noch dies: Für den Moment ist es vorbei, ja. Allerdings, Fearghas, solltest du deinen Bruder von diesem Zwischenfall in Kenntnis setzen. Ich bin nicht vollkommen sicher, wie ihr nächster Schritt aussehen wird, allerdings solltet ihr die Drohungen ernst nehmen.“
„Ja, gut.“ Und nach einer kurzen Pause fügte Fearghas misstrauisch hinzu: „Geht es Euch wirklich gut?“
Der massige Mann schüttelte den Kopf und brummte unwillig und das Thema wechselnd:
„Belasst es bei diesem einen Kind. Das Risiko bei euch ist sehr hoch, eigentlich zu hoch. Ihr hattet großes Glück, dass das Kind gesund ist. Seid dankbar und belasst es dabei.“
Fearghas nickte heftig. Ihm war alles recht, Hauptsache seine Familie war in Sicherheit. Und wenn er nur dieses eine Kind haben sollte, dann war das nun mal so. Er warf Aíne einen kurzen Blick zu und erkannte, dass sie derselben Ansicht war. Dann wandte er sich an den Zauberer und sagte leise:
„Danke, Herr. Ich weiß nicht, wie ich das je wieder gut machen kann.“
Er winkte müde ab.
„Die Zeit wird es zeigen. Und es liegt nicht an dir, etwas wiedergutzumachen. Aber das gehört hier jetzt nicht her und auch das wird die Zeit zeigen. So und nun verschwindet endlich von hier. Ich habe noch anderes zu tun, als mich mit euch hier herumzuplagen.“
Fearghas hob die Hand.
„Moment noch, da waren Untote, Wiedergänger…ich meine…“
„In der Tat. Sie waren da. Geht.“
Ein plötzlicher Windstoß, kalt und voll wispernder Stimmen, ließ Fearghas aufblicken. Doch er sah niemanden mehr. Keinen Mann in schwarzer Robe, nur der Wald lag nun wieder schweigend und schwarz vor ihm. Er sah Aíne verblüfft an. Sie grinste breit und zuckte mit den schmalen Schultern.
„Lass uns reiten, ja? Lass uns nach Hause gehen“, Fearghas nickte.
„Ja“, strahlte er sie an, „das machen wir!“
Sie setzten ihre Pferde in Bewegung und fielen in einen leichten Trab.
„Und wie soll deine Tochter nun heißen?“, rief Aíne.
Fearghas lächelte prompt.
„Such du den Namen aus.“
Die Frau musterte das Kind in ihren Armen prüfend. Ihr Pferd lenkte sie im Augenblick allein durch die Kraft ihrer Gedanken.
„Ich glaube“, sagte sie nach einer kleinen Weile, „Niam wäre gut.“
Die Kleine begann daraufhin, fröhlich zu krähen.
„Scheint ihr zu gefallen“, meinte Fearghas grinsend, wurde dann aber ernster. Ein kleiner, nagender Gedanke, der aufkam und so schnell nicht wieder verschwinden würde, beanspruchte seine Aufmerksamkeit: Er hätte seine Familie niemals so beschützen können, wie der Zauberer es eben getan hatte.
Plötzlich riss ein ganz neuer und höchst unerwarteter Eindruck ihn aus seinen Gedanken. Er konnte es nicht fassen, denn wo eben noch kalter Nebel düster um die uralten Bäume herumkroch, da war nun nur noch der alte, halb überwucherte Pfad, der in Richtung des Schwarzen Steines führte. Nichts sonst. Der Wald lag einige Schritt zu ihrer Rechten, schwarz und schweigend. Fearghas hatte keine Ahnung, wann sie den Wald verlassen hatten - oder ob überhaupt - aber es lag auf der Hand, dass der Zauberer ihnen den Weg gewiesen hatte, irgendwie.
Die Fee lächelte und sagte:
„Ja. Er war für uns da. Und er ist es jetzt immer noch.“
Sie trabten weiter und nach einer kleinen Weile fügte sie hinzu:
„Nun…für uns war er da. Heißt das nicht, dass sich die Dinge ändern können? Dass er zu den Menschen zurückkehrt?"
Fearghas zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht. Hoffentlich."
Aber überzeugt war er davon nicht. Und wieder dachte er über seine Hilflosigkeit nach und wieder missfiel es ihm, obgleich ihm klar war, dass auch der stärkste menschliche Krieger keine Chance gegen gleich drei Elfen gehabt hätte. Und doch fühlte er zur gleichen Zeit tiefste Dankbarkeit und Erleichterung und all das führte zu Unsicherheit und Verwirrung. Schließlich seufzte Fearghas abermals und richtete sich auf. Es wird sich alles fügen, dachte er, ganz sicher, irgendwie. Es muss einfach. Und dann dachte er und hoffte, dass der Zauberer es wahrnehmen würde:
Danke.
