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EINS Montag, 6. Juli

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Eine noch. Nur eine einzige. Die letzte. Aber welche?

Unschlüssig ließ Ingeborg Dahlmann ihre Finger über der Schale mit den Pralinen kreisen. Büffelmilch-Sahne-Likör, Weihrauch mit Rosmarin, Feige an Balsamico, Tomate-Marsala, Birne-Kardamom, Blaumohn-Rotwein oder Thymian-Limette? Wer um alles in der Welt kam nur auf so unwiderstehliche Ideen?

Süßholz-Lakritz! Nein, doch lieber Tonka-Bohne.

Genüsslich lehnte sie sich in ihrem geblümten Sofa zurück, legte sich das Stück auf die Zunge, schloss die Augen und blendete das hauchfeine Kratzen in der Diele und die schwüle Sommerhitze im Haus aus, um sich mit allen Sinnen diesem himmlischen Geschmack hinzugeben, der in ihrem Mund zu einer seidigen, buttrigen, süßen Sünde schmolz. Im Nachklang setzte ein schwach prickelndes Feuerwerk am Gaumen ein, das Ingeborg mit einem zufriedenen Brummen honorierte. Der Chocolatier hatte offenbar noch eine Spur Brausepulver oder wer weiß was für eine Essenz, vielleicht aus dieser merkwürdigen, neumodischen Molekularküche, beigemischtgöttlich. Gleich morgen würde sie ihn anrufen und ein weiteres Pfund seiner Gewürzpralinen bestellen.

Doch jetzt sollte sie endlich den Blutdruck messen, die Herztablette einnehmen und einen kurzen Mittagsschlaf halten, wenn der sich überhaupt noch lohnte. Thorben würde gleich kommen, ihr Enkel, ihr Ein und Alles. Hoffentlich hatte die Standpauke vom letzten Mal genutzt, und er kam pünktlich.

Zehntausend brauchte er heute, und sie hatte den Umschlag schon bereitgelegt. Er würde ohnehin alles erben, warum sollte er dann nicht jetzt schon etwas bekommen?

Ihre Freundin Marie-Luise sah das völlig anders. Erst gestern hatten sie sich am Telefon gestritten, weil sie so unterschiedliche Auffassungen hatten. Marie-Luise war manchmal entsetzlich kompromisslos »alte Schule«, sie lehnte jede Maßlosigkeit ab, sowohl im privaten Bereich als auch im geschäftlichen. »Der Junge hat schon genug bekommen, der muss sich erst einmal beweisen«, hatte Marie-Luise sie beschworen, bis ihr die Ohren heiß geworden waren und sie deshalb mitten im Gespräch den Hörer aufgelegt hatte. Sie konnte sich gut ausmalen, dass Marie-Luise das »unerhört« und »ungebührlich« gefunden hatte, aber das war ihr egal. Später, wenn Thorben ihr eine seiner netten, lustigen Geschichten erzählt hatte, wofür er das Geld diesmal benötigte, würde sie ihre Freundin ausnahmsweise von sich aus anrufen und sich mit ihr aussöhnen.

Aber erst einmal das Blutdruckgerät aufbauen. Und die Vorhänge zuziehen. Seit Tagen schon waberte diese unerträglich feuchte Hitze von der Rheinebene bis hinauf zum Annaberg, dem Sonnenhügel Baden-Badens gleich unterhalb des Merkurberges. Auch in der Nacht kühlte es kaum ab, dabei war es erst Anfang Juli.

Ächzend und mit einer ungeschickten Armbewegung nach hinten versuchte Ingeborg, im Sitzen einen der dicken Vorhänge zu erhaschen. Es gelang ihr nicht. Mühsam rappelte sie sich hoch, hielt sich an der Sofalehne fest und fasste sich unwillkürlich an die schmerzende Hüfte. Gleich morgen früh würde sie Natascha bitten, alle Läden und Vorhänge vorzuziehen und so die Hitze auszusperren.

