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Pavia

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Inhaltsverzeichnis

Während Karl den Reichstag zu Worms abhielt, eroberte Cortez ihm Mexiko, während er im Winter 1525 sich in Spanien aufhielt, erfochten seine Feldherren den Sieg von Pavia. Es handelte sich um den Besitz von Mailand, vielleicht auch um den von Neapel, die beide Franz I. von Frankreich an sich bringen wollte. Die Kaiserlichen hatten sich in Pavia, der stärksten Festung des Herzogtums, festgesetzt, wurden aber bedrängt von einem auserlesenen französischen Heer, bei dem sich der König in Person befand, und das eine, wie es schien, unangreifbare Stellung in einem ummauerten Park zwischen dem Tessin und der Stadt Pavia innehatte. Den gehofften Entsatz durch Lannoy, den Vizekönig von Neapel, glaubte dieser nicht unternehmen zu dürfen, weil ein zweites feindliches Heer sich Neapel näherte, das er nicht ungedeckt lassen dürfe. In dieser fast aussichtslosen Lage entschloß er sich dennoch auf den Rat Pescaras, den verwegenen Schritt zu wagen und die Franzosen vor Pavia anzugreifen. Das französische Heer war nicht nur an Zahl überlegen, sondern durch die Anwesenheit des Königs und des tapferen, ehrliebenden Adels begeistert, glaubte sich außerdem durch seine Stellung gesichert. Fast die Hälfte dieses Heeres bestand aus Deutschen und Schweizern. Die Deutschen trugen schwarzen Harnisch und schwarze Fahnen und wurden deshalb die Schwarze Bande genannt. Es waren darunter ein Herzog von Württemberg, ein Graf von Nassau, ein Graf von Lupfen, ein Augsburger Langenmantel, Sohn des Johann Langenmantel, der vierzehnmal Bürgermeister seiner Stadt gewesen, und viele andere von Adel; sie waren alle in des Kaisers Acht und Aberacht. Das kaiserliche Heer war zusammengesetzt aus Spaniern, Italienern und Deutschen und vorzüglich geführt durch Lannoy, Pescara und die deutschen Landsknechtshauptleute Georg von Frundsberg, Marx Sittich von Ems und Niklas von Salm. Unter ihnen ragte Georg von Frundsberg durch Charakter und Gesinnung hervor. Er war ein sehr großer und schwerer Mann, ein Vater seiner Landsknechte, die ihm seine Gerechtigkeit und Fürsorge mit opferwilliger Hingabe vergalten. Das Geschlecht der Frundsberg stammte aus der Gegend zwischen Innsbruck und Schwaz; ein Zweig zog nach Schwaben und erwarb dort die Burg Mindelheim. Schwaben lieferte die meisten Landsknechte; es gab noch immer Schwabenstreiche wie zu Barbarossas Zeit, wie denn ein Heerdegen in Ungarn, als er im Bausch von Türken überfallen wurde, neun tötete und den Ritterschlag, den Karl V. ihm erteilen wollte, ablehnte. Die Ausrüstung der Landsknechte, für die sie selbst zu sorgen hatten, war oft mangelhaft; als einmal ein Venezianer über die nackten Landsknechte spottete, sagte Frundsberg, er habe wohl nackte Knaben, aber wenn sie einen Pokal Wein im Busen hätten, wären sie ihm lieber als die Venediger, die Harnisch bis auf die Füße trügen. Man versorgte die deutschen Soldaten mit Wein, solange es möglich war; die Spanier und Italiener waren eher einmal mit Wasser zufrieden. Frundsberg war dem Luthertum geneigt, ohne deshalb in der Treue zum Kaiser zu wanken. Er war ein Liebhaber der Musik und machte Gedichte; das Kriegshandwerk, das er so erfolgreich ausübte, verurteilte er »wegen der Verderbung und Unterdrückung der armen unschuldigen Leute, des unordentlichen und teuflischen Lebens des Kriegsvolks und der Undankbarkeit der Fürsten«. Im Bauernkriege suchte er den Kampf zu vermeiden, indem er die Bauernführer zu friedlicher Verständigung überredete. Er bereicherte sich nicht im Dienste des Kaisers, sondern opferte sogar vom Seinigen, um die dauernde Geldnot zu überwinden. Frundsbergs 13 000 Mann, ungefähr die Hälfte des Heeres, trugen sehr viel zu dem unverhofften, beispiellosen Siege bei, den die Kaiserlichen vor Pavia erstritten. Die Schwarze Bande wurde von ihm umschlossen und niedergemacht; nur wenige entrannen dem Tode und fielen zwei Jahre später. Es fiel der größte Teil des heroisch kämpfenden französischen Adels, und gefangen wurde der König, der mit äußerster Bravour den Zusammenbruch seiner Armee hatte aufhalten wollen.