Keiner bemerkte die große, massige Gestalt, die den Weg der drei Reisenden mit auf dem Rücken verschränkten Händen ganz genau verfolgte, so lange bis sie sicher in Camran, Caenas Siedlung, ankamen. Er konnte sehr weit sehen, weiter als sonst jemand und Hindernisse wie Bäume und dergleichen spielten dabei kaum eine Rolle.
Der Blick des Zauberers ruhte düster und nachdenklich auf der kleinen Familie, denn er hatte das unergründliche Gefühl, dass etwas mit der Kleinen nicht stimmte. Er konnte nur nicht sagen, was. Und dieser Umstand irritierte und nervte ihn. ALLES zu wissen, war sozusagen sein Markenzeichen. Er wusste allerdings, wer dahintersteckte, wer immer dahintersteckte.
Daher drehte er sich auch nicht um, als er sagte:
„Was immer du planst, lass es lieber bleiben.“
Eine Stimme hinter ihm in der Dunkelheit antwortete:
„Kannst du mir mal erklären, wie du das immer anstellst? Meine Güte, ich habe absolut kein Geräusch verursacht, das wird langsam lächerlich.“ Und mit diesen Worten trat Aengus aus dem Schatten neben den Zauberer und baute sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihm auf.
„Lenk nicht ab“, erwiderte Cathbad unwirsch.
„Weiß gar nicht, was du meinst“, erklärte der andere unschuldig. „Und mal ehrlich: Wenn du verlangst, ich solle nichts planen, ach herrjeh, wenn der Zeitpunkt tatsächlich mal da ist, heißt das nur eines: Ich bin tot.“
„Sehr witzig, Aengus. Wie immer.“
„Weiß ich doch! Und davon mal abgesehen, hat Aíne recht, von mir ganz zu schweigen: Du solltest die Wunde behandeln lassen. Dian Cecht wartet schon und die Standpauke, die er mal wieder für dich hat, will ich nicht verpassen.“
Der Zauberer warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
„Lass es.“
„Kommst du zurecht?“
„Sicher.“ Der Zauberer hob eine Hand zur Brust, betastete die Wunde und konzentrierte sich.
Bestandsaufnahme:
Schnitt in der rechten Kammer, nicht tief, innere Blutungen. Hauptschlagader unverletzt. Geht doch.
„Hm“, brummte der junge Mann, „geht doch, meinst du? Sehe ich etwas anders. Dian Cecht hat es gesagt: Dein Herz. Was hat er gemeint?“
„Frag ihn.“
Der Jüngere seufzte und beschloss, das Thema zu wechseln, denn er kannte diese Stimmung nur zu gut.
„Was das Kind angeht: Das Wichtigste ist, dass du mir vertraust.“ Er klang jetzt ernster und der Zauberer maß ihn mit langen Blicken.
„Aengus, sie kannte mich. Sie hat mich erkannt. Was hast du vor?“
Dann atmete er einmal tief durch und lehnte sich an einen Baum, der freundlicherweise extra zu diesem Zweck ein Stück nähergekommen war.
Der junge Mann machte einen schnellen Schritt auf den Zauberer zu und nahm seinen Arm.
„Komm“, sagte er sanft, „es ist Zeit, nach Hause zu gehen.
Tja, ich darf also vorstellen: Cathbad, der Zauberer. Um ihn geht es hier in dieser Geschichte…aber wie ihm selbst gerade klar geworden sein dürfte, nicht nur um ihn.
Gut, oder?
Nun, das wisst ihr jetzt nicht, aber ich helfe euch: Die Antwort, die ihr geben müsst, lautet:
Ja. Sehr gut sogar!
So, was nun…?
