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Mein Leben als Rock Star
ОглавлениеJeder von uns hatte mal einen Traum. Die Einen wollten nach Hollywood. Andere wollten Profi-Fußballer werden. Ich, ich wollte ein Rock Star werden – in Silicon Valley.
Neulich stand ich mit Matthias Matussek im Aufzug. Der Kollege vom Spiegel und ich können von Glück sagen, dass wir nicht abgestürzt sind. Denn kurz bevor die Aufzugtür schloss, bestieg ein junger Mann in Turnschuhen die Kabine, Andrew Mason, Gründer des Online-Dienstes Groupon. Noch keine 30 Jahre alt, ist der Amerikaner bereits Milliarden schwer. Nicht Kilo, sondern Dollar. 6 Milliarden US-Dollar hat Google für seine Firma geboten. Mason soll kurz überlegt haben um dann zu sagen: Nö.
Wann haben Sie zum letzten Mal nein gesagt zu 6 Milliarden Dollar? 6 Milliarden Dollar für eine Firma, die Sie gerade mal vor 3 Jahren gegründet haben? Wer macht sowas?! Ob Andrew Mason, Biz Stone oder Mark Zuckerberg; sie sind die Rock Stars der digitalen Ära. Sie jonglieren mit Milliarden als wäre es Spielgeld. Sie sind besessen von ihrer Arbeit, die sie noch nicht einmal als solche empfinden. Das Web als Droge. Je mehr Menschen ihre Dienste nutzen, desto größer der Kick. Auch Steve Jobs, der letzte Woche seinen 56. Geburtstag feierte, war noch keine 30 als er in der Garage seiner Adoptiveltern Apple Computer gründete. Heute gilt die Apfel-Firma gleich hinter dem Ölmulti Exxon als das zweitteuerste Unternehmen der Welt.
Wenn ich nochmal von vorne anfangen könnte, ich würde ein Startup gründen. Ich würde mich in eine Garage einschließen, um dort den Grundstein meines Imperiums zu legen. Eine Hand voll Mitarbeiter, die erste Milliarde, späterer Börsengang nicht ausgeschlossen. Investoren und Groupies würden mir die Bude einrennen. Ich würde Partys schmeißen, dagegen wäre Berlusconis Bunga-Bunga der reinste Kinderfasching. Hollywood würde mein Leben verfilmen und jedes Jahr zum Geburtstag käme die Kanzlerin eingeflogen, um mir zu gratulieren.
„Junge“, höre ich noch meinen Vater sagen „lern bloß was Anständiges!“. Ich habe meine Träume damals ziemlich schnell begraben und bin dann Journalist geworden (Das habe ich nun davon). Immerhin: heute gibt es bei uns Rahmgeschnetzeltes in der Kantine. Sie besitzen nicht zufällig eine Garage?