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Vorwort.

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Es war nicht die sensationelle Atmosphäre, die mich reizte, ein Buch über den seltsamen Mönch von Petersburg zu schreiben, von dem die Unwissenden sagen, er sei ein Abenteurer und Wüstling gewesen, während ihn besser Informierte leichthin als religiösen Fanatiker abtun.

Aber mit einem Schlagwort ist das Rätsel dieser Persönlichkeit nicht erschöpft. Und dieses dunkle Problem, das wie die Mondscheibe bleich und unheimlich über Sümpfen stand, hat mich gereizt.

Diese jedenfalls ungewöhnliche Erscheinung Rasputins konnte nur in russischen Verhältnissen gedeihen, von denen die Zentraleuropäer so oft annehmen, sie seien die unzivilisiertesten der Welt, während in Wahrheit grosse Kreise Russlands zu den überkultiviertesten zählen. Aber nach dem alten Sprichwort „les extrêmes se touchent“ liegen die Berührungspunkte nahe beisammen, und die Brücke, welche die Unkultur des weiten Russlands mit dem Raffinement Petersburgs verbindet, ist mit dem heiligen Bildnis des Zaren geschmückt, dem Ochrana und Synod als Fresken dienen. Die russische Unkultur ist stumpf und primitiv, die russische Überkultur ist die Brutstätte jener ungeheuerlichen Erscheinungen, für die uns Westeuropäern Verständnis und manchmal sogar der Glaube fehlt.

Rasputin kam aus den Niederungen, mit allen starken Instinkten unverbrauchter Volkskraft versehen, eine Bauernnatur, aber mit der feinen Witterung für erotische Vibrationen behaftet.

Damit wäre freilich das Charakterbild eines Abenteurers erschöpft, der ebensogut sich zu einem Cagliostro wie zu einem Grafen St. Germain entwickeln konnte. Aber in diesem Rasputin steckte zweifellos ein Funke des Geistes Savanarolas; er war mit einer jener verlorenen Seelen der „Wiedertäufer“ behaftet, die ewig zwischen himmlischer Ekstase und irdischem Derketokult hin und hergeschleudert werden. Rasputin ist der ewige Jude. Ahasver, der fluchbeladene, kam nach Petersburg, um seine Bestimmung am Hofe des haltlosen Zaren Nikolaus zu erfüllen. Rasputin — sagt man — ist tot. Aber Ahasver ist unsterblich. Und was mit Rasputin starb, war nur ein Begriff. Die fluchwürdige Idee aber lebt und wird eine neue Persönlichkeit schaffen. Liegt in dieser bereits durch die letzte Vergangenheit verbürgten Tatsache nicht ein Problem begründet, das wert ist, auch einmal den Romanschriftsteller zu beschäftigen?

Robert Heymann

Rasputin

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