Ah ja, sehen wir mal hierhin:
Gormals Haus, zur selben Zeit
Der Junge schlief unruhig, wälzte sich hin und her, als die grausamen Traumbilder seinen Geist heimsuchten:
„Du warst es! Es ist deine Schuld! Deine Schwester ist deinetwegen tot! Ich sagte dir, räum deinen Ball auf, aber du musstest ja mal wieder ungehorsam sein, verdammter kleiner Schwächling! Und sowas soll mein Sohn sein? Sieh, was du angerichtet hast!“ Der Mann wies mit einem anklagenden Zeigefinger auf das kleine Mädchen, das mit gebrochenem Genick am Boden lag. Der Junge stand starr vor Schreck im Türrahmen und starrte voll ungläubigem Entsetzen auf das grauenvolle Schauspiel. Er sah das Blut, das aus der Nase des kleinen Mädchens - seiner Schwester – floss; er sah das Blut, das aus den aufgeplatzten Lippen sprudelte und als er schließlich langsam und mühsam den Blick dem Mann zuwandte, nahm er das Blut an dessen Faust wahr. Das Feuer flackerte hell in der Feuerstelle und der Junge meinte, dort vertraute Umrisse entdecken zu können: Der Schatten, der dort langsam im Feuer schmolz, sah dem kleinen Püppchen, das er für seine Schwester angefertigt hatte, sehr ähnlich - sie hatte sonst keine Spielsachen, ihr Vater hatte es verboten. Er meinte, es müsse reichen, dass er das Kind eines anderen Mannes aufzog, dafür solle das Mädchen gefälligst dankbar sein. Diese und andere Gedanken schossen dem Jungen durch den Sinn, als er den Mann, der sein Vater war, entsetzt und verwirrt ansah.
„Was glotzt du so, Nichtsnutz? Hä? Glaubst mir nicht, hm? Denkst, ich war das, ja? Ich sag dir was: Wenn das die Runde macht, bringe ich dich um, klar? Nein, nein, du warst es, nicht ich, haben wir uns verstanden, Sohn?“ Der Junge hatte verstanden. Und da das so war, erbebte die Erde kurz, aber heftig, Schüsseln und Krüge fielen aus den Regalen, einige zerbrachen am Boden. Der Junge sah dort hin, bemerkte einen langen Splitter, einem Dolch nicht unähnlich, und dann geschah es: Helle blaue Funken stoben aus den braunen Augen des Jungen und da erhob sich der lange Splitter wie von Geisterhand getragen in die Luft, flog langsam drohend auf den Mann zu und verharrte zitternd vor dessen Gesicht.
„Du…du machst das! Hör auf damit!“, schrie der Mann ängstlich und wich einige Schritte zurück. Als sein Fuß gegen den leblosen Körper des Mädchens stieß, verharrte er erschrocken. Der Splitter war ihm gefolgt und lauerte immer noch vor seinem Gesicht. Der Mann schluckte trocken und ging zum Angriff über.
„Das wagst du nicht! So viel Mumm hast du nicht, Schwächling! Du bist zu weich, konntest ja nicht mal deine kleine Schwester beschützen, du kleiner Mistkerl. Was für ein Bruder bist du, dass du ihr nicht geholfen hast? Lass ihn runter, sage ich.“
Der Junge, der den Mann nicht aus den Augen gelassen hatte, schüttelte langsam den Kopf.
„Nein“, hauchte er. Die Augen des Mannes weiteten sich erschrocken und in diesem Moment raste der Splitter auf ihn zu, direkt in sein rechtes Auge hinein. Der Mann schrie vor Schmerz, aber der Junge hörte nicht auf. Weiter, immer weiter trieb er den Splitter, so lang bis er aus dem Hinterkopf des Mannes herausragte. Dann endete es.
Der Junge drehte auf dem Absatz um und lief davon, raus aus dem Haus des Köhlers im Wald. Der Junge weinte, Verzweiflung und Trauer hatten jetzt die Herrschaft übernommen. Er weinte bitterlich und lief, ohne sich noch einmal umzudrehen. Seine Schritte führten ihn nicht ins Dorf, denn von dort wäre keine Hilfe zu erwarten. Selbst Fintan, der Druide, sein Onkel, hatte sich stets Ausreden suchend vor seinen kleinen Bruder gestellt. Also lief er einfach. Planlos Ziellos.
Der Junge erwachte mit einem Aufschrei und sah sich wild um. Da flackerte ein sanftes Licht im Haus auf und er sah Gormal näherkommen, seinen Lehrer. Der alte Mann, dessen strahlend blaue Augen ihm jenen Namen eingebracht hatten, ließ sich auf der Bettkante des jungen Mannes nieder.
„Nur ein Traum, Junge. Alles wird wieder gut, ich verspreche es.“
Der junge Mann glaubte ihm - Gormal hatte ihn nie im Stich gelassen, hatte ihm immer geholfen und war immer da, wenn er ihn gebraucht hatte, so auch jetzt. Also nickte er zaghaft.
„Du kannst dich immer noch nicht an die Bilder aus dem Traum erinnern, richtig?“
Der junge Mann nickte abermals.
„Ja, Meister. Aber was nun?“ Gormal schmunzelte.