Das Telefon begann zu läuten, und Ingeborg verfluchte sich wieder einmal innerlich, dass sie noch kein schnurloses Gerät hatte, sondern sich nun in den Flur schleppen musste. Der Apparat hatte nicht einmal einen Anrufbeantworter – Thorben hatte ihn schon einmal als Antiquität versteigern wollen –, aber der Fernsprecher war nur ein wenig unbequem, sonst jedoch völlig in Ordnung. So etwas gab man nicht einfach weg, das wäre unvernünftig, einfach das Geld zum Fenster hinausgeworfen.

Ingeborg hielt die Luft an, als der Schmerz wie gewohnt wie ein glühendes Messer an ihrem Hüftknochen vorbei direkt bis ins Schmerzzentrum in ihrem Kopf schoss, während sie an Tisch und Sessel Halt suchte und sich in Zeitlupe dem Telefon näherte, das beharrlich weiterschrillte. Jeder in ihrem Bekanntenkreis wusste, dass sie nicht gut zu Fuß war, also würde das Klingeln noch eine Weile weitergehen.

»Ja doch, gleich«, murmelte sie und streckte schon den Arm zum Hörer aus.

Da war dieses Kratzen wieder zu hören, lauter als vorhin und näher. Erschrocken drehte sie sich um und erstarrte. Dann begann sie zu schreien.

***

Marie-Luise Campenhausen stand vor dem Eingang der Stadtklinik und betrachtete ihr Handy mit einer Mischung aus leisem Ärger und Verwunderung. Warum nahm Ingeborg nicht ab? Sie war zu Hause, das wusste sie. Thorben hatte sich angesagt, da verließ sie nie das Haus. Wahrscheinlich schmollte sie noch wegen ihres dummen Streits gestern. Wie konnte ein Mensch nur so nachtragend sein! Dabei hatte sie es nur gut gemeint. Sie mochte Thorben und vertraute ihm, aber trotzdem musste der Junge endlich lernen, so finanziell für sich selbst zu sorgen, wie er es für andere auch tat.

Seufzend steckte Marie-Luise ihr Handy ein und winkte Joseph zu, der ermattet im Schatten auf einer Bank wartete. Sie kannte Joseph von Termühlen nun schon seit vier Jahren, und stets war er ihr gerade in Krisensituationen ein ergebener Freund gewesen. Auch heute hatte er auf sein Mittagsritual verzichtet und sie ohne Murren in die Klinik gefahren, in die ihre Putzfrau nach einem bösen Sturz von der Leiter in ihrer Wohnung eingeliefert worden war.

»Komplizierter Bruch. Sie wird die nächsten zwei, drei Wochen hierbleiben müssen«, berichtete sie ihm, als sie neben ihm auf dem warmen Holz Platz nahm. Diskret holte sie ein Taschentuch aus der Handtasche und tupfte sich die Schläfen ab. »Und auch danach ist vorerst nicht mit ihrer Hilfe zu rechnen. Darüber muss ich Ingeborg informieren.«

Wieder griff Marie-Luise zu ihrem kleinen Apparat, tippte die Kurzwahl und hielt sich mehr als eine Minute lang den Hörer ans Ohr.

»Warum nimmt sie nicht ab? Ich will ihr doch nur sagen, was mit Natascha passiert ist, damit sie morgen früh nicht vergebens auf sie wartet.«

»Vielleicht hält sie an einem schattigen Plätzchen im Garten ein Nickerchen und hört das Telefon nicht.«

In Josephs Stimme schwang solch eine Sehnsucht mit, dass Marie-Luise ihm schmunzelnd die Hand auf den Arm legte. »Mein Lieber, fahr du doch bitte heim. Du hast mir schon genug geholfen.«

»Das kommt nicht in Frage«, protestierte Joseph, doch sein weißer Schnauzbart zitterte verdächtig, als würde er nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken.

»Ich warte nur noch, bis Nataschas Mann ein paar Sachen vorbeibringt. Das bin ich ihr schuldig. Hätte ich sie nicht gebeten, die Gardinen zu waschen, wäre sie niemals auf die Leiter gestiegen. Nataschas Mann ist Taxifahrer, er fährt mich bestimmt heim, das wird überhaupt kein Problem sein. Und wer weiß, vielleicht erreiche ich Ingeborg, und sie lädt mich zu sich zu einem Kaffee ein. Dazu möchtest du mich bestimmt nicht begleiten.«

Das genügte, um ihn zu überzeugen.

