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„SURVIVAL LOTTERY“ – ÜBERLEBEN DURCH RECYCLING VON ORGANEN

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Großbritannien verdanken wir die Einführung des Begriffs Utilitarismus. Der britische Jurist und Philosoph Jeremy Bentham, (1748 – 1832) veröffentlichte 1789 seine berühmt gewordene Schrift, „An Introduction to the Principles of Morals and Legislation“. Bentham gilt neben John Stuart Mill (1806 – 1873) als Urheber des klassischen Utilitarismus (Nützlichkeitslehre), nach dem es Ziel des Staates sein sollte, „für das Glück der größten Zahl“, zu sorgen. Dabei ist nicht auszuschließen, dass die Verwirklichung dieses Konzepts, dem „größten Glück für die größte Zahl“ zu Lasten von einzelnen Menschen geht. Der Utilitarismus Benthams übte großen Einfluss auf das Denken des 20. Jahrhunderts, insbesondere auf die nicht auf Religion fußende Sittlichkeitslehre. Kurz vor der Julirevolution fand z. B. unter den Kommunisten das Nützlichkeitsprinzip Benthams großen Anklang.

Ganz im Sinne der Nützlichkeitslehre entwarf der britische Medizinethiker John Harris 1975 sein Konzept „Survival Lottery“. In diesem Gedankenexperiment stimmt jeder seiner eigenen Tötung für den Fall zu, dass mit seinen Organen das Leben von mindestens zwei Menschen gerettet werden kann. Dieses Verfahren weist das Ergebnis auf, dass die Menschen im Durchschnitt länger leben, da im Bedarfsfall mit einem Leben mindestens zwei andere verlängert werden können. Wer sich in der Survival Lottery-Gesellschaft dem per Computer bestimmten Los seiner Tötung, die ja dem Fortleben von zwei anderen Menschen dienen soll, entzieht, den muss man, sagt Harris, folglich einen Mörder nennen. Diese Sichtweise scheint dem britischen Gesundheitsministerium nicht ganz fremd zu sein. Dort bezeichnet man die menschlichen Organe als „nationale Ressource“. Ein Spendenverweigerer bereichert sich demzufolge, negativ, am Volksvermögen. In Deutschland wird ebenfalls durch Termini wie „Gemeinschaftsaufgabe der Bevölkerung“ oder Versorgungsauftrag der Ärzteschaft“ suggeriert, Organspende sei sozialpflichtig. In Kanada, Belgien und den Niederlanden ist man dem von Harris erdachten Konzept mit der Vereinbarkeit von Euthanasie und Organspende bereits ein Stück näher gekommen.

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