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Drittes Kapitel.

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In einem eleganten Salon, dessen Fenster einen freien Blick nach der Insel Basilius gewährte, sass General Globutschew über Akten und Briefen.

Von Zeit zu Zeit öffnete sich die Türe und der Leibjäger meldete einen jener Berichterstatter, die Globutschew mehrmals wöchentlich zu empfangen pflegte. Denn der General war der Chef der Ochrana, jener geheimnisvollen und doch öffentlichen Vereinigung von Patrioten, deren Wirken jedermann bekannt ist, ohne dass jemand imstande wäre, über die weitverzweigte Organisation dieser Regierung neben der Regierung ein klares Urteil abzugeben.

Der Diener meldete den General Trepow.

Augenblicklich erhob sich der Chef der Ochrana und ging dem gefürchteten und einflussreichen Kameraden entgegen.

Trepow reichte Globutschew herzlich die Hand und setzte sich.

„Ich möchte einige Worte mit Ihnen reden. Haben Sie bereits von dem Mönch Rasputin gehört?“

„Rasputin? Nein. — — Doch ja, — warten Sie! Ist das nicht jener Sibirier, der sich durch Predigten missliebig gemacht hat?“

„Richtig. Indes haben ihn aber Mitglieder des heiligen Synod jeder Verfolgung entzogen. Der Mönch hat eine seltene Überzeugungskraft, eine bezwingende Stärke des Ausdrucks, eine grosse suggestive Begabung. Er ist sentimental und predigt das kommende geistige Reich Russlands, dessen Führer Zar Nikolaus sein werde, der aber vorher mit allen seinen Ratgebern, den Dienern des Teufels, brechen müsse. Jeglicher Mangel an Logik würde den Mönch ungefährlich machen, wenn er nicht eben durch die Gewalt seiner Geste die Massen in Aufregung brächte . . . und ich denke, wir haben einen zweiten Gapon augenblicklich nicht nötig!

Der Chef der Ochrana lächelte verständnisvoll.

„Man hat mir über Rasputin Bericht erstattet. Manuilow-Manussewitsch war selbst bei mir und empfahl, ihn in die Ochrana zu ziehen. Versuche dieser Art sind fehlgeschlagen. Der Mönch ist ein Schwärmer ohne klare Tendenz . . . aber, Sie haben recht, darum nicht ungefährlich.“

„Ist Ihnen bekannt, dass Protopopow, das Mitglied der Regierung, auf den Mönch aufmerksam wurde und ihn in einen Zirkel einführte, wo unter anderen Persönlichkeiten auch die verwitwete Grossfürstin Sergius verkehrt?“

General Globutschew fuhr auf:

„Soll dies wirklich den Tatsachen entsprechen und mich meine Agenten darüber im Unklaren gelassen haben? Spielt Ihnen die Abneigung gegen Protopopow nicht einen Streich?

Trepow lächelte.

„Ich leugne nicht, dass Protopopow nicht mein Freund ist, aber ich bin doch weit davon entfernt, solche Märchen zu erfinden. Es ist, wie ich Ihnen sage, General. Ich habe die Nachricht verbürgt von Senator Kurlow, der sich gleichfalls bei jener Soiree befunden hat.“

„Diese Nachricht setzt mich in das grösste Erstaunen,“ erwiderte der Chef der Ochrana. „Man muss Rasputin heimlich dorthin gebracht haben.“

„Gräfin Creutz hat, Gott mag wissen wo, den Mönch gehört und ihn durch einen Brief zu sich geladen. Er kam auch ohne Scheu — und die Gräfin fand ein vielleicht sensationelles Vergnügen daran, ihn ihren übrigen Gästen vorzustellen. Was die Grossfürstin betrifft, wissen Sie ja so gut wie ich, dass sie seit der Ermordung ihres Gatten exzentrisch veranlagt ist. Hätte sie sonst damals nach dem Verbrechen es fertig bringen können, den Täter im Gefängnis zu besuchen?“

Der Chef der Ochrana nickte.

„Trotzdem hat man Elisabeth Feodorowna in Moskau eine Sympathie und Anhänglichkeit in allen Volkskreisen bewahrt, die ihr einen gefährlichen Einfluss sichern. Wie . . . wenn sie auf die Idee käme, den Mönch der Kaiserin vorzustellen?“

Trepow setzte wieder sein leises sarkastisches Lächeln auf.

„Ist geschehen, lieber Freund, Graf Dobrinski spielte den Vermittler. Auf jener besagten Soiree bei der Gräfin Creutz legte Rasputin verschiedene erstaunliche Proben seiner spiritistischen Begabung ab. Alle Anwesenden sollen rein verhext gewesen sein. Er hat die Gabe, selbst die Ungläubigen unter seinen Einfluss zu bringen. Kurz und gut, wir müssen uns in das schicken, was heute nicht mehr zu ändern ist: Die Grossfürstin Elisabeth Feodorowna stellt Rasputin heute Ihrer Majestät der Zarin vor.“

General Globutschew schob die Unterlippe vor.

„Also hätte man ihn doch rechtzeitig verhaften sollen.“

Trepow zuckte die Achseln.

„Wer weiss? Man muss abwarten und jedenfalls besorgt sein, dass der Einfluss Rasputins — vorausgesetzt, dass er bei Hofe überhaupt Fuss fassen kann — in die rechten Bahnen gelenkt wird. Ich hoffe, dass Grossfürst Nikolaj Nikolajewitsch das Seine tun wird.“

Globutschew teilte den Optimismus seines Freundes nicht.

„Der Grossfürst beteiligt sich ja selbst mit Vorliebe an spiritistischen Séancen, was man draussen im Publikum weder ahnt noch für möglich halten würde. Doch sei dem wie immer, Sie haben recht: Wir müssen unsere Verbindungen aufbieten, um zu verhindern, dass Rasputin irgend nennenswerten Einfluss bei Hofe gewinnt. Ich werde heute mit einem Teile meiner Freunde, die der Ochrana angehören, konferieren, und Sie, General, sind nicht müssig und warnen die Militärpartei!“ —

Sie schüttelten sich die Hände und die Unterredung war beendet. Trepow fuhr zu seinen politischen Freunden, die übrigens fast sämtlich der Grossfürstenpartei angehörten. Damit bezeichnete man diejenigen Mitglieder der Regierung, die Nikolaj Nikolajewitsch unterstützten, der seit dem Tode des Grossfürsten Sergius einen unbestrittenen dominierenden Einfluss über den Zaren gewonnen hatte.

Rasputin

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