Als dem jungen Kaiser in Madrid die Nachricht von dem überwältigenden Siege gebracht wurde, kniete er vor einem Madonnenbilde nieder und barg sein Hochgefühl im Gebet. Wie wenig Verständnis er auch für evangelische Frömmigkeit haben mochte, so war ihm doch eine Beziehung zum Lenker der Geschicke Bedürfnis; die Ergießung seines Herzens gegen Gott war nicht nur Gewohnheit. Wenn er den Ausdruck der Siegesfreude vornehm mäßigte und öffentliche Feiern verbot, weil sich das unter Christen nicht zieme, war er durchaus nicht mäßig in den Bedingungen, die er dem Überwundenen stellte. Fürsten, die abseits von der Schlacht sind, pochen oft mehr auf ihren Sieg als der Feldherr, der ihn erfocht. Karl glaubte einen Fehler zu begehen, wenn er ihn nicht aufs äußerste ausnützte: er verlangte von Franz nicht nur Verzicht auf Mailand und Neapel, sondern auch auf das gesamte Erbe Karls des Kühnen mit Einschluß des ganz französischen Burgund. Ungeduldig die Freiheit wiederzugewinnen, leistete Franz den Eid auf den harten Frieden, ohne sich dadurch gebunden zu fühlen. Scheinbar hatte Karl dadurch, daß Frankreich auf absehbare Zeit ausgeschaltet schien, eine Macht erlangt, die ihn zum Haupt des Abendlandes machte, verfügte er doch mit Spanien über die Schätze der Neuen Welt; in Wahrheit brachte die Stunde des größten Erfolges ihm vermehrte Gefahren. Jeder große Gewinn in der Politik bringt eine Korrektur mit sich, indem gegen die angeschwollene Macht die eifersüchtigen Nachbarn sich erheben und fast mechanisch das Gleichgewicht sich wiederherzustellen sucht. Der Papst, der schon Karls Kaiserwahl nur widerwillig zugelassen hatte, fühlte sich durch seinen Machtzuwachs in Italien bedroht und war sofort bereit, Franz seiner Eidesverpflichtung zu entbinden und ihn im Kriege zu unterstützen. Mailand, Venedig, Florenz, der König von England traten dem Bunde bei. Es zeigte sich, wie schwierig für Karl als Kaiser und Erzherzog von Österreich die Lage des Reiches in der Mitte von Europa war. Er war von Mächten umringt, die auf der Hut vor ihm waren, von denen zwei nach Ausdehnung trachtende, angriffslustige Feinde waren: Frankreich im Westen und die Türken im Osten. Aus der Eroberungssucht Frankreichs und dem Streit um das burgundische Erbe, das aus französischen und deutschen Gebieten zusammengeschmiedet war, entstand seit Maximilians Zeit ein nur zuweilen unterbrochener Krieg zwischen Frankreich und dem Kaiser, den das Reich dabei nur wenig und ungern unterstützte. Man gewöhnte sich im Reich, ihn als einen Krieg zwischen Frankreich und Österreich, zwischen Habsburg und Valois anzusehen. Die Stände, Fürsten und Städte waren kurzsichtig genug, dem Kaiser auch gegen die Türken nur zögernd beizustehen. Ein so kluger und tüchtiger Fürst wie Friedrich III. von der Pfalz machte es dem Kaiser zum Vorwurf, daß er sich mit Ungarn beladen und dadurch den Türken sich zum Feinde gemacht habe. Nach mittelalterlicher Weise wurde der Kampf gegen die Türken als eine Angelegenheit des Papstes und der gesamten Christenheit betrachtet, und bei der allgemeinen Verstimmung gegen den Papst verhielt man sich ablehnend gegen den Krieg, der seine Sache war. Diese widersinnigen Verhältnisse verschärfte noch die lutherische Spaltung. Für die lutherischen Fürsten wurden Frankreich und die Türkei zu Errettern, die den Kaiser verhinderten, ihren Glauben zu unterdrücken; aber auch die katholischen sahen ihn nicht ungern außerhalb des Reiches beschäftigt; Bayern freute sich jeder Gelegenheit, ihn aus seiner Vormachtstellung zu verdrängen.

