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»HIRNTOD« – DER TOD BEI BEDARF

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Manche Formulare und Dokumente bekommt der Normalsterbliche, wenn überhaupt, nur selten zu Gesicht oder erst dann, wenn es zu spät ist. Dazu zählt die Todesbescheinigung. Sie ist in Deutschland im Rahmen des Bestattungswesens Angelegenheit der Bundesländer. Das erklärt auch das Phänomen, dass die Texte in den 16 Bundesländern z. T. unterschiedlich sind. Was dazu auf den Formularen von Nordrhein-Westfalen zu lesen ist – kann, je nach Interessenlage – unterschiedlich interpretiert werden.

Wäre es nicht toternste Wirklichkeit was auf dieser Todesbescheinigung zu lesen ist, könnte der geneigte Leser verwundert zu dem Schluss kommen, es handele sich um einen makaberen Scherz, was noch schlimmer wiegen würde, um eine vorsätzliche Täuschung. Da sind unter der Rubrik »Sichere Todeszeichen« zunächst zutreffend und korrekt die Positionen »Totenflecken, Totenstarre, Fäulnis« aufgeführt, schließlich aber auch »Hirntod«.

Um es in aller Kürze vorweg zu sagen: Der sogenannte Hirntod ist nicht der Tod des Menschen, sonst würden dem als Hirntod diagnostizierten Patienten keine lebendfrischen Organe mehr entnommen werden können, die in einem anderen Körper weiterleben. Das lässt sich, wie wir später sehen werden, auf jeder Ebene belegen. Erschwerend kommt hinzu, dass der weitaus größte Teil der Ärzteschaft nicht qualifiziert ist, den »endgültigen, nicht behebbaren Ausfall der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Stammhirns«, wie es im Transplantationsgesetz (TPG) von 1997 heißt, zu diagnostizieren. Der Patient stirbt letztlich erst durch die Hand des Chirurgen nach Entnahme der Organe und Abstellen der Beatmung.

In einem anderen Formular, keineswegs so geheim wie die Todesbescheinigung, geht man noch einen Schritt weiter und verzichtet selbst auf den Begriff »Hirntod«, sondern spricht vom »Tod«. Dabei handelt es sich um den offiziellen »Organspendeausweis« mit Aufdruck des Bundesadlers, herausgegeben von der »Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung« BZgA im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit. Dort heißt es im Kleingedruckten auf der Rückseite: »Für den Fall, dass nach meinem Tod eine Spende von Organen/Geweben zur Transplantation in Frage kommt, erkläre ich: …«

Obwohl der Begriff »Hirntod« im TPG nicht zu finden ist, wohl aber der Begriff »Leichnam« nach erfolgter Organentnahme (§ 6 Abs. 2 TPG), hat er durch die amtliche Todesbescheinigung, nicht nur eine folgenschwere Konsequenz für die ungeschützten sterbenden Patienten, sondern auch für Angehörige, wenn sie Ihre Zustimmung zu einer Organentnahme verweigern, dennoch den Wunsch haben, den Patienten weiter intensivmedizinisch betreuen zu lassen, wie folgendes Beispiel zeigt.

Die Hirntod-Falle

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