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NACH HARAR UND ZU DEN NILQUELLEN

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Im Jahr 1854 versuchte Richard Francis Burton Somalia (das sogenannte Horn von Afrika) zu erkunden. Er wollte dort geographische Daten sammeln und Kenntnisse über den Handel in diesem Gebiet erwerben. Begleitet wurde er von drei britischen Offizieren: Leutnant Stroyan, Leutnant Herne und John Hanning Speke, einem geschätzten englischen Jäger und Leutnant des 46. Regiments der Eingeborenen-Infantrie von Flare in Indien. Im gleichen Jahr trafen sich die vier Expeditionsteilnehmer in Aden, an der dem Horn von Afrika gegenüberliegenden Küste, mit der Absicht, gemeinsam nach Harar und von dort nach Sansibar zu reisen.

Nach vielen Wechselfällen gelangte Richard Francis Burton schließlich allein vor die Tore der verbotenen Stadt Harar, der Hauptstadt des alten Hadiyah-Reiches, und als Händler verkleidet war er in der Lage, sie im Januar 1855 zu betreten.

Burton versuchte anschließend, in das Innere Somalias zu reisen. Leutnant Speke verfolgte das Ziel, in das Wadi Walnut zu gelangen, aber aufgrund der Raubgier seines Führers konnte er nicht wie geplant mit Burton zusammentreffen und kehrte drei Monate nach seiner Abreise nach Aden zurück. Burton war somit der erste Europäer, der Harar in Äthiopien betrat – eine Leistung, die viel gefährlicher war als seine Reise nach Mekka und Medina.

Noch im gleichen Jahr organisierte Burton eine weitere Expedition in den Ogaden. Am 19. April 1855, nur vier Tage nach ihrer Abreise von der Küste, wurden die Reisenden von Somalis überfallen und Leutnant Stroyan getötet; Speke rannte, aus elf Wunden blutend, um sein Leben. Burton selbst erhielt eine gefährliche Speerwunde im Gesicht, ein Schnitt durch beide Wangen, der die berühmte Narbe auf seinen Porträts verursachte.

Im Jahr 1856 beauftragte die Königliche Geographische Gesellschaft Burton, eine Frage zu klären, die die Menschheit schon seit Jahrtausenden beschäftigte: Wo liegen die Quellen des Nils? Die alten Ägypter wussten bereits, dass sich der Nil mehrere Tagesreisen über Khartoum im Sudan nach Süden fortsetzt. Herodot, der griechische Historiker, beschäftigte sich 460 v. Chr. mit der Nilfrage. Ptolemäus glaubte, die Quellen des Nils lägen bei den Mondbergen. Und tatsächlich ist das Quellgebiet des Nils nicht weit von dem von Ptolemäus beschriebenen Punkt entfernt, den heutigen Ruwenzori-Bergen am Albert- und Edward-See. Später erreichten griechische Entdecker den Zusammenfluss des Weißen und Blauen Nils. Im Jahr 66 v. Chr. entsandte Kaiser Nero eine Militärexpedition auf der Suche nach den Quellen des Nils. Im 17. Jahrhundert entdeckte der jesuitische Missionar Pedro Páez den Ursprung des Blauen Nils, aber die Quelle des Weißen Nils sollte ein Geheimnis und eine faszinierende Herausforderung für Abenteurer und Forscher bleiben. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erzählten arabische Sklaven- und Elfenbeinhändler auf der Insel Sansibar Geschichten über große Seen und Berge im Inneren Afrikas und davon, dass dort ein großer Fluss entspränge. War dies vielleicht die Quelle des Nils?

Richard Burton wandte sich an seinen Freund Speke und bat ihn, sich seiner Expedition anzuschließen. Im Dezember 1856 kamen Burton und Speke in Sansibar an. Von dort setzten sie im Juni 1857 auf den afrikanischen Kontinent nach Bagamoyo über, von wo aus sie in Richtung Innerafrika aufbrachen – der Route der Sklavenhändler folgend, um einen großen See namens Udschidschi zu erreichen. Ihr Auftrag war, seine Grenzen festzulegen und darüber Aufschluss zu erhalten, ob dieser große See die Quelle des Nils war oder nicht.

Mit hundertdreißig Trägern und dreißig Lasttieren brachen sie Richtung Südwesten auf, immer darauf bedacht, die kriegerischen Hirtenstämme der Massai zu vermeiden. Doch die Expedition stand zunächst unter keinem guten Stern: Mehrere Träger desertierten, und Tropenkrankheiten nahmen Burton und Speke die Kraft.

Nachdem sie zu Beginn des Jahres 1858 einen Monat in Kazeh (dem späteren Tabora) verbracht hatten, erreichten sie nahe Udschidschi (der aus den Orten Ugoï und Kawele bestehende Hauptort dieser Region liegt am Ostufer des Tanganjika-Sees) schließlich doch den großen See. Beide Männer waren in einer bedauernswerten körperlichen Verfassung, Burton hatte kein Gefühl mehr in den Beinen und Fieberwahn. Sie kehrten bald nach Kazeh zurück.

Sklavenhändler, mit denen sie gesprochen hatten, erzählten auch von einem großen See im Norden, welchen sie Nyanza nannten. Burton hatte jedoch keine Kraft mehr und blieb in Kazeh, um über die Reise zu schreiben. Speke, der sich erholt hatte, reiste nach Norden weiter und erreichte den beschriebenen See, den er zu Ehren der britischen Königin Victoria-See nannte. Ohne ihn näher zu erkunden, kehrte er zurück und erzählte Burton, dass die Nilquellen somit entdeckt seien. Burton glaubte ihm nicht, aber er versuchte auch nicht, Spekes Entdeckung zu überprüfen. Zwischen den beiden entbrannte ein heftiger Streit um die Frage, wer Recht habe und wo der Nil nun tatsächlich seinen Ursprung hätte.

Im März 1859 trafen beide Reisende in Sansibar ein. Speke kehrte ohne den schwer kranken Burton nach England zurück, der in Aden blieb. Im Mai 1859 berichtete Speke, ohne auf Burtons Ankunft zu warten, über seine Entdeckung vor der Royal Geographical Society und wurde mit Ehren überhäuft, auf die beide Anspruch gehabt hätten.

Eine weitere Nil-Expedition führte Speke gemeinsam mit James Augustus Grant durch. Am 28. Juli 1862 erreichten die beiden den Punkt, wo der Nil den See auf seinem langen Weg zum Mittelmeer verlässt. Speke schickte sein berühmtes Telegramm »Der Lauf des Nils ist festgelegt« ab.

Doch der von Zeitungen zwischen Burton und Speke angeheizte heftige Streit schlug weitere Wellen. Der berühmte Afrikareisende David Livingstone ergriff beispielsweise Partei für Burtons Ansichten. Um die Diskussion zu beenden, organisierte die Königliche Geographische Gesellschaft für den 16. September 1864 ein öffentliches Streitgespräch zwischen beiden Entdeckern im englischen Seebad Bath. Doch zu der längst fälligen Aussprache sollte es nicht mehr kommen: Am Tag vor Burtons und Spekes Auftritt in der Öffentlichkeit starb John Hanning Speke vermutlich durch einen Jagdunfall in der Nähe von Bath. Er selbst hatte den Schuss wohl ausgelöst. Es ist jedoch niemals eindeutig geklärt worden, ob es Mord, Selbstmord oder ein bloßer Unfall war. Die nachfolgenden Forschungen bestätigten schließlich die Entdeckung Spekes, dass der Hauptstrom des Nils tatsächlich seinen Ursprung im Victoria-See hat.

Die Goldminen von Midian

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