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O'gleint is!
ОглавлениеMeine Nachbarn, ein pensioniertes Ehepaar, und ich sind ausgesprochene Flohmarkt-Fans. Es hat bei uns im Haus Tradition, zu den Schwabinger-Hof-Flohmärkten früh aufzustehen, um die Verkaufstische aufzubauen und unsere „Keller-Schätze“ zu präsentieren. Doch was soll ich Ihnen sagen: das Geschäft läuft nicht mehr so, wie das früher mal der Fall war. Die Leute kommen, schauen, gehen dann aber weiter. Besonders schlecht laufen Bücher. Ich habe einen dunklen Verdacht, wer Schuld hat an dieser Entwicklung: das Internet.
Sollte noch jemand daran gezweifelt haben: Wir Deutsche sind o’gleint: Das geht aus der ARD/ZDF-Onlinestudie 2011 hervor, die heute veröffentlicht wird. Demnach sind 51,7 Millionen Deutsche aktiv im Netz – das entspricht 73 Prozent der Bevölkerung und übertrifft die Wahlbeteiligung bei der letzten Bundestagswahl. Grund für diesen rasanten Anstieg: die Rentner. Jeder dritte Über-60-Jährige ist online, das ist ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 23 Prozent!
Neben E-Mail-Verkehr und Surfen gehören Online-Shopping, aber auch verstärkt Soziale Netzwerke zu den Top-Anwendungen. Die Zahl der Deutschen, die bei Facebook registriert sind, hat sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Ob Politik, Wirtschaft, Kultur oder Religion, 20 Jahre nach seiner Einführung ist das weltweite Netz endgültig in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wer nicht dabei ist, findet quasi nicht mehr statt. Es gibt aber auch Verlierer dieser Entwicklung, die sogenannten „Offliner“. Dabei handelt es sich vor allem um ältere Frauen. Auch bildungsferne Schichten haben zwar rein theoretisch Zugang zum Wissen der Welt, wissen damit aber offenbar immer weniger etwas anzufangen. Eine gewaltige Aufgabe, vor der unsere Gesellschaft da steht.
In letzter Zeit klingelt es bei mir immer häufiger an der Tür; der Paketdienst, ich möchte doch bitte ein Päckchen für meine Nachbarn entgegen nehmen. Meine Hausmitbewohner, beide deutlich über 60, sind nämlich seit neuestem unter die eBay-Händler gegangen. „Man muss mit der Zeit gehen“, so mein Nachbar und freut sich über einen Bildband, den er kürzlich in den USA ersteigert hat. Warum auch nicht. Irgendwo muss er ja auch herkommen, der Nachschub für unseren nächsten Hof-Flohmarkt.