Karl, der Sieger von Pavia, war dem Luthertum furchtbar; der zugleich von Frankreich, Italien, England und der Türkei Bedrohte konnte im Reich nichts ausrichten. Denn Franz I. hatte sich nicht gescheut, als Gefangener in Madrid den Sultan Suleiman, den Feind der Christenheit, um seine Hilfe anzugehen. Auch ohne das hätte wohl Suleiman, tatkräftig und eroberungslustig wie er war, willens seine Herrschaft über Europa auszudehnen, die günstige Gelegenheit benutzt: mit einem ungeheuren Heer rückte er im April 1526 gegen Ungarn vor. Auf dem Reichstage zu Speyer, der im Sommer 1526 eröffnet wurde, hoffte Ferdinand Reichshilfe gegen den Erbfeind zu erlangen. Nachdem er zum Kaiser gewählt war, hatte Karl die österreichischen Lande seinem jüngeren Bruder überlassen, der äußerlich weniger anziehend und geistig weniger begabt, aber ein ebenso fleißiger und gewissenhafter Arbeiter und ein ebenso aufrichtiger Katholik war. Da der Kaiser durch die neuen Kriegsverwicklungen ferngehalten wurde, leitete er den Reichstag.

Im allgemeinen wagten die Stände sich damals die Möglichkeit einer dauernden Spaltung noch nicht einzugestehen. Einigkeit im Glauben war nach allgemeiner Meinung die notwendige Grundlage des Reiches; gerade der Reichstag war dazu da, aus den verschiedenen Interessen und Willensrichtungen der Stände einen einmütigen Reichswillen herauszubilden. Insgeheim hoffte jede Partei, die andere zu sich hinüberzuziehen, anstatt das auszusprechen, beredete jede die andere, etwas nachzugeben. Unter den katholischen Ständen waren namentlich die weltlichen, an der Spitze Herzog Georg von Sachsen, der erbitterte Feind des Luthertums, durchaus bereit zur Abstellung von Mißbräuchen, wie sie längst in den hundert Gravamina vom Papst gefordert wurden. So saßen denn Kommissionen zusammen und berieten über eine Einigungsmöglichkeit durch Reform des Klerus; mit Empfehlung der Priesterehe und der Austeilung des Abendmahls in beiderlei Gestalt kamen die Katholiken den Evangelischen entgegen. Mitten in dieser verheißungsvollen Arbeit überraschte Ferdinand den Reichstag durch die Mitteilung, daß sein kaiserlicher Bruder fest auf der Ausführung des Wormser Edikts beharre, also auf der endgültigen Vernichtung der lutherischen Ketzerei. Schrecken auf der einen, Verlegenheit auf der anderen Seite verbreiteten sich; der Reichstag hätte sich aufgelöst, wenn nicht allen bald klargeworden wäre, daß weder Karl noch Ferdinand scharfe Beschlüsse durchzuführen augenblicklich imstande waren.

