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ELF SCHREIBTISCHE FÜR DEN ÜBERSETZER IN TRIEST

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Nach seinen midianitischen Reisen stattete Burton den Kong-Bergen Westafrikas einen kurzen Besuch ab, um dort die Möglichkeit des Goldabbaus zu überprüfen, aber sein Lebensrhythmus war etwas langsamer geworden.

Zunehmend widmete er sich seinen literarischen Aktivitäten – unter anderem der bereits erwähnten Übersetzung von »Tausendundeiner Nacht«, natürlich wieder mit Fußnoten, welche die Destillation all seines Wissens und seiner Erfahrung enthalten. Er übersetzte in Triest verschiedene hinduistische erotische Erzählungen. In seinem Herrenhaus bei Triest hatte er für jedes Projekt, an dem er arbeitete, einen eigenen Schreibtisch. Es waren insgesamt elf.

Im Jahr 1886 wurde er sehr zu seiner Überraschung durch Queen Victoria geadelt. Er starb am 20. Oktober 1890 in Triest.

Heute, mehr als ein Jahrhundert nach seinem Tod, ist Richard Francis Burton eine Legende. Den Grundstein hierfür legte er, wie geschildert, nach dem Ende seiner Armeelaufbahn: Er wurde ein überaus fruchtbarer Schriftsteller, ein ausgezeichneter Linguist, ein detailbesessener Übersetzer und ein unersättlicher Forscher, der keine Auseinandersetzung, kein noch so großes Wagnis oder Abenteuer scheute.

Von allen Forschungsreisenden war kaum einer in seinem Leben aktiver oder produktiver als Richard Francis Burton. Kein Reisender auf der arabischen Halbinsel – von Thomas Edward Lawrence abgesehen – hat mehr Biographen veranlasst, sein Leben nachzuzeichnen. Die erste Biographie über ihn erschien bereits zehn Jahre vor seinem Tod.

Die Bibliographie von Burtons eigenen Arbeiten umfasst mehr als dreihundert Seiten, darunter sechzig komplette Bücher. Er schrieb über Bajonett-Drill, Falknerei, Bergbau, Archäologie, Schlangen, Medizin, Ingenieurwissenschaft, Bergsteigen, Religion und Liebespraktiken auf allen Erdteilen, Letzteres sehr zum Unwillen seiner Gattin. Von Burton sind Reiseberichte aus allen Kontinenten (mit Ausnahme der Antarktis und Australiens) erhalten. Allein über Afrika schrieb er dreizehn Bücher mit einem Gesamtumfang von viertausendsechshundert Seiten. Die arabische Halbinsel blieb aber, wie er selbst sagte, »das Land meiner Vorliebe«. Es überrascht daher auch nicht, dass Burton zu den Gründervätern des Königlichen Ethnographischen Instituts gehört.

Burton schrieb viel und schnell, und es gibt daher einen Berg an Informationen in seinen Werken. Sein enzyklopädisches Wissen über den Orient zeigt sich am besten in seiner großen sechzehnbändigen Übersetzung der »Tausendundeinen Nacht« (1885–1888) und den dazugehörigen umfangreichen Fußnoten. »Tausendundeine Nacht« war ein perfekter Gegenstand für ihn: Burton war immer mehr am Laster als an der Tugend interessiert. Er übersetzte außerdem die Qasidah Hadschi Abd El-Yezdis, das erotische »Kama Sutra« von Vatsyayana, das »Ananda Ranga« und »Den duftenden Garten« von Scheich Nefzawi.

Sein Reisebericht »A Personal Narrative of a Pilgrimage to Mecca and Al-Medina«, in welchem er über seiner Teilnahme am Hadsch des Jahres 1853 berichtete, begründete seinen Ruhm als Schriftsteller. Sein Erfolg bei dieser nicht ungefährlichen Reise war seiner intimen Vertrautheit mit den Sprachen und Gewohnheiten der Region geschuldet. Zudem war er, seinen mystischen Neigungen folgend, in den Reihen des Derwischordens der Qadiri initiiert worden.

Die Saga berichtet, dass Burton tatsächlich alle paar Monate eine neue Sprache gelernt haben soll. Am Ende seines Lebens beherrschte er fast dreißig Sprachen und zwölf Dialekte.

Burton widmete sich auch intensiv dem Studium des Okkulten, unbekannten Einflüssen, Talismanen, Tränken und magischer Macht. Während seines ganzen Lebens suchte er leidenschaftlich nach »Gnosis«, nach Welterkenntnis, welcher er rund um die Welt in ihren unzähligen Formen nachjagte. Er studierte die Kabbala, eine mittelalterliche jüdische Geheimlehre, und die geheimnisvolle Weisheit und Kunstfertigkeit des Griechen Hermes Trismegistos (Hermetik). Er war eingeführter Nagar Brahmin (die Naga sind ein Volksstamm im indischen Assam), und er war Mitglied der ismaelitischen Sekte (Siebener-Schia), welche beanspruchte, von den im Mittelalter als Meuchelmörder gefürchteten Assassinen abzustammen. Er war zu verschiedenen Zeiten Konvertit zum Hinduismus, Tantrismus (die Tantra-Lehre verehrt Schiwa und seine Gattin Parwati als Hauptgottheiten), zum römischen Katholizismus, zu dem Glaubensbekenntnis der Sikhs und zum Islam.

Nach Burtons Tod ergriff seine Frau vor allem zwei Schritte, um sein Andenken zu bewahren: Sie baute ein außergewöhnliches Grab in der Form eines Beduinenzeltes auf dem Heiligen-Maria-Magdalenen-Friedhof in Mortlake, einem Vorort von London. Und sie verbrannte leider alle ihr obszön erscheinenden Manuskripte, denen ihr Ehemann in seinen letzten Jahren all seinen Fleiß gewidmet hatte. Der Scheiterhaufen mit dem »Kama Sutra« und anderen Manuskripten soll tagelang gebrannt haben.

Uwe Pfullmann

1Die Ausführungen über die geographischen Grenzen Midians stützen sich weitgehend auf Philip Wards Abhandlung in »The Gold-Mines of Midian and the Ruined Midianite Cities« (1878).

Die Goldminen von Midian

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