Читать книгу Mulaule - Rita Renate Schönig - Страница 14
Mittwoch / 16:05 Uhr
ОглавлениеLars hatte soeben begonnen einige der Aufnahmen vom Fundort der Leiche an die Glaswand, die ihre Büros voneinander trennte, anzubringen, als sein Handy vibrierte.
Er hastete zu seinem Schreibtisch und konnte gerade noch verhindern, dass das Telefon, das er mal wieder achtlos zu nahe an den Rand der Tischkante gelegt hatte, die Schwerkraft ausprobieren konnte.
„Hi, Harry. Na gut amüsiert, bei den Leichenfledderern?“
„Ja, doch, war recht unterhaltsam“, ging Harald auf die flapsige Bemerkung seines Kollegen ein, konnte sich aber im letzten Moment zurückhalten, den misslungenen Auftritt des jungen Staatsanwalts preiszugeben. Stattdessen informierte er Lars über die noch nicht allzu spektakulären Erkenntnisse der Obduktion.
„Nicht gerade viel“, kommentierte der dann ebenso prompt. „Aber, auch bei mir ist nichts Neues zu vermelden.“
„Ich setze mich noch mit der Polizeidienststelle in Seligenstadt in Verbindung“, sagte Harald. „Vielleicht gibt es dort neue Erkenntnisse. Wir kommen so in etwa einer oder eineinhalb Stunden zurück.“
„Aha. Und, was treibt ihr solange, während ich hier schufte?“
„Wir gehen jetzt einen Kaffee trinken. Also bis später.“
Bevor sein Kollege noch irgendeine Bemerkung loslassen konnte, hatte Harald das Gespräch beendet.
„Kaffeetrinken? Dann werde ich mir auch einen Wachmacher holen“, murmelte Lars vor sich hin, verließ das Büro und rannte, immer zwei Treppenstufen auf einmal nehmend in die Kantine.
Dort angekommen, schnappte er sich am Eingang eine Tageszeitung, zwinkerte der charmanten Bedienung hinter dem Tresen zu und bestellte einen doppelten Espresso. Beim Anblick der leckeren Schinkenbrötchen, mit einem Klecks Fleischsalat versehen, knurrte sein Magen und erinnerte ihn an das verpasste Mittagessen. Also orderte er auch noch zwei Brötchen und setzte sich an einen Fensterplatz.
Lars hatte die Angewohnheit, eine Zeitung zuerst von hinten nach vorne durchzublättern. Deswegen fiel ihm der Bericht über die bevorstehende Verleihung des Bundesverdienstordens an einen Staatsanwalt a. D., mit Namen Heinz Hagemann erst ins Auge, als er die Tageszeitung zum zweiten Mal und diesmal intensiver von vorne nach hinten studierte.
Nicht der Bekanntgabe als solche weckte sein Interesse, mehr das Foto des Anwärters auf die Auszeichnung.
Den kenne ich doch, nur woher?
Sekundenlang starrte Lars auf das Foto und zermarterte sich den Kopf. Dann traf es ihn wie ein Blitz.
Das gibts doch nicht.
Hastig schlürfte er seinen noch heißen Espresso und verbrannte sich prompt den Gaumen. Mit unter dem Arm geklemmter Zeitung und dem zweiten Schinkenbrötchen in der Hand spurtete er aus dem Speisetempel.
Im Büro legte er die Wurstsemmel achtlos auf seinen Schreibtisch und begann sogleich die Tastatur seines PCs zu malträtieren.
Nach nur wenigen Klicks landete er auf der Seite des Landgericht Darmstadt. Einige Sekunden später blickte er in das markante Gesicht von Staatsanwalt a.D. Heinz Hagemann.
Der geht auch zum Lachen in den Keller, schoss Lars der Gedanke durch den Kopf.
Der Mann mit den ausgeprägten Wangenknochen und den dunklen stechenden kleinen Augen war ihm auf Anhieb unsympathisch.