Hauptsächlich die Städte und der junge Landgraf von Hessen waren es, die durch die Entschlossenheit, mit der sie für ihre Überzeugung eintraten, einen für die Evangelischen vorteilhaften Ausgang bewirkten. Philipp, der Sohn der schönen und kampflustigen Anna von Mecklenburg, hatte schon auf dem Reichstage zu Worms, damals 17 Jahre alt, Interesse für die lutherische Lehre gezeigt und sich in Gedanken damit beschäftigt. Drei Jahre darauf begegnete er, als er zu einem Armbrustschießen nach Heidelberg ritt, Melanchthon, der von einem Ausfluge in die Heimat nach Wittenberg zurückkehrte, und begrüßte ihn mit einer scherzenden Anrede. Nachdem sie sich über die religiösen Fragen der Zeit unterhalten hatten, ersuchte Philipp den Professor, ihm eine schriftliche Erklärung der Grundgedanken von Luthers Lehre zuzustellen, und wurde durch die Abhandlung, die Melanchthon ihm zuschickte, vollständig gewonnen. Philipp war kein tiefsinniger, kaum ein nachdenklicher Mann, aber voll Verständnis und Interesse für alle Fragen des geistigen Lebens, und mit einem gesunden Verstande ging er gern und ohne Vorurteile auf die Probleme ein. Er vertiefte sich so in die Bibel und die Glaubensfragen, daß er es mit gelehrten Theologen aufnehmen konnte. Ihm kam es aber weniger auf die Lehre an als auf die praktischen Folgerungen aus derselben; als tatkräftiger Mann und Fürst betrachtete er die Religion als erzieherische Macht, die ihre Wahrheit durch die Früchte erweist, die sie an den Menschen erzielt. Seine Liebenswürdigkeit, ja man darf sagen seine Größe, bestand darin, daß er mit einer Freiheit lebte und handelte, wie sie nur Menschen von angeborenem Adel und vollkommener Ehrlichkeit auch gegen sich selbst eigen ist, und daß er, in Deutschland eine Ausnahme, im Umgang mit Menschen nicht ihren Stand, nur ihre Sinnesart beachtete. Er war nicht frei von Fehlern, aber seine Unbefangenheit und Bereitwilligkeit, sie einzusehen und einzugestehen, fielen dagegen in die Waage. Er und der Kurfürst von Sachsen hatten ihre Prediger mitgebracht und ließen sie, da es in der Kirche nicht anging, in ihren Herbergen predigen. Am ersten Freitag seiner Anwesenheit ließ Philipp einen Ochsen schlachten und aß an offener Tafel Fleisch, damit jedermann sehe, daß er die Fasten nicht halte. Die Wichtigkeit der Städte für die Sache der Reformation einsehend, setzte er sich über die zwischen Fürsten und Städten herrschende Verstimmung hinweg und gewann ihr Vertrauen. Besonders der Vertreter Straßburgs, der berühmte Jakob Sturm von Sturmeck, kam ihm an Energie und Furchtlosigkeit gleich.

Aus der verfahrenen Lage, in die der Reichstag durch die Botschaft des Kaisers geraten war, fanden denn auch die Städte einen Ausweg. Sie erklärten sich außerstande, ihren Untertanen das Wormser Edikt aufzudrängen. Sie wiesen darauf hin, wie die Lage des Kaisers durch den Krieg mit dem Papst verändert sei, daß in absehbarer Zeit schwerlich ein Konzil zustande kommen werde, von welchem man doch die Abstellung der Mißbräuche erwarte. Deshalb, schlugen sie vor, möge man eine Botschaft an den Kaiser schicken und ihn bitten, ein freies Konzil in deutschen Landen anzuberaumen, einstweilen aber die Vollziehung des Wormser Edikts zu verschieben und die durch Versäumnis desselben verwirkten Strafen gnädig zu erlassen. Bis zum Konzil wollten sich die Stände so verhalten, wie sie es vor Gott und Kaiserlicher Majestät verantworten könnten. Da alle Kurien einverstanden waren, kam ein Reichstagsabschied in diesem Sinne zustande. Es war ein Ausweg, der der deutschen Bequemlichkeit und Saumseligkeit entsprach, er überhob sie einer augenblicklichen Entscheidung, die allerdings nur zerstörend hätte sein können. Immerhin war dieser Abschied ein Sieg für die Lutheraner; denn mehr konnten sie nicht erhoffen, als daß sie zunächst einmal unbehelligt die Reformation in ihrem Gebiet durchführen und neue Anhänger gewinnen konnten. Der Weg einer alle Stände gemeinsam verpflichtenden Losung war verlassen worden.

