Читать книгу Ich muss fast nichts und darf fast alles! - Richard Kaan - Страница 15
Heidi-um-die-Welt
ОглавлениеEs ist ein paar Jahre her, da nahm ich an einer Oldtimer-Rallye auf Mallorca teil. Weil einige Teilnehmer wussten, dass ich an alten Autos schrauben kann, wurde ich zu einem wunderschönen Hispano-Suiza aus dem Jahr 1921 gerufen. Unter dem Auto lugten zwei Beine in Arbeitsmontur hervor, an deren Bewegung zu erkennen war, dass der Mechaniker sich mit etwas Schwerem abmühte. Dann ein Plumps, das Getriebe fiel auf den Boden und der Mechaniker krabbelte unterm Auto hervor. Er war so um die 70, hatte kurze graue Haare, schmale lange Finger – schwarz vom Arbeiten – und ein verschmitztes Lächeln. Er stellte sich vor: „Hallo, danke, dass Sie mir helfen wollen. Ich bin die Heidi.“
Heidi Hetzer, Inhaberin mehrerer Berliner Opel-Betriebe, die sie von ihrem früh verstorbenen Vater übernommen hatte, war eine „fahrende Legende“. In jungen Jahren Rallye-Fahrerin, später bevorzugte Ansprechperson aller weiblichen Celebrities, welche irgendwas mit Autos oder Oldtimern zu tun haben wollten. Im Juli 2014 startete die rüstige 77-Jährige eine Fahrt rund um die Welt: siehe heidi-um-die-welt.com. Warum sie es tat? Nun, weil sie konnte. Sicher auch, weil sie sich einen Traum erfüllen wollte. Ihre Weltumrundung dauerte fast drei Jahre. Sie wurde durch eigene Krankheiten und Operationen sowie durch technische Gebrechen ihres Gefährtes immer wieder unterbrochen. Aber sie schaffte das schier Unmögliche. Gereist ist sie die meiste Zeit allein, dies aber nur zum Teil freiwillig. Sie hatte verschiedenen potenziellen Beifahrern angeboten, sie für jeweils mehrere Wochen zu begleiten, auch mir. Ich konnte es mir damals jedoch nicht einteilen, heute, nachträglich tut’s mir leid, nicht mitgefahren zu sein. Auf jeden Fall sind ein paar Damen eine Zeit lang mit ihr durch die Welt geschippert, soweit ich mich erinnere, aber kein Mann. Ich glaube, sie schrieb in ihrem Blog, dass sie darauf bestanden habe, immer selber zu fahren. Vielleicht war das der Grund, warum die Herren der Schöpfung darauf verzichteten? In Summe aber war es sicher ein wunderbar verrücktes Abenteuer für alle.
So ganz allein mit der Idee einer Weltumrundung war sie natürlich nicht. Andere tun es mit Booten, mit Camping-Mobilen oder wieder andere mit Motorrädern. Allen gemein ist aber, dass sie sich trotz höheren Alters nicht scheuen, Neues entdecken zu wollen oder Abenteuer zu suchen. Manche tun’s vermutlich auch, um sich selbst zu finden, wenngleich es dafür bereits etwas spät scheint …