***

Die Hand, die sich brutal auf ihre Lippen presste, war glatt und roch nach Plastik. Der Fremde vor ihr trug eine welke Gummimaske, die wohl Wladimir Putin darstellen sollte und in einer anderen Situation eher lächerlich gewirkt hätte. Aber hier gab es nichts zu lachen. Das hier war tödlicher Ernst. Ingeborg bog ihren Kopf zurück, doch der Eindringling stieß sie im gleichen Augenblick rückwärts an die Wand. Ihre Zähne schlugen bei dem Aufprall aufeinander, ihr Kopf begann zu dröhnen.

Entsetzen kroch in ihr hoch, gelangte in ihr Herz, das augenblicklich bockte und ausschlug. Sie spürte, wie es schwächer wurde.

Die Notfalltropfen!

Ingeborg hatte das Gefühl, ihre Augen würden aus den Höhlen quellen, als sie versuchte, den Mann mit Blicken zum Couchtisch zu dirigieren, auf dem neben der Konfektschale ihre Notfallmedizin stand.

»Nicht schreien«, flüsterte der Fremde.

Sie bemühte sich, den Kopf zu schütteln, und streckte mit einem wimmernden Laut das Kinn in Richtung Wohnzimmer.

»Wenn du schreist, erschieß ich dich«, raunte es in ihrem Ohr, und sie deutete heftiges Nicken an.

Der Griff lockerte sich, und im gleichen Moment sah Ingeborg in die Mündung einer Waffe. Eine Pistole, Sig Sauer P 225, neun Millimeter, Magazin mit acht Patronen, plus eine im Lauf, dachte sie automatisch. Ihr lieber Eugen war Waffennarr gewesen und hatte sie bis zu seinem Tod mit allen langweiligen Einzelheiten jeder Waffengattung genervt.

Zuletzt hatte er sich immer öfter ohne jeden Grund bedroht gefühlt und mit Pistolen oder Revolvern aus seiner Sammlung herumgefuchtelt, bis sie selbst es mit der Angst zu tun bekommen hatte und heimlich alle Munition im Vorratsschrank hinter den Nudeln verwahrt hatte. Die Waffe vor ihrer Nase stammte jedoch nicht aus Eugens Arsenal, so viel war sicher.

»Sofa«, kommandierte der Fremde, und Ingeborg humpelte, so schnell es ihr möglich war, auf ihre Medikamente zu, als sie auch schon einen Stoß in den Rücken erhielt und bäuchlings auf die Polster fiel. Ehe sie sich wehren konnte, hatte der Mann sie an den Knöcheln gepackt, drückte sie zusammen und setzte sich auf sie. Ihr wurde schwarz vor Augen, während sie hörte, dass etwas riss. Dann wurde etwas um ihre Füße gewickelt, und sie konnte sie nicht mehr rühren.

»Arme auf den Rücken«, befahl der Mann barsch.

Das konnte dem so passen. Sie würde sich nicht so einfach fesseln lassen. Sollte er doch versuchen, sie umzudrehen! Zum ersten Mal war Ingeborg froh über ihr stattliches Gewicht. Sie würde es ihm nicht leicht machen, oh nein, sie nicht!

Und da begann das Telefon wieder zu klingeln.

***

Panik greift nach ihm. Dieser Koloss macht Schwierigkeiten, und das hasst er. Er wird die Arme dieser Tonne nicht ohne Weiteres fesseln können, und jeden Augenblick kann sie wieder anfangen zu schreien wie vorhin. Schon da wäre er am liebsten davongelaufen. Er kann das nicht mehr. Soll Marcel doch künftig die Drecksarbeit machen.

Das Telefon nervt gewaltig, hoffentlich springt der Anrufbeantworter bald an.