Zwei Tage nach der Beendigung des Reichstages wurde die furchtbare Schlacht bei Mohacz geschlagen, in welcher die Türken das ungarische Heer gänzlich besiegten und der junge König Ludwig, Schwager des Kaisers, fiel. Ein Teil der Ungarn wählte gemäß dem 1515 mit Maximilian geschlossenen Vertrage Ferdinand, den Mann der Schwester des kinderlos Verstorbenen, ein anderer Teil den mächtigsten Vasallen der ungarischen Krone, Johann Zápolya, Woiwoden von Siebenbürgen, der stets bereit war, sich durch Anschluß an die Türkei gegen Österreich zu stärken. Während die Türken unabwendbar dem Reiche näherrückten, bekriegten sich Kaiser und Papst, die Häupter der Christenheit.

Im Spätherbst 1526 führte Frundsberg unter größten Schwierigkeiten und nachdem er die Juwelen seiner Frau versetzt hatte, um Geld zu schaffen, seine Landsknechte über die Alpen. Das Gerücht ging, er habe einen goldenen Strick bei sich, um den Papst daran aufzuhängen; sicherlich gönnte er dem hinterlistigen Feinde seines Kaisers eine gründliche Strafe. Zwischen Parma und Piacenza vereinigte er seine Rotten mit einem spanisch-italienischen Heer unter dem berüchtigten Connetable von Bourbon, dem mit seinem König entzweiten französischen Vasallen; sie waren bereit, in den Kirchenstaat einzufallen. Im Schrecken darüber schloß Clemens VII. einen Waffenstillstand ab, der aber nicht nach dem Sinn der wie immer unbezahlten Soldaten war. Der Papst erklärte sich bereit, eine gewisse Summe zu ihrer Befriedigung zu geben, aber nicht soviel wie verlangt wurde. Eine Meuterei entstand, die nicht einmal das persönliche Dazwischentreten Frundsbergs stillen konnte: als die Empörer die Spieße auf ihren Vater richteten, brach er, vom Schlage getroffen, zusammen. Ein Jahr lang versuchten die Ärzte des Herzogs von Ferrara vergeblich ihre Kunst an ihm, er verlangte heim und kam rechtzeitig in Mindelheim an, um dort zu sterben. Doppelt erbittert über den Verlust, der die aufgeregten Soldaten jäh ernüchtert hatte, zog das deutsch-spanische Heer über den Apennin und erstürmte die Ewige Stadt am 6. Mai. Da der Papst, in Erwartung französischer Hilfe, sich auch jetzt noch weigerte, die zur Entschädigung der Truppen verlangte Summe zu zahlen, begann die Plünderung. Zwei Wochen lang verheerte ein ausgelassenes, wütendes Kriegsvolk mit Raub und Mord die üppige Herrin des Abendlandes. Die Deutschen waren dabei, obwohl Lutheraner und erpicht auf Essen und Trinken wie auf Geld, das sie rasch wieder verspielten, weniger grausam als die katholischen Italiener und Spanier. Mit dem heidnisch übermütigen, glanzvollen, Göttern sich gleichsetzenden Rom war es für immer aus. Eine Epoche schwindelnd hoch gesteigerter Kultur war zu Ende. Die Humanisten trauerten; daß Melanchthon in die Klage über den Fall der großen Mutter einstimmte, die Gesetze, Wissenschaften und Künste der Welt gegeben habe, zeigt, wie der doppelte Ursprung des geistigen Lebens in Deutschland bis in die Seelen der einzelnen sich verzweigte und nebeneinander herging oder miteinander verschmolz. Der Staatsmann Karl V. freute sich über die Bestrafung seines italienischen Gegners, als Kaiser und Katholik beklagte er das Unglück des Heiligen Vaters. Er stellte sogar die Festlichkeiten zur Geburt seines Sohnes Philipp ab, die um diese Zeit Spanien mit Jubel erfüllte.

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