Читать книгу Das offene Versteck - Robert de Taube - Страница 14
IX. Editorische Bemerkungen
ОглавлениеIm Frühsommer des Jahres 1971 begab sich der in Syracuse, New York, lebende Elektroingenieur Walter John Pohl mit seiner Ehefrau Madeleine auf Europareise. Sie führte über England, wo seine Eltern und er in den 1930er Jahren Zuflucht vor den Nazis gefunden hatten, und die Niederlande zum Horster Grashaus. 1924 als Sohn von Robert de Taubes Schwester Recha und ihres zweiten Ehemanns Dr. Robert Pohl in Berlin geboren, kannte Pohl das Grashaus aus seiner Kindheit. Auf diesem riesigen Bauernhof mit Vieh, Mist und körperlicher Arbeit hatte er fast jährlich seine Sommerferien verbracht. Die ländliche Einöde, das urwüchsige Viehzeug und sein Geruch – auch der von Menschen, die ohne fließend Wasser auskommen mussten - standen im aufregenden Kontrast zu einem Leben in der Metropole Berlin in einer Familie, die zur deutsch-jüdischen Bildungselite zählte und in einer Wohnung mit modernstem Komfort lebte. Johns Vater arbeitete als Chefingenieur der AEG Turbinenwerke in Berlin mit vielen internationalen Kontakten. Zwischen Berlin und dem Grashaus stand die für ein Kind atemberaubende Fahrt mit von schnaufenden und funkensprühenden Dampfloks angetrieben Zügen und dem Blick aus dem letzten Wagen auf die in der Ferne verschwindenden Schienen. Walter John Pohl, jetzt Mitte Vierzig, und in leitender Stellung bei General Electric, hatte einen Kassettenrecorder, einen Fotoapparat und eine Schmalfilmkamera dabei. Er wollte damit nicht nur seine Jugend dokumentieren, sondern vor allem die unglaubliche, bisher nur in Fragmenten dem Familienkreis bekannte Geschichte vom Überleben Robert de Taubes.
Die Grundlage der Edition der Erinnerungen von Robert de Taube bildet das über zweistündige Interview, das Walter John Pohl am 30. Mai 1971, es war der Pfingstmontag, mit seinem Großonkel Robert de Taube auf dem Horster Grashaus führte. Die drei gut erhaltenen Audio-Kassetten wurden transkribiert, wenn notwendig ins Deutsche übersetzt und auf die Erzählungen von Robert de Taube reduziert. Eine weitere Stütze war ein sechsseitiges Typoskript von Robert de Taube selbst, datiert auf den 4. Oktober 1979, in dem er ausschließlich die Jahre ab 1953 darstellt und das sich im Besitz von Timothy Heyman befindet. Während das Tonbandprotokoll vollständig wiedergegeben wird, finden sich einige Passagen dieses Berichts aus Gründen der Erzählkohärenz nicht in der Edition wieder.
Personen-, Straßen- und Ortsnamen wurden, wann immer möglich, überprüft und sind in der korrekten Schreibweise wiedergegeben. Abweichungen von der Normgrammatik sind nur vorsichtig ausgeglichen worden, um nicht den oralen Fluss der Schilderungen zu beeinträchtigen.