„Oh, ich denke, ich kenne da jemanden, den ich dir vorstellen werde. Bald ist es Zeit, zur Zusammenkunft der Druiden nach Môn aufzubrechen, wie du weißt. Du bist jetzt elf Jahresläufe alt und die Träume werden intensiver. Ja, warum nicht? Die Zeit scheint reif zu sein.“
„Reif, Meister? Aber wofür?“ Ein Funkeln erhellte die Augen des alten Mannes und er antwortete mit einem verschmitzten Lächeln:
„Zeit, den Zauberer kennenzulernen, Laoghaire.“
Und dann…
Noch dies:
Das Totenreich, Zeit: Nicht existent, zum besseren Verständnis: „jetzt“
Der Wanderer lächelte. Da war er wieder, der Traum des Jungen. Jener Traum, den er vor zwei Jahresläufen das erste Mal geträumt hatte. Es hatte dem Wanderer gefallen, denn auf diese Weise hatte der Junge ihm eine Seele offenbart, die so böse und verdorben war, wie er sie schon seit langer Zeit nicht mehr erlebt hatte. Indes: Diese Information nützte ihm in seiner aktuellen Situation nicht viel, denn er war ein Gefangener. Noch, aber er hatte sich jene Seele genau angesehen. Die Spiegelungen des kleinen Baches in der Nähe hatten dafür gesorgt, dass er sehen konnte. Sobald er frei wäre, würde er ihn aufsuchen. In jenem alten, verfallen Haus im Wald. Fintan, der Druide, hatte zur Sicherheit einen Bannzauber um das Gebäude gelegt, was für den Wanderer allerdings ohne Bedeutung war. Sterbliche Magie war einfach so lächerlich schwach. Seit den Tagen, als der Zauberer ihn, den Nekromanten, am See im Alten Wald gestellt und nach langem hartem Kampf gezwungen hatte, sich hierher zu flüchten, wartete er. Er hatte ein Versteck zwischen den Neun Ringen gewählt, die eine jede Seele, gemäß der Neun Ewigen Sünden, passieren musste. Und dort wartete er also. Denn das war sein Ziel: Zurückzukehren, ohne das Urteil des Richters - aus eigener Kraft. Doch dies war niemandem vorher gelungen, das war dem Wanderer klar. Es war gegen die Gesetze dieser Welt, gegen die Gesetze des Einen, der jene Welt vor Äonen schuf: Balor, letzter König der Fomor und Herr über den Tod. Heute herrschten hier Morrigan von den Tuatha Dé Danann und der Richter, den niemand je erblickt hatte. Aber jeder hörte die Stimme, wenn er das letzte Urteil sprach, und jeder, der jene Stimme einmal vernommen hatte, erzitterte – zu seinem Ärger auch der Wanderer. Obgleich er nicht verstand, warum das so war. Aber er wusste auch, dass der lange Aufenthalt im Totenreich das Vergessen nach sich zog und er musste befürchten, wichtige Informationen aus seiner Vergangenheit verloren zu haben. Auch dies war ein Grund für das, was er so lange geplant hatte. Und endlich, irgendwann hatte er sich entschlossen, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, welches schier unmöglich schien, aber er, der Wanderer, konnte es. Niemand sonst, außer ihm, wäre dazu in der Lage. Denn er war ein Magier, ein Nekromant, ein Totenbeschwörer. Und dies war die Welt der Toten.
Es hatte sein müssen. Nur auf diese Weise würde er entkommen können, denn einmal im Totenreich angelangt, so gab es keine Wiederkehr. Für niemanden. Es sei denn, der Richter bestimmte die Wiedergeburt. Niemand schaffte es aus eigener Kraft, die Tore von der falschen Seite aufzureißen.
Also hatte er damit begonnen, Veränderungen vorzunehmen. Die grauenhaften Schmerzen waren dabei nicht von Belang…und am Ende war es vollbracht.
Und dann wurde er zu…etwas anderem.
Dämon.
Hinzukam, dass er die schmähliche Tatsache, seines Körpers beraubt worden zu sein, zumindest ein wenig ausgleichen konnte. Körpergebundene Kraft, das war seine Stärke und seine Schwäche gleichermaßen - aber das galt für alle seines Volkes. Und nun, ohne seine wahre Macht abrufen zu können, hatte er einen Weg gefunden, seine Stärke zu mehren.
Dämon.
Der Nachteil, der ihm zeitgleich ein Vorteil war, war allerdings dies: Er brauchte jemanden, der ihn rief, der ihm das Tor öffnete.
Jemanden, der denselben Hass in sich trug wie er, Hass auf den Mann, der die Schuld an seiner misslichen Lage trug:
Hass auf Cathbad, den Zauberer.