Warum rührt sich die blöde Alte nicht? Was ist mit ihr? Gibt es etwa Komplikationen? Eigentlich müsste man mit so etwas rechnen, so gut kann Marcel gar nicht alles im Vorfeld auskundschaften.

Immer noch bimmelt das Telefon.

Und da! Die Türklingel.

Die Frau unter ihm hebt den Kopf. Gleich wird sie wieder schreien. Schnell hält er ihr mit der linken Hand den Mund zu, und sie sackt zusammen und zischt durch die Nase wie ein Luftballon, in den eine Nadel gestochen wurde.

Die Klingel, schon wieder.

Verdammt, das läuft gewaltig aus dem Ruder!

***

Die Klingel, Gott sei Dank! Das war Thorben, bestimmt. Über eine Stunde vor der vereinbarten Zeit. Typisch. Aber diesmal war ihr seine Unpünktlichkeit willkommen. Er würde bestimmt Alarm schlagen, wenn sie nicht öffnete, auch wenn sie ihm mehr als einmal verboten hatte, sich in ihre Angelegenheiten einzumischen. Er würde spüren, dass hier etwas nicht stimmte. Wie gut, dass sie nicht auf Marie-Luise gehört hatte. Gleich war der Alptraum vorbei, und dieser Bandit würde festgenommen werden. Sie musste nur noch ein paar Sekunden durchhalten.

Die Hand an ihrem Mund wurde weggezogen, doch bevor sie schreien konnte, drückte der Mann ihr mit dem Ellbogen den Kopf in die Kissen. Sie konnte sich nicht rühren, denn immer noch saß er auf ihren Beinen. Wieder hörte sie das Reißen des Klebebands und vergrub ihre Hände noch tiefer unter ihrem Bauch. Vielleicht sollte sie so tun, als sei sie ohnmächtig geworden. Vielleicht würde ihm dann alles zu kompliziert, und er würde flüchten. Herrje, niemals hätte sie es für möglich gehalten, dass sie einmal in ihrem eigenen Haus überfallen werden könnte.

Thorben – oder wer immer es war – hämmerte an die Tür. Nun mach schon! Schlag Alarm. Ruf Hilfe herbei. Dies ist keine Erziehungsmaßnahme. Ich öffne nicht, weil ich in Gefahr bin! Lass deine alte Oma nicht im Stich!

Doch nichts geschah. Ganz still wurde es, nur der schnelle Atem des Fremden an ihrem Ohr war zu hören. Dann schien auch er die Luft anzuhalten.

Entsetzt musste sie mit anhören, wie draußen Thorbens Porsche aufheulte, den sie ihm zum fünfunddreißigsten Geburtstag geschenkt hatte. Üblicherweise war es ein Hochgenuss, den satten Klang des Sportwagens zu hören, nur jetzt war das Geräusch so unwillkommen wie dieser Halunke hier, denn ... ja, in der Tat! Es schien sich zu entfernen! Das durfte doch nicht wahr sein!

Ingeborgs Herz machte sich erneut bemerkbar, es zitterte und flatterte. Höchste Zeit für die Medizin. Außerdem bekam sie allmählich keine Luft mehr in dem Kissen. Mit aller Macht versuchte sie, den Kopf zu heben, was den Gegendruck des Ellbogens noch verstärkte. Hilfe, Hilfe!

Sie musste ruhig bleiben. Dieser Überfall war eigentlich nicht viel anders als das, was sie ganz zum Schluss hatte durchmachen müssen, als Eugen immer öfter nachts mit der Pistole in ihr Schlafzimmer eingedrungen war, weil er dachte, sie sei der Feind. Nie hatte sie sicher sein können, ob er zuvor nicht doch die Munition gefunden hatte. Sie hatte es überlebt, und so würde sie auch diese Situation überstehen.

Wenn nur das Herz mitmachte! Der schwere, glühende Ring um ihre Brust wurde von Minute zu Minute enger und lähmte bereits den linken Arm. Sie wusste, was das zu bedeuten hatte, ihr Arzt hatte ihr etwas Derartiges prophezeit, aber sie konnte sich nicht verständlich machen. Verzweifelt versuchte sie, mit Röcheln und Brummen die Aufmerksamkeit des Maskierten zu erregen, doch der Mann reagierte nicht.

Immer noch saß er bewegungslos auf ihr, dann atmete er tief aus, als sich das Röhren des Porsches bergabwärts verlor.

Plötzlich ließ der Druck auf ihren Kopf und ihren Rücken nach, aber bevor sie reagieren konnte, hatte er sie an Oberarm und Oberschenkel gepackt und rollte sie in Richtung Sofalehne auf den Rücken.

Geistesgegenwärtig ließ sie ihre Arme hochschnellen, bekam mit der rechten Hand seine Halskette zu fassen und zerrte mit Leibeskräften an ihr, bis sie mit einem Ruck nachgab. Gleichzeitig packte sie mit der linken Hand die wenigen Haare der Maske, zog daran und war selbst überrascht, wie leicht das ging. Der Mann griff grob nach ihren Händen, riss die Maske wieder an sich, doch es war zu spät.

Vollkommen perplex starrte sie in sein Gesicht und japste nach Luft, während sie vor Schreck die Kette neben das Sofa auf den dicken Teppich fallen ließ.

»Sie kenn ich doch!«, rief sie und begann, sich gegen seine Spinnenhände zur Wehr zu setzen, die immer brutaler nach ihr packten. Mit aller Kraft versuchte sie, ihm das Gesicht zu zerkratzen, aber sie hatte keine Chance gegen ihn. Er setzte sich wieder auf ihre Beine und nahm ihre vor Erschöpfung zitternden Hände in einen Schraubstockgriff.

»Ich gebe Ihnen Geld«, keuchte sie. »Viel Geld. Der Umschlag ... neben dem Telefon ... nehmen Sie ihn.«

Ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht, das sich gleich darauf wieder verfinsterte.

»Und der Safe? Und der Schmuck?«, bellte er.

Da schlug die Türklingel erneut an, ganz kurz nur, schüchtern, anders als eben bei Thorben.

Der Mann erstarrte, dann tastete er hinter sich und drückte ihr mit einer schnellen Bewegung ein Stück rotes Klebeband auf die Lippen, das er offenbar vorhin präpariert hatte. Bevor sie es wegreißen konnte, hatte er ihre Arme gepackt und über ihren Kopf gedrückt. Er stand auf und rollte sie mit einem Ruck zu sich, sodass sie fast von der Couch fiel. Dann zog er ihre Arme nach hinten auf den Rücken und wickelte etwas um ihre Handgelenke, bis sie sich nicht mehr bewegen konnte.

Das Telefon begann erneut zu klingeln, gleichzeitig rief eine fremde männliche Stimme draußen etwas. Wenig später klopfte es an die Terrassentür, jemand hämmerte immer heftiger, warf sich offenbar dagegen.

Ingeborg nahm das Geschehen nur noch verschwommen wahr. Es war doch nicht möglich, dass es zwei Täter an ein und demselben Tag ausgerechnet auf sie abgesehen hatten!

Mit einem Knurren ließ der Mann mit der Maske von ihr ab. Sie hörte ihn zum Telefontischchen eilen, den Umschlag aufreißen, einen leisen Pfiff ausstoßen, während auf der anderen Seite des Hauses jemand etwas rief und erneut gegen die Terrassentür trat, bis es so klang, als würde der Holzrahmen splittern . Dann wurde es still, drinnen wie draußen. Als würden sich die beiden gegenseitig belauern.

Da war dieses merkwürdige Kratzen wieder, das sie schon vorher gehört hatte, dann entfernte sich der Mann mit quietschenden Gummisohlen in Richtung Diele; im nächsten Moment fiel die Haustür ins Schloss.

Im Garten war noch einmal ein undeutliches »Hallo?« zu hören, dann kehrte auch dort Ruhe ein.

Nur ihr Herz kam nicht mehr zur Ruhe, sondern krampfte sich zusammen, setzte aus und hielt inne.

Baden-Badener Roulette

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